Thema: Sizilien und Rom  (Gelesen 4191 mal)

Kaamos

« am: 28. Oktober 2020, 15:02 »
Ich habe ein bisschen mit mir gerungen, ob ich euch an dem folgenden Bericht teilhaben lasse, oder ob das Unverständnis, wie man in dieser Zeit reisen kann, vielleicht zu groß ist. Aber ich habe mich nun doch dafür entschieden. Zum einen bringen ein paar schöne Bilder vielleicht ein bisschen Frohsinn in diese doofe Zeit. Und zum anderen ist meine Erfahrung von vor Ort eher so, dass ich hier in Deutschland in der gleichen Zeit gefühlt einem höheren Risiko ausgesetzt war und für andere dargestellt habe.

Unterwegs waren wenig Menschen und dann in der Regel sehr diszipliniert mit Anstand, Abstand, Maske, regelmäßiger Desinfektion. Die leeren Straßen auf den Bildern waren eher die Regel als die Ausnahme.
Dass die Stimmung jetzt wohl ziemlich umgeschlagen zu sein scheint, steht auf einem anderen Blatt.

Aber wohin ging es eigentlich? Zu Archimedes, Stupor Mundi, Augustus und den Nachfolgern Petri.
Für alles auf einmal fehlt gerade ein wenig die Zeit, also kommt ganz Adventskalenderlike immer mal ein bisschen was.

16.10.2020
Ein letztes Mal TXL… eigentlich schade drum, ich habe Tegel gemocht. Da ging alles immer so schön schnell. Wenigstens gab es schönes Flugwetter und der Pilot war so geistesgegenwärtig und hat extra noch eine kleine Kurve gezogen, damit ich auch ja den Ätna auf meiner Seite aus dem Fenster heraus sehe. Ich erinnere mich noch mit Grauen daran, wie meine Eltern vor Jahrzehnten da durch den Nebel wandern wollten, aber ich irgendwann gestreikt hab, weil ich keine Lust mehr darauf hatte, durch grauen Staub zu stapfen, ohne wirklich viel zu sehen. Dann doch lieber mit Abstand von oben.

Gelandet wurde in Catania. Mit dem Zug ging es weiter zur größten und schönsten aller griechischen Städte. So meinte zumindest Cicero. Vom alten Syrakus habe ich nicht mehr so viel gesehen – teils auch mangels Zeit. Ich habe mich an die Altstadt auf der Halbinsel Ortygia gehalten, die von Archimedes bewacht wird. Darin hat er Übung. Mit allerlei Maschinerie und angeblich auch mit Brennspiegeln hat er auch schon die belagernden Römer zurückschlagen können. Heureka, bleibt einem da nur zu sagen.

Ganz interessant ist auch der Dom, dem man deutlich ansieht, dass er einem Athenetempel entwachsen ist. Oder die Fonte Aretusa… Dies ist eine Süßwasserquelle direkt am Ufer des Hafenbeckens. Nebenbei bemerkt einer der wenigen Orte in Europa, an denen Papyrus wächst. Arethusa war eine Nymphe, die einem lüsternen Jäger entfleuchen wollte. Und wie macht man das am besten? Natürlich, in dem man sich in eine Quelle verwandelt. Dumm nur, wenn sich der Jäger daraufhin in einen Fluss verwandelt und dann in die Quelle hineinfließt. Oh Gott, so viele Bilder…  :-[

Und weil's hier so hübsch ist, liegt auch gleich die weltgrößte Segelyacht vor Anker. Von weitem sieht es mehr wie ein modernes Kriegsschiff mit Masten aus, denn wie ein Vergnügungsboot, aber über Geschmack lässt sich streiten. Und dem russischen Oligarchen, der für das Ding 400.000.000€ hingeblättert hat, ist meine Meinung wahrscheinlich ohnehin egal.



Der Ätna... ganz rauchfrei



Heureka... der alte Archimedes



Das ist noch nicht die Arethusa



Syrakus - Ortygia



SY A



Fonte Aretusa mit Papyrusstauden



Kathedrale von Syrakus - Heilige Maria der Säulen...



... ganz bescheiden die Säulen des Athenetempels





Foodporn   ;D



Leere Straßen waren eher die Regel





Die Nekropole von Syrakus - da rechts bei dem kleinen Altar soll angeblich das Grab von Archimedes sein.

...

to be continued

Beate

« Antwort #1 am: 28. Oktober 2020, 18:37 »
Da hast Du ja mal gerade noch das Loch erwischt. Inzwischen sind ja die Restriktionen noch viel härter und solche Reisen kaum mehr möglich. Zumindest in den nächsten Wochen.

Tolle Bilder!

Reisender215

« Antwort #2 am: 28. Oktober 2020, 18:44 »
Bin auch gerade auf Sizilien,  sehr angenehm hier . Und wenig los . Alles sehr entspannt.

Rom wäre mir jetzt etwas zu heiß gerade bzgl. Corona .


Kaamos

« Antwort #3 am: 29. Oktober 2020, 17:42 »
Danke @ Beate  :)

Oh ja, wenn ich jetzt so lese, was da gerade in den Städten so los ist, bin ich wirklich auf dem letzten Drücker raus. Auch wenn ich trotzdem ganz knapp noch eine Quarantäne kassiert habe. Rückreise war für 24.10. geplant, also genau dann, als das Latium zum Risikogebiet wurde. Leider hab ich keinen früheren Flug mehr bekommen.

@ Reisender215
Bezüglich Corona hatte ich in Rom eigentlich überhaupt kein schlechtes Gefühl. Da war es mit Anstand, Abstand, Masken, Desinfizieren u.s.w. nicht schlechter bestellt als auf Sizilien. Keine Touristenmassen... Das mit den Protesten ging wohl wirklich erst los, als ich weg war.


--- nun aber weiter im Text ---

17.10.2020

Mit Schirm, Charme und Makrele.

