Thema: Nordmarokko - Zwischen Orient und Europa  (Gelesen 2525 mal)

Kama aina

« am: 02. Dezember 2019, 17:01 »
Im Vorfeld meiner Reise wusste ich nicht genau was mich erwarten wird.
Hier im Forum konnten auch nicht wirklich viele Fragen beantwortet werden (was ja sehr selten ist) und ich merkte langsam, dass ich mich in einer Region (bzw. Teile der Region) bewegen werde, die nicht wirklich von westlichen Touristen frequentiert wird.

Und was die nordmarokkanische Küste zwischen den spanischen Exklaven Melilla und Ceuta betrifft, trifft das voll zu! Wir waren gefühlt die einzigen Touristen.
Erst ab Chefchaouen/Tetouan kamen die Touristen!

Das nahe Europa spürt man! Es ist anders als unten im Süden und auch anderes als hinterm Riffgebirge! Es ist ein eigenes, für mich noch unbekanntes Stück Marokko gewesen!

Aber wie verlief unsere Reise?

Gelandet sind wir auf dem internationalen Flughafen von Nador!
Eine Landebahn, zwei Lagerhallen die notdürftig für An- und Abflüge umgebaut wurden und Container aus denen die Autovermieter ihre Autos feilbieten! :)
Also genau das, was ich mag! Hehe!

Wir sind vom Flughafen aus direkt zur Grenze nach Melilla gefahren. (Siehe hierzu den Thread über Melilla und Ceuta)
Die Grenzstadt Beni Ensar ist touristisch gesehen nicht von Bedeutung. Interessant ist hier wie dreckig und schäbig alles ist. Und halt die Grenze und das "gelobte" Land dahinter! Und das alles zusammen hat doch irgendwie "Flair".

Von dort aus sind wir die Küstenstraße nach Al Hoceima gefahren.
Die Küstenstraße zwischen Melilla und Al Hoceima ist am Anfang noch recht flach und trist! Hier und da gibt es mal schöne Aussichten, aber mehr auch nicht! Je näher man nach Al Hoceima kommt, desto besser wird die Küste aber!
Die Stadt selber, die im Sommer ein Mekka für marokkanische Badegäste ist, ist in der Nebensaison nicht mehr als ein Übernachtungsstopp! Obwohl man sagen muss, dass die slumartige Verschachtelung der Außenbezirke und die Hauptbucht schon Augenöffner sind! Unser Hotel lag in besagter Bucht und bescherte uns wirklich tolle Ausblicke auf die bebaute Steilküste und die weite Bucht von Al Hoceima!

Nach Al Hoceima ist die nordmarokkanische Küste sicherlich eine der schönsten und spektakulärsten der Welt! Ich bin schon viele Küstenstraßen gefahren und hier habe ich wahrhaftig traumhafte Ausblicke gehabt! Die Farben, die Weiten, die Struktur! Alles was eine tolle Küstenstraße braucht, findet man hier! Und vor allem ist sie sehr gut zu befahren!
Die Orte El Jebha und Targha bieten nicht wirklich viel, sind aber als kleine Städtchen/Dörfchen ein guter Kontrast zu der Natur der Küsten. Die Ausblicke auf die Städte lohnen sich auch sehr! Sie liegen wunderschön in der Landschaft!

In Chefchauouen war sich sehr begeistert, obwohl ich mir dir Stadt größer vorgestellt habe! Aber das gab uns genug Zeit alles intensiv und doppelt und dreifach zu erkunden! Die Stadt bietet soviele schöne Motive und der Ausblick vom "Hausberg" ist faszinierend! Definitiv ein Highlight Nordmarokkos!

Tetouan, die weiße Stadt des Königs, ist mit ihrer Medina Weltkulturerbe! Zu Recht! Wie die anderen Medinas der Königsstädte besticht sie mit verwinkelten Basar- und Wohnvierteln und dem schäbigen Flair einer Welt die auch so gut läuft! Hervorzuheben ist hier der Ausblick vom Feddan Park auf die "Skyline" der Medina von Tetouan! Einmalig schön wie die weiße Stadt verschachtelt in der Sonne glänzt!

