So, meine Reise ist fast rum, daher mal ein kurzes Feedback. Hab folgende Route gemacht (ab Zürich):
Köln, Rotterdam, Den Haag, Breda (ganz kurz), Antwerpen, Gent, Brügge, via Eurotunnel (über Brüssel, London) nach Cambridge, York, Manchester, Liverpool, Chester, Edinburgh, Glasgow. Dann mit der Fähre nach Belfast, noch hoch in den Norden (Portrush, Wanderungm entlang der Küste, Giant's Causeway) und schliesslich nach Dublin. Ist für zwei Wochen natürlich ein ordentliches Programm, manche Orte hatte ich allerdings nur für einen Stadtspaziergang von so 2h besucht (z.B. Chester, Breda, Gent). Man könnte das problemlos auf 3-4 Wochen ausdehnen, wenn man z.B. noch in Brüssel und London bleiben würde oder in Schottland und Irland mehr vom Land mitnimmt.
Fast alles mit dem Zug, bloss für die Fähre nach Irland war die Busreise dann doch einfacher und schneller und zwischen Belfast und Dublin gab's Ersatzbusse wegen Bauarbeiten. Der Interrailpass hat sich gut bewährt. Wollte mir was gönnen und habe darum den Pass 1. Klasse gekauft (Aufpreis ca. 30%), was sich aus meiner Sicht recht gelohnt hat. Immer sehr viel Platz und Ruhe im Zug, teilweise konnte man auch noch Bahnhoflounges nutzen und in UK gab's sogar sehr oft noch Getränke und Snacks oder gar vollwertige Mahlzeiten im Zug. Natürlich lernt man dabei aber eher weniger andere Interrailer kennen, was auch nicht mein Fokus war. Auch muss man dazu sagen, dass es nicht auf jeder Strecke und auch nicht in jedem Land eine erste Klasse gibt - da muss man sich vorher also ein wenig informieren.
Grosser Vorteil beim Pass ist aus meiner Sicht die Flexibilität. Gerade in UK sind die Bahnpreise sehr variabel, am gleichen Tag buchen wird dann sehr teuer, weit im Voraus dafür sehr bezahlbar. Reservieren musste ich nur den Eurotunnel sowie die Fähre nach Irland. Aus Preisgründen wäre man aber wahrscheinlich besser beraten, Fernbusse mit Spar-Tickets etc. zu kombinieren, dann kommt man sicher billiger weg. Ich habe lange Zugfahrten teilweise noch zum Arbeiten genutzt, daher war das für mich ein super Kombi.
Das Bahnreisen war in allen Ländern sehr angenehm, wobei ich es bei den Briten etwas unübersichtlich fand. Sehr viele einzelne Bahnunternehmen die nicht wirklich für den passenden Anschluss sorgen, umständliche Bahnhöfe mit seltsamer Beschilderung/Gleiseinteilung, fast nie Schliessfächer an den Bahnhöfen. Insgesamt wird man das Gefühl nicht los, dass die Briten lieber den ganzen Banhof und Zug mit Warnschildern für allerlei Gefahren zupflastern, als einfach anzuschreiben, wohin der Zug denn nun fährt. Schlussendlich aber alles halb so wild. Mit dem Interrail Pass praktisch ist, dass man doch immer in jeden Zug einsteigen kann, ohne sich über den Ticket-Dschungel Gedanken zu machen.
Ich fand alle Städte sehenswert, auch wenn ich jetzt natürlich nicht überall extra hinreisen würde. Mancherorts ist man schon ziemlich schnell durch. Den Haag und Rotterdam sind eher modern, haben mir aber doch für einen kürzeren Besuch gut gefallen. Die Städte in Belgien waren allesamt sehr schön, sind sich m.E. aber auch recht ähnlich - spielt also nicht so eine Rolle, welche und wie viele man besichtigt. Dazu muss ich aber sagen, dass ich hier auch keine Museen oder dgl. angeschaut habe.
Cambridge hat mich auch gut gefallen, war spannend, die verschiedenen Colleges zu besuchen. Auch die Grünflächen und der Botanische Garten fand ich toll. York war eine tolle mittelarterliche Stadt und eine Übernachtung wert. Manchester und Liverpool sind beide eher modern, haben mir aber gut gefallen. In Liverpool ist man noch etwas mehr am Wasser und hat etwas mehr freie Sicht auf die Architektur. Chester kann man auf jeden Fall noch einbauen, wenn man in dieser Gegend ist, zumal ganz einfach erreichbar von Liverpool oder Manchester aus.
Auf Edinburgh habe ich mich sehr gefreut, hatte aber etwas den falschen Zeitpunkt erwischt bzw. nicht recherchiert. Da gerade das Military Tattoo war (geht jeweils fast den ganzen August), war die ganze Stadt ausgebucht, sehr voll mit Touristen und leider auch viele Flächen/Parks etc. abgesperrt oder zuparkiert. Die Atmosphäre ging darum schon etwas verloren - will hier nochmals zu einer ruhigeren Zeit hin. Fürs Tattoo habe ich dann so kurzfristig keinen Platz mehr gekriegt, hätte aber noch zwei Tage warten können. Wäre sicher einen Besuch wert. Nur eben, für eine Stadtbesichtigung ist das nicht so die beste Zeit, zumindest nicht für meinen Geschmack. Natürlich waren dann auch die Hotelpreise empfindlich hoch. Glasgow fand ich dann ganz nett und auch etwas ruhiger
Belfast ist eine recht tolle Stadt ohne grosse Highlights. Gibt sicherlich viele Pubs, allerdings fand ich sonst, dass erstaunlich wenig los war auf den Strassen etc. Mehr als 24h muss man da aus meiner Sicht nicht unbedingt bleiben. Ansonsten alles nett und freundlich - auch hier die Unterkünfte eher teuer, war halt wohl voll in der Hochsaison. Sehr gefallen hat mir die Nordküste von Nordirland. Giant's Causeway ist natürlich etwas touristisch, allerdings ist die Küstenwanderung davor / dannach dann recht ruhig und landschaftlich sehr schön und wenn man zu einer Randzeit kommt, hat man auch am Causeway noch viel Platz für sich.
Dublin gefällt mir sehr gut, wobei es hier vor allem ums Flair geht - aus Sicht Sehenswürdigkeiten/Architektur ist hier auch nicht all zu viel. Passt aber ganz gut soweit für mich im Moment. Es waren schon viele Städte, dann repetiert sich natürlich auch alles ein wenig mit der Zeit.
Preislich war der ganze Spass kein Schnäppchen, was aber vor allem den Unterkünften und der Saison zuzuschreiben ist. Ich habe immer sehr zentral übernachtet, meist in einem Mittelklassehotel. Für Einzelreisende ist das natürlich nicht so toll, als Paar kommt man da schon bessser weg pro Kopf. Allerdings hätte es in jeder Stadt auch immer gute Hostels mit modernen Dorms gegeben, auch immer mit guter Verfügbarkeit. Wollte ich halt einfach nicht.
Im Bereich der Gastronomie kommt man durch das schwache Pfund preislich nicht all zu schlecht weg, in Belgien war es etwas teurer.
Für Schottland und Irland möchte ich mir auf jeden Fall später mal noch mehr Zeit nehmen, dann allerdings eher als Roadtrip oder sonst mit ausreichend Zeit für Landschaften und Natur.