Thema: Georgien 2021  (Gelesen 7209 mal)

Derevaja

« Antwort #15 am: 27. Juli 2021, 14:32 »

Danke für diesen unglaublich schönen Reisebericht!


Kann ich mich nur anschliessen! Hat auch einige Erinnerungen an meine Georgienreise und die Eigenheiten des Landes geweckt  ;D

Nocktem

« Antwort #16 am: 27. Juli 2021, 17:05 »

Danke für diesen unglaublich schönen Reisebericht!

Hier immer die Bilder passend im Text einzubauen ist nicht wenig Arbeit - vielen Dank!

Auch die Bilder - einfach schön!

Surfy

schliese mich meinen vorrednern an!! sehr toller bericht und die bilder dazu *träum* :)

NRW

« Antwort #17 am: 27. Juli 2021, 20:13 »
Ich fliege am kommenden Sonntag nach Georgien, nachdem mich das Land bereits 2019 verzückt hat.

Leider ist es nun Hochinzidenzgebiet geworden, Inzidenz knapp 400.

Ist jemand noch vor Ort und kann aus erster Hand die Lage schildern? Bin verunsichert ob es das Richtige ist in dieser Situation die Reise anzutreten.. . .

Kaamos

« Antwort #18 am: 27. Juli 2021, 20:22 »
Danke, ich bin froh, wenn ich meine Erlebnisse ein bisschen teilen kann und andere auch Freude an den Bildern haben :)


@NRW
Ich weiß nicht, wie du durchs Land reist. Bei Fahrten mit Marshrutkas würde ich mir schon ein wenig Gedanken machen, da die doch sehr eng und voll sind.
Ich bin vergangenen Dienstag wieder nach Deutschland gekommen. Bis dahin war es relativ locker in Georgien. Maskenpflicht im Freien gab es nicht. In Gebäuden aber schon. In Hotels wurde kaum drauf geachtet. Museen, Bahnhof und Metro hat schon strenger drauf geschaut. Kleine Läden werden teils mit, teils ohne Maske besucht. Modernere Supermärkte wie Spar oder Magniti achten auf die Maskenpflicht.
Unter der Bevölkerung selbst ist das Bild sehr gemischt. Man sieht sehr viele trotz fehlender Pflicht mit Maske, auch draußen. Oft aber eben auch ohne. Es wurde auch häufig desinfiziert und an vielen Stellen Temperatur gemessen.

Auf Abstand wurde gerade in den Touristenorten wenig geachtet, wobei das Gedränge meiner Beobachtung nach deutlich von den Touristen ausging.

Die Leute, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin, waren allesamt impfwillig, aber das ist wohl nicht so einfach in Georgien. Die Impfquote ist noch nicht sehr hoch.

Teststationen gibt es hingegen sehr viele, selbst in kleineren Städten. Ich musste dank Impfung nicht testen, aber die Preise liegen um die 25€ pro PCR-Test.

Kaamos

« Antwort #19 am: 27. Juli 2021, 20:24 »
Samstag, 17.07.2021

Nach dem reichhaltigen Frühstück mit selbstgemachtem Honig habe ich erst einmal das Öl kontrolliert – sah gut aus. Auch die Warnleuchte kam nicht mehr. Da konnte ich wohl den Aufstieg zur Gergeti Dreifaltigkeitskirche wagen. Der wurde jedoch auf halbem Weg ausgebremst, die Auffahrt war abgesperrt. Also dann wohl oder übel doch per pedes. Ich war ein bisschen unter Zeitdruck, da der Ansprechpartner für den Mietwagen darum gebeten hat, ob ich schon gegen 2 wieder in Tbilissi sein könnte, sie würden den Wagen gern durchchecken.

