Thema: Entwurzelung durch ständiges Reisen  (Gelesen 2067 mal)

hosep

« am: 06. Juli 2023, 10:51 »
Hallo Forum,

sicher kennt ihr das: ihr kommt von eurer ersten langen Reise zurück und besucht erstmal eure Freunde und Familie und da hat sich gefühlt nichts verändert während man selbst reizüberflutet nach Hause kommt und soviel gesehen und erlebt habt wie in 10 Jahren Alltagstrott nicht. Ich kenne auch die Kehrseite, weil mein Bruder auch ab und an mal weg war für ein paar Monate während ich gerade in Deutschland war. So weit so gut, ich denke das ist auch völlig normal. Nun ist es aber so, dass das Reisen von Beginn an (erste Weltreise 2013 nach Südamerika) in mir was geweckt hat, wo ich wusste dass ich mein Leben mehr oder weniger danach ausrichten werde. Also keine Weltreise zwischen Abi->Studium, Studium->Job oder Job->Job und das war dann mal ein geiles Jahr und danach wieder ab zurück ins Hamsterrad. Es war bei mir dann eher so, dass ich seitdem emotional nie wieder so richtig Fuß gefasst habe, hier in der Heimat. Die erste Reise war quasi ein richtiger mindblow weil ich einfach zum ersten mal gefühlt habe, wie kurz das Leben eigentlich ist in Bezug auf das, was es in der Welt und im Leben im Allgemeinen zu entdecken gibt. Sobald sich mir eine Gelegenheit bot, sei es und auch nur für 1-2 Monate, war ich weg, zusammen mit meiner Freundin. Das war alles so mit Mitte/Ende Zwanzig und auch alle anderen waren in Aufbruchstimmung und gingen auf ihre ganz persönliche Reise. Diese beinhalteten dann halt das erste Kind, Hochzeit, Eigenheim, wieder ein Sprosse höher auf der Karriereleiter. Hinzu dachte mein Umfeld über mich zu dieser Zeit nach Motto:"Der Hosep, ja der lebt sich jetzt nochmal aus, bevor der Ernst des Lebens auch bei ihm losgeht."
Naja, jetzt sind 10 Jahre ins Land gegangen. Im Oktober startet unsere mittlerweile fünfte Weltreise, welche auch wieder mindestens anderthalb Jahre gehen wird. Die meisten in meinem sozialen Dunstkreis, sind voll eingespannt durch Kinder und die Kredite für´s Haus sind auch noch nicht abbezahlt, da muss die nächsten Jahre noch ordentlich gearbeitet werden bzw. vielleicht geht´s ja noch eine Stufe höher im Job usw. Parallel dazu bleibt bei nicht wenigen die Partnerschaft/Zweisamkeit auf der Strecke, sodass sich da auch ein gewisser Frust einstellt. Wenn es zu meiner Person kommt merke ich, dass viele vom Reisen auch völlig falsche Vorstellungen haben so nach dem Motto: "Ihr liegt ja den ganzen Tag nur am Strand."

Ich bin immer wieder froh meine Freunde, Familie zu sehen, wenn ich in Deutschland bin, merke aber auch wie ich immer weniger connecte bzw denke: so ein Leben könnte ich einfach nicht mehr führen. Darüber denke ich in den letzten Wochen und Monaten öfter nach und ich frage mich dann, ob sich die Dinge mit dem Älterwerden sowieso in diese Richtung entwickelt hätten (ich wusste zB schon mit 20 dass ich niemals einen Kredit nehmen werde den ich 10 Jahre+ abbezahlen muss; Kinder waren auch schon immer eher optional als ein festes Muss) oder ob das so eine Art psychosoziale Langzeitnebenwirkung von der ganzen Reiserei ist.