Von Ortygia aus ging es heute noch einmal kurz zur Nekropole, die ich mir schon gestern zu zeigen genehmigte. Leider war, wie schon erwähnt, zu wenig Zeit für eingehendere Besichtigungen der griechischen Hinterlassenschaften, obwohl mich der archäologische Park und das griechische Theater schon interessiert hätten. So bleibt's bei einem Blick über den Zaun, ohne einen Zipfel des Ohrs des Dionysos zu erhaschen – eine Höhle mit bemerkenswerter Akustik. Auch das Santuario della Madonna delle Lacrime ließ ich links liegen, sonst wäre statt der Jungfrau ich den Tränen nahe gewesen, wenn ich meinen Zug verpasst hätte. So waren es nur Schweißperlen auf der Stirn, als ich 2 Minuten vor Abfahrt ins Polster sank.



Nicht nur die Franzosen essen Schnecken. In Syrakus mag man sie auch.



Santuario della Madonna delle Lacrime, Syrakus





Die Bahnfahrt geht zum Großteil direkt am Meer entlang.


Zug fahren auf Sizilien ist schön. Man sieht viel von der Landschaft und wenn man Glück hat, bekommt man auch einen sauberen, modernen Waggon. Es war auch nicht übermäßig voll in den Zügen, Abstand halten war kein Problem. Ich glaube, zu der Zeit hat die Bahn auch nur etwa 50-70% der Plätze zum Verkauf freigegeben. Aber gemeinhin scheinen die Sizilianer eher die (Fern-) Busverbindungen zu bevorzugen, sagen zumindest einige Reiseführer.



Wenn das nicht Italien ist, was dann?





u Liotru - ein Wahrzeichen Catanias. Nach einem Erdbeben in den 1690er Jahren wurde der antike Elefant gefunden und avancierte zum Schutzpatron gegen künftige Eruptionen.





Fontana dell'Amenano



In der sizilianischen Mittagssonne legte ich nun einen Zwischenstopp in Catania ein. Die UNESCO sagt, als Teil der spätbarocken Städte des Val di Noto ist die Stadt besonders erhaltenswert. Und ja, das Zentrum ist charmant. Ich stehe ja auf diese ganzen historischen Fassaden. Das Bauhaus-Tel Aviv im vergangenen Jahr war zwar auch angenehm zum Spazierengehen, aber Catania hat demgegenüber eine ganz andere Ausstrahlung.
Aber egal, ob HaCarmel in Tel Aviv, oder der Fischmarkt in Catania – Märkte sind immer wieder toll! Die Hauptverkaufszeit war gegen 12 Uhr zwar schon vorbei, aber es gab trotzdem noch genug zu sehen, angefangen bei Austern bis hin zu Fischen, deren Namen ich nicht kenne.
Da Catania nur Umsteigepunkt ist, habe ich mir einen Innenbesichtigung der ganzen Kirchen verkniffen, ebenso wie die des griechischen Theaters und römischen Odeons, welche sich ganz harmonisch in die barocke Überbauung einfügen. Ich finde es ja faszinierend, wie damals die alten Strukturen in die Neubauten einfach so mit einbezogen wurden.



Auf dem Fischmarkt









Das römische Odeon





Auch wieder so ein interessanter Bau... Monastero di San Nicolò l’Arena. Öfters mal von Erdbeben und Eruptionen des Ätna in Mitleidenschaft gezogen, hat man doch immer weiter gebaut, bis alten Reisebeschreibungen gemäß die schönste Kirche Italiens raus kam. Im gleichen Atemzug wurde allerdings dem Rest des Gebäudes mangelnder Geschmack attestiert. Dass man dann aber ausgerechnet bei der Eingangsfassade die Lust am Weiterbau verlor, macht das Gebäude wiederum sehr interessant.

Wie dem auch sei… zurück zur Stazione Catania Centrale. Quer durchs Landesinnere ging es weiter. Die Fahrt war ganz interessant, vorbei an Enna, dem Nabel Siziliens und großen Kaktusfeigenplantagen. In Termini Imerese, an der Nordküste der Insel hieß es dann umsteigen. Termini bezieht sich nicht etwa auf den Endpunkt der Strecke, sondern auf die Thermalquellen, die schon die alten Römer zu schätzen wussten. Ich aber nicht  8)







Vielmehr setze ich mich in den Zug nach Cefalù. Vor knapp 800 Jahren erlebte das Städtchen seine Blütezeit während der Herrschaft der Normannen, die gerade die Araber von der Insel vertrieben hatten. Mein Hotel, direkt an der Piazza Duomo, hatte eine Dachterrasse mit grandiosem Blick über Dächermeer, Mittelmeer und natürlich den Dom selbst.
Wirklich bemerkenswert war der Sonnenuntergang, der die Stadt sprichwörtlich im besten Lichte erscheinen ließ. Das ließ mich zwar bei dem Wellengang nicht ganz trocken, aber für ein schönes Bild ist man doch gewillt, Opfer zu bringen. Gutes Essen und ein Spaziergang durch die malerischen Gassen sollten den Tag beschließen.



Cefalù - Blick von der Hotelterrasse



Das Bild ist unscharf, schief und noch dazu mit unbekannten Personen, die einfach so im Motiv rumstehen. Aber es ist reizvoller als der perfekt geschossene Zwilling!













Lavatoio medievale - der mittelalterliche Waschplatz, der wahrscheinlich noch aus arabischer Zeit stammt. Das Bächlein wurde durch eigens in den Fels gehauene Waschbecken geleitet.



Entschuldigt die Masse der Bilder - ich kann mich einfach nicht entscheiden.

Kaamos

« Antwort #4 am: 30. Oktober 2020, 15:49 »
18.10.2020

Habe ich schon erwähnt, dass die Frühstücksterrasse des Hotels genial ist? Da sich auch die Anzahl der Gäste gerade in einem überschaubaren Rahmen bewegte, hatte ich den Ausblick für mich allein. Man merkt, dass es harte Tage für alle sind, die im Tourismus arbeiten. Es gibt kaum Gäste. Allerdings bin ich als Reisender stets sehr freundlich, offen und zuvorkommend behandelt worden, nicht etwa mit der Kneifzange angefasst, als potenzieller Superspreader.

