Thema: Kroatiens Norden  (Gelesen 2450 mal)

Marla

« am: 26. Juli 2021, 17:17 »
Hier kommt noch der versprochene Bericht von meiner Balkan-Tour. Eigentlich hatte ich vor, die ganzen 3 Monate dort zu verbringen. Aber aus verschiedenen Gründen hat es sich ergeben, dass ich meine Reise gesplittet habe, so dass ich nur einen kleinen Teil vom Balkan gesehen habe, hauptsächlich den Norden von Kroatien und ein wenig von Slowenien (was sich aber nicht für einen Bericht lohnen würde).

Von der slowenische Adriaküste bin ich über die Grenze (ausnahmsweise wurde der Corona-Test mal kontrolliert) nach Poreč gefahren. Dieser Ort, der nach meinem Empfinden etwas im Schatten von Rovinj und Pula steht, hat mir in Istrien am besten gefallen. Er hat eine schöne kleine Altstadt, ist weniger touristisch als die beiden anderen, und man findet direkt am Ort diverse Badestellen mit kristallklarem türkisfarbenem Wasser. Sehr viel zu besichtigen gab es nicht, aber ich habe mit Baden und Spaziergängen an der Küste mehrere Tage gut rumgebracht.

Anschließend ging es nach Pula. Hier ist natürlich vor allem das bekannte Amphitheater das Highlight, aber es gibt auch einige andere sehenswerte römische Bauten. Wobei ich trotzdem finde, dass Pula in dieser Hinsicht nicht mit Zadar, das ich später noch besucht habe, mithalten kann. Hier war dann in der Altstadt schon etwas mehr los, aber immer noch auf niedrigem Niveau trotz Hauptsaison (sicherlich Corona-bedingt). Was mir an Pula weniger gut gefallen hat, war, dass von meiner Unterkunft kein Strand in Fußnähe zu erreichen war.

Rovinj habe ich dann als Tagesausflug mit dem Bus von Pula aus besucht. Dieser gilt als der schönste der drei Orte, was ich auch nachvollziehen kann aufgrund der gut erhaltenen Altstadt in toller Lage. Was mich allerdings gestört hat, dass es so extrem auf Tourismus ausgelegt ist. Ich fand es unangenehm, alle 5 Meter auf Deutsch angesprochen zu werden, und in manchen Restaurants waren die Tafeln draußen nur(!) auf Deutsch, was ich echt krass fand. Es waren gar nicht so viele Touristen unterwegs, aber gerade dadurch wurde man nur noch mehr angequatscht. Trotzdem möchte ich auch nicht unbedingt dort sein, wenn sich die Touristen auf die Füße treten.

Wobei ich aber feststellen musste, dass Istrien insgesamt sehr beliebt bei Deutschen ist - Österreicher und Schweizer habe ich weniger bemerkt - und das vor allem beim Pauschalurlauber-Typ, so mein Eindruck.
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Marla

« Antwort #1 am: 26. Juli 2021, 17:32 »
Von Pula aus bin ich mit dem Bus nach Zadar gefahren (es hätte auch eine Fähre gegeben, aber mit dem Bus erschien mir einfacher). Zadar mit seinen römischen Ruinen hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich hatte eine tolle Free Walking Tour, auf der ich viel über die römische Geschichte erfahren habe. Die Kirche St. Donatus aus dem 9. Jahrhundert ist ein weiteres Highlight, auch wenn nicht jeder mit dem schlichten Stil etwas anfangen kann. Meine Unterkunft lag außerhalb der Altstadt mit Strand in direkter Nähe, und auch wenn dieser eher unspektakulär war, war es schön nach den Stadtbesichtigungen noch baden gehen zu können.

Anschließend kam das Highlight meiner Kroatien-Tour in Form der Plitvicer Seen. Meine ohnehin schon sehr hohen Erwartungen wurden noch übertroffen. So beindruckende Natur habe ich sonst nur außerhalb von Europa gesehen. Ich hatte vorher ein wenig Bedenken, ob es Ende Juni nicht schon zu überlaufen wäre, aber das war überhaupt nicht so. Corona sei dank war wohl deutlich weniger los als sonst, auch wenn in Kroatien die Ferien schon begonnen hatten. Aber es fehlten halt noch Touristen aus Übersee, die sonst wohl einen großen Teil ausmachen. So konnte ich an den 2 Tagen den Nationalpark wirklich genießen (wobei im Nachhinein auch ein Tag gereicht hätte). Es war zwar nicht leer, aber zwischendurch bin ich immer wieder 5-10 Minuten alleine gelaufen, bevor ich wieder jemanden getroffen habe. Und sonst soll man dort im Sommer eher Kolonne laufen.

