Thema: 4 1/2 Stans - Mittelasien 2025  (Gelesen 1459 mal)

Kaamos

« Antwort #15 am: 13. Mai 2025, 20:47 »
Mittwoch, 23.04.2025

Karakum, Karakorum, Karakul, Karakal, Kara, Kalpak, Pakistan, ... Ja, was denn nun?
Als wir nach dem Frühstück mit unserem Taxifahrer Ali den Amudarja überqueren, erreichen wir die Autonome Republik Karakalpakistan.
Kara ist schwarz und ein Kalpak ist eine Fell- oder Filzmütze, die von Zentralasien bis auf den Balkan verbreitet ist.

Mittlerweile ist es ein ziemlich trockener Landstrich. Der von Stalin angeordnete intensive Baumwollanbau lässt Amudarja und andere Flüsse langsam versiegen. Der Mensch lernt nichts aus der Geschichte - siehe Konye-Urgench.
Dünger und Pestizide, die sich erst im Flussbett abgesetzt hatten, werden nun durch denn Wind verweht. Es gibt eine extrem hohe Rate an Atemwegserkrankungen.

Mittlerweile hat der usbekische Präsident die Order ausgegeben, von Baumwolle auf Obst umzusteigen. Wir sehen bei der Überlandfahrt viele frisch angelegte Plantagen.



Unser Ziel in Karakalpakistan sind die Elliq Qala, die 50 Festungen. Unsere Zeit reicht allerdings nur für den drei, wobei wir mitten in der Wüste Kyzylkum bei Ayaz Kala starten. Die bewacht schon seit dem 4. Jh. v.Chr. das antike Chorezm. Damals floss der Amudarja auch noch direkt unter der Burg entlang. Heute flitzen hier kleine Geckos durch den Sand, die sich auch Mal in anderthalb Meter große Wüstenwarane verwandeln können. Die große Variante haben wir allerdings nicht gesehen, als wir bei brütender Hitze den Gipfel erklommen haben.



Zweiter Stopp ist Toprak Kala - nicht ganz so tief in der Wüste drin, aber dafür besser erhalten. Das muss mal eine riesige Anlage gewesen sein, neben dem Burghügel sieht man noch den Wall um eine 2000-Einwohner-Siedlung.



Letzter Stopp auf unserer Burgentour ist Kyzyl Qala. Sie stammt aus dem 1. Jh., wurde im 13. aber erneuert. Die unteren Lehmmauern wurden im letzten Jahrhundert restauriert.



Ali hat hinzu ganz schön aufs Gas getreten. Da haben wir jetzt noch ein bisschen Zeit - glücklicherweise, denn so springt noch ein leckeres Schaschlik raus. Unser nächstes Ziel ist nämlich nicht wieder Khiva, sondern auf halber Strecke Urgench, das neue. In Urgench angekommen dauert es auch gar nicht mehr lang, dass der Nachtzug aus Khiva eintrifft. Diesmal reisen wir "ЛЮКС", 1. Klasse Privatabteil. Solang der Zug noch im Bahnhof steht, läuft uns der Schweiß - keine Klimaanlage. Aber erst einmal unterwegs wird es ziemlich frisch im Abteil.

Kaum sind wir über den Amudarja, beginnt die Wüste. Auch die Fahrt vorbei an der sandigen Leere der Kyzylkum ist schon schön, besonders wenn der Sonnenuntergang kommt.
Wer nicht kommt, ist der Samsa-Verkäufer von der Hinfahrt. Aber wir können uns auch mit Aprikosen und Pistazien behelfen.


Kaamos

« Antwort #16 am: 13. Mai 2025, 20:50 »
Donnerstag, 24.04.2025

05:40. Die Nacht im Schlafwagen ist wie immer genauso wie das Bett: etwas kürzer.  Geschlafen habe ich aber gut. Irgendwo standen wir etwas länger, vermutlich Samarkand. Pünktlich kurz vor Sonnenaufgang bin ich munter geworden. Was für eine schöne rote Scheibe.
Wir kommen auf die Minute pünktlich am Bahnhof Tashkent Süd an. Dort lagern wir unser Gepäck erstmal zwischen und starten mit Tee und Somsas in den Tag, bevor wir uns auf die Suche nach einem Bus machen. Der ist schnell gefunden, aber kein Ticketschalter. Man nimmt uns aber auch so mit. Der Bus ist gerammelt voll, fehlt nur noch, dass einer die Zusteigenden von hinten rein drückt, wie in einer japanischen U-Bahn zu Stoßzeiten.