Klick mich... mit Ton





Lungomare di Cefalù - Mit Blick auf den Rocca







Meine Tagesplanung sah eigentlich eine Besteigung des Rocca di Cefalù vor, dem Hausberg des Städtchens. Cefalù, bzw. Kephaloidion, bedeutet soviel wie Kopf, wodurch der Felsen dem ganzen Ort seinen Namen gegeben hat. Ursprünglich lag die Ansiedlung auch auf dem Gipfel des Felsens, bis der sizilianische König Roger II. sie an dessen Fuß verlegte. Leider blieb mir der Zugang zur tollen Aussicht verwehrt. Die besucherarme Zeit nutzt man für Sanierungsmaßnahmen.



Dann geht es eben noch ein bisschen eher zur Kathedrale Santissimo Salvatore. Während der Turmbesteigung gab es einen schönen Blick ins Kirchenschiff bis hin zur Apsis mit den byzantinischen Mosaiken des Christus Pantokrator. Das war schon eine schöne Einstimmung auf die noch kommenden visuellen Leckerbissen. Dass gerade ein Gottesdienst mit Kommunion oder etwas ähnlichem in den letzten Zügen lief – da bin ich leider nicht ganz so sattelfest im katholischen Kirchenjahr -, machte den Besuch zusätzlich zu einem kleinen Erlebnis.
Bei weiteren Ausführungen in die Architektur- und Kunstgeschichte halte ich mich mal zurück, da fehlt mir die Expertise und ich beschränke mich aufs genießen.

Klick mich - mit Ton









Blicke vom Turm







Das sind dicke Wälzer. ca. A2-Format



Kunst im Kreuzgang



Da die Bergbesteigung ausgefallen war, blieb etwas mehr Zeit am Strand, bevor schließlich wieder der Zug pfiff. Diesmal geht es gen Westen – Palermo ist das Ziel. Meine Unterkunft war eine kleine Pension… eigentlich eher nur ein untervermietetes Zimmer. Davon gibt es in Palermo recht viele. Der verwitwete Hausherr wohnte noch mit seiner an die 80 Jahre alten Mutter in der Wohnung, die gerade am Abendessen kochen war. Als sie dann beim Tomatensauce rühren noch zu singen begonnen hat, war das Klischee perfekt. Picture it… sicily 2020… Sophia lässt grüßen.





Direkt durch die Uferfelsen geht ein Spazierpfad... sehr reizvoll.





Ich habe das Gefühl, ich war auf dieser Reise ständig am Essen... aber die italienische Küche ist einfach so gut !
Und bei 28-35.000 Schritten täglich darf ich mir das erlauben   ;D







Next stop: Palermo

Kaamos

« Antwort #5 am: 31. Oktober 2020, 15:45 »

19.10.2020

Heute war ein Tag, der ganz im Zeichen der kleinen Steinchen stand… dementsprechend gibt es viele mosaikalische Bilder. Die erste Station des Tages war der Palazzo dei Normanni, bzw. Palazzo Reale, das ehemalige und aktuelle Herrschaftszentrum Siziliens. Araber, Normannen, Bourbonen residierten hier, hinterließen ihre Fußabdrücke und schufen ein stilvolles Ambiente für das aktuelle sizilianische Parlament. Prunkstück ist aber ohne Zweifel die Capella Palatina, die normannische, arabische, byzantinische und römische Elemente vereinigt. Ein Traum in Gold.



Palazzo dei Normanni





Capella Palatina





Sitzungssaal des sizilianischen Parlaments





Der Raum Rogers II.



Palmen und Löwen waren ein beliebtes Symbol auf Sizilien...



... wie man auf diesem Trifollaro von Wilhelm II., dem Enkel Rogers II. noch mehr oder weniger gut erkennen kann.



Palermo hat weit über 80 Kirchen. Da komme ich nicht drumherum, noch einige zu besichtigen, beispielsweise San Giuseppe dei Teatini mit seiner überbordenden Pracht des sizilianischen Barock, wo man fast Angst haben muss, dass es Putten zu regnen beginnt. Oder aber den Normannendom, in dem einige deutsche Könige und Kaiser beigesetzt sind, etwa Friedrich II., stupor mundi, das Staunen der Welt, ein ganz bemerkenswerter Herrscher, den andere wiederum gern als Antichristen brandmarken.



Der Normannendom - Kathedrale Maria Santissima Assunta







Das Grab Kaiser Friedrich II.



Mögen die Straßen noch so dreckig sein - überall liegt der Geruch frischer Wäsche in der Luft  ;D
Okay - zur Ehrenrettung: nicht überall sahen die Fassaden so aus.



San Giuseppe dei Teatini





Quattro Canti



Zugang zu San Cataldo blieb mir leider verwehrt – geschlossen. Schade eigentlich, da auch hier wieder eine faszinierende Kombination aus christlichen und muslimischen Elementen vorliegt. La Martorana war leider auch geschlossen.

Die Myriaden Kilometer per pedes forderten ihren Tribut, also fix noch im Schatten des Teatro Massimo neue Schuhe gekauft. Die Oper ist nebenbei bemerkt Symbol für Mafia und Korruption, bzw. deren Überwindung, als sie Ende der 90er nach über 20 Jahren Schließung wiedereröffnet wurde. Mittlerweile scheint es aber wieder bergab zu gehen mit der Kultur.







Teatro Massimo

Next stop: Monreale! Auch hier gelten wieder die Schlagworte normannisch, arabisch, byzantinisch. Die Mosaiken an Wand, Boden und Fassade sind eine Augenweide. Wen es dann mehr nach Kontemplation gelüstet, dem sei der Kreuzgang anempfohlen. Hier möchte man fast von jeder Säule, von jedem Kapitell ein Foto schießen, alle so unterschiedlich gestaltet, geschraubt, gezackt, mosaikverziert oder blank… herrlich. Und alles so ganz besucherfrei. Nun noch einen kurzen Abstecher aufs Dach, wo sich ein weiter Blick ins Tal offenbart, bis hinunter nach Palermo.



