Die Vorschriften rund um das Wisa Waiver Program der USA sind für mich
das Beispiel für ein schlecht gemaches und missverständliches Gesetz. Tatsächlich sogar dermaßen missverständlich, dass nicht einmal die offiziellen Stellen in der Lage sind, richtige und vor allem verständliche Antworten auf FAQs zu geben. Beispiel: Die Unterscheidung, welche Länder jetzt wie zu behandeln sind.
- Irgendwo auf der oben verlinkten Seite steht etwas, das man so interpretieren kann, dass eine Ausreise nach Mexico (wenn sie offiziell erfasst ist, also z.B. per Flugzeug) den Aufenthalt in den USA beendet.
- Ich kann mich erinnern, dass zu Zeiten des Papierformulars I-94 auf einer offiziellen US-Seite stand, dass man beim Verlassen des Landes, und zwar auch an der Landgrenze nach Mexico, ein Wahlrecht hat (I-94 abgeben oder nicht).
- Wenn eine Ausreise nach Mexico oder Kanada nicht reicht (was ich nicht glaube), dann dürfte eine nach Guatemala auch nicht reichen. Die Liste der Länder, in die ein Weiterflugticket bei der Einreise nicht reicht, umfasst "Mexico, Canada and Islands in or Countries bordering the Carribbean".
- Damit wären theoretisch sogar Kolumbien und Venezuela ausgeschieden, was aber in der Praxis offenbar gar nicht so gehandhabt wird.
- Nach den Buchstaben des Gesetztes wäre das nächste "sichere" Land El Salvador (weil es keine Karibikküste hat). El Salvador liegt zwischen Guatemala, Honduras und Nicaragua, die aber alle nicht qualifiziert wären. Völliger Schwachsinn.
- Ich könnte weiter machen, aber... you get the idea.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich glaube, dass die USA gar keinen Anlass sehen, diese Unschärfen zu beheben, denn die haben ja kein Problem damit. Im Gegenteil, so ein bisschen Willkür und Einschüchterung kann doch nicht ganz verkehrt sein, oder? Überlasst halt den Immigration Officers vor Ort die Entscheidung! Wenn keiner die genaue Rechtslage kennt, dann erhebt auch keiner Einspruch. Apropos Einspruch: der endet ja bis zur abschließenden Entscheidung sowieso erst mal in einem Abschiebeknast. Und wenn am Ende des Tages jemandem Unrecht widerfährt, dann war es ja wenigstens kein Amerikaner. Also alles gut.