Einen Großteil des Tages verbringen heute unter der Erde. In Anbetracht der Temperaturen ist das auch ganz angenehm so.
Nachdem 1966 ein Erdbeben die usbekische Hauptstadt erschütterte, wurde sie großflächig neu aufgebaut, inklusive einer Metro, der ersten Mittelasiens. Nicht ganz so tief gelegen, wie andere Metronetze der Sowjetunion, aber mit vielen sehenswerten Stationen.

Tickets kosten 3000 So'm (20 Cent). Solang man das Netz nicht verlässt, könnte man für den Preis auch den ganzen Tag unter Tashkent herum fahren.



Die Ladys mit dem Besen standen am einen Ende des Bahnsteigs. War eine Bahn durch und der Passagierpulk die Treppe hoch, wurde einmal ans andere Ende gefegt und 2-3 Minuten gewartet, bis die nächste Bahn durch war.

Wir bleiben aber nicht die ganze Zeit unter Tage. Bei einem kurzen Spaziergang über den Amir-Timur-Platz und vorbei am Kashgar-Park sehen wir erst einmal, wie grün die Stadt ist. Das ist nach den letzten Tagen in der Wüste richtig angenehm.



Allzuviel Zeit in Tashkent habe ich uns bei der Planung nicht gegeben, aber Basar muss schon sein, insbesondere, da der Chorsu Basar einer der ältesten in Mittelasien ist. Hier in Tashkent haben sich die Handelsrouten der Seidenstraße gekreuzt, daher auch der Name: Chor Su = vier Ströme, bzw. einfacher gesagt "Kreuzung".

Der sowjetische Kuppelbau ist schon für sich sehenswert, das Markttreiben aber natürlich auch. Da werden auch gleich die letzten usbekischen Souvenirs gekauft.

Und weil ein Gang über den Markt hungrig macht, schauen wir in eine kleinere Kuppel hinein und werden gleich bestens mit Plov, Salat und Schaschlik versorgt.



Es gibt aufgrund mehrerer Erdbeben in den letzten Jahrhunderten nicht mehr allzu viele historische Bauten. Neben dem Basar steht aber noch die Koʻkaldosh-Madrasa. Nach all den märchenhaften Orten, die wir jetzt schon gesehen haben, nimmt sie sich recht bescheiden aus, hat aber trotzdem eine angenehme Atmosphäre. Vor allem, da der Innenhof begrünt ist und seit der usbekischen Unabhängigkeit auch tatsächlich wieder in ihr gelehrt wird. Der Gebetsruf klingt noch etwas schief, aber das wird schon noch...

Zu Sowjetzeiten beherbergte die Koranschule ein Museum für Atheismus.



Nach der kurzen Nacht ist so langsam die Luft raus. Meine Begleitung sucht sich schonmal ein schattiges Plätzchen und ich bewundere sowjetischen Brutalismus. Das Hotel Uzbekistan ist ein Wahrzeichen der Stadt.

Über den Platz reitet Timur auf die Kuppel des Timuridenmuseums zu, an dem wir uns kurzerhand ein Taxi schnappen, dass uns erst zum Südbahnhof bringt, wo wir fix das Gepäck abholen, und dann weiter zum Flughafen.
Wir sind zwar ein wenig zu zeitig, aber ich gestehe, dass bei dem Reisetempo die Pause auch mal gut tut.



Nach dem Start mit Air Astana ist es für einen Blick auf die Bergwelt leider schon zu dunkel. Aber das bekommen wir später noch. Dafür ist der Start über Tashkent super und auch die Lichter Almatys sind toll. Unterwegs sehen wir wahrscheinlich auch Bischkek, aber Kirgisistan muss ich mir ein andermal vorzunehmen.


Ich weiß nicht, ob ich die Geschichte hinter den Schildern überhaupt wissen möchte...