Das erste Stück folgte ich den Serpentinen, aber es sollte wohl auch Wanderwege querfeldein geben. Gesagt getan, einen Weg hatte ich gefunden, aber der war steiler als Uschguli und vollkommen verwildert. So kam ich kurz nach 10 außer Atem an der Kirche an und konnte einen herrlichen Blick über das Tal von Stepanzminda genießen. Auch der Kasbek war heute klar zu sehen. Den Berg kennt man auch als Prometheusberg, denn es soll dieser Gipfel gewesen sein, an den Zeus Prometheus schmiedete, nachdem jener den Menschen das Feuer gebracht hatte. Jeden Tag kam zudem ein Adler und riss ihm die immer wieder nachwachsende Leber aus dem Leib. Erlöst wurde Prometheus schließlich von Herakles.



Der Kasbek





Gergeti Dreifaltigkeitskirche



Bergab nahm ich dann den offiziell ausgewiesenen Wanderweg. Das hätte ich mal gleich machen sollen. Ohne viel Federlesen ging es nun wieder nach Süden und gegen 14:30 erreichte ich die Altstadt von Tbilissi. Nachdem ich das Hotel in den engen Gassen mit Auto nicht gleich gefunden hatte, habe ich erst einmal in ungefährer Nähe geparkt und gewartet. Und gewartet. Nach ca. 45 Minuten bei 37°C kam schließlich die Autoabholung. Die Schramme an der Stoßstange konnten wir einvernehmlich klären. Und das Hotel habe ich nun auch gleich gefunden. Es war doch tatsächlich nur ums Eck. Die Betreiberin war wieder eine äußerst freundliche, gebildete alte Dame, die recht gut deutsch sprach. Von ihr sollte es dann auch noch ein georgisches Kochbuch als Abschiedsgeschenk geben.



Am Kreuzpass gibt es auch einen deutschen Kriegsgräberfriedhof





Tbilissi - wohl gerade noch rechtzeitig. Demnächst ist der Zimmerausblick nicht mehr so schön

Ich kann verstehen, wenn die Einwohner von Tbilissi die Sommermonate nutzen, um ins Gebirge zu fahren. Das Thermometer stieg tagsüber auf knapp 39°C und fiel nachts nicht unter 24°C. Wenn das nicht ideale Bedingungen für entspanntes Städtesightseeing sind. Aber da ich ziemlich zentral wohne, kann ich bei bedarf ohne Probleme eine Rast bei meiner Klimaanlage machen. Doch zuerst mache ich einen Spaziergang zur Sameba-Kathedrale. In den 1990er Jahren errichtet, gilt die größte Kirche Transkaukasiens als Symbol der nationalen und religiösen Wiedererstehung Georgiens. Drinnen herrscht fast Bahnhofsatmosphäre, so geschäftig ist es. Die Gläubigen pilgern die Ikonen ab und küssen sie ganz Corona-unkonform.



Sioni-Kathedrale. Sie ist eine der heiligsten Stätten Georgiens. Sie birgt einige Reliquien, wie das Weinrebenkreuz (Kreuz mit herabhängenden Armen) der heiligen Nino oder den Schädel des Apostels Thomas.



Sameba-Kathedrale







Georgien liebt seinen Wein!





Anschließend wagte ich einen Blick auf Tbilissi aus 150m Höhe. Vom Fesselballon aus sieht man die Vielfältigkeit der Stadt besonders gut. Einerseits hat man das historische Tbilissi mit persischen Bädern, die sowjetisch-brutalistischen Arbeiterviertel, aber auch einen Präsidentenpalast, der an den Reichstag erinnert, sowie die umgekippten Blumenvasen im Rike-Park. Und weil ich so gern Aussicht habe und irgendwo hochsteige, mache ich das nach ein wenig schlendern durch Zentrum auch noch einmal und erklimme den Sololaki bis hin zur Mutter Georgiens. In sowjetischer Zeit sind so einige Mutter-Heimat-Statuen entstanden, so auch hier in Tbilissi. Die demütige Haltung wurde nach der Unabhängigkeit 1991 leicht verändert und so präsentiert sie heute stolz eine Schale Wein für die Freunde und ein Schwert für die Feinde Georgiens.
Mit der Seilbahn geht es schließlich wieder zum Abendessen ins Tal.







