Thema: Innere Unruhe? Heimweh? Oder doch Orientierungslosigkeit  (Gelesen 4801 mal)

MissMojo

Hallo Forum, hallo Reisende.

ich bin jetzt seit 2 Monaten unterwegs, bzw. am Muncho Lake in Northern BC, Kanada. Packe aber gerade alles zusammen, da ich heute abend mit dem Bus in den Yukon fahre. Ich hab in den letzten Tagen immer so ein komisches Gefühl gehabt und auch schlecht geschlafen, ich kann es nicht richtig greifen und wenn ich versuche das Freunden zu erkären verstehen sie nicht was los ist.

Ich hab ein bisschen Sorge irgendwie, dass ich nie "ausgetravelt" bin, nie zur Ruhe kommen werde und ewig dieses treibende in mir habe.

Wenn ich an einem Ort bin genieße ich das, aber ich denke immer schon an den übernächsten Schritt. ZB. bin ich nicht mal im Yukon und stehe schon in Kontakt mit jmd. für einen Job für die Wintersaison (ab Dezember!!), auch plane ich gedanklich schon die Reise nach Kanada.

Auf der einen Seite macht es mir Spaß, auf der anderen Seite habe ich das Gefühl ich suche etwas und weiß nicht mal genau was, das ist irgendwie anstrengend und es macht mich auch traurig, dass ich nicht einfach jetzt so sein kann. Der Gleichmut scheint zu fehlen.

Ich bin durchaus glücklich, ich bereue nichts und habe eine gute Zeit. Vllt. habe ich etwas viel gearbeitet hier da ich nur einen freien Tag pro Woche hatte und eben rund um die Uhr irgendwie mit Kollegen zusammen gehangen habe (sehr remote location am Alaska Highway).

Kennt das jemand? Diese Unruhe, dieses getriebene Gefühl? Ich hatte eigentlich gehofft, dass gibt sich wenn ich auf reisen bin..

Danke Euch :)
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Carola

« Antwort #1 am: 05. Juli 2014, 20:03 »
Das ist mein Hauptproblem in meinem Leben. Hab gehofft, dass es sich nach der Weltreise bessert, ist aber nur in Ansätzen passiert. Typisch Frau?
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MissMojo

« Antwort #2 am: 05. Juli 2014, 20:20 »
Mhm. Vermutlich. Ich bin ja auch am überlegen ob ich nicht einen Monat Ashram irgenwo einschieben soll. Oder klassisch Strand, irgendwo. Für 4 - 6 Wochen und die Tage damit verbringen abzuhängen...
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Carola

« Antwort #3 am: 05. Juli 2014, 22:01 »
Wenn ich gar nichts mach, wird es nach wenigen Tagen eher schlimmer. Am entspanntesten war ich, glaub ich, in Nepal beim Trekken. 3 Wochen am Stück, da gab´s nicht viel zu planen, nur laufen in sensationeller Umgebung, super anstrengend.
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Reisender215

« Antwort #4 am: 06. Juli 2014, 11:22 »
hallo,

nö nicht typisch frau !
kenne das gefühl auch . macht einen nicht wirklich unglücklich, aber es ist manchmal sehr anstrengend im kopf.
ich denke mir dann immer ich müßte doch eigentlich komplett happy sein.
ist wie wenn kopf und seele 2 paar schuhe sind.
bei mir kommt noch dazu, das ich dann oft die aktuelle situation nicht richtig lebe, oder "genieße" .
wenn ich das - gerade - auslebe mache ich das schon ordentlich und gewissenhaft , bin im kopf aber schon beim nächsten...
ich kenne das sehr gut hab da aber keine antwort drauf...

grüße
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Nocktem

« Antwort #5 am: 06. Juli 2014, 12:02 »
ich kann mich meinem vorredner nur anschliesen, damit sieht man das man nicht alleine ist mit dem "problem"
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Reisender215

« Antwort #6 am: 06. Juli 2014, 13:00 »
so nen strand urlaub oder runter kommen abhängen usw. macht einen zwar chilliger und es ist auch irgendwie mal weg . aber "probleme" sind ja eher was, was dich dann auch wieder einholt. ich merke das jetzt grad wieder wo ich hier in deutschland bin.
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Yike

« Antwort #7 am: 07. Juli 2014, 18:20 »
Hi Mojo,

Ich habe deinen Blog gelesen und glaube vermuten zu können, dass du eine bodenständige Frau bist und eine solche Reise nicht machst, wenn das Risiko des Heimweh bestehen würde. Ich glaube eher, dass du eventuell nur überarbeitet bist. Vor allem noch, wenn du in einer ungewohnten Umgebung arbeitest. Eine kleine Auszeit würde dir vielleicht gut tun.