Pünktliche Ankunft in Kasachstan, flotte Einreise und ein neues Land im Reisepass - was will man mehr?
Den Mietwagen bekommen wir auch recht flott und schon gehts zum Hotel. Im Dunkeln macht Almaty einen ganz anderen Eindruck als alle anderen Städte, die wir bisher hatten. Nach zehn Minuten erreichen wir das Hotel und freuen uns eigentlich nur noch auf die Federn  :smiley_muede:


Kaamos

« Antwort #17 am: 13. Mai 2025, 20:52 »
Freitag, 25.04.2025

Frühstück serviert das Hotel nicht, aber das ist nicht so schlimm, hier gibt es gute Stolowayas. Die Zeiten der Kantinen mit Sowjetcharme ist aber vorbei - Kasachstan gibt sich schick, modern und hat ein leckeres Angebot. Nur den Kaffee wollen wir dann später unterwegs suchen.
Der Ili-Stausee sieht aus, als könnte es hier etwas geben. Man fühlt sich fast wie am Meer und im Sommer ist am Strand sicher die Hölle los. Jetzt ist leider tote Hose - Kaffee also Fehlanzeige. Ein Stück weiter versuchen wir es noch einmal entlang des Weges, aber außer einem schönen Blick gibt's nix



Die kasachischen Weiten sind unglaublich. Wir fahren durch nicht enden wollende Steppenlandschaften. Es ist wunderschön, aber trotzdem klar, dass wir die Größe gar nicht in einer Reise erfassen können. Kasachstan ist der größte Binnenstaat der Welt und gehört zumindest mit 5% seines Gebietes zu Europa. Die Region Almaty ist davon allerdings weit entfernt.

Eine Wohltat im Vergleich zu den letzten Tagen sind die Straßen. So gute Fahrbahnen hatten wir den ganzen Urlaub über noch nicht. Ich habe von den kasachischen Verhältnissen ein vollkommen falsches Bild gehabt.

Was ich auch nicht erwartet habe, sind die vielen Steppenpferde. Wir sehen unterwegs mehrere Herden und Einzeltiere.



Irgendwann müssen wir allerdings trotzdem die schöne Straße verlassen und fahren querfeldein in das Tal des Ili hinab. Hier unten tummeln sich zum einen mehrere Schulklassen beim baden, klettern und zelten - und zum anderen ist hier Tamgaly-Tas, der "Freilufttempel".
Im 17. Jh. gab es hier in der Gegend die Dschungarei, ein mongolisches Khanat, dessen Ostteil später von China geschluckt wurde.
Bis es soweit war, schufen allerdings tibetanische und dsungarische Künstler für den fanatisch-buddhistischen Khan wunderbare Kunstwerke. Mehrere Buddhas und Bodhisattvas blicken ins Tal hinab. Dass wir für noch mehr Felszeichnungen nur hätten ins Nachbartal gehen müssen, haben wir irgendwie verpeilt...



Straßenschilder sollten die Kasachen mal eindeutiger anbringen. Vor einer Baustelle biegen wir entsprechend des Schildes ab und fahren erstmal 20 km nach Norden, bis es uns dann doch zu komisch vorkommt. Also drehen wir um und sehen beim zurückkommen, dass wir einfach hätten neben der Straße geradeaus weiter fahren können.
(Das Foto gibt die Situation vor Ort nicht ganz wieder...)

Aber wir sehen das gute an der Sache, so können wir noch etwas länger die tolle Szenerie beobachten: wir fahren auf einer platten Hochebene, eingerahmt von hohen Bergrücken.



Wir haben kaum gemerkt, dass wir mittlerweile auf 1700m angestiegen sind. Nur die Temperaturen draußen machen uns darauf aufmerksam. Kaum haben wir den Altynemel'-Pass passiert, ändert sich die Landschaft. Bei der Abfahrt wird es trockener und steiniger. Erst unten im Tal, 400m tiefer, kommen wieder die altbekannte Steppe mit dem Bergpanorama im Hintergrund, dazu ein wunderbarer Sonnenuntergang.
Auf den hätten wir ohne unsere "Umleitung" wahrscheinlich verzichten müssen.
Am Altynemel' gibt es auch noch einen Nationalpark mit singenden Dünen, bunten Bergen, mongolischen Hügelgräbern und einer Kochstelle Dschingis Khans. Mit zwei, drei Tagen mehr gäbe es noch so viel zu entdecken...