Kartlis Deda - die Mutter Georgiens




Kaamos

« Antwort #20 am: 28. Juli 2021, 12:19 »
Sonntag, 18.07.2021

Es ist brütend heiß, die 40°C-Marke rückt wieder in greifbare Nähe. Da mangelt es dann auch ein bisschen an der Lust für hyperaktive Besichtigungstouren. Also gehe ich es ruhig an und spaziere einfach ein bisschen durch Abanotubani, das Bäderviertel von Tbilissi. Hier gibt es zahlreiche heiße Schwefelquellen. Von in Spitzenzeiten 65 Bädern existieren heute noch etwa acht, die durchaus noch gern besucht werden. Besonders malerisch ist Orbeliani-Bad, das mehr nach Madrasa als nach Bad aussieht. Hier gibt es auch noch viele der traditionellen Tbilissier Häuser mit ihren Holzbalkonen.



Abanotubani - Im Vordergrund sieht man die Kuppeln der halb eingegrabenen Bäder



Orbeliani-Bad

Um mich wieder ein bisschen in den Schatten zu flüchten, machte ich einen Schlenker durch den Botanischen Garten. Ich bin aber zu wenig Botaniker, um die Vielfalt der Bäume angemessen zu würdigen und habe mich einfach nur am schattigen Grün erfreut. Über den Sololaki-Hügel geht es, umschwirrt von hunderttausenden Zikaden, vorbei an Kartlis Deda ein Stück durch die Altstadt hin zum Freiheitsplatz, über dem der namensgebende Georg seinen Drachen tötet. Es stehen noch viele Prachtbauten aus dem 19. Und frühen 20. Jh., doch der Zustand ist oftmals nicht mehr der beste. Man merkt, dass Georgien nicht unbedingt zu den wohlhabenderen Ländern zählt. Auf den Straßen sieht man viele Bettler, v.a. alte Frauen.



https://www.youtube.com/watch?v=-BJ027FaMnA

Allein schon die Geräuschkulisse ist beeindruckend



Man beachte das Kennzeichen



Den Mittag verbrachte ich auf der Trockenen Brücke. Hier gibt es einen ausgedehnten Flohmarkt, wo man zwischen Gemälden, Sowjetmemorabilia und allerlei Krimskrams stöbern kann. Ich hatte auch den Eindruck, dass hier das ein oder andere Mütterchen saß, das den Hausstand verkauft, um über die Runden zu kommen.



Markt auf der Trockenen Brücke







Marionettentheater.

Den Nachmittag verbrachte ich im Schatten der alten Karawanserei, die heute das historische Museum von Tiflis beherbergt. Jetzt darf man sich aber kein orientalisches Gemäuer voller Kamele vorstellen, denn die Karawanserei stammt aus dem 19. Jh. und hat einen lichten, verhältnismäßig modernen Hof ohne arabischen Charme. Zu sehen waren zahlreiche Modelle georgischer Häuser, lebensgroße Dioramen mit historischen Geschäften der Tbilissier Altstadt, Gemälde und Alltagsgegenstände.

Interessant war aber auch das Weinmuseum im Keller der Karawanserei. Ich habe eine persönliche Führung durch die Gewölbe aus dem 15.-17. Jh. bekommen und erhielt einen kleinen Einblick in die georgische Weinherstellung. Nach Corona soll es hier auch Verkostungen geben.



In der Karawanserei


Nun wollte ich aber noch den morgigen Tag planen. Es wird eine Zugfahrt anstehen und da musste noch in Erfahrung gebracht werden, ob ich lieber das Taxi oder die Metro zum Bahnhof nehme. Ich entschied mich für Metro, was sich als unkompliziert erwies. Das Netz ist mit nur zwei Linien nicht besonders groß und sie ist eher ein Zweckbau und mit den Palästen beispielsweise einer Moskauer Metro nicht zu vergleichen. Das gleiche lässt sich auch vom Bahnhof selbst sagen, ein brutalistisches Monstrum. Da lob‘ ich mir doch den guten alten sozialistischen Klassizismus.





