Kenne auch das Gefühl, das Gefühl (des Staunens) zu verlieren. Aber wenn man den größten/höchsten/weitesten/blauesten/.... gesehen hat, ist man mit dem zweitgrößten/zweithöchsten/zweit.... einfach nicht mehr zufrieden.
Irgendwie schade, aber ist halt so. Dafür hört man nicht auf nach solchen aussergewöhnlichen Dingen zu suchen.
Und wenn ich mit meinem 1-jährigen Sohn spazieren gehe, und für 10m eine halbe Stunde brauche, weil er jeden Kieselstein oder jedes Blatt wie ein Weltwunder anschaut, dann ist das offenbar einfach normal im Leben diese Faszination für Dinge irgendwann zu verlieren. Für mich ist es (leider) nur ein Blatt oder ein Kieselstein.
Muss nicht so sein.
Vielleicht ist es genau dann an der Zeit, mal in die Tiefe zu gehen. Also nicht immer wieder "supertolle" neue Ziele aussuchen, sondern ganz bewusst irgendwo hin gehen, wo man schon war. Und dann auch mal auf die Details achten.
Z.B. Nordthailand - da war ich inzwischen ca. 5 oder 6 Mal. Beim ersten Mal waren es Tempel, Bergvölker, alles, was "Must-Sees" und "Must Does" sind. Dann bei jeder weiteren Reise immer mehr Details - Zeit, geruhsam am Mekong entlang zu gondeln, Zeit, mal einfach eine Stunde bei einem Kaffee in der grandiosen Berglandschaft von Mae Salong zu vertrödeln. Zeit, in Chiang Mai KEINE Tempel anzusehen, dafür durch kleine Gassen zu streifen. Zeit, eine Wanderung in den Bergen zu unternehmen ... Zeit, einfach dazusitzen und zuzusehen, wie die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Zeit, einen Kochkurs zu machen und immer wieder Märkte zu durchstreifen...
Beim zweiten, dritten Mal ist der Druck weg, alles bedeutende sehen zu müssen - man kann sich viel mehr treiben lassen.
Und ähnlich geht es mir auch mit anderen Zielen, die ich ganz bewusst mehrfach besuche. Die dann bei anderem Wetter, anderer Jahreszeit ganz anders sind als davor. Und die viel mehr Details bieten, als man auf den ersten Blick wahrgenommen hat.
Einfach offen bleiben - und vor allem nicht immer vergleichen, jeder Ort ist, wie er ist, auch wenn er scheinbar einem andern ähnelt. Dann bleibt die Faszination (oder kommt wieder).