Unser Weg führte uns dann nach Ceuta (siehe hierzu den Thread über Melilla und Ceuta) und zur Grenzstadt Fnideq. Sie hat im Gegensatz zu Beni Ensar noch eine recht ansehnliche Uferpromenade und eine schöne Moschee am Ufer. Mehr aber auch nicht!

Die Küste von Ceuta nach Tanger rüber ist von spektakulären Aussichten auf Europa, Gibraltar und die Meerenge von Gibraltar geprägt! Der Tanger Med Port wird unweigerlich umfahren und ist für Interessierte sicherlich sehenswert!

Wir fuhren weiter nach Tanger! Die in der Literatur oft verklärte "Traumstadt" zwischen dem Orient und Europa!
Für mich die dreckigste und schäbigste untern den größeren Städten, die ich in Marokko kennenlernen durfte!
Vor ab! Der Flair ist da und das hat was! Aber man spürt förmlich das Verruchte! Nirgendwo sonst in Marokko sind mir die Händler und Bettler, die Taschendiebe und Reiseführer, die verlorenen Seelen und Chabos so sehr auf den Sack gegangen wir hier. Irgendwie europäisch! ;)
Man merkt die Nähe zu Europa hier sehr!
Die Medina von Tanger ist klein, aber aber zumindest von Außen was Feines zu bieten! Auch ist die Hafenmoschee sehr schön anzusehen! In der Medina verliert sich aber die Schönheit! Gerade die Wohnviertel sind nur schäbig! Der Basar hingegen hat gerade durch das Schäbige wieder viele tolle Kontraste!

Von Tanger aus ging es nach Asilah! Eine Stadt mit einer kleinen süßen weißen Medina, direkt am Meer! Essaouira im Miniformat!
Sie war gepflegt und wir waren die einzigen Touristen! Ideal!

Gut kombinieren lässt sich Asilah mit Larache!
Die Stadt ist schon was größer und hat in der Neustadt einen großen Platz mit spanischen Bauten drum herum! Schon sehenswert! Und eine Medina, die zwar schon die besten Jahre hinter sich hat, aber gerade noch an der Grenze zu schäbig-schick ist! :) Der Arkadengesäumte Hauptplatz des Basars ist ein Augenöffner!
An einem Ausläufer einer Steilküste gelegen ergeben ich nicht schöne Ausblicke auf einen Moschee mit Friedhof, eine alte Festung und einen weitläufigen Strand!

Der lange Rückweg führte und dann wieder über die tolle Küstenstraße Nordmarokkos und wir hielten noch an diversen Orten und erkundeten Torres de Alcala, ein Dorf mit portugiesischer Festung, toll gelegen und keine Touristen, und dem spanischen Peñón de Vélez de la Gomera. Diese Insel darf man als Tourist allerdings nicht betreten!

In der Bucht von Al Hoceima taten wir ähnliches mit dem spanischen Peñón de Alhucemas. Fotos vom Strand aus sind da halt nur drin! ;)

Der letzte Tag führte uns dann an der Küstenstraße entlang wieder Richtung Melilla! Hier fuhren wir auf den Mount Curco hoch, dem Hausberg von Nador und Melilla! Die Aussichten waren grandios!
Grandios war aber auch die Gruppe wilder Berberaffen, die wir im Wald/am Straßenrand entdeckten und die uns zahlreiche Fotos und Videos bescherten!

Die Fahrt zum Leuchtturm Faro Trois Fourches ist landschaftlich sehr beeindruckend.

Der letzte Stopp war die glanzlose Industriestadt Nador! Das Hotel war super! :) Sonst gibt es da nichts!
Schön ist nur der Blick vom Berg auf Nador und seine Lagune und von der Stadt aus der Blick auf die Berge Algeriens!

Alles in allem war es eine tolle Reise und eine Region die im touristischen Aufwind ist und das auch verdient hat!
Marokko von einer unbekannten Seite!
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