Zentralbahnhof





Einen Blick wert war rauf jeden Fall auch der „Deserteursmarkt“ nahe dem Bahnhof. Es handelt sich um einen veritablen Basar, bei dem die Produktgruppen schön sortiert sind und auch gegen 19:00 noch reges treiben herrschte. Den Namen hat er von den georgisch-russischen Konflikten Anfang der 1920er Jahre, als sich das frisch unabhängige Georgien gegen Sowjetrussland behaupten musste – und unterlag.
Militärisch bleibt es – ich besteige die Nariqala. Dies ist die alte Burg, die über der Altstadt von Tbilissi thront und schon viele Konflikte gesehen hat. Ich beobachte von den Zinnen den Sonnenuntergang.

“If not Tbilisi, there might be standing a mosque instead of church in Vienna, as Jalal Ad-Dins, Genghis Khans and other Eastern Sultans and Shahs were crashed exactly on Tbilisi Citadel. Tbilisi stood, as European fortress from where enemies of the whole Christianity could only reach Europe weakened and emptied from blood.” – Karl Hugo Huppert (1902-1982)

https://www.youtube.com/watch?v=aYqdLAEyC04






Kaamos

« Antwort #21 am: 28. Juli 2021, 20:06 »
Montag, 19.07.2021

Wofür ist Georgien bekannt? Hohe Kaukasusgipfel… das goldene Vlies… Wein… alte Klöster… achja: und für Iosseb Bessarionis dse Dschughaschwili, besser bekannt als Stalin. Der wurde 1878 in Gori geboren, einer Kleinstadt auf halbem Weg von Tbilissi nach Kutaissi. Auch wenn Marshrutkas eine ganz praktische Sache sind, wollte ich für den Weg dorthin doch lieber die Transkaukasische Eisenbahn nutzen. Zugegebenermaßen: die Zeiten dieser großspurigen Bezeichnung sind vorbei und gerade jetzt zu Coronazeiten ist der grenzüberschreitende Verkehr unterbrochen. Aber auf den bin ich ja auch nicht angewiesen. Das Wagenmaterial ist durchwachsen. Es gibt moderne Doppelstockwagen mit 1., 2. und Businessclass für den Intercityverkehr nach Batumi, aber auch recht abgewirtschaftete Großraumwagen. Letzteren hatte ich erwischt, leider mit fensterlosem Platz. Der Zug war auch so ziemlich ausgebucht, sodass ein Wechsel nicht möglich war. Dafür war der Zug immerhin auf die Minute pünktlich.



Tbilissi



In Gori war ich der Einzige, der ausstieg und wurde gleich vom einzigen Taxifahrer weit und breit ins Visier genommen. Das kam mir gar nicht ungelegen, wollte ich doch zu allererst noch nach Uplisziche, ähnlich wie Vardzia eine Felsenstadt, jedoch wesentlich älter. Hier siedelte man schon in der Bronzezeit und die Stadt erblühte als uneinnehmbare Handelsstadt an der Seidenstraße. Erst nach den Mongoleneinfällen im 13. Jh. verfiel Uplisziche. Ein Unterschied zu Vardzia ist die architektonisch exquisite Gestaltung vieler Höhlen. Hier wurde nicht einfach nur in den Felsen gehauen, sondern mit Pilastern und Kassettendecken römisches Leben imitiert. Abgesehen davon fand ich allerdings Vardzia durch die Lage reizvoller.