Den Vorschlag von Carola finde ich klasse. Ein Trip bei dem du nichs planen musst, Natur geniessen kannst, dir aussuchen kannst ob alleine oder mit anderen finde ich optimal. Ein, zwei Wochen mal den Kopf frei bekommen und in sich hinein horchen ohne Risiko gestört zu werden.

Wünsche dir eine gute und schnelle Regeneration zum Weiterreisen.

Fidelino

« Antwort #8 am: 07. Juli 2014, 21:21 »
Ich hab was ganz ähnliches, wenn nicht sogar das gleiche:

Wenn ich irgendwo bin, denke ich daran, wie es bei der nächsten Station ist. Nicht, dass es mir nicht gefällt oder so, ganz und gar nicht, aber ich hab halt eine innere Unruhe, die mich dann weiter treibt. ich gucke mir alles an usw. Und dann will ich aber auch mal weiter. Ich kann keine 4 Tage am Strand abhängen. Ich kann es einfach nicht. Ich bin jetzt 6 Tage schon an einem echt tollen Ort. Tolles Wetter, Strand, tolles Essen, nette Leute usw usw. Ich freu mich riesig auf die Abfahrt morgen, dass es endlich weiter geht. Und gedanklich bin ich schon unterwegs.

Ich hab für mich draus folgenden Schluss gezogen: Das ist vor allem Vorfreude und ja, auch eine gewisse Rastlosigkeit. Das muss ja nichts schlechtes sein, finde ich. Wenn man Energie hat, dann kann man sie auch nutzen.

Ich würde mir viel eher folgende Frage stellen: Fühlst Du Dich im Moment gerade wohl oder fühlst Du Dich nicht wohl, so wie es ist. Das was ich lese ist, dass Du von Dir erwartest irgendwie zu sein und dass Du so nicht bist, macht Dich traurig. Aber ist dann nicht eher die Erwartungshaltung das Problem? Es ist ja nun echt nichts negatives, sich schon mit zukünftigem zu beschäftigen, WENN Du im Moment gerade glücklich bist.
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MissMojo

« Antwort #9 am: 08. Juli 2014, 03:55 »
Danke für Eure Antworten! Na immerhin scheine ich nicht alleine damit zu sein.

Ich bin gestern sehr früh in Carcross, Yukon angekommen und habe heute angefangen zu arbeiten (in einem coffeeshop) hate also immerhin 2 Tage frei :D In diesem Job werde ich auch nur 5 Tage die Woche arbeiten, ich lebe zwar bei meiner Chefin - was auch ungewohnt ist da ihre Mutter da ist und sie auch eine kleine Tochter hat, man fühlt sich doch bisschen beobachtet - aber carcross ist halt ein kleiner ort an dem man auch ein bisschen mal so gucken kann.

Ich kann eigentlich ganz gut beim Filme gucken abschalten, oder so. Habe jedoch am neuen Wohnort leider kein Internet, sondern nur hier im Coffeeshop.

Mhm. Ich muss mich wohl doch mal mit dem Thema Achtsamkeit beschäftigen.