Kathedrale von Monreale















Nach Palermo bringt mich der Bus nun auch wieder. Allerdings nicht direkt ins Zentrum, sondern zur Santa Maria della Pace, bzw. vielmehr zur darunterliegenden Kapuzinergruft. Fotos gibt es keine. Auch wenn ich zugegebenermaßen manchmal dazu neige, entsprechende Aufforderungen aus dem Handgelenk heraus zu ignorieren – hier war es mir zu gruselig dafür.  :o

Als ich dachte, das Sedlec-Ossarium war heftig, kannte ich diese dusteren Gewölbe noch nicht. Die teils ziemlich gut erhaltenen und bekleideten Leichen sind noch eher alptraumtauglich als die nackten Gerippe aus Tschechien. Besonders erwähnenswert ist die kleine Rosalia Lombardo, die 1920 ein Opfer der spanischen Grippe wurde und wahnsinnig gut erhalten ist.

Zum Glück wars noch hellerlichter Tag, denn nach diesem Erlebnis durch dunkle Gassen zu streifen, wäre nicht ganz so mein Geschmack gewesen. Stattdessen lustwandelte ich über die Piazza della Memoria, im Angedenken an die Opfer der Mafia und diejenigen, die ihr Leben für den Kampf gegen die Cosa Nostra gaben.
Zum Abendessen wagte ich mich in seltsame kullinarische Gefilde… Caponata Mele. Caponata ist eigentlich ein sehr leckeres süßsaures Gericht u.a. mit Auberginen und Tomaten. Hier wurde es mit Äpfeln, Makrele und Schokolade zubereitet. Nunja, sagen wir mal, es war ein Versuch...



 

Der Mafia zum Trotze...

Kaamos

« Antwort #6 am: 01. November 2020, 18:02 »
20.10.2020

Zum Glück gibt es an jeder Ecke eine pasticceria, sodass es nicht so sehr ins Gewicht fiel, dass die sizilianische Mama in Palermo kein Frühstück bereithielt. Viel Zeit dafür wäre ohnehin nicht gewesen, da der Bus schon so halb wartete. Die nächste Etappe ging gen Westen. Zwar gibt es auch hier Zugverbindungen, doch dann wäre vom Tag nicht mehr ausreichend viel übrig geblieben. Aber die Fahrt im Doppelstockbus, erste Reihe oben, hat auch was für den interessierten Zuschauer. Und vielleicht auch für das Kind im Manne, dass sich einfach nur freut, oben zu sitzen.





Vittorio Emanuele II. grüßt in Trapani. Auch wenn er der erste König des geeinten Italiens wurde, behielt er seine savoyardische II., was ihn in den Augen vieler Zeitgenossen weniger zum Einiger, denn zum Eroberer machte.



Endpunkt der Fahrt war Trapani, die Mondsichelstadt (griech. Δρέπανον). Wenn man später einen Blick von oben darauf wirft, erschließt sich, warum. Fix den Rucksack im Hotel abgelegt und schon ging es weiter, denn das eigentliche Ziel lag etwas landeinwärts. Zum Glück standen die Winde günstig, sodass es hieß Funivia in servizio. Mit der Seilbahn ging es auf 750m Höhe nach Erice, benannt nach Eryx, einem Sohn der Aphrodite und unterschiedlicher Väter, je nachdem, welcher Legende man anhängt. Aber die Vaterschaft scheint unerheblich zu sein, da sich der Reichtum Erices in der Antike eher auf den Aphrodite-/Venustempel mit seiner legendären Tempelprostitution stützt.



Auf nach oben!



ich habe mich dann aber doch lieber für die Seilbahn entschieden.




Mondsichelstadt, Salinen und Ägadische Inseln



Blick vom Kastell aus, dem ehemaligen Tempel der Venus Erycina.



Der Tempel der Venus ist mittlerweile Geschichte und so fand ich statt der holden Priesterinnen nur die Ruine einer Burg vor. Macht nix, Erice hat noch mehr zu bieten. Abgesehen von der tollen Aussicht ins Inland, auf die Küste, die Ägadischen Inseln und bei klarem Wetter sogar bis Tunesien – was mir verwehrt blieb –, gibt es noch malerische Gassen und sehr viele Kirchen. Das Reizvolle hieran ist, dass Erice seine Museen zu einem Großteil in diese Kirchen ausgelagert hat. Lange waren sie dem Verfall preisgegeben, aber so nach und nach wird restauriert, was eine nicht uninteressante Kombination aus Verfall und Übertünchung zur Folge hat. Zu normalen Zeiten ist Erice wohl als Nonplusultra und „Geheim“tipp relativ überlaufen, aber auch hier hatte ich dankenswerterweise angenehm leere Gassen.









Ganz stilecht im Ristorante „Edelweiss“ gab es Pasta alla norma, bevor ich die Erice-Erklärung kennenlernte. So mittelalterlich die Gassen auch anmuten, die Dreißigtausendseelengemeinde ist auch für einige Innovationen gut. Hier gibt es das Centro Ettore Majorana, ein Zentrum für theoretische Physik. Zudem entstand hier auch die Erice-Erklärung, die sich für die Freiheit der Forschung und nuklearen Abrüstung einsetzt. Dafür gibt’s auch ein kleines Museum mit atemberaubender Aussicht.









Der Zahn der Zeit






Wer noch immer nicht genug hat, dem empfehle ich eine Pause bei Maria Grammatico. Desweiteren empfehle ich hochkalorische Bedenken kaltblütig über die Balkonbrüstung zu schubsen. Denn Maria Grammatico, die als Waise bei Nonnen aufwuchs und heimlich deren Rezepte mitgeschrieben hat, beherrscht ihr Handwerk als Pasticcere so gut, dass man jede Hierodule der Venus verschmähen mag.







