Thema: "Du hast dich ja überhaupt nicht verändert!"...  (Gelesen 6188 mal)

Jessy83

« am: 23. September 2015, 12:02 »
...Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich diesen Satz in den fast 2 Wochen seit ich zuhause bin, schon gehört habe  ;). Lustigerweise war es unterwegs ganz oft ein Thema unter den Reisenden, die ich getroffen habe, wie und ob man sich verändert hat durch die Reise. In beiden Situationen weiß ich eigentlich nicht so recht, was ich antworten soll. Mit der Aussage, dass ich mich gar nicht verändert habe, kann ich mich nicht so recht anfreunden, aber zuvor wusste ich auch nichts konkret auf die Frage "wie hast du dich verändert?" zu antworten (außer, dass ich jetzt Fisch esse ;D). Ich bin immer noch die gleiche Person, habe dieselben Vorlieben, dieselben Ängste, denselben Humor, dieselben Interessen...

Wie ist es denn Euch ergangen nach Eurer Reise? Habt Ihr diese Fragen auch ständig gehört, was habt Ihr darauf geantwortet?
Und denkt Ihr, dass Euch die Reise verändert hat auf die ein oder andere Weise? Und wenn ja, wie? Und kann es tatsächlich sein, dass man sich auch gar nicht verändert hat?

Bin gespannt auf Eure Antworten :).
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tanileha

« Antwort #1 am: 23. September 2015, 13:12 »
Hallo Jessy

Ich denke es kommt auch etwas darauf an wie lange und wo man rumgereist ist. Ich für mich kann sagen dass mich das Jahr ganz klar verändert hat. Liegt aber sicherlich auch daran das ich in "Drittweltländern" rumgereist bin wie SA und Indien. Meine grösste Veränderung geschah in Indien...im Ashram wie aber sicherlich auch auf der gesamten Reise. So viele Eindrücke lassen einem nicht kalt.

Und ich denke und handle jetzt auch ganz anders. In jeder Beziehung. Vielleicht spielt da auch meine Yoga-Ausbildung und alles was dazu gehört mit...

Wenn ich jedoch nur in Kanada, in einem Konsumland, gewesen ware ohne SA und Indien weiss ich nicht, ob ich mich verändert hätte...

Und da ich mich definitiv verändert habe erlebte ich auch nie den Spruch "du bist ja immer noch genau gleich wie vorher" sondern schon "du bist ruhiger, gelassener als vorher"...

LG
Nathalie
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pawl

« Antwort #2 am: 24. September 2015, 11:29 »
Kann dich verstehen... Jetzt zwei Wochen zurück und alles ist nahezu identisch. Wenn ich mich mit meinen Freunden treffe wirkt es, als wäre ich nie weg gewesen. Das ist für mich gerade sehr komisch.

Und das hängt wahrscheinlich auch viel damit zusammen wie man gestartet ist, also dem gedanklichen Hintergrund. Aber auch wie man zurück kommt, also wir haben z.B. unsere Wohnung zurück.

Wie genau hast du dich denn verändert tanileha?
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Vombatus

« Antwort #3 am: 24. September 2015, 16:12 »
"Immernoch der Alte". Ja, das kenne ich ... Man muss halt auch unterscheiden, ob man die Veränderungen für einem Selbst meint oder die für andere wahrnehmbare.

Einstellungen, Lebensweise, Umgang mit anderen kann sich bestimmt ändern, bestimmte Charakterzüge vielleicht nicht. Hmmm...

Ist es nicht auch so, dass jede Lebensphase Veränderungen mit sich bringen? Muss das direkt mit dem Reisen in Zusammenhang stehen? Ich meine, vielleicht fällt bei einem gerade beides zusammen, bei dem anderen nicht.

Direkt nach der Schule, nach dem Studium oder Ausbildung, nach dem ersten Kind oder nach 20 Jahre Berufserfahrung, alles ist prägend, aber vielleicht schleichender oder man geht anders mit den eigenen und anderen Erwartungen um.

Die Reise hat sicher meine Einstellungen verändert, bzw. bewusster gemacht. Das was ich nach der Reise wusste, wusste ich schon davor, nur nahm ich es nicht so wahr. Der ganze Alltag, Pflichten, die Erhaltung des Status Quo beschäftigt einem doch sehr. Mit genügend Abstand und Zeit sieht man vieles klarer (ob man dann auch etwas daran ändert, Konsequenzen zieht, ist ein anderes Thema).

Ich denke auch, dass es einen Unterschied macht, ob man ein halbes Jahr weg ist oder eineinhalb Jahre. Und natürlich die Reiseziele und besonders seine persönlichen Erfahrungen mit anderen Menschen oder schwierigen Situationen. Und wenn man mit einem Partner unterwegs ist, ist das auch wieder ganz anders, neue Herausforderungen, Anpassungen ...

Aber auch hier. Ist jede Veränderung für andere sichtbar/spürbar oder eher führ einem selbst oder nahe Menschen?
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gracy

« Antwort #4 am: 25. September 2015, 12:55 »
Also für mich wäre das nicht schlimm. Natürlich würde ich es schön finden durch die längere Reise entspannter und gelassener zu werden aber im Großen und Ganzen möchte ich mich dadurch gar nicht so arg verändern...