Vor ein paar Wochen gipfelte das ganze Thema noch zusätzlich darin, dass ich für nächstes Jahr als Trauzeuge im Oktober da sein soll. Ich habe dann von vornherein klargestellt, dass ich da noch gar nicht weiß, wo wir sein werden. Wir planen unsere Reisen nicht akribisch, nur den Anfang natürlich. Alles weitere ergibt sich unterwegs und GENAU DAS ist auch das was ich am meisten genieße am Reisen. In den Flow kommen, mich vom Leben überraschen lassen, nicht zu wissen wo man in einem halben Jahr sein wird. Ich weiß unterwegs oft gar nicht welcher Wochentag gerade ist, habe aber auch Phasen in denen wir uns irgendwo niederlassen und ich 200h+ im Monat arbeite, weil irgendwo muss das Geld ja auch herkommen. Aber im großen und ganzen liebe ich die Flexibilität und das Spontane. Auf der letzten Reise haben wir mehr oder weniger in Mexiko gelebt und gereist. Aber wir hatten auch jeweils 3 Monate Kolumbien und Costa Rica eingebaut. Als wir im Flieger nach Costa Rica saßen, wussten wir das 2 Wochen vorher noch gar nicht und genau dieses Gefühl ist mein Lebenselexier.
Mir war klar, dass meine direkten Worte bezüglich der Hochzeit/Trauzeuge nicht auf Begeisterung stoßen. Aber ich will unter keinen Umständen rumeiern und falsche Versprechen abgeben und mich dann hinterher mit Ausreden rauswinden. Einmal mehr merke ich die Diskrepanz zwischen den verschiedenen Lebensmodellen. Weil eine Weltreise mittendrin zu unterbechen um einen Junggesellenabschied zu organisieren, an Hochzeitsvorbereitungen mitzuhelfen usw kommt für mich nicht wirklich in Frage. Wenn es passt komme ich gern zur Hochzeit, aber selbst das würde ich mir gern offenhalten..

Wie auch immer, das soll auch gar kein mimimi-Post werden, aber jetzt würde ich gern einen Austausch mit euch starten wie ihr in solchen Situationen umgeht. Hier gibt es ja sicher einige die auch immer wieder mal weg sind, kommen und wieder gehen. Wie verändert sich eure Wahrnehmung zum Alltagsleben in Deutschland oder wo auch immer ihr herkommt? Könnt ihr euch und eure Erfahrungen integrieren? Oder habt ihr manchmal das Gefühl nicht mehr zu wissen wo eure Heimat/zu Hause ist? Bzw. ihr wisst es zwar intellektuell, aber fühlt es nicht mehr? Wie verändern sich die Beziehungen zu euren Freunden und zur Familie? Was wären für euch externe Gründe eine Reise abzu-/unterbrechen? Beerdigung von der Oma? Hochzeiten? 60ter Geburtstag von Mutter/Vater? Gar Weihnachten?
Werdet ihr mitunter als egoistisch wahrgenommen, wenn ihr euer Ding durchzieht? Bzw. erlebt ihr euch selbst so?
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Nocktem

« Antwort #1 am: 06. Juli 2023, 11:58 »
Diesbezüglich habe ich glück.
ich hab zu mir selber immer gesagt kinder die mich binden kommen für mich nicht in frage und wenn ich eine richtige beziehung eingehe, dann nur mit jemandem der es sich vorstellen kann ebenfalls zu reisen und das auch lange. bei mir heißt das wenn ich arbeite spare ich auf die nächste längere reise.
im bekanntenkreis stößt es jedes mal auf ein "aha" und auch auf ein gewisses unverständnis, weil jeder den ich kenne will die jobleiter schneller und weiter hinauf wie ich, auch wenn es bescheuert klingt, daraus mache ich mir nicht wirklich was, ich will nichts weiter wie geld verdienen damit ich wieder los komme. kredite oder so etwas kommen für mich auch nicht in frage.
der vorteil an der ganzen sache ist wenn man als "reiseverrückt" gilt, so ist es zumindest in meinem bekannten- und familienkreis, das ich eben zu den wichtigen tagen nur eine mail schreibe, dafür werde ich immerhin nicht angegriffen und wenn man sich dann mal sieht ist die freude aller beteiligten größer wie wenn man sich z.b. 1 mal wöchentlich sehen würde.