Den Abschluss in Kroatien bildete dann Zagreb. Die Temperaturen hatten inzwischen solide 38 Grad erreicht, und es spricht sehr für die Stadt, dass ich sie trotzdem 2 Tage lang begeistert besichtigt habe und auch gerne noch länger geblieben wäre. Die aus 2 Teilen bestehende Altstadt hat viel zu bieten, und auch hier hatte ich für einen ersten Überblick wieder eine Free Walking Tour mitgemacht, was sich sehr gelohnt hatte.

Fazit: Ich muss leider gestehen, dass ich kein Fan von Istrien geworden bin, auch wenn ich damit hier im Forum, nach den bisherigen Berichten zu urteilen, allein dastehe. Das lag aber wohl auch daran, dass man mit Öffis zwar sehr bequem zu den wichtigen Orten kommt, aber nicht so unkompliziert an die wirklich schönen Strände bzw. ins Landesinnere. Der zweite Teil in Form von Zadar, den Plitvicer Seen und Zagreb hat mir dann viel besser gefallen. Ich werde auf jeden Fall noch mal zurückkommen und mir die anderen Regionen anschauen und natürlich auch den Rest des Balkans. Aber aufgrund von Hitze und Touristenzahlen (in der Annahme, dass die zukünftig wieder steigen werden) wird es bei den nächsten Malen auf jeden Fall Frühjahr oder Herbst werden.
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Railjeter

« Antwort #2 am: 28. Juli 2021, 08:19 »
Istrien hat sich leider zu einem "All-Inclusive-Hotspot" entwickelt.
Schön in Zadar auch die vorgelagerten Kornati Inseln. Ein tolles Segelrevier.

Ich plane wieder mal nach Split, Trogir und Sibenik zu reisen. Gefällt mir noch besser als Zadar.
Und zwischen Split und Trogir die sieben Ortschaften "Kaštel".
Aber sicher nur im Herbst, wenn weniger los ist und nicht mehr so heiß.
Und nach Split mit der Bahn via Zagreb.


Marla

« Antwort #3 am: 28. Juli 2021, 09:09 »
Istrien hat sich leider zu einem "All-Inclusive-Hotspot" entwickelt.
Gut, das bestätigt ja meinen Eindruck.

Zitat
Und nach Split mit der Bahn via Zagreb.
Ja genau das ist auch mein Plan für die nächsten Jahre. Je nachdem, wie viel Zeit ich dann haben werde, mit Nachtzug ab München oder Zwischenstopp(s) in Österreich oder Slowenien.

Ich fand das Bahnfahren dort, wo es möglich war, auch wieder sehr entspannt. Bus geht natürlich auch, aber ich finde Bahn immer komfortabler. U.a. auch weil beim Bus nicht immer klar ist, wo genau er abfährt, das hat mich auf dieser Reise schon ein paar Mal gestresst.
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Yoss

« Antwort #4 am: 30. Juli 2021, 09:10 »
Kann man in den Plitwicer Seen denn irgendwo baden? Ich werde in den nächsten Tagen hinfahren und habe dazu unterschiedliche Aussagen gefunden.
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Marla

« Antwort #5 am: 30. Juli 2021, 11:05 »
Nein, Baden im Nationalpark ist verboten. Wenn man sieht, was für ein Naturparadies es ist, versteht man das auch. Falls du mit dem Auto da bist, gibt es wohl gut zu erreichende Badegelegenheiten in der Nähe. Mit Öffis war es mir zu kompliziert.
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Marla

« Antwort #6 am: 30. Juli 2021, 11:09 »
Wundert mich aber, dass du dazu unterschiedliche Aussagen gefunden hast. Das wird auf Schildern sehr deutlich gemacht. Und als ich dort war, hat sich auch jeder daran gehalten bis auf eine Gruppe junger Männer.
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Yoss

« Antwort #7 am: 30. Juli 2021, 12:42 »
Ok, danke für die Info! Hier im Ferienhaus liegen ein paar Prospekte herum, in denen von Baden die Rede ist, aber es war nicht so richtig klar, worauf die sich beziehen. Dann kommen die Badesachen für die Badestellen in der Nähe ins Auto. 😀
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Marla

« Antwort #8 am: 30. Juli 2021, 14:16 »
Ja, ich denk, das wird dann so gemeint sein. Praktisch, dass du mit dem Auto da bist. Dann wünsche ich dir viel Spaß im Nationalpark und beim Baden :)
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Railjeter

« Antwort #9 am: 31. Juli 2021, 08:56 »
Wenn ich nicht irre, hat schon Winnetou in den Plitvicka Jezera gebadet ;D

