Thema: Krankenschwester und reisen bzw andere persönliche Konflikte  (Gelesen 3488 mal)

Madeschnatt

Hey Leute,

Ich bin 25 Jahre, Krankenpflegerin.
Frisch ausgelernt habe ich unter unmöglichen Arbeitsbedingungen gearbeitet (kirchlicher Träger und pseudo Offenheit), wollte am liebsten meinen Job komplett aufgeben, obwohl ich ihn aus verschiedenen Gründe einstmals gewählt hatte und privat war ich auch eher unzufrieden, so eAber scheidete Ich mich Für 8 Monate Australien, was meine ersten ReiseErfahrung ist und war.
Ich habe natürlich viel Klarheit für mich und mein Leben bekommen.
Nun bin ich zurück. Mein Privatleben ist grade noch eine Katastrophe. Meine Freunde, die sich so gefreut haben, mich wiederzuhaben, sind alle in einem Beziehung und melden sich nur bedingt. Ich solle mir doch jemanden suchen, dann hätte ich auch nicht das Bedürfnis abzuhauen.
Ich frage mich wie es Menschen geht, die noch viel länger reisen und dann wiederkommen. Bekommt man denn dann keine Krise und ist das einzelgängerische Leben vorprogrammiert? Sollte man deswegen lieber gar nicht erst reisen? Hahaha
Oder ist man dann so weise, dass man die deutsch Deutschen sehr locker nimmt.
Eigentlich denke ich eher egoistisch für,mein Glücksgefühl, obwohl ich alles andere als egoistisch bin, dass ich nicht gebunden bin und ich vermutlich noch etwas Zeit brauche, um einen Partner zu haben und zu halten. Also für wen und was sollte ich stur arbeiten und dieses langweilige Leben führen alleine?!
Und überhaupt lebe ich zwischen Tunnelblickmenschen (Du musst doch aber..., du kannst doch nicht!), die mich mittlerweile so beeinflussen, dass ich selbst nicht mehr weiß, was für mich wichtig und richtig und falsch ist.
Ich fange jetzt schon langsam an Online Kontakte zu knüpfen, die mich verstehen.
G
Nun bin ich nach 4 Monaten postaustralia ;) an einer komplett eingerichteten Wohnung gebunden und einen größerer Konflikt im Moment, mein neuer Job. Ich habe jetzt Blut geleckt am reisen und wollte mindestens definitiv nochmal vor meinem 30. Lebensjahr nach Australien für 1 Jahr und halte mir die Option auswandern auch offen.
Aber mein Job. Es passt einfach alles. Sehr gute Einarbeitung. Die Disziplin. Die Kollegen. Direkt 1 Ort neben meinem Elternhaus, was ich ja mal vererbt bekommen soll. Bei uns auf dem Land ist dieses Krankenhaus das einzigste im Umkreis von 25 km. Und das schlimmste: die wollen mir gerne einen unbefristeten Arbeitsvertrag geben. Aber sie merken, dass ich nicht richtig bei der Sache bin, was komplett richtig ist. Aber wenn ich jetzt schon dran denke, dass sie sich so bemühen um mich und ich dann einfach gehen werde nach kurzer Zeit, bekomme ich ein schlechtes Gewissen.
Ich denke, dass mein Job das größte Problem bei der Umsetzung meiner träume darstellt. Beispielsweise bei dem Vorstellungsgespräch habe ich mir schon anhören können: So lange raus aus der Praxis, sie fangen komplett von neu an und es verändert sich so viel.
Was ist, wenn ich beim reisen 2 Jahre nicht die Gelegenheit bekomme als Krankenschwester zu arbeiten? Dann gibt mir keiner die Chance?
Ich trau mich gar nicht anzufragen mal unbezahlten Urlaub zu bekommen, es sei denn um Unterstützung beim Dienstplan, um privat eine Yoga Ausbildung machen zu können.
Ist das nur in den alten Bundesländern so?
Der weiteren würde mir wahrscheinlich eine verlockende Weiterbildung zur Psychiatrieschwester angeboten werden, die mich vertraglich vermutlich 5 Jahre bindet.
Ich habe leider nur die Fachhochschulreife und wäre auch offen zu studieren oder weiterzubilden, vielleicht auch außerhalb Deutschlands, wenn es nicht mehr als 4 Jahre ist.
Hat jemand diesbezüglich Erfahrungen?
Ich weiß, dass Australien beispielsweise Einschränkungen durch die akademisierung in der Krankenpflege für das Arbeitsvisum dort hat.