Uplisziche









Mit dem Taxi ging es wieder zurück nach Gori, direkt ins Zentrum zum Stalin-Park. Als Kind des Landes wird er von vielen hier immer noch in Ehren gehalten. Inmitten eines Parks steht sein Geburtshaus unter einem sozialistisch-klassizistischen Pavillon und wird durch ein Museum zu seinen Ehren ergänzt. Auch wenn ich kaum etwas der russischen Texte lesen konnte, merkt man doch, dass es arg verherrlichend ist. Vor ein paar Jahren gab es Versuche, das Museum in ein Museum der russischen Aggression umzuwandeln. Daraus ist bis heute allerdings nichts geworden.





Stalins Geburtshaus



Stalins Totenmaske im Museum





Stalins erstes Arbeitszimmer im Kreml



Stalins gepanzerter Eisenbahnwaggon, mit dem er u. a. zu den Konferenzen von Teheran und Jalta fuhr.

Bei angenehm kühlen 38°C habe ich noch den Burgberg bestiegen. Viel zu sehen gab es nicht. Ein paar wenig gepflegte Mauern. Spannender war dafür der Abstieg. Kurz bevor ich wieder den Stalin Platz erreichte kam ich in einer Gasse an einer Straßenbaustelle vorbei und wurde prompt von einem Arbeiter angesprochen. „Tourist?!“ Er ließ alles stehen und liegen, bat mich kurz zu warten, ging in ein Haus und holte mich zwei Minuten später nach. Mit minimalem Englisch und viel Google-Übersetzer unterhielten wir uns eine Weile, während er Obst servierte, Brot, Salat, Chinkali (gefüllte Teigtaschen) und natürlich eine Flasche selbstgemachten Wein. Wenn dann nur nicht immer nachgeschenkt werden würde… Da habe ich dann die kleine Mittagsrast auf dem Stalinplatz genossen.



Goris ziche





Väterchen Stalin begrüßt, bzw. verabschiedet die Reisenden im Bahnhof von Gori



Nach der Rückfahrt nach Tbilissi machte ich noch einen kleinen Abstecher zum Mtatsminda, dem heiligen Berg. Hoch kommt man seit 1905 mit einer Standseilbahn. Oben geht es aber ganz und gar nicht heilig zu. Hier befindet sich ein Vergnügungspark in einer ausgedehnten Parkanlage. Alles war etwas weniger traurig als in Kutaissi und wesentlich besser besucht. Ich begnügte mich aber mit einer Riesenradfahrt mit Blick in die Viertel Saburtalo und Vake mit ihrer modernen Bebauung.



Fernsehturm Tbilissi

Nun hatte ich aber wirklich keine Lust mehr zu laufen und habe mir kurzerhand ein Taxi zurück ins Hotel genommen, um meine morgige Abreise zu organisieren. Danach ging es noch Abendessen, die letzten Souvenirs besorgen, Koffer packen und ab ins Bett.





Dienstag, 20.07.2021

Der Wecker klingelt halb vier und das bestellte Taxi steht 10 vor vier am Hotel. Das klappt zum Glück gut. Ebenso unkompliziert war dann der Check-in am Flughafen. Noch ist Georgien nur einfaches Risikogebiet gewesen, sodass für mich als geimpften keine weiteren Beschränkungen herrschten.

Pünktlich zum verspäteten Start ging schließlich auch die Sonne auf. Es war ein schöner Anblick, wie dann während des Fluges die Kaukasusgipfel die Wolkendecke durchbrachen. Über den Rest des Fluges gibt es wenig zu berichten. Es ging wieder über Sabiha Gökçen, aber der Blick auf den Bosporus wurde mir durch das trübe Wetter verwehrt. Ein paar Gedanken machte ich mir allerdings schon, als dann der Pilot beim Statusbericht davon sprach, dass wir gerade über Slovenia fliegen statt Slovakia… Gut, der slowenische Regierungschef ist mehr als gewöhnungsbedürftig, aber auch, wenn ich im Urlaub versuche Medienabstinenz zu üben, habe ich nichts von der Errichtung eines Großslowenischen Reiches von Triest bis Uschgorod gehört.





