Sonntag, 27.04.2025Unseren letzten vollen Tag in Almaty starten wir entspannt mit ausgiebigem Frühstück im Hotel. Heute probiere ich auch endlich mal Kurt, die kleinen weißen Kügelchen, die uns schon seit der Ankunft in Usbekistan immer wieder über den Weg kullern. Ein halber Bissen reicht mir schon. Der luftgetrocknete Quark aus saurer Pferdemilch ist nicht so meins.
Anschließend geht es zu Fuß los. Gleich neben dem Hotel ist ein großer Park, in dessen Mitte sich die Christi-Himmelfahrts-Kathedrale befindet. Sie ist eines der höchsten Holzgebäude der Welt und erstrahlt im Sonnenschein wunderbar bunt. Zu Sowjetzeiten wurde in ihr der erste Radiosender Kasachstans betrieben. Erst seit 1995 finden wieder Gottesdienste statt, so auch jetzt gerade.

Die Kathedrale befindet sich mitten im Park der 28 Panfilowzy. Das ist die Infanteristen-Garde von General Panfilow, die sich im November 1941 bei der Schlacht um Moskau gegen doppelt so viele deutsche Panzer verschanzt haben soll.
Nach dem Krieg stellt sich raus, dass das wohl eine Zeitungsente war, viele der angeblich gefallenen sind wieder aufgetaucht. Gedacht wurde den "Helden" trotzdem mit großem Tamtam.
Und auch wir kommen mitten hinein in militärisches Getümmel. Heute wird dem 80. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg gedacht (a.k.a. WWII). Die große Parade haben wir zwar ganz knapp verpasst, aber es laufen noch genug ordenbehangene Veteranen herum. Bei dem Schmuck wird mancher Weihnachtsbaum neidisch.

Nach den Spaziergang im Park geht es mit dem Auto weiter. Almaty ist mit über 2 Mio. Einwohnern nicht gerade klein. Im Vergleich zu gestern Abend ist der Verkehr nun aber entspannt.
Wir machen einen Zwischenstopp beim Goldenen Menschen, der hoch oben auf der Säule des Unabhängigkeitsdenkmals thront und bei Монета, dem Denkmal einer großen Münze. Auf ihr ist das Tamga (Siegel) des Chagatai Khan zu sehen, dem Sohn von Dschingis Khan. 1979 wurden zwei derartige Münzen gefunden und die Aufschrift als 'Almaty' entziffert.

Almaty liegt großartig. Die Stadt ist in der Ebene, aber dahinter erhebt sich das weitgestreckte Bergpanorama des Tien Shan bzw. dessen Teilgebirges Transili-Alatau.
Gemeinsam mit unzähligen anderen Almatinern machen wir uns auf den Weg nach oben. Kein Wunder, dass die Straßen in der Stadt so leer waren. Alle stehen hier im Stau.
Nach der Kasse für den Ile-Alatau-Nationalpark löst sich der Stau zwar auf, aber rechts und links parken die Autos, Wanderer und Radfahrer keuchen den Berg hoch und Picknicker drängeln sich am kühlen Bach.
Unser Ziel ist der Große Almaty-See auf 2.500m und danach das Tien Shan Observatorium auf 3.300m. Laut Recherche eigentlich problemlos zu erreichen, aber es stellt sich raus, dass wir das Auto zurück lassen müssten und die letzten 4km zum See, bzw. 7km zum Observatorium laufen müssten. Da streiken wir. Zumal es auch hier an der Sperre auf 2.000m noch immer 30°C sind.
Also kehren wir um und fahren nach kurzem Abstecher ins Nachbartal wieder zurück nach Almaty.

Als kleine Entschädigung gönnen wir uns jetzt eine Seilbahnfahrt auf den Kök-Töbe. Das sind zwar nur 1.130m, aber von hier hat man einen tollen Blick auf die Stadt.
Direkt unterm Fernsehturm befindet sich das Vergnügungsviertel Almatys: Achterbahn, Schießbude, Riesenrad, ... Sogar die Beatles sitzen hier und verdienen sich ein kleines Zubrot als Fotomodell.
Auf den Fernsehturm selbst fahren wir nicht hoch, sondern investieren das gesparte Geld in Okroshka und Bruschetta.
Der Fernsehturm selbst ist mit 371m übrigens die größte freistehende Stahlrohrkonstruktion der Welt.

Alter Prunk, neuer Prunk und viele bunte Fassaden. In den kleineren und größeren Orten Kasachstan sieht man viel Streetart. Vor allem die Stirnseiten der Plattenbauten sind häufig gestaltet.

Das Auto bringen wir zum Hotel, um noch einmal auf den Basar um die Ecke zu schauen. Das wird zu einem regelrechten Labyrinthlauf. Es geht auch mehrere Ebenen nach oben und unten, den Überblick haben wir schnell verloren. Aber nach den ganzen Märkten der letzten Wochen entdecken wir nicht so viel neues. Langsam ist man übersättigt. Was allerdings hängen bleibt, sind die vielen Äpfel. Das kommt nicht von ungefähr. Almaty ist von alters her von vielen Obstgärten umgeben. Ihr Name bedeutet "Apfelstadt". Lange hat man angenommen, dass der heutige Kulturapfel aus der Gegend um Almaty stammt.

Apropos satt... das sind wir schließlich auch, nachdem es uns zum Kaukasier verschlagen hat. Aserbaidschanisches Lamm-Saj ist köstlich, aber sooo viel. :smiley_lecker:
