Barcelona ist nun wirklich ein Ort, an dem man mehr als 10 Tage zu tun hat, um ihn erschoepfend ‘erlaufen’ zu haben – und eine tolle Stadt, und zwar bei Tag und Nacht. Wirklich: wenn du ohne Auto bist, ist es empfehlenswerter als alles andere, zwei Wochen intensiv Barcelona City zu machen, mit allem Drum und Dran: Kunstmuseen, Haeuser mit besonderer Architektur, alle moeglichen Kirchen und Parks von Gaudi und anderen, (Berg Montjuic und Park am Zoo) Restaurants, Maerkte, Jugendstilhaeuser, abendliche Streifzuege durch Tapasbars, Tanzlokale, Kinos (z.B. Cine verdi hat immer super interessante Filme in Originalsprache v.a. am Wochenende spaet abends), Diskos, Strandbars, tagsueber die verschiedenen Stadtviertel (Barrio Gotico z.B. Plaza del Pi mit den Malern, Plaza Reial mit Briefmarkenhaendlern sonntagsvormittags, die Chocolaterias, Cafeterias, Tapas-Bars, Fischbars, etc., Barrio Chino, Rambla, Gracia, Ensanche, Sarria, Strandpromenaden) mit ihren Eigenheiten und Events. Man kann gut immer mal einen Tag raus aus der Stadt: einen Tag mit dem Zug nach Tarragona, Sitges, nach Sant Cugat und Wanderung durch die Collserola (Pinienwaelderam Berg Tibidabo), ein Mal zum Montserrat und zurueck mit dem Zug.
Wenn man allerdings Staetde und ihre unmittelbare, auch ziemlich urbanisierte Umgebung fuer Tagesausfluege nicht so mag, dann ist man ohne PKW aufgeschmissen: an Taxis zahlt man sich mittlerweile dumm und daemlich, das oeffentliche Fernbusnetz ist zwar vorhanden, zuverlaessig und gar nicht so teuer, aber in Barcelona gibt es mindestens drei, wenn nicht mehr, Fernbusbahnhoefe, einen am Paseo San Juan, einen am Bahnhof Sants und einen weiteren am Bahnhof Estacion de Francia – und es ist nicht auf internationale Backpacker ausgerichtet, sondern auf locals, die in Barcelona leben und zum Wochenende in ihre Heimatdoerfer fahren, bzw. auf Fremdarbeiter, die von Arbeitsagenturen in Barcelona zu Arbeitseinsetzen in die Doerfer ringsherum fahren... Vielleicht haben dieTourist-Informations der Generalitat inzwischen ordentliche Informationen – meiner Kenntnis nach ist es chaotisch, unuebersichtlich, welche Busse wann wohin wo abfahren und ankommen, zu unmoeglichen Zeiten, umstaendiche, haessliche und stau-belastete Fahrtstrecken, und oft kein besonders angenehmes Publikum. Die Bahn faehrt nur nach Norden und Sueden, nach Sueden teilweise an der Kueste entlang, aber v.a. durch Tunnels, und auch nach Norden hin gibt es kaum interessante Stops. Manche Nord-Zuege halten in Gerona, das hat eine wichtige Kathedrale und ein interesantes Judenviertel, und Figueras mit dem Dali-Museum wurde ja auch schon genannt. Die wenigen schoenen Strandorte der Costa Brava (und die gibt es!) sind mit dem Zug nicht zu erreichen. Nach Sueden gibt es bis auf Sitges und Tarragona auch nicht so richtig was per Bahn zu sehen… Sitges ist ausserhab der Ferienzeiten, zu denen es mittlerweile zur Homo-Hochburg geworden ist, ein schoener Strandort mit altem Kern, Tarragona ist toll, weil es eine alte Roemersiedlung ist, Amphitheater und roem. Mueseum sowie ein interessantes mittelalterliches Viertel hat.
Allen Ernstes, mir ist kein anderes Land ausser Spanien bekannt, wo man nun wirlich einen Mietwagen oder privaten PKW braucht, und was zum Befahren mit PKW so ideal ist. Das Tolle in Spanien ist neben einigen Citys eben gerade die Landschaft, die ans Meer oder in dieBerge geworfenen Doerfchen, eine alte weisse Masia mit auf Weinholz gegrilltem Fleisch zum Mittag und hauseigenem Wein, der in roter Erde an gruenen Pinien neben dem dunkelblauen Meer unter hellblauem Himmel waechst, irgendeine Sektkellerei, wo man vorbeifaehrt und nach 500m doch auf die Bremse tritt, um eine Sektprobe zu machen, ueberhaupt das besondere Licht, das durch das Zusammenpsiel zwischen Sonneineinstrahlung und den Farben der Natur entsteht, ein entlegener Pinienhain, ein Stausee mit tuerkis- oder kupferfarbenem Schimmer in der Vormittagssonne, ein roemisches Aquaedukt an irgendeiner Landstrasse, irgendein Feldweg, der von einer Landstrasse abgeht und nach 500m eine romanische Kappelle aus dem 8. Jahrhundert preisgibt, eine arabische Festung auf einem Salzbergwerk, in der ein Hotel ist, ein paar griechische oder phoenizische Steinruinen auf einer einsamen Kuestenklippe, ein einsamer Strand zwischen Granitfelsen und Pinien, den man nur an einer Stelle von der gewundenen Kuestenstrasse aus sieht, wo keinBus langfaehrt , ein Kloster mit eigener Schnaps- und Honigproduktion – all das sind Dinge, die kannst Du ohne Auto ueberhaupt nicht ansteuern, die kriegst du ohne Auto nie zu Gesicht. Eine ernsthafte Alternative ist mittlerweile das Fahrrad, aber da muss man ziemlich strampeln, und sich ausserdem sehr gut auskennen und am besten die Tagesetappenvorher mit dem Auto abgefahren haben.
September istuebrigens ein toller Monat,da ist es nichtmehr bruellendheiss, aber immer noch meist sommerliches Wetter, sodass man noch im Meer baden kann und trozdem auch das normale Alltagsleben Leben wieder zu spueren ist…