Thema: Zukuftsgedanken, Job, Reisen, Working Holiday  (Gelesen 3145 mal)

White Fox

« am: 21. April 2014, 19:55 »
Einfach ein paar Gedanken von mir. Ich weis selber nicht genau warum ich das jetzt poste.

Vor rund einem Jahr bin ich nach einigen Jahren Australien nach Europa zurück gekehrt und habe dann auch recht schnell eine neue Stelle in der französischen Schweiz angetreten (komme ursprünglich aus Deutschland). Mit meinem Job bin ich recht zufrieden zumal es mittel- und langfristig gute Aufstiegsmöglichkeiten gibt sowie die Möglichkeit beruflich in Länder zu kommen in die man als normaler Tourist und selbst als Backpacker kaum kommen würde (zu abseits gelegen, zu gefährlich). Selbst unbezahlter Urlaub von bis zu 6 Monaten ließe sich evtl mal arrangieren (jetzt noch nicht da ich erst ein knappes Jahr dort arbeite, aber in 1-2 Jahren durchaus denkbar). Sogar die Bezahlung stimmt! Alles in allem also eigentlich traumhafte Verhältnisse.

Dennoch denke ich immer wieder daran wie gern ich noch mal für länger (rund 12 Monate) aus dem Berufsleben aussteigen würde. Eine Südamerikareise mit anschließendem Work & Travel Aufenthalt in Neuseeland schwebt mir vor. Dabei verstehe ich meinen Wunsch nach letzterem selber nicht wirklich. Work & Travel würde mir wenig bringen - das Geld zum Reisen kann ich locker in meinem jetzigen Job ansparen, nochmal irgendwo zu Kellnern will ich nicht und Jobs in meinem Bereich sind in Neuseeland sehr selten. Außerdem weis ich aus Kanada und Australien, dass mir moderne Städte nicht zusagen und ich habe keine Anhaltspunkte warum das in Auchland oder Wellington anders sein sollte. Wenn ich ehrlich bin will ich eigentlich nur irgendwann mal sagen können "Ach ja, und in Neuseeland hab ich auch mal gewohnt". Bereisen will ich das Land auf jeden Fall noch, aber ich glaube nicht, dass dort noch mal einen Immigrationsanlauf (wie vor Jahren in Australien) nehmen werde. Meine Zukunft sehe ich ganz klar hier in Westeuropa. Zudem lebe ich ja nun in der schönen Schweiz wo es mir unheimlich gut gefällt (das schönste Land das ich bisher gesehen habe und zum Leben ist es hier auch das Beste was mir je untergekommen ist!). Wenn ich für länger als 6 Monate das Land verlassen würde wäre meine Aufenthaltsgenehmigung futsch und da die Schweiz demnächst die Einwanderung von EU-Bürgern einschränken will würde ich vielleicht sogar keine mehr kriegen.

Ich wäre also ganz schön bekloppt das hier auf zugeben, v.a. weil ich nur um Südamerika zu sehen wirklich 6 Monate am Stück gern hätte (die sich früher oder später ja anscheinend auch organisieren ließen) - meine anderen Reiseziele könnte ich auch mit Jahresurlauben "abarbeiten". Und obwohl ich manchmal noch an den Sprung nach Neuseeland oder Kanada denke, weis ich, dass ich dort in Wirklichkeit nicht leben will. Ich frage mich, ob ich nicht in Wahrheit einfach der 9 to 5 Job-Realität entkommen will (also in Wirklichkeit einfach nur Faul bin ;)).
Sobald ich mich in einem Land niederlasse bin ich gedanklich schon im nächsten (war in Australien auch so - ich hatte noch nicht mal das Ticket nach Down under gebucht, da wusste ich schon, dass ich maximal 4-5 Jahre dort bleiben würde). Und jetzt das gleiche wieder - vor einem Jahr hatte ich noch nicht mal den Koffer für die Schweiz gepackt, da dachte ich schon an das "Danach". Hab ich einfach nur krasse Bindungsängste was meinen Wohnsitz angeht?  :D
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Surfy

« Antwort #1 am: 22. April 2014, 14:11 »

Ich finde mich in deinen Zeilen wieder, auch wenn unsere Ausgangslage unterschiedlich ist  ;)

Habe dazu kürzlich auch mal einen Artikel geschrieben, über meine Gefühlswelt:



http://www.4x4tripping.com/2014/02/wieso-zieht-es-euch-in-der-ferne.html

Auch mich zieht es in die Ferne, obwohl der status quo optimal ist um ein grösseres Reisepolster anzusparen, überhaupt recht optimal ist - von der Freude an der Arbeit bis zu deren Entgeltung.