Zu einem gewissen Grad kann man das natürlich nicht verhindern. Man sieht die Heimat nicht mehr als Nabel der Welt und beginnt dadurch die eigene Kultur zu hinterfragen. Ich bin durch die letzten Reisen deutlich gesellschaftskritischer geworden, aber an meinen Charaktereigenschaften hat sich (bisher) nicht viel verändert. Ich war aber auch noch nicht sooo lange am Stück weg.

Seitdem ich jetzt meine einjährige Auszeit plane, ist mir jedenfalls auch sehr bewusst geworden, was mir fehlen wird. Vorallem die vielen lieben Menschen um mich herum, die mich kennen und mich mögen wie ich bin. Deshalb könnte ich auch niemals auswandern...

Und ich glaube, ich bin zufriedener geworden. Das wäre natürlich schön, wenn sich dieser Effekt noch etwas verstärkt  ;)
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Cheetah1

« Antwort #5 am: 11. Dezember 2015, 16:51 »
Ein Reisender sagte mal zu mir:
"Reisen verändert dich nicht, sondern verstärkt deine Ansichten und wer du wirklich bist"
Ich weiß/wusste nicht was ich mit diesem Satz anfangen soll, aber es brachte mich zum Nachdenken.
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Reisenoob

« Antwort #6 am: 14. Januar 2016, 15:49 »
Menschen verändern sich ja auch nicht einfach mal so...
wenn man 3 Jahre lang reist - vielleicht, aber bei einem Jahr oder weniger kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man sich langfristig verändert. Vor allem, wenn nach der Reise der Alltag wieder eine Weile Einzug gehabt hat.
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backpacklove

« Antwort #7 am: 25. Februar 2016, 06:40 »
Ich finde, es kommt drauf an, wer Du vor Deiner Reise warst.

Wenn Du vor Deiner Reise schon ein offener, gelassener, fröhlicher Mensch warst, dann wirst Du Dich wahrscheinlich nicht so sehr verändert haben wie jemand, der zum ersten Mal aus seiner Komfortzone austritt und viel Neues mitnimmt.

... was doch etwas Gutes ist :)
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siebenmeere

« Antwort #8 am: 20. Mai 2016, 16:32 »
Ich würde mich als neugieriger und offener bezeichnen. Sehe ich Leute anderer Kulturen auf der Straße, würde ich sie manchmal am liebsten einfach anquatschen :D Ich habe angefangen Spanisch zu lernen. Es fällt mir viel leichter, Menschen auf Englisch anzusprechen. Das sind alles Eigenschaften, die ich eigentlich als sehr positiv sehe. Aber ich habe auch viel öfter Fernweh und sehne mich manchmal nach der Leichtigkeit, mit der viele Menschen in anderen Kulturen das Leben sehen.
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schmitzi

« Antwort #9 am: 01. Juni 2016, 16:04 »
Oberflächlich betrachtet halten sich die Änderungen sicherlich in Grenzen. Und Charakter/Persönlichkeit ändern sich ja auch nicht radikal sondern formen sich höchstens.
Ich glaube ich bin durch meine Langzeitreise 2013-2014 etwas mutiger und entspannter geworden. Bin auch in vielerlei Konstellationen gereist - mit Freundin, Freunden und allein. Das waren tolle Erfahrungen. Da merkt man erst, wie wenig man wirklich zum Leben braucht.

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ein anderer Mensch ist man doch vor allem unterwegs. Ich habe auf Reisen Seiten an mir kennengelernt, die hier in Deutschland eigentlich nie zum Vorschein kommen/kamen. Vor allem auch weil einen hier in DE der Alltag so schnell packt. Man ist blitzschnell wieder in diesem Trott drin und umgeben von oft ängstlichen Menschen, denen Sicherheit am Wichtigsten ist. Da kommt man ganz automatisch auf eine ähnliche Spur und alles verblasst.

Geblieben ist auch eine kleine Reisesucht und ein angenehmes Gefühl beim "Alleine reisen". War dieses Frühjahr in Bangladesch. Mit einem Reisepartner wäre einiges bestimmt etwas anders gelaufen ;) .
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ReisePeter

« Antwort #10 am: 05. Juni 2016, 02:47 »
ja das kann am Anfang schon echt komisch sein, das stimmt. Das Problem ist ja, dass deine Freunde die Erfahrung die du gemacht hast meistens nicht groß durch irgendwelche Veränderungen an dir sehen können. Wie kann man schon sehen, dass jemand reifer in der Seele geworden ist oder was erlebt hat. Und ziemlich oft störts die Leute dann ja eher, wenn man immer bei allem, was einen an seine Reise erinnert eine Verbindung dazu zieht.
Freunde, die selbst mal die Erfahrung einer größeren Reise gemacht haben können das aber meiner Erfahrung nach viel besser verstehen und nachvollziehen und dann ist es auch in Ordnung, wenn man das mit denjenigen teilen kann und die vielleicht auch wissen, wie man sich so eine Reise doch verändert.
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