und das mit dem gefühl vonwegen wo ist eure heimat, in gewisser weise kenne ich das ich bin hier geboren und aufgewachsen aber der begriff heimat stört mich in gewisser weise, ich habe hier meine "bezugspersonen" aber heimat hmmm.... nach meiner ersten längeren reise muss ich sagen hab ich mich auf zuhause in gewisser weise gefreut aber je häufiger ich unterwegs war desto eher hab ich jedes mal den frust bemerkt das ich wieder zurück musste, ich weis das klingt evtl schräg aber irgendwie ging mit dem unterwegs sein auch das ich will hier bleiben los, ich mach mir immer noch gedanken wie ich mit meinen voraussetzungen, kaum pc kenntnisse als bsp, von unterwegs geld verdienen kann... ich glaube dann wäre ich fahrender nomade. als bsp ich hab meinen lebensstiel herunter gefahren damit ich jederzeit wieder los gehen könnte und sei es wenn ich im lotto gewinnen würde, ok ich spiele kein lotto aber das war das beste bsp.

von daher würde ich schauen das du solltest du vorwürfe bekommen sie einfach von dir abprallen lässt, zumal man schwer irgendwelche argumente findet die einen in dem fall entschuldigen auch wenn man selber eigentlich weis warum man es so macht wie man es macht, leider stößt sowas in der heutigen zeit nicht unbedingt auf gegenliebe.
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Surfy

« Antwort #2 am: 15. Juli 2023, 14:12 »

Ich freute mich nach längeren Reisen immer wieder auf das "nach Hause kommen", Familie & Freunde zu sehen - und ja, auch wieder darauf zu arbeiten. Ich mag solche Umstellungen weil ja auch das Reisen nach einer Weile einen normalen Alltag darstellt. Egal wie schnell / langsam man reist - der sogenannte Flow kommt immer.

Dass das Abenteuern zuhause nicht so aufgegriffen und gefeiert wird ist völlig normal, tiefere wird dieses Thema selten aufgegriffen. Zuhause ist die Meute in ihrem eigenen Flow - Hedonismius, Famillienplanung, Karriere, Vermögensaufbau, Work life Balance, Haus & Nestbau.

Das richtet sich nicht gegen die Reisenden an sich, die Menschen haben ihre eigenen Themen und es ist doch schön dass man einfach wieder integriert wird, als wäre nichts gewesen.  ;)

Das Leben bietet viele Möglichkeiten, Weichen, Weggabelungen - dass "unsere" ungebundene variante die erfüllendere ist - steht noch völlig unbeantwortet da.

Die eigenen Ansichten und Haltung ändert sich innerhalb eines Menschenlebens auch, was gut ist - wir lernen, reflektieren, durchdenken immer mal wieder viele Themen, bewerten die Dinge neu. Ich hatte auf Reisen schon viele tiefgründige Gespräche auch mit älteren Reisenden die noch immer auf Achse waren.

Wer denkt das diejenigen Zuhause mit Scheidung & geteiltem Sorgerecht & Sorgen alles falsch machen - der sieht 3 Jahre später beide Elternteile separat wieder, glücklich, neues Nest, neue Famillie & Patchwork - und erkennt dass das Mitleid vielleicht zu früh verspührt wurde. Es gibt kein richtig, kein falsch - die Kunst mit den eigenen Entscheidungen glücklich zu werden ist meiner Ansicht nach der Schlüssel für wenig Frust...

Mit dem andauernden Reiseleben verbaut man sich irgendwann gewisse mögliche Weggabelungen wie Famillienplanung oder ansehliche Rente und eine gewisse finanzielle Autarkie. Aber ja - wer weiss ob wir so lange leben. Yolo sollte man mit 30 aber vielleicht neu reflektieren, in der Regel kommt ein 40, 50 und 60ster Geburtstag.

Surfy


stali

« Antwort #3 am: 23. Juli 2023, 13:08 »
Hallo

Prioritäten ändern sich mit dem Alter und den Situationen des Lebens.

