Thema: Umfrage - Ein Leben auf Reisen?!  (Gelesen 4292 mal)

Neytiri

« am: 26. Dezember 2009, 22:32 »
Hallo zusammen,

ich gehe seit meiner frühesten Jugend an mit folgendem Gedanke schwanger: Einem Leben auf Reisen, einem Leben, dass nicht nach dem Einkommen fragt, sondern das damit zufrieden ist von der Hand in den Mund zu leben. Ein Leben, dass weiß, dass es nicht verhungern wird. Ich stelle mir die Frage "Was ist TATSÄCHLICH lebensnotwendig?" Der Mensch braucht Wasser und Nahrung zum Überleben. Fertig. Wenn man aber naturverbunden leben möchte und die ganze Scheiße mit Liebe, Arbeit, Freunde, Wohnung und all den anderen Nichtigkeiten voll hat, warum nicht ein Leben unterwegs?
Ich habe ein Jahr lang Australien bereist, war eineinhalb Jahre von dort aus bis nach München in der Welt unterwegs. Ich habe geile Abenteuer hinter mir, noch geilere Erinnerungen an die Zeit und möchte all dies nicht missen. Ich bin also praktisch ein Erfahrener in Sachen Weltreisen. In Afrika habe ich einen Schweizer kennengelernt, der mit seinem Leben zu Hause und allem was dazugehörte brutal abgeschlossen und lebte damals schon seit ein paar Jahren bei dem Urwaldvolk der Pygmäen. Er ist durch eine eigene Reise in den 70igern zu ihnen gestoßen und mit so intensiven Erfahrungen zurückgekommen, dass er zwei Jahre später beschlossen hat das er auch so leben mächte und dies entsprechend umgesetzt. Ich könnte mir sowas durchaus auch vorstellen. Ich habe auf meiner langen Reise damals nicht viel Zivilisation gesehen. Immerhin waren es von Cairns bis nach München auch eineinhalb Jahre, weil ich viel zu Fuß unterwegs war. Von den Malediven bin ich dann per Segelboot bis nach Kairo. Ich liebe die Natur und könnte mir so ein Leben für immer vorstellen.
Was denkt ihr darüber? Ist sowas möglich, ist sowas okay und ein tieferer Sinn, der mich bei der Umsetzung zum glücklichsten Menschen auf Lebenszeit werden lässt? Oder nur naives und träumerisches Geschwätz resultierend aus zu viel Fernsehen? Oder liegt in der Mitte die Antwort?! Fakt ist: In meine gelernten Beruf kann ich nun nicht mehr Arbeiten, weil es gesundheitstechnisch nicht mehr möglich und auch erlaubt ist. In Sachen "Neuorientierung" bin ich komplett verloren. Ich habe tausend Interessen und auch einige Talente. Diese habe ich bei einigen Praktika in den letzten 15 Monaten auch bewiesen. Jedoch hält es mich nirgends wirklich, weil ich im Grunde immer daran denke, wie ich wieder mit Pfeil und Bogen durch den Regenwald laufe um mir mein Abendessen zu jagen. DAS ist für mich Leben, DAS ist für mich Erfüllung. SO kann ich glücklich werden. Aber geht das auf Dauer?!

Ich würde mich über viele Antworten und Meinungen freuen, Euer Chris.
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DiePia

« Antwort #1 am: 06. Januar 2010, 17:35 »
Mach es.
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Janina

« Antwort #2 am: 06. Januar 2010, 20:55 »
Dieses Thema ist mir auch mal durch den Kopf gegangen, aus dem Trott raus und rein ins abenteuer. An deiner Stelle würde ich es machen. Man hat doch nichts  zu verlieren. Natürlich könnte es sein, dass es fehl schlägt, aber an deiner stelle würde ich mich sonst immer fragen, was wäre wenn ich es gemacht hätte...
würde mich übrigens auch über erfahrungsberichte freuen...
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Eidechsenkönigin

« Antwort #3 am: 07. Januar 2010, 15:55 »
probier es aus und sieh, wie es dir gefällt... du wirst nie erfahren, ob dieses abenteuer die erfüllung deines lebens sein wird, wenn du es nicht beginnst. solltest du es wagen, würde auch ich mich über viele erfahrungsberichte freuen, obwohl ich davon ausgehe, dass diese arten von medien dann nicht mehr zu deinem leben gehören werden ;)
viel, viel erfolg!
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05121985