Einen letzten Blick auf Erice warf ich vom Turm der Chiesa Madre. Deren Inneres ist eine neugotische Gewöhnungsbedürftigkeit, aber der Turm selbst ist unbedingt besteigenswert und zudem auch viel älter als das Kirchengebäude. Ursprünglich wurde er 300 Jahre v. Chr. als Wachturm während der Punischen Kriege erbaut.









Achtung beim Besteigen: Man ist wirklich auf Augenhöhe mit den Glocken, ohne Abstandshalter oder Trennzaun. Mir ist fast vor Schreck die Kamera aus der Hand gefallen, als es zur viertel Stunde geläutet hat  :o



Schließlich geht es mit der Seilbahn wieder ins Tal. Das Warten auf den Bus zurück ins Zentrum von Trapani erwies sich als sinnlos… er kam einfach nicht. Also sammelten sich entgegen der ursprünglichen Planung doch ein paar Kilometer mehr auf dem Schrittzähler an. Der Blick auf den Sonnenuntergang blieb mir daher versagt und den Trapanesen ein sächsisches „nu diddschd se nei“ erspart. Ein kurzer Gang durchs Zentrum und dann ab ins Bett…




Kaamos

« Antwort #7 am: 02. November 2020, 20:49 »
21.10.2020

Zeitiges kommen sichert gute Plätze. Oder anders gesagt, wenn der Morgenmuffel sich früh hoch quält hat er in der ersten Reihe Ruhe. Einmal quer über die Insel bedeutet, schon um sieben Uhr im Bus zu sitzen, immer der Sonne entgegen bis Palermo und dort vom Busbahnhof in den Bahnhof zu fallen. Mit dem Zug geht’s dann immer weiter nach Osten, immer an der Küste entlang mit wirklich schönen Blicken auf Berge, Inseln und Strände. Das Wasser ist so klar, dass ich noch aus dem fahrenden Zug heraus die Steine am Grund des türkisblauen Mittelmeers erkenne.



Zwischen Trapani und Palermo





I Taut I Taw A Puddy-Tat



Palermo



Corona alla italiana











Oh weh, hab ich mich verfahren?  :o



Puh, doch alles richtig :smiley_lachen:





Madonnina del porto

Mittags erreiche ich Messina. Das Tor Siziliens ist erdbebengeplagt, das letzte im Jahr 1908, die schwerste Naturkatastrophe in Europa im 20. Jh., gefolgt von einigen Bomberangriffen im zweiten Weltkrieg. Dementsprechend hält sich der richtig alte Gebäudebestand in Grenzen. Zu erwähnen ist neben einigen Brunnen der Dom mit seiner mechanischen Uhr, die sich zu jeder viertel Stunde bewegt und Figuren laufen lässt. Das war meine erste Station, bevor ich mich auf die Suche nach einem geöffneten Tabacchi machte, um mir Tramtickets zu holen. Über die Mittagszeit ein fast unmögliches Unterfangen. Also zurück zum Bahnhof. Doch hier kam ich gar nicht mehr so ohne weiteres hinein. Die Coronalage scheint sich zu verschlechtern, denn jetzt kontrolliert die Polizei, ob ich überhaupt etwas am Bahnhof verloren habe. Ich musste meinen Ausweis bei der Polizistin hinterlegen, um mir im Bahnhofstabacchi mein Ticket zu kaufen.







Eigentlich wollte ich gern den Cimiterio Monumentale anschauen, einen der bedeutendsten Friedhöfe Europas, nur leider hatten die Toten heute Ruhetag. Also wieder in die Tram gesetzt und ans andere Ende der Stadt gefahren, einen Blick auf die Pylonen von Messina geworfen, die über 230 Meter hohen Strommasten, die von den 1950er-90er Jahren die Straße von Messina querten. Das italienische Festland erscheint hier zum Greifen nah. Den Sonnenuntergang beobachtete ich vom Sacrario di Cristo Re aus. Wer Panoramen und Ausblicke mag, sollte hier hoch!









Cimiterio Monumentale





Panorama in groß



Sacrario di Cristo Re



Panorama in groß

Und nun doch wieder zurück zum Bahnhof – diesmal jedoch ganz legitim und offiziell. Neben mechanischen Uhren, Friedhöfen und Strommasten hat Messina auch noch eine weitere Attraktion: Das wahrscheinlich letzte Trajekt der Welt. Mit dem IntercityNotte geht es weiter nach Rom. Und das geht nicht, ohne dass der Zug auf die Fähre verladen wird!





So lässt es sich gut verreisen...



... mit eigenem Badezimmer.



Und auch der Roomservice ist nicht schlecht.



Aber das ist natürlich die Hauptsache!   :D

Railjeter

« Antwort #8 am: 04. November 2020, 08:45 »
@Kaamos: Prima, dass es mit der Rundreise noch klappte! Und ich fahre hier gerne mit und erfreue mich an Bildern und Kommentaren zur Auffrischung der eigenen Tour mit der Bahn.

Kaamos

« Antwort #9 am: 04. November 2020, 20:17 »
22.10.2020


Die Nacht war gut, die Dusche kalt, aber immerhin gab es Zimmerservice mit Frühstück im Abteil. Gegen viertel acht rollte der Zug in Roma Termini ein. Hier merkt man schon ein bisschen mehr Corona. Es wurde beim Umsteigen in die Metro viel über Einbahnstraßen geregelt.
Meine Unterkunft lag in Steinwurfweite zu den vatikanischen Museen. Die Gastgeber waren wahnsinnig herzlich und zuvorkommend. Das Tourismusjahr lief schlecht, ich sei wahrscheinlich der letzte Gast für das Jahr, vermuteten sie. Und wie es im Moment aussieht, werden sie Recht behalten. Einerseits ist das natürlich schlecht fürs Geschäft, aber für mich als Gast ist es durchaus von Vorteil. Gerade Rom ist zu normalen Zeiten wahrscheinlich wesentlich anstrengender zu bereisen, als ich es nun erlebt habe. Entsprechend der ganzen Lektüre, die ich vorab studiert hatte, habe ich natürlich auch online schon meine ganzen Tickets vorgebucht. Das hätte ich mir eigentlich sparen können. Gibt es sonst normalerweise Warteschlangen, die um den halben Vatikan rum reichen, musste ich mich nirgends anstellen. Keine Schlangen, wenig Touristen – eigentlich ein Traum. Wenn man nur die eine Seite der Medaille betrachtet.