Ich machte vor 12 Jahren mit Anfang 20 meine erste Weltreise. Danach suchte ich den Reise-Schwerpunkt eher in Europa (quasi erst einmal den eigenen Kontinent kennenlernen). Die nächste Weltreise in 10 Jahren, war der Plan. Ich wollte nie Kinder und schon gar keine Schulden für ein Eigenheim. Arbeit ist nur das Mittel zum Zweck.

Jetzt hab ich zwei Kinder und bin fest verwurzelt, eine Weltreise ist derweil weit weg. Auch mit einer Verschuldung für eine bessere Wohnsituation könnte ich leben und lehne ich nicht mehr kategorisch ab. Betreibe ich hier selbstverrat? Für mein 20 jähriches Ich vermutlich schon, aber heute sehe ich das anders. Für mich zählen die Entscheidungen Weltreise und Kinder zu den besten meines Lebens. Aber ja, die Arbeit ist noch immer das Mittel zum Zweck. Dafür pfeiff ich halt auf eine Karriere, nutze die Väterkarenz und gehe in Elternteilzeit.

Für keine deiner Gründe würde ich eine Reise abbrechen, maximal bei einem Tot zu einer emotional verankerten Person. Bei meiner Weltreise ist mein Opa verstorben. Und selbst wenn ich die Reise abgebrochen hätte, wäre ich nie rechtzeitig zur Beerdigung erschienen. Das empfand meine Familie jedoch nicht als egoistisch sondern als logische Konsequenz (es geht sich halt nicht aus).

Aber eines noch: Ich war Trauzeuge von jemanden mit dem ich seit Kindesalter befreundet bin. Ich hätte das bestimmt nicht über das Herz gebracht da nicht teilhaben zu wollen. Das war ich einmal und wird voraussichtlich nie wieder sein. Höchstwahrscheinlich hätte ich dafür meine Reise pausiert.
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Nocktem

« Antwort #4 am: 23. Juli 2023, 13:59 »
der witz ist mein kommentar hat sich auf das obere erst mit mitte 30 geändert, davor dachte ich auch anders über das alles...
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Surfy

« Antwort #5 am: 26. Juli 2023, 22:39 »

Der Thread hat mich zu einem Artikel verleitet:

https://www.4x4tripping.com/2023/07/entwurzelt-eine-weltreise-post-travel-syndrom.html

Natürlich führt auch ein Link hier zurück ins Forum. Ich hoffe das belebt die Diskussion hier noch zusätzlich 😉 Ein Blog spiegelt ja immer bloss die Perspektive eines einzelnen wieder - im Forum bringen sich viele ein, unterschiedliches Alter, Ausgangspunkt - zusätzliche Facetten.

Surfy

Marla

« Antwort #6 am: 23. August 2023, 17:06 »
Sehr spannendes Thema, das du da aufgeworfen hast, Hosep! Ich finde auch die bisherigen Antworten sehr interessant. In einigen Aussagen finde ich mich wieder, in anderem nicht so, und das teilweise bei denselben Postenden. Das zeigt mir, wie vielfältig und individuell dieses Thema ist.

sicher kennt ihr das: ihr kommt von eurer ersten langen Reise zurück und besucht erstmal eure Freunde und Familie und da hat sich gefühlt nichts verändert während man selbst reizüberflutet nach Hause kommt und soviel gesehen und erlebt habt wie in 10 Jahren Alltagstrott nicht.
Ja, das kenne ich sehr gut. Ich treffe mich dann immer bewusst mit Leuten, die auch viel/individuell/in exotischen Ländern reisen und schwelge bei/mit denen in Reiseerinnerungen. Die anderen, mit denen ich andere gemeinsame Nenner haben, kriegen nur die Kurzfassung, bevor ich mir ihre Storys anhöre. Aber ich bewerte das auch nicht (Alltagstrott, Hamsterrad etc., das finde ich schon sehr negativ). Jeder entscheidet sich für seinen Lebensstil, und solange man genügend Verständnis und Einfühlungsvermögen füreinander mitbringt, funktioniert das nach meiner Erfahrung auch mit der Freundschaft.