« Antwort #4 am: 09. Januar 2010, 13:22 »
Ich verstehe deinen Gedankengang sehr gut und kann mich dem "mach es" nur anschließen. Mit meinem Freund zusammen starte ich im Sommer etwas ähnliches. Wir werden zufuß und fast ohne Geld das Mittel- und Schwarze Meer umrunden, bis wir dn perfekten Ort zum Leben gefunden haben. Wir stecken bis über beide Ohren in Vorbereitungen, hier mal die Pferdefüsse, auf die wir bisher gestoßen sind:


-Wasserversorgung
-im ernstfall Gesund bleiben/werden
-bestehende Abhängigkeiten von irgendwem oder was?
-Jagderlaubnis/Angelschein?
-gute Bogen selber bauen (von der qualität des Bogens hängt ne menge ab)
-kenntnis essbarer Pflanzen
-retour-möglichkeiten-für den (tod)ernstfall
-Impfungen


Wir werden uns nen Handwagen bauen lassen, weil wir sonst nach spätestens 5 Jahren Wanderschaft mit Rucksack nen Bandscheibenvorfall haben, machen med.- und survival-trainings und beten trotzdem, dass wir die Kraft haben werden zu überleben ohne n fetten rückzieher. Ich schmeiß mein studium, damit wir die Kohle für ne gute ausrüstung  bekommen. wir mussten überlegen, was wir machen, wenn man uns alles stiehlt uns quält oder einen von uns tötet. Wir glauben nicht, dass wir in dieser Zeit der Wanderung und im Aufbau eines wirklich autarken Lebens sonderlich glücklich sein werden, dafür sind wir den Wohlstand zu sehr gewohnt und wird alles einfach körperlich zu anstrengend sein, aber wir glauben, dass wir unglücklicher sein werden, wenn wirs NICHT machen. Deine Reiseerfahrung wird es dir sicher einfacher machen als uns, aber es wird nicht einfach. Du kannst unterwegs verhungern, verdursten, erfrieren am Hitzeschock, Malaria oder  irgendwelchen Würmern draufgehen. Jagbares Wild wird schnell knapp und brauch oft Zeit zur effektivsten Verarbeitung und haltbarmachung. Zeit, die dir manchmal fehlen kann. Ich studier(t)e Archäologie, und hab dabei viel über die schwierigkeiten gelernt. Z.Bsp. du wirst verm. spätestens mit 50 hin sein (ich als Mädel mit 40) wenn du nicht von einer starken Gruppe (z.B. Pygmäen) aufgenommen wirst. Ich will dich damit nicht von deinem Vorhaben abbringen, sondern auf deine Passage
 "Einem Leben auf Reisen, einem Leben, dass nicht nach dem Einkommen fragt, sondern das damit zufrieden ist von der Hand in den Mund zu leben. Ein Leben, dass weiß, dass es nicht verhungern wird. Ich stelle mir die Frage "Was ist TATSÄCHLICH lebensnotwendig?""
 zu antworten. Dieser Teil ist offengestanden stark rosa bebrillt.

Mit guter Vorbereitung ist das ganze durchaus machbar aber niemals leicht! Versuchs einfach, aber nicht mit Idealismus, sondern immer in Erwartung des Schlimmsten, dann passt das schon.

Viel Erfolg
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Flynn

« Antwort #5 am: 02. Februar 2010, 14:10 »
Grundsätzlich ist das eine absolut persönliche Entscheidung. Die wird jeder anders beantworten...

Für mich wäre das nichts, ich will was bewegen und auch etwas Luxus (fließend Wasser, warme Wohnung, Fußballtickets und und und) haben. Außerdem wären ein paar Kinder nicht ganz ausgeschlossen später - glaube darin würde ich meine Erfüllung finden :-)


Wichtig finde ich nur eines: mach deinen Weg und mach ihn möglichst aufrecht und selbstbestimmt. Wer sich von ALG beispielsweise seinen Traum erfüllt (oder besser gesagt erfüllen lässt), der tut das nicht.
Bringst du es mit Hilfe deiner Möglichkeiten fertig so ein Leben zu führen - dann, auf gehts. Warum nicht :-)
...und das ist alles andere als ironisch gemeint!

Wünsche dir viel Spaß am schwarzen Meer!
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Horitamus

« Antwort #6 am: 03. Februar 2010, 16:52 »
Hi Neytiri,
ich muss mich Flynn anschließen. So ganz ohne Zivilisation könnte ich persönlich auch nicht. Aber das muss denke ich jeder für sich entscheiden. Alleine die Tatsache, dass du so eine "Abstimmung" in einem Forum für Weltreisende und Globetrotter machst, zeigt mir, dass deine Entscheidung im Prinzip schon gefallen ist und du vielleicht gar nicht unbedingt die rationalen Gegenargumente hören willst. Geh doch mal in das Forum derjenigen, die noch nie weiter als 10 km von zuhause weg waren und das auch nicht vorhaben, die erklären dich für verrückt.

