Sodele, kurz vor Ende meines Aufenthalts hier in Rouen wie gewünscht ein paar Worte dazu... Kurz zusammengefasst: Ich bin eher mittelmäßig begeistert. Zum Teil auf Grund äußerer Faktoren, zum Teil auf Grund eigener Fehler.
Rouen hat eine sehr schöne Altstadt mit unzähligen wunderschönen, sehr, sehr alten Fachwerkhäusern, netten Geschäften und Restaurants. Dort durch die Gassen zu bummeln, ist schon sehr atmosphärisch. Die Kathedrale ist schön anzuschauen, ebenso die erst 1979 erbaute Kirche Ste-Jeanne-d'Arc. Abseits der Altstadt gibt es allerdings nichts mehr zu sehen, es sei denn, man hegt ein besonderes Interesse für rauchende Industrieschlote, viel befahrene Straßen und triste Wohngebiete.
Ich hatte Mühe, die Zeit nach der Schule zu füllen, da es nicht so wahnsinnig viel zu sehen gibt und das, was ich sonst problemlos stundenlang machen kann - einfach ziellos durch die Stadt laufen -, gänzlich unattraktiv ist. Zum einen hat es jeden einzelnen Tag geregnet, zum anderen ist besagter Brand in der Chemiefabrik auch nach drei Wochen noch spür- bzw. riechbar. Nicht immer und überall, aber je nach Wind und Stadtteil hängt ein sehr unangenehmer chemischer Geruch in der Luft, weil da angeblich immer noch Gas aus nicht gesicherten Fässern austritt. Da will man dann eben auch nicht unbedingt an der Seine spazieren gehen bzw. besonders viel Zeit draußen verbringen. Überhaupt habe ich die Luft insgesamt als sehr schlecht empfunden und hatte deutlich häufiger Kopfschmerzen, als ich das sonst habe. Ich bin froh, wenn ich übermorgen wieder abfahre, weil sich das alles nicht so gesund anfühlt.
Mein eigener Fehler war, dass ich mir eine Unterkunft gesucht habe, die viel zu weit außerhalb liegt. Ich habe zwar mein Fahrrad dabei, habe jedoch die Qualität der Straßen über- und die Höhenmeter außerhalb des Zentrums unterschätzt. Einmal zu Hause angekommen, ist die Motivation, noch mal rauszugehen, daher sehr gering.
@Marla: Dein Plan - eine Woche Sprachkurs, weil du eh schon in der Nähe bist - ist schon ok. Aber länger würde ich tatsächlich nicht bleiben. Ich würde mir unbedingt eine Unterkunft im Zentrum suchen und mir auch gut überlegen, in welche Jahreszeit das fallen soll. Dieser ständige Regen ist wohl sehr normal. Im Sommer wird es auch mal sehr heiß und trocken, dafür nimmt die Luftverschmutzung allerdings noch mal weiter zu. Laut der Lehrer an der Schule ist das kaum erträglich.
Also so richtig viel Werbung kann ich für die Stadt leider nicht machen. Was es für mich rausgerissen hat, war der Ausflug am letzten Wochenende. Ich habe mir ein Auto gemietet und bin die Côte d'Albâtre abgefahren. Veules-les-Roses ist ein sehr schöner Ort, und die Wanderung von Yport nach Étretat entlang der Steilküste war toll. Auch Honfleur ist einen Besuch wert (viel, viel Fachwerk!). Wenn ich noch mal in die Normandie fahre, würde ich mich auf jeden Fall auf die Küste konzentrieren und die Städte eher außen vor lassen.