Thema: Sollte man auf einer 1 jährigen reise eine Spieglereflex Kamera mitnehmen??  (Gelesen 7366 mal)

Ratapeng

die heutigen bridges leisten gute dienste, aber haben für mich dennoch ein paar nachteile, mit denen ICH nicht klar käme. u.a. fehlende direktzugriffe (also es dauert alles ein wenig länger als bei einer dslr), keine selektive tiefenschärfe, der schwächere akku, ...

Bei meiner G12 beispielsweise (gut, die ist keine "Bridge" im herkömmlichen Sinne, aber ich denke, sowas meinst du) hab ich dank zweier programmierbarer Wahlräder, einer programmierbaren Taste, ISO Wahlrad und Belichtungskorrektur Wahlrad alles im Blick und sofort im Griff, dazu natürlich noch die normalen Tasten. Am Akku gibts rein gar nichts zu meckern (außerdem kostet ein neuer in der Bucht deutlich unter 10 €). Tiefenschärfe fehlt natürlich bedingt durch die kurze Brennweite, dafür gibt's aber Anfangsblende 2,8 (bei manchen ähnlichen wohl auch 2,0) und einen integrierten, automatisch vorklappenden 8x-Graufilter sowie ISO 80, das passt also im Portrait- und Telebereich auch ganz gut. Ich habe das mal für eine typische Portraitsituation ausgerechnet:

Gleiche Kleinbild-Equivalent-Brennweite, Objektdistanz 2 Meter:

Canon G12
22 mm
f3.2

DoF:
Near limit    1.83 m
Far limit    2.2 m
Total    0.37 m

APS-C Spiegelreflexkamera
70 mm
f5.6 (übliche Offenblende am langen Ende normaler mitgelieferter Kit-Objektive)

DoF:
Near limit    1.91 m
Far limit    2.09 m
Total    0.18 m
[und hier sollte man dann bei einem Portrait so wie so noch abblenden, denn sonst ist es nur mit Glück von der Nasenspitze bis zu den Ohren scharf]

Natürlich ist bei einer Kompakten der Übergang viel weicher und das Bokeh nicht so schön und so weiter und so fort, aber das ist es erstens bei den Objektiven, mit denen 98% der Fotografen rumlaufen auch nicht und zweitens: Wen juckt das auf einer Weltreise schon?
Die Frage ist immer, woran wir die Kompakten/Bridges messen wollen. An einer Canon 1000D oder vergleichbarer DSLR wie sie wohl die meisten haben oder an einer hochpreisigen (Semi-)Professionellen DSLR mit entsprechend hochpreisigem Zubehör? Ich meine, man muss mit ersterer vergleichen, denn wer das Geld, das Können und die Erfahrung sowie die Lust für eine (Semi-)Professionelle DSLR-Ausrüstung hat, für den stellt sich die Frage nach einer Bridge/Kompakten in der Tat nicht, aber von denen rede ich auch nicht und um die sollte es laut Ausgangs-Post auch nicht gehen.


Versteht mich nicht falsch, ich möchte nicht gegen DSLR und pro Kompakte/Bridge wettern, sondern ich möchte euch Anhand dieser Diskussion ein paar Denkanstöße geben. Anders als noch vor wenigen Monaten gibt es nämlich mittlerweile eine große Auswahl zwischen APS-C DSLR und "kleiner Mini-Digicam für Schnappschüsse". Das macht die Entscheidung nicht leichter, möglicherweise das Daypack auf Reisen dafür umso mehr  ;D
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Dumeklemmer72

Hallöchen,
auch wenn die Frage fast entschieden ist. Ich stand heute vor der gleichen Frage. Und zwar unterwegs in Peru. Denn dort wurde mir meine relativ große Kompakte Kamera entwendet. Die ich relativ unauffällig getragen habe.

Ich denke, je teurer und je auffäliger die Kamera ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit des Diebstahls und wenn sie nicht versichert ist, ist es letzendlich bei einer teuren Kamera umso schmerzhafter, wenn sie gestohlen wurde. Was die Versicherungen angeht, bin ich grundsätzlich skeptisch, da im zweifelsfall grobe Fahrläßigkeit dazu führt, dass die Kamerar entwendet wurde und somit der Versicherungsschutz flöten geht.