Ich persönlich würde sagen, dass wahrscheinlich durchaus machbar ist und immerhin soll ja jeder das tun, was ihn glücklich macht, solange man nicht allzu viele andere damit unglücklich macht.
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TravelBugs

« Antwort #7 am: 04. Februar 2010, 22:34 »
Just do it!!!!
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farmerjohn

« Antwort #8 am: 09. Februar 2010, 01:35 »

I



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killerloop23

« Antwort #9 am: 14. April 2010, 01:32 »
Und- gibts schon eine Entscheidung?
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Neytiri

« Antwort #10 am: 14. April 2010, 18:42 »
Hi Leute,

es ist eine Weile vergangen. Ich danke euch für eure Meinungen und bin überrascht wie positiv gehalten sie sind. Hätte ich nicht mit gerechnet. Eine Entscheidung gibt es in folgender Richtung:

Ich werde vorher noch eine 2jährige Ausbildung zum Biologisch Technischen Assistenten machen. Das ist bereits fix. Zwei Jahre, nur Schule, viel lernen, viel Biologie, viel Genetik, viel Mikrobiologie, alles sehr schwer. Aber: Die Natur und deren Funktionsweise kommt mir auf die Weise nicht nur näher, ich entwickle ein viel genaueres und tiefgreifenderes Verständnis für natürlich und biologische Abläufe. Mich hat diese Materie schon immer interessiert und ich denke, ich würde mir in fünf oder zehn oder 15 Jahren so der Maßen in den Arsch beißen, wenn ich diese Ausbildung nicht machen würde.
Selbstverständlich würde ich dann auch auf Reisen unterwegs sein und die Natur genießen können, aber bei jedem Marsch durch einen Wald oder beim Jubeln auf dem Kili, würde ich mich trotz all der Freude darüber ärgern, dieses Verständnis nicht zu haben und all jenes nicht gelernt zu haben.

In so fern bin ich froh, dass ich erst 25 bin und somit noch jung. Man lebt nur einmal. Ich freu mich drauf!! ;-)
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mnpent13

« Antwort #11 am: 17. April 2010, 04:30 »
Natürlich könnte es sein, dass es fehl schlägt, aber an deiner stelle würde ich mich sonst immer fragen, was wäre wenn ich es gemacht hätte. An deiner Stelle würde ich es machen. Man hat doch nichts  zu verlieren.
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killerloop23

« Antwort #12 am: 22. April 2010, 23:40 »
Hi Leute,

es ist eine Weile vergangen. Ich danke euch für eure Meinungen und bin überrascht wie positiv gehalten sie sind. Hätte ich nicht mit gerechnet. Eine Entscheidung gibt es in folgender Richtung:

Ich werde vorher noch eine 2jährige Ausbildung zum Biologisch Technischen Assistenten machen. Das ist bereits fix. Zwei Jahre, nur Schule, viel lernen, viel Biologie, viel Genetik, viel Mikrobiologie, alles sehr schwer. Aber: Die Natur und deren Funktionsweise kommt mir auf die Weise nicht nur näher, ich entwickle ein viel genaueres und tiefgreifenderes Verständnis für natürlich und biologische Abläufe. Mich hat diese Materie schon immer interessiert und ich denke, ich würde mir in fünf oder zehn oder 15 Jahren so der Maßen in den Arsch beißen, wenn ich diese Ausbildung nicht machen würde.
Selbstverständlich würde ich dann auch auf Reisen unterwegs sein und die Natur genießen können, aber bei jedem Marsch durch einen Wald oder beim Jubeln auf dem Kili, würde ich mich trotz all der Freude darüber ärgern, dieses Verständnis nicht zu haben und all jenes nicht gelernt zu haben.

In so fern bin ich froh, dass ich erst 25 bin und somit noch jung. Man lebt nur einmal. Ich freu mich drauf!! ;-)

Klingt super und gut durchdacht. Ich wünsche Dir, dass sich alles so entwickelt, wie Du es Dir wünschst.

Ich finde übrigens, Du solltest Deinen Träumen folgen - zurück kannst Du immer!
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Stecki

« Antwort #13 am: 28. Juli 2013, 10:39 »
Habe heute gerade gelesen dass in meiner Nachbarschaft auch einer wohnt der seit Jahren auf Reisen ist: http://www.aargauerzeitung.ch/aargau/brugg/dieser-aargauer-reist-seit-jahren-ohne-plan-um-die-welt-126959190
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mamo

« Antwort #14 am: 28. Juli 2013, 13:22 »
Habe ich auch gesehen. Sehr interessant....(wie auch die Kommentare... ::))
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