Hallo zusammen,
ich habe versucht meinen kurzen Trip in den Kongo unten zusammenfassen. Kann einen Besuch des Virunga Nationalparks uneingeschränkt empfehlen, 2 absolute Highlights direkt nebeneinander.
Organisation: Der Virunga Nationalpark hat eine eigene Website (visitvirunga.org), die erstaunlich gut gemacht ist. Alle Aktivitäten lassen sich leicht online buchen und zahlen. Wenn über diese Website gebucht wird kümmert sich der Park um das Visum für DRC, welches nach meinem Verständnis auf normalem Wege recht kompliziert/langwierig ist.
Anreise/Einreise/Abreise: am Donnerstag von Frankfurt über Addis nach Goma. Zwar 5-6 Stunden Layover in Addis, aber an sich alles easy. Flieger landet in Bujumbura zwischen, man bleibt aber im Flieger sitzen. Ankunft in Goma am Freitag gegen 14:30.
Immigration in die DRC war ein wenig chaotisch. Es wird ein Nachweis der Gelbfieberimpfung verlangt. Wenn man diese nicht hat, wird die Impfung vor Ort vorgenommen. Das ist allerdings gesundheitlich nicht nur fragwürdig sondern auch medizinisch sinnbefreit. Aber man hat sich natürlich vorher informiert und daher sollte es nicht zu dieser Situation kommen. Die charmanten Damen am Impfcheck haben mir versucht noch weitere Impfungen anzudrehen, die ersten nicht vorgeschrieben sind und die ich zweitens bereits hatte (allerdings hatte ich nur den Gelbfieberausweis dabei). Alternativ könne ich mich auch für 50 USD freikaufen. Ich hatte über die Masche gelesen und bin trotz Protest weitergegangen, kein wirkliches Problem also. Die Einreise hat dann doch noch c. 1 Std. gedauert, da keiner einen Plan hatte was genau seine Aufgaben sind. Ich wurde dann von Person zu Person durchgereicht, mein Pass war irgendwo anders, mein Rucksack auch. Egal, irgendwie bekam ich den Pass mit Stempel zurück, und mein Rucksack ist auch aufgetaucht. Ach, Afrika ;-)
Unterkunft: Hab über Airbnb ein Zimmer im Zentrum von Goma gebucht. Über den host auch den Airporttransfer. Es gibt auch ein paar Hotels, wohl auch einige „nette“ direkt am Kivu See.
Goma: Sehr schön am See zwischen Hügeln und Vulkanen mit dichtem Urwald gelegen. Ich durfte schon einige Städte in Schwarzafrika besuchen, Goma ist eine Nummer für sich. Jahrelanger Bürgerkrieg in der Region hat Spuren hinterlassen. Bettelarm und hohe Kriminalität (Teilreisewarnung für Goma und die Nord-Kivu Provinz). Entsprechend ist an jeder Ecke, vor jedem Gebäude und dazwischen schwerbewaffnete Security. Meine Unterkunft hatte z.B. einen Wachturm mit 2 bewaffneten Guards und noch einer vor der Tür, hatte ein bisschen was von einem Gefängnis. Die UN versucht durch ihre Präsenz ein wenig Ruhe reinzubringen, es fahren immer wieder Jeeps und gepanzerte Trucks mit Blauhelmen durch die Stadt. Bin grundsätzlich sehr relaxed was Street Crime angeht, aber mir wurde mehrfach, u.a. von einem UN Soldaten und meinem airbnb host, deutlich gesagt, dass zu Fuß nach Sonnenuntergang ein no-go ist. Dafür gibt es Motos, einfache Motorräder, auf die man springen kann, ein lokales Taxi sozusagen. Hört sich jetzt vielleicht alles extremer an, als es in Wirklichkeit ist, hab mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt. Es gibt auch einige ganz gute Restaurants, die natürlich primär von UN und NGOs besucht werden. Auch der ein oder andere Local mit dicken Goldketten und leicht bekleideter Begleitung lässt sich hier blicken.
Gorillas: Ich wurde um 6:30 am Samstag von einem Virunga Park Jeep an meiner Unterkunft abgeholt, neben dem Fahrer waren noch 2 mit Maschinengewehren bewaffnete Ranger im Jeep. Fahrt c. 2-2.5 Std. Vor Ort kurzes Briefing. Wir waren insgesamt 7 Besucher und wurden in 2 Gruppen aufgeteilt. Meine 3er Gruppe wurde von 2 Rangern begleitet. Nach c. 1 Std. durch dichten Urwald sind wir auf eine Gorilla-Familie gestoßen (dann mussten wir Mundschutz anziehen, um die Tiere nicht zu gefährden). Insgesamt c. 10 Affen, incl. 2 Silberrücken. Wahnsinnsgefühl. 7 Meter Abstand wird sehr flexibel ausgelegt. Ein schwingender junger Gorilla hat mir z.B. am Ärmel gezogen. Einer der Silberrücken hat sich unerwartet von hinten genähert. Plötzlich stand er c. 1-1.5m vor bzw. hinter uns (kann ich hier Videos posten?). Die Gorillas haben ihr Ding gemacht und uns wenig beachtet, bis auf die jungen Wilden, die die ganze Zeit spielen wollten. Näher und intensiver kann man Gorillas wohl nicht erleben. Insgesamt durften wir 1 Std. mit den Gorillas durch den Urwald ziehen, bevor es zum Camp zurückging. Um c. 15h war ich wieder an meiner Unterkunft. Definitiv eines der geilsten Erlebnisse meines Reiselebens.
Nyiragongo Vulkan: 8:30 Abfahrt am Sonntag, c. 30 min Fahrt zum „Basiscamp“, das auf c. 1900m über Meer liegt. Dann Anmeldung und Briefing. Die Tour war ausgebucht (wohl eher selten), insg. 20 Besucher + 4 Köche, 4 Ranger und c. 10 sogenannte Porter. Um 10:30 war Abmarsch. Anfangs war es sehr warm und Urwald, der sich dann mit Lavagestein abgewechselt hat. Richtung Gipfel sehr vulkanisch, keine Pflanzen etc. Nach 6 Stunden waren wir oben auf knapp 3500m. Dort war es natürlich deutlich kälter, schätze so um die 5 Grad. Das Besondere: Man schaut in den größten Lavasee der Welt in einem der aktivsten Vulkane der Welt (Beim Ausbruch 2002 hat er halb Goma zerstört). Sehr cooler Anblick, der See leuchtet knallorange und gibt respekteinflößende Geräusche von sich. In der Zwischenzeit haben die Köche überraschend gutes Essen auf den „Tisch“ gezaubert und das mitgebrachte Bier war auch fast wieder kalt. Zeitgleich mit uns war eine Crew von Wissenschaftlern, BBC und National Geogrpahic oben, die untersucht haben wann der Vulkan wieder ausbricht (statistisch wohl alle 20 Jahre) und eine Reportage über den Vulkan gedreht haben. Es gibt 10 einfache Hütten mit Matratzen direkt am Krater. Abstieg nach Frühstück um 6.30, Ankunft unten c. 10:30. Insgesamt nicht ganz unanstrengend aber auch nicht wirklich fordernd, vom Schwierigkeitsgrad vielleicht vergleichbar mit Mount Kinabalu, wobei die rutschigen Lavasteine ihre Tücken haben. Mit Sicherheit auch ein absolutes Reisehighlight
Nach einer Dusche im Airbnb bin ich dann zum Flughafen und heute Morgen in Frankfurt gelandet.