Hier kommt ein Reisebericht aus Suriname und Guyana, besser spät als nie
Ich war Ende März / Anfang April dort, also in der „kleinen Trockenzeit“ (was immer noch im Schnitt 10-15 Regentage pro Monat bedeutet). Zeitraum war 2 Wochen, davon 10 Tage Suriname und 4 Tage Guyana. Französisch Guayana habe ich nicht besucht.
Gestartet bin ich in Paramaribo. Bereits das Hinkommen gestaltete sich schwierig, weil mein ursprünglicher Flug von Bogota über Aruba ein paar Wochen vorher annulliert wurde. Ich musste dann einen teureren Flug über Curacao mit einer Übernachtung buchen, aber so hatte ich immerhin noch Gelegenheit mir kurz Willemstad anzuschauen. Überhaupt ist es nicht ganz einfach, die Guyanas in eine Südamerika-Route einzubinden, da es kaum Direktflüge aus anderen südamerikanischen Ländern gibt (m.W. nur von Belém/Brasilien).
Paramaribo (Parbo) hat mir sehr gut gefallen, sie ist als einzige Stadt in den Guyanas wirklich sehenswert (in Cayenne war ich zwar nicht, ob von den Bildern und den Berichten reizt sie mich nicht besonders). Trotzdem reichen 1-2 Tage, um die Sehenswürdigkeiten zu sehen und einen Eindruck von der Stadt zu bekommen. Die Altstadt mit den Holzhäusern im holländisch-tropischen Kolonialstil ist zu Recht UNESCO-Weltkulturerbe. Leider sind viele Häuser schon ziemlich verfallen, bilden aber einen interessanten Kontrast zu den gut erhaltenen. Gerade im Unterschied zu Georgetown ist die Atmosphäre sehr angenehm, die Straßen sauber, die Menschen freundlich, eher zurückhaltend.
Wie ich schon geschrieben hatte, ist für mich das Zusammentreffen der Kulturen das interessanteste an Suriname. Die Bevölkerung stammt ursprünglich aus Indien, Afrika, Indonesien, China, Europa etc. Und viel mehr als in jedem anderen Land, das ich bisher besucht habe, haben sich die Bevölkerungsgruppen gemischt. Auch der Sprachen-Mix ist sehr interessant. Überraschend fand ich, dass immer noch sehr viel Niederländisch gesprochen wird, von fast allen Bevölkerungsgruppen. Die meisten können – zusätzlich zu ihren 2 bis 3 Muttersprachen!! – auch ziemlich gut Englisch. War für mich ein bisschen schade, weil ich gerne mein Nederlands praktiziert hätte, aber mir meistens auf Englisch geantwortet wurde, fast so wie in Holland
Touristen waren trotz Hauptsaison nicht viele dort. Die meisten (gefühlt 90 %) stammen aus den Niederlanden und Belgien, was z.B. dazu führt, dass in Museen die Texte nur auf Niederländisch sind. Die touristische Infrastruktur ist vorsichtig gesagt ausbaufähig, individuell das Land zu bereisen eigentlich unmöglich. Die Touren sind im Südamerika-Vergleich relativ teuer und die Qualität nicht entsprechend. Die Auskünfte im Guesthouse über die Touren waren auch eher mager. Man merkt einfach, dass das Land viel weniger touristisch als die lateinamerikanischen Länder ist. Aber gerade das war für mich das große Plus, dass es hier noch keinen „Gringo-Trail“ gibt. Die Preise in Parbo selber z.B. für Unterkünfte, Restaurants, Supermärkte fand ich übrigens relativ günstig.