Das mit dem trekken ist eigentlich eine gute Idee! Ich werde mal gucken was ich hier so in meiner Freizeit anstellen kann. Denke jedoch, dass ich mir für Oktober (ich arbeite vermutlich bis September hier) mal eine Auszeit gönne und an einen Ort gehe wo ich nicht arbeiten muss. Ich mach es ja gerne, aber es ist eben auch irgendwie anstrengend immer was neues zu haben in das man sich einfinden muss.
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KuWi

« Antwort #10 am: 14. Juli 2014, 03:50 »
Hi Miss Mojo & alle anderen Rastlosten,

das Gefühl innerer Unruhe, des Getrieben-seins, immer im Voraus-denken kenne ich zu gut. In Deutschland war es mein ständiger Begleiter. In den ersten Wochen meiner Reise war es auch dabei (ich hab sogar schon über etwaige Jobs/ Bewerbungen für nach-der-Reise nachgedacht, obwohl ich über ein Jahr unterwegs sein wollte).

Es dauerte einige Monate, aber nun, mittlerweile seit 11 Monaten unterwegs, ist es einfach pfutsch! Weg. Ich fühle mich zwar nicht "angekommen" oder so, ich halte auch nix von "Reisen zu sich selbst", aber irgendwie bin ich entspannter und optimistisch geworden. A la: alles wird schon, warum sich also schon den Kopf zerbrechen...

Vielleicht ist das Getrieben-Sein ein Zeichen von unterbewusster Sorge, irgendwie zeugt es ja auch davon, alles unter Kontrolle haben zu wollen. Aber vlt. war es auch nur bei mir so...

Und wie schon gesagt wurde, das Wichtigste ist, sich im Jetzt wohl zu fühlen.

LG & weiterhin eine tolle Reise!
Kuwi
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MissMojo

« Antwort #11 am: 20. Juli 2014, 03:21 »
Danke Dir! Ja, die Gelassenheit suche ich ja auch - ein bisschen habe ich schon gefunden (immerhin), Wasserversorgung läuft hier über Tanks, wenn dann das septic field bald voll ist kann man halt auch mal eben nicht duschen wann man will ect.

Mhm, zumindest gibt es mir Hoffnung und Zuversicht, wobei - die mangelt mir gar nicht soo sehr.

Ich denke ich muss einfach mehr Gelassenheit und Ruhe mit mir selber haben und dann wird sich der Rest wohl ergeben!
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Jens

« Antwort #12 am: 20. Juli 2014, 13:24 »
Ich denke ich muss einfach mehr Gelassenheit und Ruhe mit mir selber haben und dann wird sich der Rest wohl ergeben!

Die kommt von ganz alleine, bei mir hat es sechs Monate gedauert, aber dafür hab ich sie heute noch!! Und ich bin schon 1 3/4 Jahre schon wieder zu Hause! Zum Glück geht es in 298 Tagen wieder los! Fünf bis Sechs Monate Afrika!!!  ;)
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Reisender215

« Antwort #13 am: 20. Juli 2014, 22:13 »
hallo,

ich war 20 monate unterwegs und dachte es sei dahin :-)

ist es aber nicht vollkommen.
das gute ist aber auch , das dies auch nur phasenweise aufkommt.
sprich wenn alles wieder zusammen kommt negatives, oder nicht happy sein mit etwas. nicht fröhlich viel stress wie auch immer .
dann kommt dieses verhalten oder besser gesagt diese rastlosigkeit eben wieder auf.

zumindest ist es bei mir so.
läuft wieder alles schwingt auch dies wieder etwas um.

allerdings kann ich für mich sagen, das ich nach den 20 monaten jetzt doch ruhiger und gelassener geworden bin.
dennoch habe ich dieses hier beschriebene gefühl gelegentlich.

in 2 monaten geht es wieder los und mal sehen wie alles kommt.

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MissMojo

« Antwort #14 am: 20. Juli 2014, 23:48 »
Ich finde es ja echt erstaunlich (aber auch wirklich gut und supporting) dass ich nicht die einzige Person bin die sich mit diesem Gefühl auseinander setzen muss - super! Danke für Eure Rückendeckung denn von zuhause ernte ich wohl häufig eher Unverständnis.

@Reisender - ja, ich denke auch dass das Gefühl stärker ist wenn es mir gerade nicht so gut geht, es fällt mir halt auch mal schwer, weil ich ja immer denke, dass ich die Situation ja so wollte und zack ist man wieder in der Spirale vn "jetzt sei doch endlich mal zufrieden, goddammit!"
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