Der Große Kaukasus



Istanbul



Zum Glück hat der Pilot immerhin das Ziel Berlin nicht verfehlt. Die Organisation der Einreise ist allerdings eine Katastrophe. Von 8 Schaltern zur Passkontrolle sind 2 geöffnet. Von 6 Automaten zur automatischen Einreisekontrolle funktioniert nur einer. Ist ja nicht so, dass hier ab und zu Mal ein vollbesetztes Flugzeug landet... Aber vielleicht bin ich ungerecht. Ich kann ja nicht erwarten, dass nach so kurzer Bauzeit alles gleich auf Anhieb funktioniert.



Fazit

Alles in allem war es eine mehr als spannende Reise. Den Kaukasus hatte ich eigentlich schon für Ostern 2020 im Blick gehabt, da allerdings noch umfassender bis hin zum Kaspischen Meer. So habe ich jetzt zumindest einen ersten intensiven Einblick bekommen und sage: es lohnt sich wirklich. Sicher hätte ich auf das ein oder andere Erlebnis verzichten können, aber durch die großartige Gastfreundschaft in Georgien waren auch die kleinen Missgeschicke keine wirklichen Stressfaktoren.
Vor allem der Abwechslungsreichtum: Berge, Ebene, Küste, Kirchen, Moscheen, Sozialismus und zaristischer Prunk, Kirchen und Höhlenstädte - die Gesamtheit der Gegensätze machen den Reiz Georgiens aus.

Kaamos

« Antwort #22 am: 28. Juli 2021, 20:32 »
Organisatorisches

Alles in allem war Georgien ein einfach zu bereisendes Land für mich. Für die Vorbereitung habe ich den Reiseführer von Stefan Loose, Wikivoyage und diverse Blogs genutzt.

Für die Anreise gibt es mehrere Möglichkeiten. Nachdem mir meine erste Buchung mit Ukrainian leider gestrichen wurde, bin ich mit AnadoluJet BER-SAW-TBS geflogen. Hin und zurück 300€. Man sollte beachten, dass der Großteil des Flugverkehres in Tbilissi früh am morgen und spät in der Nacht abgewickelt wird. Vor allem falls wieder Ausgangsbeschränkungen kommen sollten, wird dies relevant.

Im Land war ich mit Mietwagen unterwegs. Ich habe myrentacar.com genutzt (bitte einen Hinweis, falls der Link nicht gewünscht ist.). Für 14 Tage Ford Escape habe ich 230€ bezahlt. Komplettversicherung inklusive. Der Service war sehr gut. Ich habe allerdings recht weit im Voraus gebucht. Je näher das Reisedatum kam, umso höher stiegen die Preise.
Ein wenig Bauchschmerzen hatte ich bekommen, als ich außer dem Voucher keinen weiteren Vertrag bei der Übergabe erhalten habe. Man macht bei der Buchung eine Anzahlung per Kreditkarte und den Rest dann bei der Übergabe Cash.
Einige Strecken sind in den Mietbedingungen explizit ausgeschlossen, so z.B. Tuschetien oder die Strecke Lentekhi-Ushguli.

Apropos Cash: Geldautomaten gibt es in Georgien ausreichend. Geht es in abgelegenere Regionen, sollte aber ausreichend Bargeld dabei sein. Vorzugsweise kleine Scheine. Einige Automaten haben zwar auch 100-Lari-Scheine (27€) ausgespuckt, aber damit bekommt man oftmals mangels Wechselgeld schon Probleme.

Die Straßen sind, wie man im Bericht gesehen hat, durchwachsen. Von gut ausgebauten Magistralen bis hin zu Feldwegen ist alles dabei. Für die Fahrten über kleinere Landstraßen gehen zwar auch Limousinen, aber Bodenfreiheit und Allrad machen es natürlich angenehmer. Für Strecken wie über den Goderdzi-Pass würde ich davon aber dringend abraten.
Die aggressive Fahrweise der Georgier, vor der teilweise gewarnt wird, ist mir so nicht begegnet. Wohl aber die Unmengen an Tieren auf den Fahrbahnen.