Oder sollte ich den einfachen weg gehen, hier bleiben, nicht noch mehr fernweh-konflikte beklommen, mich anpassen, alles hinnehmen wie meine Umgebung es tut, gute Miene zum bösen Spiel machen und im inneren eigentlich fliehen wollen?

Komischerweise tat mir das fliehen sehr gut. Ich habe viele offene und ehrliche Menschen kennengelernt, die mir Zuhause privat fehlen. Und die erfahrene Arbeitsmoral war auch entlastender als der deutsche ständige Leistungsdruck.

Also für mich ist's grade sehr kompliziert und komplex. Ich wäre sehr dankbar für Erfahrungen, Anregungen und denkanstöße.
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Mangolassi

« Antwort #1 am: 18. Januar 2015, 10:32 »
Hallo Madeschnatt,
ich arbeite auch im Krankenhaus und würde jetzt prinzipiell mal folgendes sagen:
In Deutschland herrscht immer noch ein Pflegenotstand, gutes Pflegepersonal wird deshalb immer gesucht sein, gerade im ländlichen Raum!
Überleg mal, wieviele nach jahrelanger Mutterschaftszeit wieder zurück in den Beruf kommen. Natürlich bist du mit deinem Auslandsaufenthalt ein Exot und wirst es noch mehr sein, wenn du deinen Job ein weiteres Mal unterbrichst. Die meisten Menschen um dich herum werden dich nicht verstehen können.
Lass dich nicht von ihnen beeinflussen, das ist dein Leben, du kannst es so leben, wie du möchtest!
In deiner Abteilung magst du die einzige sein, die nicht bis zur Rente durcharbeitet, aber lass dir sagen, es gibt viele, die zwischendrin auf Reisen gehen! Bei uns in der Pädiatrie hat vorletztes Jahr eine Schwester ein Jahr pausiert und ist mit dem Fahrrad nach Indien gefahren und dieses Jahr war eine andere Schwester ein halbes Jahr in Australien und hat dort auch als "Pflegehelferin" gearbeitet. Klar, vielleicht ist nicht jede Stationsleitung so offen für solche Unterbrechungen. Aber dann kündigst du halt, ich bin mir sicher, dass du danach wieder nen Job findest! Vielleicht nicht wieder im selben Krankenhaus, aber nur weil du irgendwann mal das Haus deiner Eltern erben wirst, heißt das ja auch nicht, dass da dann wohnen musst, geschweige denn Jahre davor schon in der gleichen Gegend!
Also keine Sorge, niemand bestimmt dein Leben, außer dir selbst!
Ich hab morgen übrigens auch nen Termin bei meinem Chef. Werd ihm von meinen Reiseplänen ab August erzählen und falls er mich nicht freistellen kann, werde ich frohen Herzens kündigen  ;D

crazy_culture

« Antwort #2 am: 18. Januar 2015, 12:45 »
Aber mein Job. Es passt einfach alles. Sehr gute Einarbeitung. Die Disziplin. Die Kollegen. Direkt 1 Ort neben meinem Elternhaus, was ich ja mal vererbt bekommen soll. Bei uns auf dem Land ist dieses Krankenhaus das einzigste im Umkreis von 25 km. Und das schlimmste: die wollen mir gerne einen unbefristeten Arbeitsvertrag geben. Aber sie merken, dass ich nicht richtig bei der Sache bin, was komplett richtig ist. Aber wenn ich jetzt schon dran denke, dass sie sich so bemühen um mich und ich dann einfach gehen werde nach kurzer Zeit, bekomme ich ein schlechtes Gewissen.