Etwas später als geplant kommen wir in Zharkent an. Ein Hotel ist diesmal auch noch nicht gebucht, da wollten wir vor Ort fragen. Das klappt schon beim ersten Anlauf: nagelneu, tolles Zimmer... Hier könnte man auch länger bleiben.
China ist nicht weit - da muss heute natürlich chinesisch gegessen werden. Die Karte ist reichhaltig und glücklicherweise bebildert. Wir können uns kaum entscheiden.
Für mich gibt es außerdem eine Riesenschale uighurischen Tee: schwarzer Tee mit Milch und Salz. Schmeckt interessant, eigentlich fast wie englischer Tee mit Milch. Tee haben wir den ganzen Urlaub über übrigens grundsätzlich in Schalen serviert bekommen, nicht in Tassen.

Man beachte auch die in den Tisch eingelassenen Warmhalteplatten

Kaamos

« Antwort #18 am: 13. Mai 2025, 20:55 »
Samstag, 26.04.2025

Zharkent ist eigentlich schon ein Recht alter Ort auf der Seidenstraße. Die heutige Stadt ist allerdings russischen Ursprungs. Sie wurde 1882 gegründet, um die Grenze zu China zu sichern. Für die hier stationierten Kosaken wurde natürlich auch eine orthodoxe Kirche errichtet. Als wir kommen, rufen die Glocken der Prophet-Elija-Kirche - vom Messdiener per Hand angeschlagen - gerade zum Gebet.
Nach den ganzen Moscheen und Medresen der letzten Tage ist das mal eine angenehme Abwechslung.



Aber eine Moschee kommt doch noch... und was für eine! Das 1887 erbaute Gotteshaus ist eine wunderbar bunte Pagode, in Kombination mit einem großen, fast schon persischen Eingangsportal. Ein wirklich wunderschönes Gebäude, dass den Abstecher in die abgelegene Gegend definitiv rechtfertigt.



Und es juckt schon mächtig im Gaspedal... nur noch 30 km bis China. Der Grenzort Khorgos wurde von China im Zuge der "Neuen Seidenstraße" massiv ausgebaut und ist mittlerweile der zweitgrößte Trockenhafen der Welt. Man hat hier auch eine Freihandelszone eingerichtet, in der man einfach so über die Grenze zum Shoppen kommt. Ein wenig hat das allerdings an Reiz verloren, da man neuerdings ohnehin visumsfrei nach China kommt.
Aber nein, ich muss mich bremsen... das kommt ein andermal auf die Agenda, die Ferien neigen sich dem Ende und ein Abstecher ins Reich der Mitte ist leider zeitlich nicht drin. Für uns ist das jetzt zumindest der östlichste Punkt unserer Reise erreicht, ca. 4.800km östlich von Potsdam.

Ganz in der Nähe liegt der Eurasische Pol der Unzugänglichkeit, der Ort auf der Erde, der am weitesten von einem Ozean entfernt ist. Zugegebenermaßen ist das jetzt doch ein bisschen geschummelt, denn der Pol liegt noch etwa 150km weiter im Osten in China. (Andere Berechnungen verlegen ihn noch ein Stückchen weiter weg, aber das ignoriere ich jetzt).



Irgendwann während unserer Fahrt müssen wir mal wieder den Asphalt verlassen und steuern auf einen Mini-Grand Canyon zu. Eine ganze Horde Touristen ist schon vor Ort, inklusive zweier deutscher Camper Mobile. Bei den Massen begnügen wir uns mit einem Spaziergang zum Aussichtspunkt. Es sind schon spannende Felsformationen. Der Spaziergang ins Tal wäre sicher auch interessant, aber uns brennt die Sonne zu sehr und wir müssen noch ein Stück weiter kommen. Allerdings kann ich nicht widerstehen ein bisschen Geld für Touristenspektakel auszugeben.



https://www.youtube.com/watch?v=BSDY4Mucb78

Verhungern müssen wir in Kasachstan definitiv nicht. Am Wegesrand findet man immer wieder kleine Gasthäuser mit einem Grill vor der Tür. Auch heute gibt es wieder unglaublich leckeres Schaschlik.



Jetzt müssen wir uns sputen, wir wollen doch noch nach Jessik, bevor das örtliche Museum schließt. Eine Viertelstunde vor Feierabend kommen wir schließlich an und die Mitarbeiter sind so nett, uns noch kurz rein zu lassen. Das reicht, für das Prunkstück der Sammlung, für das wir uns jetzt so beeilt haben: den goldenen Menschen von Jessik.
Ob es sich um Mann oder Frau handelt, ist noch nicht geklärt. Auf jeden Fall ist die Person, deren Grabkammer man in den 1970er Jahren in einem der vielen hiesigen Hügelgräbern gefunden hat knapp 2.500 Jahre alt und gehört den Skythen an, einem Nomadenvolk der eurasischen Steppe. Die Person mit ihrer über und über mit Gold verzierten Kleidung ist heute ein Nationalsymbol Kasachstans.
Abschließend gehen wir noch bei den Hügelgräbern vorbei. Knapp 35 sind hier vor der großartigen Bergkulisse zu finden.