Die italienische Variante der Parkkralle?  ;D

Wie dem auch sei: Heute fügte ich ein neues Land in meinem persönlichen Atlas hinzu. Vor 27 Jahren stand ich zwar schon einmal vorm Petersdom, hatte dabei aber noch nicht einmal den Petersplatz betreten. Heute komme ich durch die Hintertür und aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Meine 450 Bilder aus den Vatikanischen Museen erspare ich euch… nur ein paar wenige, da müsst ihr durch. Die ganzen antiken Statuen sind der Wahnsinn. Bisher habe ich mich nicht so dafür interessiert, aber jetzt bin ich begeistert. Verzeiht die Schwärmerei  ;)







Allegorie des Nils



Laokoon - er hat erraten, was die Griechen vor Troja für ein Spiel spielten. Aber da die Götter das nicht mochten, schickten sie Schlangen, die ihn und seine Söhne töteten, damit er nicht ausplaudern konnte, dass die Trojaner mal dem geschenkten Gaul ins Maul schauen sollten.



Jaja, die berühmte Geschichte vom Papst mit seinem Feigenfetisch. Nach meinen Informationen ist es aber wohl eine urban legend, dass der Papst meißelbewaffnet durch seine Sammlung gezogen ist. Vielmehr hat vielen antiken Statuen schon beim Wiederauffinden der Penis gefehlt. In vielen Fällen wurde er dann sogar nachträglich wieder ergänzt.
Die Legende hat eigentlich eher amerikanisch-puritanische Wurzeln. Zu Napoleons Zeiten hat die New Yorker Academy of fine Arts Abgüsse der vatikanischen Statuen bestellt und war entsetzt, als die Nackedeis inklusive Gemächt geliefert wurden. Das geht so nicht, das muss verdeckt werden. Und weil das ja immer noch so schamlos ist, ist eine Besichtigung auch nur getrenntgeschlechtlich möglich. So in etwa wie der Männer- oder Frauentag in der Sauna.
Nach dem zweiten Weltkrieg begann man die Scham langsam abzulegen und dachte über eine Nachbestellung der Geschlechtsteile nach. Allerdings war es wohl für die damalige Kuratorin des Museums etwas unangenehm, als sie beim Zoll die Kisten öffnen sollte.   8)
Aber auch im Vatikan stehen noch genug Exemplare, denen man das ergänzte Feigenblatt deutlich ansieht.





Der ägyptische Teil der Museen war auch sehr interessant. Inklusive Mumie.







In den Stanzen des Raffael. Die künstlerische Ausgestaltung der Räume ist natürlich auch mit allerhand berühmten Namen verbunden.





Sixtinische Kapelle



Nach all dem Mamor waren die ethnologischen Sammlungen eine spannende Abwechslung.





Don't blink :smiley_teufelchen:



Bramante-Treppe. Allerdings nicht das Original, sondern der Neubau von 1932


Letzten Endes war ich über sechs Stunden in den Museen. Nun einmal um den halben Staat gelaufen und auf der anderen Seite am Petersdom angestellt. Hier gab es eine kleine Schlange, die länger wirkte, als sie eigentlich war. Coronaentzerrt. Der Dom ist ja gewaltig. Die Höhe, die riesigen Statuen… Aber ganz ehrlich – für eine der wichtigsten Kirchen der Christenheit war das alles sehr steril. Ich hab ja nun schon andere wichtige Gebetsorte gesehen… Nadschaf, Klagemauer… Der Glaube und die Religiosität, die dort zu spüren waren, waren im Vatikan nicht zu fühlen. Sicherlich auch zum Teil Corona geschuldet. Und zu Festtagen sieht es vielleicht auch wieder anders aus. Dennoch, das hat mich etwas erstaunt.



https://i.imgur.com/3PfiV6j.jpg





https://i.imgur.com/1m8IWWb.jpg



https://i.imgur.com/ZzB242f.jpg










Viel war nicht mehr übrig vom Tag, bis auf dass ich mich hab auf der Engelsbrücke von einem Straßenhändler anquatschen lassen, typischer Touristenscam, wie heißt du, wo kommst du her, Geschenk für dich, hast du Geld für den Neffen meiner Tante in Afrika, dessen Schwippschwager väterlicherseits nämlich gerade die Hochzeit der Tochter des Bruders ausrichten muss. Und ich bin ja immer so höflich und lass mich anquatschen, neige zu schlechtem Gewissen und so. Lange Rede kurzer Sinn – nachdem Braut und Bräutigam von mir kein Hochzeitsgeschenk finanziert bekommen haben, stand ich zwei Minuten zu spät vorm Tor der Engelsburg und so blieb mir der Blick vom Dach versagt… wo ich doch eigentlich so gern Treppen steige.
Dann halt Frustabendessen beim Italiener…



Engelsburg und Ponte Sant'Angelo


Kaamos

« Antwort #10 am: 06. November 2020, 18:52 »
23.10.2020

Nachdem ich im Nachhinein froh war, dass ich für den ersten Tag Rom ausschließlich den Vatikan eingeplant hatte, ging es heute zurück in die Antike. Von meinem letzten Besuch in der ewigen Stadt vor 27 Jahren habe ich nur noch schemenhafte Erinnerungen. Himmel, fühle ich mich auf einmal alt. Ich weiß noch, dass wir mit Wartburg damals an der Cestius-Pyramide vorbei gefahren sind und ich ganz fasziniert davon war, dass es nicht nur in Ägypten Pyramiden gibt. Heute weiß ich es besser, aber die Faszination ist noch immer da.