Jetzt los, oder später? Wieviel will man gespart haben? Will man das Risiko eingehen fester zu verwurzeln und irgendwann den Sprung nicht mehr zu schaffen? Auf was warten?

Viele fragen - wenig Antworten.

Natürlich loht es sich eine gute Phase zu nutzen um die Karriere und Geldpolster zu pflegen, die Reise in Ruhe vorzubereiten. Zu Ende gedacht heisst das aber auch, dass man - falls alles rund läuft, nie los kommt. In der Regel werden die Hürden grösser, Verantwortung, Karriere Chancen, Familie, Angst das angesparte zu "verpulvern", dass erreichte aufzugeben.

Ob jetzt das "falls es rund läuft" nie los kommen am Ende so unglücklich wäre, hinsichtlich Familie und work-life balance - gilt es genauso zu hinterfragen, wie das undurchdachte aufbrechen wollen ohne die Lebensumstände zu berücksichtigen.

Ob man sich richtig entschieden hat, weiss man nicht mal hinterher - "was wäre wenn" ist müssig da sich die "Variablen" ständig ändern. Das zu sehen ist an sich schon mal befreiend   ;)

Surfy

Vombatus

« Antwort #2 am: 22. April 2014, 19:14 »
Herzlichen Dank für deine Beiträge Surfy, aber schaffst du auch einen Beitrag ohne Link? Du hast doch schon zwei Links in der Fusszeile. Irgendwie wirkt das langsam sehr penetrant. Nichts für ungut.

Zu dir Cookie.
Selbst würde ich mir erstmal einen Betrag ansparen, der mir so viel Freiheit gibt, um ohne nahe Zukunftszweifel zu Reisen.
Mir scheint es aber, als ob es dir um mehr als nur "Reisen" geht oder?

Welche Ziele/Wünsche möchtest du durch das Reisen erfüllen, kannst du das besser in Worte fassen? Was steckt hinter dem Fernweh, warum möchtest du für ein Jahr aussteigen?

Einwenig erinnert das Thema auch an den Beitrag, vielleicht gibt es hier Ansätze in Sachen Zukunftsgedanken:
http://weltreise-info.de/forum/index.php?topic=9907.0
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Blume

« Antwort #3 am: 22. April 2014, 19:15 »
Ich würde an deiner Stelle weiter den Job in der Schweiz machen. Es ist schon ein großes Glück, einen Job zu haben, der einem an sich zusagt und dann auch noch gut bezahlt ist. Bei den meisten Leuten, die ich kenne, stimmt entweder das eine oder das andere nicht. Spar noch einige Jährchen, dann kannst du ihn immer noch hinschmeißen. Richtig gute Jobs sind rar. Sei froh, dass du einen hast.
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Surfy

« Antwort #4 am: 22. April 2014, 22:35 »
Herzlichen Dank für deine Beiträge Surfy, aber schaffst du auch einen Beitrag ohne Link? Du hast doch schon zwei Links in der Fusszeile. Irgendwie wirkt das langsam sehr penetrant. Nichts für ungut.

du hast recht, ich werde mich wohl von meiner Signatur trennen müssen.

Inhaltlich passt der Link wohl mehr als gut. Aber die Wahrnehmung kumuliert sich auf Dauer,mich weis  :-* Danke für den Zaunpfahl  ;) Wenn Du meine heutigen Posts im Detail ansiehst, wirst Du aber auch sehen das ich so Poste, durchaus auch mal zurück ins Forum verlinke.. Wenn ich passenden Content zur Hand habe, finde ich es für die Leser hilfreich, wenn dies verlinkt ist. Ein Leser kann denke ich schon eigenständig entscheiden, ob er den Links folgen will oder nicht.