Je näher wir Almaty kommen, umso heftiger wird der Verkehr. Solche Zustände hatten wir die ganzen letzten vierzehn Tage nicht. Aber schließlich erreichen wir unser Hotel mitten im Zentrum doch noch.
Unterwegs wird die Luft zunehmend schlechter. Almaty hat sehr mit Luftverschmutzung zu kämpfen. Die ganzen Schaschlikgrille sind sicher nicht ganz unschuldig daran. Apropos... eigentlich sind wir noch recht satt, aber ein kleines Nudelsüppchen geht dann doch noch.



Ein kleiner Spaziergang rund ums Hotel, vorbei an Kirche und martialischen Kriegern beschließt dann den Abend.


Kaamos

« Antwort #19 am: 13. Mai 2025, 20:58 »
Sonntag, 27.04.2025

Unseren letzten vollen Tag in Almaty starten wir entspannt mit ausgiebigem Frühstück im Hotel. Heute probiere ich auch endlich mal Kurt, die kleinen weißen Kügelchen, die uns schon seit der Ankunft in Usbekistan immer wieder über den Weg kullern. Ein halber Bissen reicht mir schon. Der luftgetrocknete Quark aus saurer Pferdemilch ist nicht so meins.

Anschließend geht es zu Fuß los. Gleich neben dem Hotel ist ein großer Park, in dessen Mitte sich die Christi-Himmelfahrts-Kathedrale befindet. Sie ist eines der höchsten Holzgebäude der Welt und erstrahlt im Sonnenschein wunderbar bunt. Zu Sowjetzeiten wurde in ihr der erste Radiosender Kasachstans betrieben. Erst seit 1995 finden wieder Gottesdienste statt, so auch jetzt gerade.



Die Kathedrale befindet sich mitten im Park der 28 Panfilowzy. Das ist die Infanteristen-Garde von General Panfilow, die sich im November 1941 bei der Schlacht um Moskau gegen doppelt so viele deutsche Panzer verschanzt haben soll.
Nach dem Krieg stellt sich raus, dass das wohl eine Zeitungsente war, viele der angeblich gefallenen sind wieder aufgetaucht. Gedacht wurde den "Helden" trotzdem mit großem Tamtam.

Und auch wir kommen mitten hinein in militärisches Getümmel. Heute wird dem 80. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg gedacht (a.k.a. WWII). Die große Parade haben wir zwar ganz knapp verpasst, aber es laufen noch genug ordenbehangene Veteranen herum. Bei dem Schmuck wird mancher Weihnachtsbaum neidisch.



Nach den Spaziergang im Park geht es mit dem Auto weiter. Almaty ist mit über 2 Mio. Einwohnern nicht gerade klein. Im Vergleich zu gestern Abend ist der Verkehr nun aber entspannt.

Wir machen einen Zwischenstopp beim Goldenen Menschen, der hoch oben auf der Säule des Unabhängigkeitsdenkmals thront und bei Монета, dem Denkmal einer großen Münze. Auf ihr ist das Tamga (Siegel) des Chagatai Khan zu sehen, dem Sohn von Dschingis Khan. 1979 wurden zwei derartige Münzen gefunden und die Aufschrift als 'Almaty' entziffert.



Almaty liegt großartig. Die Stadt ist in der Ebene, aber dahinter erhebt sich das weitgestreckte Bergpanorama des Tien Shan bzw. dessen Teilgebirges Transili-Alatau.
Gemeinsam mit unzähligen anderen Almatinern machen wir uns auf den Weg nach oben. Kein Wunder, dass die Straßen in der Stadt so leer waren. Alle stehen hier im Stau.
Nach der Kasse für den Ile-Alatau-Nationalpark löst sich der Stau zwar auf, aber rechts und links parken die Autos, Wanderer und Radfahrer keuchen den Berg hoch und Picknicker drängeln sich am kühlen Bach.

