Thema: (Franz) Guyana/Suriname  (Gelesen 3002 mal)

dumbo

« am: 20. Februar 2018, 23:09 »
Hallo liebe Reisefreunde

Ich werde dieses Jahr vermutlich im September/Oktober ca für 3 Wochen in die Ferien fliegen. Jetzt kommt ihr, war schon jemand in einem (oder mehreren) von diesen Ländern?
Wenn ja, welches Land würdet ihr empfehlen?
Wie war/ist das Preisniveau?
Lohnt es sich überhaupt?

Interessen sind Natur und Kultur ;)
Leider habe ich hier noch keine Erfahrungsberichte über eines der Länder gefunden.

Gruss aus der Schweiz
dumbo
0

GschamsterDiener

« Antwort #1 am: 21. Februar 2018, 05:22 »
Ich war (noch) nicht dort, habe aber schon mal dazu recherchiert. Preisniveau eher gehoben für Südamerika. Franz.Guyana ist aber, wie der Name schon sagt, kein unabhängiges Land, sondern Dependance.

Prinzipiell gibt es in den Ländern - allgemeiner Tenor - nicht so viel zu sehen, am ehesten in (ehem. Britisch) Guyana.

Eine für dich evtl. interessante Idee: von Guyana gibt es günstige Flüge nach Trinidad & Tobago. Von dort wiederum kommst du recht günstig über Miami wieder zurück nach Europa.

Du könntest auch einen Gabelflug mit KLM buchen: hin nach Paramaribo, rück von Florida. Habe das mal ab Deutschland (Düsseldorf) recherchiert und Flüge um 700 € gefunden.
1

dumbo

« Antwort #2 am: 21. Februar 2018, 07:48 »
Danke für die Tipps, habe auch Flüge von Basel gefunden nach Cayenne und zurück von Paramaribo für knapp 700CHF.
Bin mir halt noch "unsicher" wegen den Highlights. Allenfalls werde ich sonst nach Belize oder Mexico gehen. Mal gucken was die Freundin meint :D
0

echidna

« Antwort #3 am: 21. Februar 2018, 09:17 »
Bin mir halt noch "unsicher" wegen den Highlights. Allenfalls werde ich sonst nach Belize oder Mexico gehen. Mal gucken was die Freundin meint :D

Ich bin noch nicht da gewesen, habe aber in der Vergangenheit einige Blogartikel und Reiseberichte gelesen. Das meiste klang ehrlich gesagt nur mäßig begeistert. Sowohl Guyana (Georgetown muss insgesamt eher trist und etwas verwahrlost sein, mit viel Müll überall) als auch Französisch Guyana (dessen Hauptstadt Cayenne recht schläfrig zu sein scheint, und auch der Weltraumbahnhof in Kourou hat wohl nicht viel touristisches Potential) scheinen die meisten Reisenden nicht übermäßig interessant gefunden zu haben.

Am interessantesten hörte sich noch Suriname an, wegen des holländischen Erbes, und weil die Altstadt von Paramaribo immerhin UNESCO-Weltkulturerbe ist.
0

Marla

« Antwort #4 am: 05. April 2018, 02:37 »
Bin mir halt noch "unsicher" wegen den Highlights. Allenfalls werde ich sonst nach Belize oder Mexico gehen. Mal gucken was die Freundin meint :D

Und, habt ihr euch inzwischen entschieden? Ich war gerade 14 Tage in Suriname und Guyana und könnte dir einige Tipps geben.

Eins vorweg: Mir haben die Länder richtig gut gefallen, vor allem Suriname, und ich bin sehr froh, dass ich dort war. Wobei es m.E. bis auf Kaieteur nicht die totalen Highlights gibt, aber trotzdem einige echt schöne Ecken bzw. Things-to-do und einen sehr spannenden Kulturenmix (mit Wurzeln in Indien, Afrika, Indonesien und weiteren Teilen der Welt). Außerdem ist es gerade so touristisch erschlossen, dass man es gut bereisen kann, aber trotzdem weniger als alle anderen südamerikanische Länder. Also das Gegenteil vom Gringo-Trail :)

Übrigens kann man alle Länder sehr gut kombinieren über Landweg (inkl. Bootsfahrt), hab auch mehrere Leute getroffen, die in Franz. Guayana waren. Im Nachhinein wäre ich echt gerne länger geblieben, so 3-4 Wochen denk ich.
0

Kama aina

« Antwort #5 am: 05. April 2018, 17:58 »
Wenn es für karoshi und die Administratoren in Ordnung gehen würde, würde ich einen Link zu einer anderen Seite posten wo gerade ganz frisch aktuell zwei interessante Berichte über die Guyanas und Suriname geschrieben wurden!
Ich weiß nur gerade nicht, wie es mit so einer Art von "Konkurrenz" aussieht!?