Ein anderer Grund ist natürlich die Handlichkeit der Kamera. Bisher hatte ich mit der Kompakten nie den Eindruck, dass ich damit groß auffale (okay, wurde heute eines besseren belehrt). Ich glaube mit einer Spiegelreflex hätte ich nicht dieses unbeschwerte Gefühl. Früher habe ich auch viel mit Spiegelreflex fotografiert. Aber inzwischen setze ich voll auf eine unauffällige Kamera, nicht nur, wegen nur wegen der Diebe. Es ist definitiv ein anderes Fotografieren als mit Spiegelreflex.

Dann natürlich noch die Gewichtsfrage. 2 kg mehr oder weniger im Schlepptau macht ne Menge aus. Auf 2 kg komme ich inklusive mit Kamera, Netbook und Kabeln. Ich merke es inzwischen jedes Gramm was ich nicht mit mir herumschleppe.

Dann ist eine Spiegelreflex natürlich noch viel empfindlicher etc.

Eine Spiegelreflex kann man nicht mal eben in eine Wasserdichte Hülle einpacken, damit schnorcheln gehen oder in andere feuchte Regionen gehen (z.B. Canyoning, Regenwald etc.). Mit der Kompakten kein Problem.

Es ist auch eine Frage des Reisestils. Will ich reisen und Erinnerungen festhalten, oder reise ich in erste Linie um zu Fotografieren oder, was mache ich anschließend mit den Bildern.

Das sind Fragen, denen man sich meiner Meinung nach stellen sollte.

Aber nichts desto Trotz, manchmal vermisse ich eine Spiegelreflex.

Schönen Gruß

Andreas
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Grotesque

Es ist auch eine Frage des Reisestils. Will ich reisen und Erinnerungen festhalten, oder reise ich in erste Linie um zu Fotografieren oder, was mache ich anschließend mit den Bildern.

ein sehr schöner satz. aus dem gleich grund habe ich mich vor ein paar wochen auch für eine schicke, kleine und gute kompaktkamera entschieden. natürlich muss es jeder selber wissen, aber man sollte nie vergessen, dass es um die reise geht und nicht um die fotos.

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Nausikaa

Eine Spiegelreflex kann man nicht mal eben in eine Wasserdichte Hülle einpacken, damit schnorcheln gehen oder in andere feuchte Regionen gehen (z.B. Canyoning, Regenwald etc.).

Hab gerade das hier gefunden: http://www.digicamcase.com/de/product/32/1/dicapac/dicapac-wp-s10-wasserdichtes-high-end-dslr-unterwassergehaeuse.html?refID=FR

Keine Ahnung, wie praktisch oder unpraktisch das ist, aber immerhin gibts sowas! :) Für mich reicht jetzt erst mal ein Sea-to-Summit-Drysack aus. Wiegt zwar noch mal fast 100g mehr, aber das ist mir das sicherere Gefühl wert!
Klar gibt's nix Praktischeres als ne kleine wasserdichte Digicam, aber...

natürlich muss es jeder selber wissen

So ist es!  ;)
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Dumeklemmer72

Hallöchen,

mal umgekehrt und ketterisch gefragt: Warum mit Spiegelreflex reisen? Allein wie planerisch einige daran gehen, wäre mir persönlich viel zu kompliziert. Die wenigsten dürften Fotoreporter sein und ihre Bilder kommerziell vermarkten.

Aber zur Eingangsfrage in der Betreffzeile. Meine Antwort lautet definitiv NEIN sollte man nicht! Wers dennoch tun willl, den halte ich nicht davon ab.

Und damit habe ich hier alles gesagt.
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paso

Keine Ahnung, wie praktisch oder unpraktisch das ist, aber immerhin gibts sowas! :) Für mich reicht jetzt erst mal ein Sea-to-Summit-Drysack aus. Wiegt zwar noch mal fast 100g mehr, aber das ist mir das sicherere Gefühl wert!