Ist doch toll. das es gerade erstmal passt. Aber du arbeitest ja auch noch nicht lange da. Wer weiß, was in einem Jahr ist. Und was ist für Dich eine kurze Zeit? Wenn du dort 2-3 Jahre arbeitest um Geld für die nächste Reise zu sparen, dann ist das halt so. Aber ein schlechtes Gewissen jetzt schon zu haben brauchst Du nicht. Wer weiß schon, wie es wird auf so lange Sicht? Und es ist DEIN Leben, nicht das deines Arbeitgebers. Wenn es Dich glücklich macht wieder loszuziehen, dann tu es.
Das Nicht-Langzeitreisende dies schwer verstehen können ist traurig, aber leider meistens so.
Ich habe zum Glück eine Familie, die mir sagt, bleib solange weg wie du kannst, wer weiß, ob du die Chance nochmal bekommst (ich bin aber auch Ende 30).

Und das Erbe deines Elternhauses, das brauchst du erstmal gar nicht mit bedenken. Dinge ändern sich eben, vielleicht lernst du auch den Partner deines Lebens kennen, gründest eine Familie und baust selber, dann wirst du in deinem Elternhaus wohl auch nicht wieder einziehen. Ob das dann in Deutschland ist, oder in einem anderen Land/Kontinent, wer weiß das schon... ;)
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Madeschnatt

« Antwort #3 am: 18. Januar 2015, 19:16 »
Großen Danke für eure Antworten!

Das hat mir schon mal weitergeholfen. Ich hab immer so'n Zeitdruck in mir.
Also kommt's, Wie's kommen soll! Keine Gedanken über das Erbe und was sonst noch in 5 Jahren seien könnte! O.o

Dieses Jahr war eine andere Schwester ein halbes Jahr in Australien und hat dort auch als "Pflegehelferin" gearbeitet.


Ich hab morgen übrigens auch nen Termin bei meinem Chef. Werd ihm von meinen Reiseplänen ab August erzählen und falls er mich nicht freistellen kann, werde ich frohen Herzens kündigen  ;D

Was hat denn deine Kollegin für Vorbereitungen getroffen, um als "Pflegehelferin" in Australien arbeiten zu können? Hat sie ein Studium abgeschlossen in der Pflege? Weißt du das zufällig?
Ich hatte nämlich keine Möglichkeit dazu und weiß bis heute nicht warum.

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Mangolassi

« Antwort #4 am: 18. Januar 2015, 23:24 »
Ähm, also ich kenn mich bei den Weiterbildungsmöglichkeiten in der Pflege nicht ganz so gut aus, bin selber Ärztin, aber soweit ich weiß, ist das in Deutschland immer noch ein Ausbildungsberuf, studieren kann man Pflegemanagement oder so…
Wie auch immer, in Australien ist das wohl nicht so leicht möglich mit nem deutschen Pflegeexamen dort zu arbeiten, für wenige Monate lohnt sich der zeitliche und finanzielle Aufwand, das anerkennen zu lassen, wohl nicht. Deshalb hat sie "nur" als Pflegehelferin gearbeitet, jedoch nie in der Pädiatrie. Aber ich kann sie nochmal fragen.

Madeschnatt

« Antwort #5 am: 20. Januar 2015, 12:46 »
Genau, das sind auch meine Informationen.
Ich war letztes Jahr in Australien mit meinem Pflegeexamen und habe keine Chance bekommen als Helferin zu arbeiten. Diesbezüglich habe ich auch keine Deutschen getroffen, die die Möglichkeit. Bekommen haben. Hingegen Krankenschwestern Bus England wegen dem commonwealth, hatten mehr Glück.
Wäre wirklich cool, wenn du mal nachfragen könntest. Danke
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