Ich bin ja gerade von den USA zurückgekommen (überwiegend Hawaii und Kalifornien). Zum ersten Mal in meinem bereits relativ langen Reiseleben ist mir auf dieser Reise der Reisepass wegen Diebstahls abhanden gekommen.
Wie es geschah:
wir waren auf Kauai in einer Hotelanlage einquartiert, und zwar in einem Apartment mit zwei Zimmern (Wohn- und Schlafzimmer). Wir hielten uns im Wohnzimmer auf, hatten etwas Wein getrunken und uns unterhalten. Um mein Handy aufzuladen, ging ich irgendwann mal ins Schlafzimmer, wo sich die Steckdosen befanden. Ich steckte das Handy an und legte mich derweil aufs Bett. Mein Reisepartner machte nach einer Weile dasselbe. Wegen des Jetlags und des getrunkenen Weins sind wir aber leider beide eingepennt, was gar nicht unsere Absicht war. Als wir da beide schliefen, kam jemand durch die nicht fest verschlossene Terrassentür (Erdgeschoss) und nahm verschiedene Sachen mit, unter anderem meinen Tagesrucksack, in dem sich zu dem Zeitpunkt mein Reisepass befand.
Ohne Reisepass auf Hawaii zu sein ist nicht einfach, da man ohne so ein Dokument normalerweise gar kein Flugzeug benutzen kann. Ein Konsulat gibt es auf Kauai nicht. Das nächstgelegene Konsulat befindet sich auf Oahu in der Hauptstadt Honolulu. Um dorthin zu kommen, muss man aber ein Flugzeug benutzen.
Es ergab sich dann folgender Ablauf zur Lösung der Problematik:
am nächsten Morgen haben wir die Hotelrezeption informiert, die die Polizei gerufen haben. Es kamen zwei Polizisten, die den Sachverhalt erfasst und diverse Untersuchungen und Befragungen durchgeführt haben. Als Ergebnis erhielt ich einen Polizeibericht mit einer Record-Nummer und eine Infokarte aus Pappe, auf der sich eine Telefonnummer einer hawaiianischen Unterstützungs-Organisation befand, die sich um Touristen kümmert, die Opfer eines kriminellen Delikts geworden sind. Die Organisation heißt VASK (Visitor Aloha Society of Kauai).
Des weiteren hatte ich eine Notfallnummer der Botschaft in Washington angerufen, die mir den Kontakt zum deutschen Honorarkonsul in Honolulu vermitteln konnten.
Die Leute von VASK erklärten mir, wie man auch ohne Vorlegen eines Reisedokuments ein Flugzeug benutzen kann. Im wesentlichen muss man sich vor dem Boarding einer längeren Befragung der TSA (Transportation Security) unterziehen und dabei unter anderem den Polizeibericht vorlegen. Auf diese Weise konnten wir einen rasch gebuchten Flug nach Honolulu antreten, um den deutschen Honorarkonsul zu treffen.
Interessanterweise habe ich von VASK sogar außerdem 150 Dollar in bar als Entschädigung ausgehändigt bekommen. Ob jeder geschädigte Reisende Geld erhält, wenn man sich an sie wendet, weiß ich nicht.
Der Konsul war sehr nett, hilfsbereit und unkompliziert. Nach den üblichen Formalitäten (Ausfüllen von Verlust- und Antragsformularen, sowie Vorlegen einer Passkopie) erhielt ich ein temporäres Ersatz-Reisedokument. Kosten: 130 Dollar, die aber mit den erhaltenen 150 Dollar gut bezahlt werden konnten.
Mit Hilfe dieses Dokuments konnte ich vergleichsweise einfach meine weiteren Flüge absolvieren, wobei die TSA-Kontrollen dennoch jedesmal extra streng ausfielen und ich mich einer besonders gründlichen Sicherheitsuntersuchung unterziehen musste (was zumindest am Anfang fast skurril war, weil mein einziges "Handgepäck" nur noch aus meinen Schuhen und einer kleinen Plastiktüte bestand). Außerdem wurde das Ersatzreisedokument jedesmal misstrauisch beäugt und musste von einem Supervisor gegengeprüft werden. Aber zumindest konnten wir unsere Reise fast wie geplant weiterführen, und ich bin auch gut wieder zurück nach Deutschland gekommen.