@Marla: Hau doch einfach alles raus was du weißt! :) Am Besten einen vollständigen Reisebericht! Ich lese ihn auf jeden Fall gerne! Hehe! Und ich denke dass gerade solche Länder mit so frischen Erfahrungen viele Interessierte hier finden! :)
0

federspiel

« Antwort #6 am: 06. April 2018, 11:02 »
hi  :)

ich war vor knapp drei Jahren in Surinam und kann es empfehlen. meine Eindrücke von damals findest du in zwei Blogeinträgen unter www.erreist.wordpress.com

vielleicht hilft es dir weiter - und sonst gerne nachfragen :)

0

Marla

« Antwort #7 am: 08. April 2018, 01:04 »
@Marla: Hau doch einfach alles raus was du weißt! :) Am Besten einen vollständigen Reisebericht! Ich lese ihn auf jeden Fall gerne! Hehe! Und ich denke dass gerade solche Länder mit so frischen Erfahrungen viele Interessierte hier finden! :)

Hehe, um ehrlich zu sein, kama aina, wenn ich Zeit und Lust hätte, vollständige Reiseberichte zu schreiben, würde ich das wohl eher in einem eigenen Blog machen als hier ;) aber jetzt hast du ja den von federspiel zum Lesen. Und der deckt sich fast vollständig mit meinen eigenen Eindrücken, Erfahrungen und Beobachtungen. Außer das ich noch in der "Hauptsaison" dort war. Aber auch dann regnet es gelegentlich. Und auch ich habe das Land, so wie Federspiel in seinem Blog schreibt "ehrlich und ohne Show" erlebt, denn so ist es auch in der Hauptsaison. Und ein sehr hoher Wohlfühlfaktor durch die Entspanntheit und Freundlichkeit der Menschen.

Ich schaue mal, wenn ich wieder zuhause bin und wieder vernünftiges Internet und meinen Laptop zur Verfügung habe, schreibe ich vielleicht noch mal ausführlicher. Außer dumbo braucht das doch vorher für die Entscheidungsfindung :)

Eins ist mir noch eingefallen: Die Guyanas sind kein Einsteigerreiseland. Ich hatte geschrieben "gut zu bereisen", aber ich meinte nicht einfach. Erwarte in den bezahlbaren Guesthouses keine Unterstützung bei der Organisation von Touren, zuverlässige Auskünfte bzgl. Transport etc.:) Man muss viel selber recherchieren und braucht auch eine gewisse Frustrationstolzeranz. Würde Einsteigern eher zuerst zu allen anderen südamerikanischen Ländern raten, wo man eher an die Hand genommen wird in den Hostels. Außer Venezuela natürlich ;D

@federspiel: Liest sich echt gut, und schöne Fotos in der Galerie (trotz des meist bedeckten Himmels), vielen Dank!!!
0

dumbo

« Antwort #8 am: 14. April 2018, 14:55 »
Danke für die Antworten und Reiseberichte. Ferien sind vom 27.10-18.11 bewilligt. Zu 90% wird es nach Guatemala gehen. Guyana/Suriname ist für später geplant (vielleicht April19 :) ) aber man kennt es ja mit den Reiseplänen  8)
0

Marla

« Antwort #9 am: 14. April 2018, 16:05 »
Danke für die Antworten und Reiseberichte. Ferien sind vom 27.10-18.11 bewilligt. Zu 90% wird es nach Guatemala gehen. Guyana/Suriname ist für später geplant (vielleicht April19 :) ) aber man kennt es ja mit den Reiseplänen  8)
Dann viel Spaß im Herbst in Guatemala! Drücke die Daumen für gutes Wetter, aber eigentlich sollte es ja dann schon einigermaßen trocken sein.

Die Guyanas laufen euch ja nicht weg. Der Tourismus hat zwar ein bisschen angezogen, aber wird sicher auch in den nächsten Jahren alles andere als überlaufen sein ;D
0

Marla

« Antwort #10 am: 19. Januar 2019, 17:56 »
Hier kommt ein Reisebericht aus Suriname und Guyana, besser spät als nie :) Ich war Ende März / Anfang April dort, also in der „kleinen Trockenzeit“ (was immer noch im Schnitt 10-15 Regentage pro Monat bedeutet). Zeitraum war 2 Wochen, davon 10 Tage Suriname und 4 Tage Guyana. Französisch Guayana habe ich nicht besucht.