Zitat
erste Weltreise 2013 nach Südamerika
Ganz genauso ging es bei mir auch los, im September 2013 in Brasilien :)

Zitat
Wie verändert sich eure Wahrnehmung zum Alltagsleben in Deutschland oder wo auch immer ihr herkommt? Könnt ihr euch und eure Erfahrungen integrieren?
Integrieren tatsächlich eher nicht. Ich halte beides weitestgehend separat. Das eine ist mein Leben auf Reisen, das andere mein Leben zuhause. Die einzige Verbindung sind wie gesagt ein, zwei Handvoll Freunde, die reisetechnisch ähnlich drauf sind wie ich, darunter auch eine Freundin mit Mann und Kind. Aber ich mag mein Leben zuhause auch sehr gerne. Ich hab das bei meinen Eltern erlebt, dass die nur für die Reisen gelebt haben, zumindest haben sie mir dieses Gefühl vermittelt. Ich wusste daher schon als Jugendliche, dass ich das nicht möchte. Vielleicht war das auch der Grund, warum ich bis Anfang 30 dann erst mal fast gar nicht mehr gereist sind. Wie gesagt, ich habe jetzt einen guten Weg gefunden, beides zu kombinieren. Lustigerweise nervt es mich manchmal sogar, wenn mich entfernte Bekannte begrüßen mit den Worten, und wann bist du mal wieder auf Reisen? Für die hab ich halt so den Reisestempel abbekommen. Dabei besteht mein Leben noch aus vielen anderen Interessen und Erlebnissen. Aber ist natürlich nur nett gemeint :)

Zitat
Oder habt ihr manchmal das Gefühl nicht mehr zu wissen wo eure Heimat/zu Hause ist? Bzw. ihr wisst es zwar intellektuell, aber fühlt es nicht mehr? Wie verändern sich die Beziehungen zu euren Freunden und zur Familie?
Bei mir ist es eher so, dass mein Heimatgefühl in den letzten Jahren eher stärker geworden ist. Ich freue mich schon jedes Mal sehr nach Hause zukommen. Ich muss aber dazu sagen, dass ich meistens nur einige Monate reise und nicht jahrelang.

Zitat
Was wären für euch externe Gründe eine Reise abzu-/unterbrechen? Beerdigung von der Oma? Hochzeiten? 60ter Geburtstag von Mutter/Vater? Gar Weihnachten? Werdet ihr mitunter als egoistisch wahrgenommen, wenn ihr euer Ding durchzieht? Bzw. erlebt ihr euch selbst so?
Da bin ich sehr entgegenkommend. Gerade erst auf mein Lieblingsfestival oder alternativ eine längere Reise verzichtet wegen der Hochzeit einer guten Freundin, die mitten in meiner Auszeit lag. Das hat schon etwas geschmerzt, aber ich weiß halt, warum ich das getan hab, eben weil es ihr sehr wichtig war. Und aus Ecuador bin ich letztes Jahr am Tag vor Heiligabend zurückgekommen, weil meinem Vater Weihnachten so furchtbar wichtig ist. Runde Geburtstag der Eltern wären auch solche Gründe, um die ich die Reisen herum planen würde, sofern dann gefeiert würde. Meine Eltern sind (fast) 80, und da weiß man ja auch nicht, wie viele sie noch erleben. Todesfälle hatte ich zum Glück noch nicht in der Familie während der Reisen. Vorletztes Jahr war es bei meiner Tante kritisch und ich bin mit einem mulmigen Gefühl gestartet, aber dann ging alles gut. Das würde tatsächlich davon abhängen, wie nahe mir oder meinen Eltern die Person steht und wie weit ich weg bin.
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Marla

« Antwort #7 am: 23. August 2023, 17:23 »
Ich freute mich nach längeren Reisen immer wieder auf das "nach Hause kommen", Familie & Freunde zu sehen - und ja, auch wieder darauf zu arbeiten. Ich mag solche Umstellungen weil ja auch das Reisen nach einer Weile einen normalen Alltag darstellt. Egal wie schnell / langsam man reist - der sogenannte Flow kommt immer.
Das sehe ich auch so. Deswegen würde ich auch nie unterscheiden zwischen Alltag und Reise. Mein Leben zuhause ist auch ziemlich abwechslungsreich, und so wie du sagst, fühlt es sich auch wie Alltag an, wenn man längere Zeit reist.