Erster Anlaufpunkt war das Kolosseum, das Symbol des antiken Rom schlechthin. Brot und Spiele gehen halt immer. Es gab eine Führung in die Katakomben, in denen früher die Maschinerie für die ganze Tricktechnik untergebracht war. Aus heutiger Sicht sieht sich der moderne Mensch ja gern als Krone der Zivilisation. Aber was vor 2000 Jahren schon so alles bewerkstelligt wurde ich grandios. Erstens die Dimensionen der Bauwerke, zweitens dass sie bis heute überdauert haben, drittens die ausgeklügelte Technik mit Falltüren, versenkbaren Bühnen, Aufzügen, um die Wilden Tiere in die Arena zu bringen… Ob man jetzt die Spiele selbst als zivilisatorisch besonders hervorhebenswert betrachten kann, steht auf einem anderen Blatt. Daumen hoch oder Daumen runter.



Trajanssäule



Konstantinsbogen und Kollosseum



Bei den Streifen (im linken Drittel) war die Loge des Kaisers





Ein Blick in die Mechanik der Spiele

Früher war mehr Lametta

Nach dem Blick von der Kaiserloge ging es weiter ins Wohnzimmer der Kaiser selbst, auf den Palatin. Vor einem viertel Jahrhundert ging es nur die paar Meter bis zum Titusbogen, ab wo es dann Eintritt kostete. Hat aber damals schon ausgereicht, um zu sagen, auf den Steinen ist auch schon Julius Caesar langgelaufen. Diesmal habe ich bezahlt und die ganze Pracht der Römischen Ruinen bestaunt.



Blick übers Forum Romanum
https://i.imgur.com/egotWUz.jpg



Die Kaiserpaläste auf dem Palatin



Gigantisch... die Maxentiusbasilika. Zwar sind nur noch die Seitenschiffe erhalten, aber man kann dadurch die Ausmaße noch erahnen.



Ein Blick in die Studierstube von Kaiser Augustus.



Trajansmärkte
https://i.imgur.com/Rgtlb4H.jpg

Nach stärkenden Cannelloni zum Mittag ging es weiter zur römischen Schreibmaschine, dem Vittoriano, dem Altar des Vaterlandes – oder wer es noch sperriger mag: Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II. Über den Ruinen des alten Reiches thronen die Säulen des neuen Reiches. Vom italienischen Nationaldenkmal aus hat man einen fabelhaften Blick übers Forum Romanum bis zum Kollosseum und in die andere Richtung über all die roten Dächer hin bis zum Petersdom. Da ist zwar viel Nationalkitsch dabei, aber ein Aufstieg lohnt allemal.









https://i.imgur.com/8G9HfyA.jpg





https://i.imgur.com/SmtinYM.jpg

Das Schöne an Rom ist, dass alles so gut fußläufig erreichbar ist. Ein paar Minuten nach Norden und schon steht man vor der Fontana di Trevi. Auf ein Bad habe ich aber verzichtet. La Dolce Vita steht noch auf meiner Watchlist. Es ist definitiv ein schöner Brunnen. Und dann kommt noch dazu, dass er vom letzten Aquädukt gespeist wird, dass seit 19 v. Chr. in Betrieb ist, der Aqua Virgo.
Weitere Etappenziele an dem Tag waren dann die typischen Touristenhotspots: spanische Treppe, Piazza Navona und Pantheon. Den Besuch des letzteren verschiebe ich auf morgen, da gerade eine Messe lief.
Fazit für heute: Rom ist schön!



Trevi-Brunnen



Spanische Treppe



Berninis Elefant. Der geneigte Leser mag sich an dessen Kopie in Catania erinnern.







Eine Boutique für den Klerus  ;D



Maskenpflicht wird ernst genommen  :-X



Piazza della Rotonda - in meinem Rücken ist das Pantheon



Piazza Navona - hier befand sich auf dem Marsfeld ursprünglich ein antikes Stadion, was man noch schön an der Form des Platzes erkennt



Engelsburg

Kaamos

« Antwort #11 am: 07. November 2020, 13:29 »
24.10.2020

Ach, ist das schön, morgens unter einem warmen, schweren Federbett zu liegen, langsam munter zu werden, dem Plätschern der Regentropfen am Fensterladen zu lauschen… Moment mal… nein, das ist nicht schön, wenn ich dann eigentlich raus will. Und tatsächlich, der Himmel hat die Schleusen zum ersten Regenguss des Urlaubs geöffnet. Man könnte auch sagen: Abschiedswetter. Denn dies wird auch der letzte Teil des Berichts werden.
Aber zuerst gibt es Frühstück. Die Unterkunftsinhaber versorgen mich jeden Morgen mit frischem Gebäck und ausgiebigen Tipps und Gesprächen. Und kaum waren wir damit fertig, lacht zwar noch nicht die Sonne, aber ich kann trockenen Fußes das römische Pflaster betreten.



Die Unterkunft, direkt an den Mauern des Vatikans.