Von Parbo aus habe ich zwei Tagestouren gemacht, in den
Brownsberg Nature Park (mit Tour) und zum
Commevijne River (mit Leihfahrrad). Brownsberg fand ich eher enttäuschend, was vor allem am schlechten Guide lag. Die Gruppe war zudem sehr groß mit sehr unterschiedlichem „Fitnesslevel“. Außerdem haben wir nur einen von mehreren Wasserfällen besichtigt, der nichts für Südamerika besonderes war. Bei der Fahrt entlang und über den Commevijne River hatte ich Pech mit dem Wetter, es hat die meiste Zeit geregnet. Ich würde sie trotzdem empfehlen, weil man auf eigene Faust mehr von dem Land sieht und z.B. im Freiluftmuseum des Fort.Nieuw Amsterdam einiges über die interessante Geschichte erfährt.
Das Beste in Suriname war für mich die 4-Tages-Tour nach
Raleighvallen. Wobei da eher gilt, der Weg ist das Ziel. Die Wasserfälle selber waren zumindest in der Zeit, wo ich da war, wenig beeindruckend, eher Stromschnellen. Aber die mehrstündige Fahrt dahin, vor allem die Bootstour durch den Dschungel war ein Erlebnis. Man übernachtet auf einer kleinen Insel und macht von dort aus Touren mit Boot oder zu Fuß, z.B. auf den
Voltzberg. Die Besteigung selber ist nicht anspruchsvoll, bringt aber trotzdem viel Spaß, und man hat einen tollen Blick von oben über die weite unberührte Landschaft. Von der Tierwelt her war es nicht besonderes abwechslungsreich, hauptsächlich Affen, Papageien und Kleintiere, aber hat mir trotzdem sehr gut gefallen.
Zurück in Parbo wollte ich dann per Bus nach Georgetown. Normalerweise kann man einen direkten Transport organisieren, aber wegen Ostern war das leider nicht möglich. Ich musste daher den Grenzort
Nieuw Nickerie fahren, dort übernachten und am nächsten Tag weiter. Nieuw Nickerie ist ein typisches verschlafenes Grenzstädtchen und somit nichts Besonderes. Aber da ich eine feierfreudige Reisebegleitung dabei hatte und die Locals ganz begeistert von zwei (den einzigen) Weißen auf ihren Partys waren, war es für mich trotzdem ein Erlebnis, die Weiterfahrt am nächsten Morgen nach 2 Stunden Schlaf aber weniger spaßig.
Es lag dann aber nicht am Kater oder Schlafmangel, dass ich
Georgetown auf den ersten Blick schon total furchtbar fand. Denn das hat sich auch in den kommenden Tagen nicht geändert. Ich hatte schon vorher nicht viel Gutes gehört und entsprechend niedrige Erwartungen. Diese wurden noch untertroffen. Auf den Straßen habe ich mich super unsicher gefühlt. Ich mag mir fremde Städte gerne erlaufen, aber das ist dort völlig unüblich, die meisten fahren Auto oder Taxi. Diese sind nicht gerade günstig. Hinzu kommen diverse organisatorische Schwierigkeiten: Es gibt nur wenige Supermärkte, und die sind nur mit Taxi zu erreichen. Es gibt nur wenige Banken/ATMs, in denen man mit ausländischer Kreditkarte Geld bekommt. Und beides ist nicht unbedingt in Fußweite voneinander. Dinge, die anderswo easy und selbstverständlich sind, wurden hier zum Problem.
Dafür war die Tour zu den
Kaieteur- und den
Orinduik-Wasserfällen wie erwartet absolut spektakulär, mein Highlight in den Guyanas. Natürlich ist es ein teures Vergnügen und lohnt sich nur, wenn man auch Spaß an dem Flug selber hat. Ich hatte sogar besonderes Glück, weil ich auf dem Hinflug auf dem Copilotenplatz sitzen durfte und eine Hammer Aussicht hatte. Ich war auch froh, die Kombination aus beiden Fällen gemacht zu haben. Orinduik ist zwar nicht ganz so einzigartig, aber man kann in den Becken super baden kann, was am Ende des Tages sehr angenehm ist. Und den Kaieteur fand ich wie erwartet absolut beeindruckend, er gilt aus meiner Sicht zu Recht als einer der schönsten Wasserfälle weltweit.
So, das war’s erst mal. Wenn ihr Fragen habt, gerne her damit