Gestartet bin ich in Paramaribo. Bereits das Hinkommen gestaltete sich schwierig, weil mein ursprünglicher Flug von Bogota über Aruba ein paar Wochen vorher annulliert wurde. Ich musste dann einen teureren Flug über Curacao mit einer Übernachtung buchen, aber so hatte ich immerhin noch Gelegenheit mir kurz Willemstad anzuschauen. Überhaupt ist es nicht ganz einfach, die Guyanas in eine Südamerika-Route einzubinden, da es kaum Direktflüge aus anderen südamerikanischen Ländern gibt (m.W. nur von Belém/Brasilien).

Paramaribo (Parbo) hat mir sehr gut gefallen, sie ist als einzige Stadt in den Guyanas wirklich sehenswert (in Cayenne war ich zwar nicht, ob von den Bildern und den Berichten reizt sie mich nicht besonders). Trotzdem reichen 1-2 Tage, um die Sehenswürdigkeiten zu sehen und einen Eindruck von der Stadt zu bekommen. Die Altstadt mit den Holzhäusern im holländisch-tropischen Kolonialstil ist zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe. Leider sind viele Häuser schon ziemlich verfallen, bilden aber einen interessanten Kontrast zu den gut erhaltenen. Gerade im Unterschied zu Georgetown ist die Atmosphäre sehr angenehm, die Straßen sauber, die Menschen freundlich, eher zurückhaltend.

Wie ich schon geschrieben hatte, ist für mich das Zusammentreffen der Kulturen das interessanteste an Suriname. Die Bevölkerung stammt ursprünglich aus Indien, Afrika, Indonesien, China, Europa etc. Und viel mehr als in jedem anderen Land, das ich bisher besucht habe, haben sich die Bevölkerungsgruppen gemischt. Auch der Sprachen-Mix ist sehr interessant. Überraschend fand ich, dass immer noch sehr viel Niederländisch gesprochen wird, von fast allen Bevölkerungsgruppen. Die meisten können – zusätzlich zu ihren 2 bis 3 Muttersprachen!! – auch ziemlich gut Englisch. War für mich ein bisschen schade, weil ich gerne mein Nederlands praktiziert hätte, aber mir meistens auf Englisch geantwortet wurde, fast so wie in Holland :)

Touristen waren trotz Hauptsaison nicht viele dort. Die meisten (gefühlt 90 %) stammen aus den Niederlanden und Belgien, was z.B. dazu führt, dass in Museen die Texte nur auf Niederländisch sind. Die touristische Infrastruktur ist vorsichtig gesagt ausbaufähig, individuell das Land zu bereisen eigentlich unmöglich. Die Touren sind im Südamerika-Vergleich relativ teuer und die Qualität nicht entsprechend. Die Auskünfte im Guesthouse über die Touren waren auch eher mager. Man merkt einfach, dass das Land viel weniger touristisch als die lateinamerikanischen Länder ist. Aber gerade das war für mich das große Plus, dass es hier noch keinen „Gringo-Trail“ gibt. Die Preise in Parbo selber z.B. für Unterkünfte, Restaurants, Supermärkte fand ich übrigens relativ günstig.

Von Parbo aus habe ich zwei Tagestouren gemacht, in den Brownsberg Nature Park (mit Tour) und zum Commevijne River (mit Leihfahrrad). Brownsberg fand ich eher enttäuschend, was vor allem am schlechten Guide lag. Die Gruppe war zudem sehr groß mit sehr unterschiedlichem „Fitnesslevel“. Außerdem haben wir nur einen von mehreren Wasserfällen besichtigt, der nichts für Südamerika besonderes war. Bei der Fahrt entlang und über den Commevijne River hatte ich Pech mit dem Wetter, es hat die meiste Zeit geregnet. Ich würde sie trotzdem empfehlen, weil man auf eigene Faust mehr von dem Land sieht und z.B. im Freiluftmuseum des Fort.Nieuw Amsterdam einiges über die interessante Geschichte erfährt.

Das Beste in Suriname war für mich die 4-Tages-Tour nach Raleighvallen. Wobei da eher gilt, der Weg ist das Ziel. Die Wasserfälle selber waren zumindest in der Zeit, wo ich da war, wenig beeindruckend, eher Stromschnellen. Aber die mehrstündige Fahrt dahin, vor allem die Bootstour durch den Dschungel war ein Erlebnis. Man übernachtet auf einer kleinen Insel und macht von dort aus Touren mit Boot oder zu Fuß, z.B. auf den Voltzberg. Die Besteigung selber ist nicht anspruchsvoll, bringt aber trotzdem viel Spaß, und man hat einen tollen Blick von oben über die weite unberührte Landschaft. Von der Tierwelt her war es nicht besonderes abwechslungsreich, hauptsächlich Affen, Papageien und Kleintiere, aber hat mir trotzdem sehr gut gefallen.