Da ich bisher nur nördlich am Vatikan vorbei bin, schlug ich diesmal den südlichen Weg um die Mauer ein. Einfach aus Prinzip. Und da alle Wege nach Rom führen, werde ich mich wohl auch in Rom selbst nicht so schnell verlaufen. Mein Morgenspaziergang brachte mich nach Trastevere, einem Stadtviertel westlich des Tiber, bzw. jenseits des Tiber, wie der Name ja schon sagt. Es war ziemlich tote Hose, was einerseits am Wetter lag, andererseits an der Uhrzeit und natürlich wie in diesen Tagen meist immer: an Corona. In den Nachrichten habe ich schon ein bisschen mitbekommen, dass sich das Land wieder runter zu fahren beginnt und in Neapel die ersten Demonstrationen dagegen kamen. Hier in Rom war noch nichts von Ausschreitungen zu merken, sollte aber auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Von Trastevere aus ging es über die älteste noch im Ursprungszustand erhaltene Brücke Roms nach Cistevere… ja, ich weiß, gibt es nicht, aber das Wortspiel muss hier mal erlaubt sein. Auch hier stolpert man allerorten über Ruinen. Faszinierend, dass das nach all den Jahrtausenden immer noch zwischen den Häusern rumsteht. Wahrscheinlich könnte ich hier Wochen verbringen, einfach nur durch die Straßen laufen und Atmosphäre aufsaugen. Atmosphäre, Kunst und Geschichte – Markttreiben auf dem Campo de’Fiori, Caravaggio in San Luigi dei Francesi und Geschichte auf Schritt und Tritt.



Malerisches Trastevere



Santa Maria in Trastevere







Ponte Fabricio - das Besondere: die Brückenbögen sind unter Wasser im Kreis wieder zusammengeführt. Das sollte im sumpfigen Rom im 1. Jh. v.Chr. die Standfestigkeit sichern.

Und heute klappt es schließlich auch – nach der obligatorischen Temperaturmessung darf ich ins Pantheon. Wieder so ein Bauwerk, dass einen ehrfurchtsvoll vor den Baukünsten der Antike werden lässt. Faszinierend ist ja auch das Opaion in der Kuppel. Jetzt hätte ich mich schon fast ein bisschen über Regen gefreut, weil mich die Wirkung des Wetters auf die Stimmung im Pantheon interessiert hätte. Zumindest standen noch ein paar Pfützen vom morgendlichen Schauer auf dem Marmorboden – allerdings nicht viele, denn die Baumeister haben ihn in weiser Voraussicht konvex angelegt.





Italienische Polizisten sind so viel stattlicher als deutsche. Da muss ich gleich noch ein paar andere Bilder aus Neapel 2019 einfügen, verzeiht diesen Sprung  ;)





Das sind bestimmt alles keine Polizisten... trotzdem schick  :D



Campo dei'Fiori



Werke Caravaggios in ....



... San Luigi dei Francesi



Das Pantheon!
Hier muss ich noch ein bisschen am Panorama basteln, damit die Säulen nicht so schief sind.  :o



Das Grab Raffaels



Nach dem Pantheon ging es vorbei am Mausoleum des Augustus bis zur Piazza del Popolo, hinauf auf die Terrassen des Pincio für einen letzten Blick von oben auf die ewige Stadt, zurück zur Unterkunft, das Gepäck holen und mit der U-Bahn nach EUR. Mussolini wollte hier der Welt zeigen, was die Italiener für ein tolles Volk sind, doch aus der Weltausstellung 1942 wurde nichts. Die Bauten blieben und bilden das bilden das Viertel Esposizione Universale di Roma. Nach kurzem Spaziergang um den Palazzo della Civiltà Italiana ging es zurück zum Hauptbahnhof und weiter nach Ciampino.



Mausoleum des Augustus. Mussolini hat den ersten Spatenstich zur großangelegten Sanierung getan. Er hatte ja prophezeit, dass die Statue des Augustus nur kurzzeitig drinnen stehen und zeitnah durch sein Bildnis ersetzt werden wird. Es kam aber doch alles anders.



Piazza del Popolo



Blick vom Pincio zum Vatikan



EUR - Palazzo della Civiltà Italiana


Bei dieser Reise bin ich das letzte Mal von TXL aus gestartet und werde auch das letzte Mal in SXF landen. Die dunklen Legenden aus grauer Vorzeit bewahrheiten sich und ab morgen wird aus SXF BER geworden sein.



Arrivederci Roma  :D


Epilog


Dummerweise hat die Reise auch ein nerviges Nachspiel. Am Donnerstag habe ich erfahren, dass das Latium am Samstag, meinem Heimreisetag, zum Risikogebiet eingestuft werden wird. Leider gab es keine früheren Flüge mehr, wodurch mir nur der saure Apfel der Quarantäne übrigblieb. Glücklicherweise war ich schon in Rom, bevor es zum Risikogebiet wurde, so bleibt mir zumindest der Gehaltsabzug erspart. Da gab es vor den Herbstferien wenigstens eindeutige Regelungen vom Schulamt. Von Rom aus organisierte ich schon mein Fernbleiben auf Arbeit und vereinbarte einen Testtermin beim Hausarzt für Montag.
Das hat erst auch gut geklappt. Nur leider habe ich dann am Dienstagnachmittag einen Anruf vom Arzt bekommen, dass sich das Labor geweigert hat, meinen Abstrich zu untersuchen. Das Problem war: Der Arzt hat es nicht als „Reiserückkehrer“ beschriftet, obwohl wir direkt in der Sprechstunde auch ausführlich darüber geredet haben, dass es darum geht, sondern als „Lehrer“. Wir können hier in Brandenburg regelmäßige kostenlose Tests machen, was ich bisher auch in Anspruch genommen hatte. Aber dafür gibt es immer nur bestimmte Zeitfenster, welches eben gerade nicht offen war. Also Mittwoch früh noch einmal zum Test. Das Ergebnis war dann – wie ich erwartet habe negativ – am Freitag da.
Quarantäne ist tausendmal Schlimmer als Lockdown, wenn man so überhaupt nicht raus darf. Besonders, wenn es dann zu so einem Absturz von 33.000 Schritte auf 2.500 kommt.

Railjeter

« Antwort #12 am: 08. November 2020, 10:23 »
Danke fürs Mitnehmen und den schönen Bildern!
Auch wenn das Ende noch spannend wurde, war es gerade noch die richtige Zeit für eine Tour.
Die Nachtzüge werden wohl auch bald wieder stillstehen.

PS: Der Bildhoster scheint mit den Bildern etwas überfordert zu sein ;)

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