@Michael7176 hatte mich in einem anderen Thread angesprochen, weil ich meinte, dass wir alle, auch hier, in Versklavung leben. "Verstehe ich das jetzt richtig? Du glaubst echt, dass jeder Arbeitnehmer in Europa ein Sklave ist? Ich finde diese Aussage schon etwas schräg. Bei allen Fehlentwicklungen (Leiharbeit, Hatz4-Aufstocker) denke ich nicht, dass wir alle unfrei sind. Der Vergleich mit den Gastarbeitern in den Emiraten verbietet sich eigentlich. Und welche Alternativen hättest du anzubieten? Insbesondere solche, die nicht im Totalitarismus enden?"
Daher hier meine Antwort und nicht im Thread (da gehört es nicht hin).
Hallo Michael,
bis auf einige, wenige Menschen leben wir in einer Versklavung, ja sicher. Nur, weil Du das nicht erkennst, ist es das dennoch. Sklaven müssen das tun, was ihnen der Massa sagt. Gut, wir haben niemanden, der mit der Peitsche hinter uns steht, aber das gab es auch eher selten bei Versklavungen, richtig ist vielmehr, dass Sklaven auch innerhalb der Gruppen Hierarchien hatten und "Leitsklaven" die Gruppen anführten. Einen bösen Herrn mit Flinte und Peitsche gab es früher zumindest eher weniger, dazu waren Sklaven zu wertvoll, um sie einfach zu töten.
Heute haben wir nicht nur bei den angesprochenen Hartz4-Bedingungen sklavische Verhältnisse. Fabrikarbeiter, denen es nicht gestattet ist, aufs Klo zu gehen wie bei Amazon, gibt es unzählige, ich habe selber genug davon erlebt. Nimm Paketfahrer, einen Job, den ich lange, viel zu lange machen musste. Ich habe höchsten Respekt vor deren Job, weil ich weiß, in welchem Abhängigkeitsverhältnis die stehen müssen. Nimm Ärzte, die 48-Stunden Schichten schieben MÜSSEN, Pflegerinnen, die für 4 Euro arbeiten, nimm die Verkäufer bei Lidl und Konsorten.
Du wirst sagen, klar, schlimm, aber keine Sklaverei. Dann sage ich Dir, Du hast noch nicht unter diesen Bedingungen gearbeitet. Ich schon.
Ich setze noch einen drauf: Sklaven haben keinen Besitz. Wir glauben, Besitz zu haben. TV, Auto (mit dem wir unsere Freiheit geniessen können...), Handy. Oder eben Haus und Grund. Nun gut, für ein Haus nimmst Du Geld auf, Du zahlst in der Regel den aufgenommenen Betrag doppelt zurück, wenn Du endlich nach 25 oder mehr Jahren abgezahlt hast. Die meisten Leute tun alles, um in dieser Zeit ihren Besitz nicht zu verlieren. Aber was ist mit dem Grund, den man gekauft hat? Nun, den Grundbesitz besitzt du gar nicht, den besitzt nämlich immer - die Gemeinde oder die Stadt oder das Land. Deswegen bezahlst du jedes Jahr Grundsteuern. Zahlst Du die nicht, bist Du den Grund mit allem, was darauf steht los. Du besitzt also in Wirklichkeit: nichts.
Du fragst nach den Optionen, den Alternativen? Nun, ich habe vage Ideen, aber keine Rezepte, dazu muss jeder für sich selber erkennen, was wichtig ist. Klar ist, Kommunismus oder "der gute König" sind Hirngespinste, die bisher nicht als Allheilmittel getaugt haben und ziemlich sicher auch für die Zukunft für eine Allgemeinheit unlebbar sind. Die Grundidee, dass jeder gleich ist, ist in unserem Staatssystem gut, aber es ist doch nicht so.
Für mich stelle ich fest, dass mein Leben einfacher ist, wenn ich gewisse Einflüsse aus meinem Fokus nehme. Ändern kann ich nur hier vor Ort etwas. Spenden von dem, was ich habe und denen, die in Unfreiheit leben -wohlgemerkt in unfreieren Verhältnissen als ich- mit praktischem Handeln zu unterstützen. Solange es machtvolle Institutionen wie Banken, multinationale Konzerne, die unser Essen kontrollieren und Politiker, die so reden und anders handeln (siehe TTIP) gibt, können wir nur als Gemeinschaft handeln, nicht als einzelne Personen.
Ich engagiere mich seit längerem bei AVAAZ, vielleicht ist das mal eine Anregung, solltest Du diese Organisation noch nicht kennen.
Liebe Grüße, ,
Thomas