Dein Link ist jedenfalls spannend.

@Blume: das sage ich mir nun schon fast drei Jahre..  :)

Soll die Reise am Ende eine Entschädigung sein, für eine schlechter werdende Wirtschaftslage, das man erst geht wenn einem die Umstände in diese Richtung drängen? Oder soll es mehr eine Belohnung für hartes Arbeiten in den letzten Jahren sein?

Ich tendierte zum ersteren, hinterfrage es aber dennoch immer stärker. Aber einen Job hinschmeissen der Spass macht und gut bezahlt ist, ist nicht einfach.

Surfy.




grenzenlos

« Antwort #5 am: 23. April 2014, 15:58 »
Hallo Cookie,
klingt vieles verwirrend. Kann es aber irgendwie verstehen. Folge doch einfach deinem inneren Drang. Was von Innen kommt, ist in der Regel richtig. ;)
Ich hatte auch einen guten, unkündbaren Job. Habe es trotzdem getan und nicht bereut.
Aus deinen Zeilen ist für mich ersichtlich, es treibt dich gedanklich in die Welt. Dies wird wohl auch noch lange so sein. Also, tue es einfach. Wenn du sehr alt sein wirst, könnte es sein, du bereust es es nicht getan zu haben. Fernweh kann Krank machen  :)
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White Fox

« Antwort #6 am: 30. April 2014, 22:02 »
Vielen Dank für eure Beiträge, Kommentare und Anregungen!
Ich bin noch mal in mich gegangen und hab über vieles nachgedacht. Meine Karriere ist mir schon sehr wichtig und ich kann froh sein, dass es auch innerhalb meines Jobs evtl (!) die Möglichkeit gibt für bis zu 6 Monate unbezahlten Urlaub zu nehmen. In rund einem Jahr hätte ich genügend gespart um mir ohne schlechtes Gewissen endlich meinen Traum von 6
Monaten Südamerika zu erfüllen (dh ich habe bis dahin neben dem Geld für die Reise, dass ich ja fast jetzt schon zusammen habe, genügend Rücklagen gebildet um auch für die Zukunft vorgesorgt zu haben).
Das mit dem WHV für NZ ist so ne fixe Idee von mir die mir selber nicht mal so behagt. Ich könnte zu einem späteren Zeitpunkt auch sicher über Weihnachten mal 5-6 Wochen am Stück frei nehmen und nach Neuseeland fahren und einfach nur das Reisen geniesen.
Momentan bin ich vielleicht auch einfach in einer Phase, wo ich mir über die Wichtigkeit meiner Karriere in meinem Leben klar werden - und der Beruf nimmt nun mal einen hohen Stellen wert ein, ganz klar. Aber ich sehe ja, wenn ich Glück habe kann ich das Reisen auch mit meinem jetzigen Job vereinbaren.
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MissMojo

« Antwort #7 am: 30. April 2014, 23:58 »
Ich wollte nur mal anmerken, dass ich es toll finde wie offen Du (und auch viele andere hier) schreiben / öffentlich denken. Dein "damit ich mal sagen kann da und da habe ich auch mal gelebt" kann ich persönlich sehr gut nachvollziehen. Ich "label" mich auch gerne damit. Aber letztendlich kann ich auch manchmal gar nicht sagen was ich damit versuche.

Was Du beschreibst klingt nach einer sehr guten Situation die ich auch nicht so einfach hergeben würde. Hast Du denn beruflich auch noch in Zukufnt womöglich andere Länder in Europa offen? Ich weiss, jobtechnisch ist Europa ja nicht überall so eine Traum Destination, aber hängt natürlich auch wahnsinnig davon ab was man arbeitet.

Ich, an Deiner Stelle, würde bleiben. Vllt. findest Du etwas was Du zusätzlich in Dein Leben lassen kannst und Dich quasi Teilzeit-befriedigt, diesen gemeinen Virus Traveller-Bug :)

Alles Gute wünsch ich Dir!
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