Zurück in Parbo wollte ich dann per Bus nach Georgetown. Normalerweise kann man einen direkten Transport organisieren, aber wegen Ostern war das leider nicht möglich. Ich musste daher den Grenzort Nieuw Nickerie fahren, dort übernachten und am nächsten Tag weiter. Nieuw Nickerie ist ein typisches verschlafenes Grenzstädtchen und somit nichts Besonderes. Aber da ich eine feierfreudige Reisebegleitung dabei hatte und die Locals ganz begeistert von zwei (den einzigen) Weißen auf ihren Partys waren, war es für mich trotzdem ein Erlebnis, die Weiterfahrt am nächsten Morgen nach 2 Stunden Schlaf aber weniger spaßig.

Es lag dann aber nicht am Kater oder Schlafmangel, dass ich Georgetown auf den ersten Blick schon total furchtbar fand. Denn das hat sich auch in den kommenden Tagen nicht geändert. Ich hatte schon vorher nicht viel Gutes gehört und entsprechend niedrige Erwartungen. Diese wurden noch untertroffen. Auf den Straßen habe ich mich super unsicher gefühlt. Ich mag mir fremde Städte gerne erlaufen, aber das ist dort völlig unüblich, die meisten fahren Auto oder Taxi. Diese sind nicht gerade günstig. Hinzu kommen diverse organisatorische Schwierigkeiten: Es gibt nur wenige Supermärkte, und die sind nur mit Taxi zu erreichen. Es gibt nur wenige Banken/ATMs, in denen man mit ausländischer Kreditkarte Geld bekommt. Und beides ist nicht unbedingt in Fußweite voneinander. Dinge, die anderswo easy und selbstverständlich sind, wurden hier zum Problem.

Dafür war die Tour zu den Kaieteur- und den Orinduik-Wasserfällen wie erwartet absolut spektakulär, mein Highlight in den Guyanas. Natürlich ist es ein teures Vergnügen und lohnt sich nur, wenn man auch Spaß an dem Flug selber hat. Ich hatte sogar besonderes Glück, weil ich auf dem Hinflug auf dem Copilotenplatz sitzen durfte und eine Hammer Aussicht hatte. Ich war auch froh, die Kombination aus beiden Fällen gemacht zu haben. Orinduik ist zwar nicht ganz so einzigartig, aber man kann in den Becken super baden kann, was am Ende des Tages sehr angenehm ist. Und den Kaieteur fand ich wie erwartet absolut beeindruckend, er gilt aus meiner Sicht zu Recht als einer der schönsten Wasserfälle weltweit.

So, das war’s erst mal. Wenn ihr Fragen habt, gerne her damit :)
2

Marla

« Antwort #11 am: 19. Januar 2019, 18:17 »
Um noch mal explizit auf deine Fragen einzugehen, dumbo:
Wenn ja, welches Land würdet ihr empfehlen?
Bei 3 Wochen alle drei. Ich hab jemanden getroffen, der in einer Woche alle besucht hat, aber das wäre mir zu stressig. In 3 Wochen kannst du natürlich nicht alle Länder komplett bereisen, aber bekommst doch einen sehr guten Eindruck. Ich hätte auch Suriname kürzen können und noch eine Tour mehr in Guyana machen können. Aber auf der anderen Seite habe ich es auch sehr genossen in Paramaribo zu chillen, hatte ein sehr nettes Guesthouse und hab spannende Leute getroffen.
Zitat
Wie war/ist das Preisniveau?
Im Südamerika-Vergleich hoch. Ich würde es grundsätzlich mit Brasilien vergleichen, aber dadurch, dass man weniger individuell machen kann, wohl teurer. Im Vergleich zu den Ländern der Karibik (wo es kulturell auch eher hingehört) aber eher im Mittelfeld.
Zitat
Lohnt es sich überhaupt? Interessen sind Natur und Kultur ;)
Für mich ein klares Ja! Für Natur + Kultur + wenig Tourismus. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Würde die Guyanas nicht als erstes in Südamerika bereisen, aber auf die Idee kommt glaube ich auch niemand. Ich hatte sie in eine Langzeitreise eingebunden und fand es nach Kolumbien super mal eine Zeit lang keine 20-jährigen Backpacker zu treffen. Wobei ich danach nach Jamaika geflogen bin, wo genau diese Spezies dann wieder stark vertreten ist, war dann auch wieder super :)
0

Tags:
 

Diese Webseite verwendet Cookies. Hier erfahrt ihr alles zum Datenschutz
OK