Liebes Forum
Einige von euch werden sich vielleicht noch daran erinnern, dass ich 2015 nach meinem Studium für 7 Monate nach Asien aufgebrochen bin und dort als Backpacker herumgereist bin.
Ursprünglich hatte ich damals eigentlich etwas ganz anderes geplant: Mein ursprünglicher Plan war, mit dem Fahrrad von der Schweiz bis nach China zu radeln. Dies habe ich dann aber zugunsten vom Backpacking nicht gemacht. Natürlich habe ich meine Reise total genossen, jedoch lässt mich diese Idee vom Overland nach China einfach immer noch nicht los. Ich habe mir auch schon die Mongol Rally überlegt, oder die ganze Strecke mit dem ÖV zu machen…
Mittlerweile bin ich verheiratet und habe einen guten Job, der mir eigentlich auch Spass macht. Doch in letzter Zeit sitze ich immer öfter im Büro und frage mich, was ich mit meinem Leben mache… So sind schon mehr als 6 Jahre vergangen, seit ich von meiner Reise zurückgekehrt bin. Der Traum, die Seidenstrasse mit dem Fahrrad zu bereisen, schwirrt mir somit immer öfter wieder im Kopf herum.
Hierzu sei noch gesagt… Ich bin kein passionierter Radler – Im Gegenteil: Ich besitze nicht einmal ein Fahrrad. Dies war wohl mitunter der Grund, warum ich es 2015 nicht gewagt habe. Mittlerweile bin ich aber an einem Punkt angekommen, wo ich mir sage: Wenn ich es jetzt nicht mache, dann wahrscheinlich niemals. Mich reizt das langsame Reisen, der Kontakt mit den Menschen, der «Outdoor-Aspekt» und die Challenge.
Zum Glück kann sich meine Frau mit dieser Idee auch anfreunden. Somit haben wir beschlossen, den Plan in die Wirklichkeit umzusetzen und mit der Planung zu beginnen. Im Sommer 2023 müsste ich meinen Arbeitgeber informieren, dass ich im folgenden Jahr kündigen möchte (ich bin in einer Kaderposition und eine Nachfolge zu finden dauert recht lange. Deshalb müsste auch aus Fairness früh informieren.) Ich bin in der Bildung tätig, somit kann ich normalerweise nur auf Ende Juli künden.
Es gibt ausserdem schon vor Beginn einige organisatorische Hürden zu beachten:
- Meine Frau ist nicht Schweizerin, somit reisen wir mit 2 verschiedenen Pässen (CH + Taiwan) und somit zwei verschiedenen Visabestimmungen. Eventuell schaffen wir die Einbürgerung noch bevor wir losreisen, so dass sie in Zentralasien auch in die meisten Länder visumfrei einreisen kann.
- Sowieso ist die Visumbeschaffung bei diesem Unterfangen eine Challenge: Turkmenistan gibt – so wie ich im Moment informiert bin – momentan (seit Covid) keine Transitvisa mehr aus. Ein Chinavisum in Zentralasien zu beschaffen, wird auch immer schwieriger.
- Aktuelle geopolitische Situation: Unruhen im Iran, in Kasachstan sowie in Tadschikistan, Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Spannungen mit Russland. Wer weiss, wie das alles weiter geht…
- Covid: Es ist immer noch nicht sicher, wie das mit Covid weitergeht. Vorallem habe ich keine Lust, in China in so einen zero-covid Lockdown zu geraten oder mich alle drei Tage testen zu lassen. Auch in anderen Ländern bleibt die Lage unberechenbar.
=> All diese Dinge müssten wir im Auge behalten. Schlussendlich, wenn es aus irgend einem Grund so aussehen würde, dass wir es nicht durchziehen könnten, könnten wir immer noch eine «normale Weltreise» machen.
Grundsätzlich würden wir uns eine 2 jährige Auszeit nehmen, Jobs kündigen und Wohnung auflösen. Die grobe Planung sähe dann so aus:
August 2024 – November 2024 (4 Monate)- Erste Etappe Radeln von der Schweiz über den Balkan bis nach Istanbul
November 2024 bis Ende Januar 2025 (3 Monate)- «Überwintern», bis das Klima für die Weiterreise wieder OK ist.
- Eine Idee ist dabei, zum Beispiel von Istanbul in die VAE zu Fliegen und dort dann im Oman eine Fahrradtour zu machen. Ausserdem könnten wir uns auch einen Abstecher nach Indien vorstellen, und dort z.B. vom Süden bis nach Mumbai radeln.
Februar 2025 – Oktober 2025 (9 Monate)Rückkehr nach Istanbul, dort das Visum für den Iran beantragen und dann weiterradeln nach Georgien & Armenien (bis Ende März, so dass wir nicht während dem Ramadan im Iran sind).
Ab April dann in den Iran, weiter nach Turkmenistan -> Usbekistan -> Tadschikistan (Pamir Highway) -> Kirgisistan.
In Kirgisistan wäre dann die grosse Entscheidung fällig, wie es weiter geht. Eventuell direkt oder via Kasachstan nach China. Hier ist das Problem, dass Xinjiang kaum mehr als Individualreisender mit Fahrrad zu bereisen ist. So zumindest sehen das viele, die in letzter Zeit dort waren: Zu stark sind die Einschränkungen, man darf ja nicht mal mit einem Messer einreisen und überall gibt es Checkpoints.
Somit wäre die Alternative, je nach dem, wie viel Zeit wir vor dem Wintereinbruch noch haben, via Kasachstan -> Russland (Transitvisum) -> Mongolei nach China zu gelangen. Erstens sind die Erfahrungen mit Chinavisum in Ulaanbataar recht gut, andererseits würden wir in die innere Mongolei einreisen, wo die Einschränkungen viel weniger streng sind (für chinesische Verhältnisse/im Vergleich zu Xinjiang zumindest). Ich bin mir aber auch bewusst, dass das noch einmal ein paar tausend zusätzliche Kilometer bedeutet, da sowohl Kasachstan, als auch die Mongolei riesig sind…
Auf jeden Fall ist das Ziel Peking.
Je nach Befindlichkeit, Budget und Jahreszeit wäre es durchaus denkbar, von Peking aus noch weiter in Richtung Süden, zum Beispiel Hong Kong, oder sogar nach Südostasien zu radeln. (Mein ursprünglicher Plan aus 2015 sah Singapur als Ziel vor.)
Oktober/November 2025 – Juli 2026Jobsuche (Auf August 2026)
Ev. längerer Aufenthalt in Asien (z.B. Taiwan) als Überbrückung
Ev. die Radreise noch verlängern, (z.B. in Neuseeland oder SOA)
Die Auszeit von zwei Jahren würde natürlich ein ordentliches finanzielles Polster erfordern, laut meiner Kalkulation sollten wir aber in den nächsten zwei Jahren noch genug Kapital aufbauen können und wir haben auch schon einiges gespart. Wahrscheinlich würden wir all unsere materiellen Dinge verkaufen und uns dann bei meinen Eltern einquartieren (Meldeadresse), solange wir unterwegs sind.
Soweit mal der grobe Plan. Gerne höre ich eure Meinung dazu. Insbesondere das «Überwintern» ist für mich noch ein offener Punkt: Dort höre ich gerne eure Ideen. Natürlich wäre ich besonders interessiert an Feedback von Personen, die diese Route schon mal mit dem Fahrrad gemacht haben, insbesondere auch Feedbacks zu dem Zeitplan.
Ansonsten werde ich versuchen, euch über die Planung in diesem Thread auf dem Laufenden zu halten.
Liebe Grüsse