Yoss

« Antwort #10 am: 02. August 2021, 22:42 »
Anschließend kam das Highlight meiner Kroatien-Tour in Form der Plitvicer Seen. Meine ohnehin schon sehr hohen Erwartungen wurden noch übertroffen. So beindruckende Natur habe ich sonst nur außerhalb von Europa gesehen. Ich hatte vorher ein wenig Bedenken, ob es Ende Juni nicht schon zu überlaufen wäre, aber das war überhaupt nicht so. Corona sei dank war wohl deutlich weniger los als sonst, auch wenn in Kroatien die Ferien schon begonnen hatten. Aber es fehlten halt noch Touristen aus Übersee, die sonst wohl einen großen Teil ausmachen. So konnte ich an den 2 Tagen den Nationalpark wirklich genießen (wobei im Nachhinein auch ein Tag gereicht hätte). Es war zwar nicht leer, aber zwischendurch bin ich immer wieder 5-10 Minuten alleine gelaufen, bevor ich wieder jemanden getroffen habe. Und sonst soll man dort im Sommer eher Kolonne laufen.

Ich bin nun heute bei den Plitwicer Seen gewesen und kann zum einen bestätigen, dass sie wunderschön sind, und zum anderen, dass man dort im Sommer in der Tat Kolonne läuft. Und das hat den Eindruck leider schon stark geschmälert. Ich glaube, dass du das mit nur wenigen Menschen dort völlig anders erlebst. Wir mussten schon eine gute Stunde anstehen und sind dann im Gänsemarsch da durchgeschleust worden. Die Touris aus USA und Asien fehlen zwar nach wie vor, aber dafür war ganz Europa da. Immerhin aber bei angenehmen 22 Grad, während es an der Küste locker 10 Grad mehr sind.

Ein weiterer Tipp übrigens, der mir zu Nordkroatien noch einfällt, wäre das Velebit-Gebirge. Ein Nationalpark mit zahlreichen interessanten Wanderwegen und zwischendrin fantastischen Ausblicken auf die vorgelagerte Inselwelt. Sehr toll, diese Mischung aus Gebirge und Meer. Beim Verlassen des Nationalparks stand dann plötzlich noch ein Bär vor uns auf der Straße, der aber mindestens genauso viel Angst vor uns hatte wie wir vor ihm.
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Marla

« Antwort #11 am: 03. August 2021, 11:24 »
Das mit den Plitwitzer Seen tut mir echt leid zu hören. Wahrscheinlich werden die fehlenden außereuropäischen Touristen durch mehr europäische kompensiert,  die ja auch nicht mehr überall problemlos hinfahren :(

Ich hatte die letzten Tage übrigens eine ähnliche Erfahrung in Zakopane. Da waren zwar zu 99 % nur polnische Touristen, aber gefühlt war halb Polen gleichzeitig dort.. Ich fand es total schrecklich, absoluter Tiefpunkt auf meiner ganzen Reise (Teil 1 und 2).

Super, dass du noch einen weiteren Tipp ergänzt hast. Um dort hinzukommen, braucht man aber bestimmt ein Auto, oder?
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Yoss

« Antwort #12 am: 03. August 2021, 18:49 »
Das mit den Plitwitzer Seen tut mir echt leid zu hören. Wahrscheinlich werden die fehlenden außereuropäischen Touristen durch mehr europäische kompensiert,  die ja auch nicht mehr überall problemlos hinfahren :(


Da hast du bestimmt Recht. Unter "normalen" Umständen wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen, im Juli nach Kroatien zu fahren... Sei's drum, ich habe viele schöne Bilder gemacht, und in meiner Erinnerung muss ich einfach die Menschenmassen streichen. 😉
Und ja, für das Velebit empfiehlt sich sicherlich ein Auto. Ich habe öffentliche Verkehrsmittel jetzt nicht recherchiert, kann mir aber schwer vorstellen, dass man da gut hinkommt.
Dann weiter eine gute Reise dir! Nach dem Tiefpunkt kann es ja dann eigentlich nur bergauf gehen. 😉
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Marla

« Antwort #13 am: 03. August 2021, 19:53 »
Danke dir! Ich bin inzwischen in Thorn und total verzaubert. In Zakopane hatte ich ernsthaft überlegt die Reise abzubrechen (ist eh nur noch eine gute Woche). Aber seit ich hier bin, ist der Reiseblues verschwunden :)

Wenn ich fertig mit der Reise bin, kommt dann noch mal ein ausführlicher Polen-Bericht.

Dir auch weiter eine schöne Zeit!
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Yoss

« Antwort #14 am: 03. August 2021, 20:06 »
Das klingt super! Und dann bin ich gespannt auf deinen Bericht - ich hatte für letztes Jahr Posen und Danzig geplant und musste es canceln. Das steht jetzt natürlich noch aus - vielleicht hast du da ja auch vorbeigeschaut.
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