Unser Ziel ist der Große Almaty-See auf 2.500m und danach das Tien Shan Observatorium auf 3.300m. Laut Recherche eigentlich problemlos zu erreichen, aber es stellt sich raus, dass wir das Auto zurück lassen müssten und die letzten 4km zum See, bzw. 7km zum Observatorium laufen müssten. Da streiken wir. Zumal es auch hier an der Sperre auf 2.000m noch immer 30°C sind.
Also kehren wir um und fahren nach kurzem Abstecher ins Nachbartal wieder zurück nach Almaty.



Als kleine Entschädigung gönnen wir uns jetzt eine Seilbahnfahrt auf den Kök-Töbe. Das sind zwar nur 1.130m, aber von hier hat man einen tollen Blick auf die Stadt.
Direkt unterm Fernsehturm befindet sich das Vergnügungsviertel Almatys: Achterbahn, Schießbude, Riesenrad, ... Sogar die Beatles sitzen hier und verdienen sich ein kleines Zubrot als Fotomodell.
Auf den Fernsehturm selbst fahren wir nicht hoch, sondern investieren das gesparte Geld in Okroshka und Bruschetta.
Der Fernsehturm selbst ist mit 371m übrigens die größte freistehende Stahlrohrkonstruktion der Welt.



Alter Prunk, neuer Prunk und viele bunte Fassaden. In den kleineren und größeren Orten Kasachstan sieht man viel Streetart. Vor allem die Stirnseiten der Plattenbauten sind häufig gestaltet.



Das Auto bringen wir zum Hotel, um noch einmal auf den Basar um die Ecke zu schauen. Das wird zu einem regelrechten Labyrinthlauf. Es geht auch mehrere Ebenen nach oben und unten, den Überblick haben wir schnell verloren. Aber nach den ganzen Märkten der letzten Wochen entdecken wir nicht so viel neues. Langsam ist man übersättigt. Was allerdings hängen bleibt, sind die vielen Äpfel. Das kommt nicht von ungefähr. Almaty ist von alters her von vielen Obstgärten umgeben. Ihr Name bedeutet "Apfelstadt". Lange hat man angenommen, dass der heutige Kulturapfel aus der Gegend um Almaty stammt.



Apropos satt... das sind wir schließlich auch, nachdem es uns zum Kaukasier verschlagen hat. Aserbaidschanisches Lamm-Saj ist köstlich, aber sooo viel. :smiley_lecker:


Kaamos

« Antwort #20 am: 13. Mai 2025, 21:04 »
Montag, 28.04.2025

Schon vorbei... Ein bisschen Lust hätte ich ja schon noch. Mit einem Lunchpaket vom Hotel geht's zurück zum Flughafen, Auto abgegeben, eingecheckt und schon sind wir in der Luft. Fensterplatz mit Blick Richtung Tien Shan.
Leider ist es ziemlich diesig, Almaty hat ein Smogproblem.
Nach der turkmenischen Wüste kommen schließlich dicke Wolken, sodass weder Kaspisches Meer, Baku oder der Kaukasus zu sehen sind. Umso schöner ist es, als plötzlich ein Gipfel die Spitze durch die Wolkendecke steckt: der Ararat.
Schließlich landen wir in Istanbul und im Transferbereich trennen sich unsere Wege, meine Reisebegleitung hat noch ein wenig Zeit, bis es nach Ljubljana geht, aber ich muss zum nächsten Gate.
Abschied kurz und schmerzlos - das nächste Abenteuer kommt bald.



Kama aina

« Antwort #21 am: 14. Mai 2025, 22:22 »
Wow! Wie immer ein toller Bericht, der deine Leidenschaft am Reisen und neue Länder herrlich dokumentiert!
Freue mich immer von dir zu lesen!
Werde dann Ende des Jahres über unsere Erlebnisse in Usbekistan berichten.

Hast du bei der Agentur in Tadschikistan Ausflüge gebucht, die dir angeboten wurden, oder konntest du deine Wünsche und Ziele äußern und die haben die einen Reiseführer und Auto zur Verfügung gestellt?

Bin wie immer schon weiter am denken und schaue schon mal, was nach Usbekistan kommen kann!
Wir sind ja immer sehr gerne eigenständig mit dem Mietwagen unterwegs, und genau wie du es beschrieben hast, habe ich außer in Usbekistan und Kasachstan keine vernünftige Möglichkeit einer Mietwagenbuchung gefunden.