Hi Nausikaa,
danke fuer den Link!
Ich frag mich nur gerade, wie man die Kamera in dem Beute bedient???
Hast Du diese Produkt bereits erworben und kannst etwas mehr dazu sagen?
Vielen Dank!
Gruss
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Xenia

Also ich habe auch eine dslr aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie nicht mitnehmen werde. Ich würde zwar sehr gerne makro aufnahmen machen (bin ein Spinnenfan und werde in Zentral- und Südamerika auf die Suche nach paar schönen Exemplaren macehn) aber mir ist es einfach zu kompliziert. Ich war in Ägypten mit meiner dslr unterwegs und es war teilweise so mühsam, weil die Tasche gross ist, die Kamera schwer, die Wechselobjektive auch noch usw.

Deswegen nehme ich nur meine Lumix mit und ein Unterwassergehäuse für meine Tauchausflüge. Ich werd sicher ab und an daran denken, wie toll es ist wenn ich jetzt meine grosse Cam dabei hätte...aber ich will einfach nicht so viel mit mir rumschleppen.
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Nausikaa

Hast Du diese Produkt bereits erworben und kannst etwas mehr dazu sagen?

Nee, hab ich nicht. Ich werde auf Unterwasseraufnahmen verzichten. Was das Bedienen angeht, gibts wohl Einbuchtungen für die Finger, damit Du die wichtigsten Rädchen und Knöpfchen vorne und oben drauf zu fassen kriegst. Hinten sind die Beutel durchsichtig, so dass Du das Display und durch den Sucher sehen kannst und natürlich an die anderen Knöpfe kommt. Wie gut das funktioniert, kann ich Dir leider nicht sagen!
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Lia

Also ich hab auch eine Spiegelreflex, aber diese werd ich vor meiner reise noch an eine freundin verkaufen und mir eine kleinere kamera zulegen. hatte die kamera auf einem kurzen trip in den usa dabei und das gewicht ist echt nicht zu unterschätzen. ja ich hab tolle bilder gemacht aber mittlerweile gibt es schon viele kompaktkameras die grandiose fotos machen!

(hab auf meinem trip einen "kamera-freien-tag" eingelegt und es war herrlich! da merkt man erst wie schwer die kamera wirklich ist! und man ist viel aufmerksamer wenn man nicht ständig damit beschäftigt ist die beste einstellung für das nächste foto zu finden. (ging zumindest mir so)

Lia

Nausikaa

das gewicht ist echt nicht zu unterschätzen.

Wie schwer ist die Kamera denn? Hattest Du auch Wechselobjektive dabei?
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Lia

hab eine Sony Alpha 360.. ist nicht soo schwer aber man merkt es schon auf den schultern.
wechselobjektive hatte ich nicht einmal dabei. das würde ich mir auf einer längeren reise gar nicht antun. ich werde mir eine bridgekamera zulegen. die werden immer besser und (wie ich finde) ein guter kompromiss zwischen kompakt- und spiegelreflexkamera.

waveland

Ich reise seit knapp 18 Jahren mit einer Spiegelreflex herum und möchte nur kurz ergänzen, dass ich persönlich es sehr schade finden würde, meine große Kamera plus 2-4 Objektive nicht auf eine große Reise mitnehmen zu würden. Zwar bisher immer nur "kürzere" Reisen und keine "Weltreise" aber ich lese hier schon länger mit und früher oder später werde ich auch mal 1 Jahr Auszeit nehmen :). Dabei würde ich sicher meine Ausrüstung mitnehmen, bei mir ist das Fotografieren unterwegs relativ wichtig. Ich habe auch schon viel bzgl. Stative, GorillaPods, The Pod etc. probiert und habe derzeit immer einen "The Pod" mit dabei und wenn es geht (z.B. Mietwagen), auch ein stabiles Dreibein.