Zitat
Wer denkt das diejenigen Zuhause mit Scheidung & geteiltem Sorgerecht & Sorgen alles falsch machen - der sieht 3 Jahre später beide Elternteile separat wieder, glücklich, neues Nest, neue Famillie & Patchwork - und erkennt dass das Mitleid vielleicht zu früh verspührt wurde. Es gibt kein richtig, kein falsch - die Kunst mit den eigenen Entscheidungen glücklich zu werden ist meiner Ansicht nach der Schlüssel für wenig Frust...
Ein sehr schönes Beispiel, das du beschreibst. Und den letzten Satz kann ich nur unterschreiben. Das ist aber auch Persönlichkeitssache, manche finden immer das Haar in der Suppe, andere sind grundsätzlich zufrieden und machen das Beste aus ihrem Leben. Nicht alles ist 100 % planbar.

Zitat
Mit dem andauernden Reiseleben verbaut man sich irgendwann gewisse mögliche Weggabelungen wie Famillienplanung oder ansehliche Rente und eine gewisse finanzielle Autarkie. Aber ja - wer weiss ob wir so lange leben. Yolo sollte man mit 30 aber vielleicht neu reflektieren, in der Regel kommt ein 40, 50 und 60ster Geburtstag.
Eine Frage der Dosis. Ein dauerhaftes Reisen mit Partner und Kind ist eher die Ausnahme. Aber wenn man einem beides wichtig ist, findet man Mittel und Wege, wie ich an dem Beispiel von Freunden sehe. Und in meinem persönlichen Fall klappt das auch mit dem Reisen plus erfüllenden Job plus Vermögensaufbau.
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Awayontheway

« Antwort #8 am: 30. August 2023, 11:58 »
Hallo,
ich empfinde es derzeit genauso und es nimmt immer mehr zu.

„immer weniger connected“ trifft es genau.

Auf die ersten meiner längeren Reisen hat das Umfeld noch anders reagiert: Viele waren zwar irritiert und konnten sich das „ja überhaupt nicht vorstellen“ andere waren sehr fasziniert und interessiert.

Aber für alle war es etwas, das ich wohl einmal oder zweimal mache: die berühmte einmalige Weltreise oder das Sabatical - sowas hatten viele schon mal gehört. und sie konnten es irgendwie noch in ihre Denke vereinbaren.

Nun lebe ich jedoch bereits über 10 Jahre so, dass ich entweder Projekte in Deutschland mache oder aber reise oder aber neuerdings auch remote aus dem Ausland arbeite.

Habe ich die ersten Jahre noch eifrig die Fragen meiner deutschen Verwandten und Bekannten beantwortet und sogar versucht sie dafür zu begeistern, langweilen mich diese Gespräche immer mehr. Es sind immer die selben Fragen und Kommentare wie „denkst du auch an die Rente?“, „Deutschland und Europa sind doch auch schön, wieso musst du schon wieder nach Asien?“, „Reisetante!“genannt zu werden liebe ich besonders.

Für mich jedoch ist mein Leben schon viel zu sehr in Fleisch und Blut über gegangen, als das ich mich immer noch rechtfertigen oder erklären mag.

Mich langweilen zudem vermehrt die Themen und Gespräche der anderen z.B. beim üblichen Party Small Talk. Das war viele Jahre nicht so, ich war offen für alles und jeden und sehr kontaktfreudig. Mittlerweile stehe ich auf diesen Events rum, es gibt mir nichts mehr, ich bin froh wenn ich nachher  zuhause wieder zu meinem Zielland recherchieren kann.

Man ist im Kopf bereits dis-connected ja …das stimmt.
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