Zur Navigation hatte ich zwar eine Papierkarte dabei, aber Google-Maps ist ziemlich akkurat, auch was die Zeitangaben angeht. Zur Ergänzung habe ich, v.a. wenn ich zu Fuß unterwegs war, Osmand genutzt.

Die Verständigung im Land ist unkompliziert. Die Menschen sind sehr aufgeschlossen. Ältere Semester sprechen russisch, die jüngeren meist englisch.

Das Preisniveau im Land schwankt. Es kommt darauf an, ob man auf dem Dorf ist oder mitten in Batumi. Hotels hatte ich von 10€ bis 35€/Nacht. Der Standard war jeweils in Ordnung. Ich erwarte aber auch keine Präsidentensuite. Die günstigen waren Guesthouses, aber auch die wurden gut geführt. Gebucht habe ich alles vorher bei booking. Auch hier klappt die Kommunikation per Chat schnell und gut.

Abendessen war ich für zwischen 10-20€. Das geht sicher auch billiger. Aber da ich sonst außer des Frühstücks kaum was esse, schlägt das bei mir etwas ins Gewicht.

Internet habe ich mir am Flughafen besorgt. Genutzt habe ich die SIM von Magti. Da gab es unlimited Internet für einen Monat für 30€. Auch das hätte ich günstiger bekommen können, aber so spät in der Nacht, wie ich angekommen bin, war mir das egal. In den Magti-Geschäften in der Stadt soll es wohl auch noch einmal billiger als am Flughafen sein.

Und zur aktuellen Corona-Situation (Stand 20.07.) zitiere ich mich einfach noch einmal der Übersichtlichkeit halber:

Bei Fahrten mit Marshrutkas würde ich mir schon ein wenig Gedanken machen, da die doch sehr eng und voll sind.
 Bis 20.07. war es relativ locker in Georgien. Maskenpflicht im Freien gab es nicht. In Gebäuden aber schon. In Hotels wurde kaum drauf geachtet. Museen, Bahnhof und Metro hat schon strenger drauf geschaut. Kleine Läden werden teils mit, teils ohne Maske besucht. Modernere Supermärkte wie Spar oder Magniti achten auf die Maskenpflicht.
Unter der Bevölkerung selbst ist das Bild sehr gemischt. Man sieht sehr viele trotz fehlender Pflicht mit Maske, auch draußen. Oft aber eben auch ohne. Es wurde auch häufig desinfiziert und an vielen Stellen Temperatur gemessen.

Auf Abstand wurde gerade in den Touristenorten wenig geachtet, wobei das Gedränge meiner Beobachtung nach deutlich von den Touristen ausging.

Die Leute, mit denen ich ins Gespräch gekommen bin, waren allesamt impfwillig, aber das ist wohl nicht so einfach in Georgien. Die Impfquote ist noch nicht sehr hoch.

Teststationen gibt es hingegen sehr viele, selbst in kleineren Städten. Ich musste dank Impfung nicht testen, aber die Preise liegen um die 25€ pro PCR-Test.

karoshi

« Antwort #23 am: 29. Juli 2021, 08:13 »
Für die Anreise gibt es mehrere Möglichkeiten. Nachdem mir meine erste Buchung mit Ukrainian leider gestrichen wurde, bin ich mit AnadoluJet BER-SAW-TBS geflogen. Hin und zurück 300€. Man sollte beachten, dass der Großteil des Flugverkehres in Tbilissi früh am morgen und spät in der Nacht abgewickelt wird. Vor allem falls wieder Ausgangsbeschränkungen kommen sollten, wird dies relevant.

Kleine Ergänzung von mir: neben der Anreise über Tbilissi gibt es auch noch den kleinen, recht modernen Flughafen in Kutaisi, den Whizz Air von mehreren Städten im deutschsprachigen Raum aus nonstop anfliegt, nämlich Berlin, Dortmund, Memmingen und Wien.

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