Daher ist die Variante mit der Agentur in Tadschikistan natürlich optimal.
Für Kirgisistan hätte ich die Variante mit einem Mietwagen von Hertz in Almaty buchen und dann gegen Gebühr nach Kirgisistan rüber fahren.

Und weißt du ob die Agentur in Tadschikistan auch allgemein Touren in Turkmenistan vermittelt?

Vom Grundsatz her wollten meine Jungs und ich wohl eher Land für Land machen. Außer vielleicht wirklich Kasachstan mit Kirgisistan kombiniert.

Kaamos

« Antwort #22 am: 15. Mai 2025, 16:46 »

Dankeschön  :)

Die Ausflüge in Usbekistan (Stadtrundgang Bukhara, Wüstenfestungen bei Khiva) wurden mir direkt von den Hotels angeboten (schon vorab bei der Buchung über Booking, aber auch direkt vor Ort gab es Werbung dafür). Die beiden Städte (sowie Samarkand) sind extrem touristisch geprägt. Das fällt vorallem auf, wenn man daneben das Kontrastprogramm überland macht.

An Tajikistanmountain.com bin ich direkt mit meinen Vorstellungen herangetreten, die die dann bei der Planung berücksichtigt haben. Im Grunde ging es mir bei diesem Teil auch mehr darum, einen Fahrer zu haben, aber unser Guide Ahmad war ein Glücksgriff und hat seine Sache gut gemacht.

Die Agentur macht Touren in allen 5 mittelasiatischen Stans (außer Afghanistan). Das muss nicht unbedingt mit Tajikistan kombiniert werden, sondern geht auch separat.

Mit ein paar Tagen mehr hätte ich die Variante mit Mietwagen über die Grenze KZ-KG auch in Betracht gezogen, das klang ziemlich unkompliziert.

Kama aina

« Antwort #23 am: 16. Mai 2025, 19:44 »
Danke dir für die Infos!

Unsere Ausflüge in Usbekistan werden wir wohl weitestgehend alleine machen, weil wir uns, in der Regel, das nötige Hintergrundwissen vorher angelesen haben.


Den Anbieter habe ich mir auf jeden Fall aufgeschrieben. Gerade für Tadschikistan gefallen wir da die Optionen, auch wenn wir eigentlich lieber Selbstfahrer wären, aber das kann ich mir in dem Land wohl abschmieren.

Kama aina

« Antwort #24 am: 19. Mai 2025, 22:05 »
Darf ich dich vielleicht noch fragen was du da jeweils bei dem Veranstalter bezahlt hast?
Also für die Ausflüge und Touren?
Wäre für ne grundlegende Kalkulation ganz interessant.

Kaamos

« Antwort #25 am: 20. Mai 2025, 19:37 »
Na klar...

Der Teil Tajikistan hat 365$ pro Person gekostet plus 40$ Einzelzimmeraufschlag.
 - Tag 1: Dushanbe und Hissar
 - Tag 2: Dushanbe - Iskanderkul - Panjakent
 - Tag 3: Panjakent - Samarkand

Inklusive 2x Hotel, Frühstück, Mittag und Abendessen.
30% Anzahlung, Rest Cash vor Ort (in € möglich)

Der Teil Turkmenistan:

405$ pro Person (kein Einzelzimmer, wir haben uns die Jurte geteilt)
 - 1. Tag: Grenze UZ-TK - Konya Urgench - Derweze
 - 2. Tag: Derweze - Grenze TK-UZ - Khiva

Inklusive Mittag, Abendessen, Frühstück
Übernachtung in der Jurte

Zusätzliche Kosten an der Grenze ca. 120 $

Auf Anzahlung wurde verzichtet, da wir schon den Tajikistan-Teil angezahlt haben.


Für die Tour Bukhara haben wir 50$ gezahlt (ca 5h). Für 60$ hätten wir zwei Stunden mehr mit Fahrt im Umland bekommen.

Der Trip zu den drei Wüstenfestungen bei Khiva hat 60€ gekostet.

Nocktem

« Antwort #26 am: 20. Mai 2025, 22:10 »
Genialer Reisebericht, wie immer.
Ich freue mich schon auf den nächsten von dir  ;D .

Kama aina

« Antwort #27 am: 20. Mai 2025, 22:30 »
Danke dir Kaamos für die Aufstellung!

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