Wenn man allerdings noch keine Spiegelreflex hat, würde ich eher davon abraten, eigens für eine große Reise diese zu kaufen. Weniger wegen Diebstahlgefahr (man muss halt ein bischen aufpassen und ansonsten gibt es eine Versicherung) oder Größe und Gewicht (man braucht halt eine geeignete Tasche/Rucksack und sollte sich seine Objektive gut überlegen). Sondern eher weil dann vielleicht gar nicht unbedingt so viel bessere Bilder herauskommen, nur weil man eine Spiegelreflex hat. Man muss sich schon ein wenig mit der Fotografie beschäftigen (Blende etc.), damit sich eine Spiegelreflex lohnt (meine Meinung. Kompakt- und Bridgekameras liefern zumindest mittlerweile auch eine gute Bildqualität). Eine Reise kann allerdings eine sehr gute Gelegenheit sein, mit der Fotografie etwas intensiver anzufangen.

Viele Grüße,
waveland

P.S.
Bilder sind hier: http://waveland.smugmug.com
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Ika

Also ich habe mich nun durchgerungen meine SLR mitzunehmen, ob ich allerdings nur meine Zoomobjektive oder auch mein Makro mitnehme, muss ich noch überlegen. Ich mache allerdings auch weniger eine Weltreise, sondern bin 6 Monate in Australien und Neuseeland, davon drei fest an einem Ort (als Au Pair). Ich bin einmal in mich gegangen und habe mir überlegt, weswegen ich die Reise machen will und da stand neben Lebensstil und Leute kennenlernen die Fotografie ganz hoch auf der Liste. Naturfotografie, insbesondere Vögel & Tiere in der Wildnis, ist meine Leidenschaft.
Auch wenn ich selber meine Kamera mitnehme, würde auch ich jedem, der noch keine SLR besitzt eher davon abraten extra eine für eine Langzeitreise zu kaufen. Man braucht schon etwas Zeit ehe man die Kamera sinnvoll nutzen und bewusst sein Bild durch Einstellungen beeinflussen kann.
Auch ich würde zu einer Bridge- oder Systemkamera raten. Dies sind gute Kompromisse, denke ich. Oder aber, wenn man sich sicher ist auch im Anschluss an die Reise sich weiterhin in das Hobby Fotografie zu vertiefen, eine Einsteiger SLR mit gutem Kit-Zoom-Objektiv. Ich hatte mir vor vier Jahren eine Sony alpha 100 inklusive der zwei Kit-Objektive (18-70mm & 75-300mm) gekauft. Die sind für den Einstieg echt gut zu gebrauchen, auch wenn ich mittlerweile bereits öfters an die Qualitätsgrenzen v.a. des Teles geraten bin.
Diese Kombination werde ich wohl auch zusammen mit dem Ersatzakku und den ganzen Speicherkarten mitnehmen. Sollte eins der drei Teile kaputt gehen, dann kommt es auch nicht teurer als jetzt eine gute kompakte Kamera inklusive Speicherkarten und Ersatzakku zu kaufen. Na ja, und die Wkt, dass sie mir geklaut wird, dürfte in Australien und Neuseeland auch nicht größer sein, als in Europa.
Das einzige, was mich für die Reise stört, ist, dass sie etwas unhandlich für die zwei Monate Backpacken in Neuseeland ist. Aber genau über diesen Punkt habe ich nachgedacht und festgestellt, dass die Naturfotografie gerade das ist, was mich nach Neuseeland treibt.
Ich denke, es muss jeder für sich genau abwägen, ob es sich für ihn wirklich lohnt die Nachteile einer SLR auf Reisen auf sich zu nehmen. Ich würde mich mehr ärgern, die Kamera gar nicht mitgenommen zu haben, als wenn sie mir geklaut werden oder kaputt gehen sollte und was das Gewicht angeht, das probiere ich halt dann mal aus, wenn ich alles zusammenhabe, was ich mitnehmen will.
Wer sich jedenfalls entscheidet sich für die Reise eine SLR anzuschaffen sollte das meiner Meinung bereits mehrere Monate bis ein Jahr vor Beginn machen und dann möglichst viele Tagestouren unternehmen, sowohl auf dem Land wie auch durch die Stadt, um ein wenig zu üben. Während bei einer kompakten Kamera meist ein paar Tage reichen, um die Funktionen herauszubekommen, eröffnen sich einem bei der SLR oft noch etliche Wochen nachher neue Möglichkeiten.

Tags: dlsr kamera 
 

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