War im letzten Spätherbst (Oktober / November) fast 6 Wochen in Vietnam und mir hat es sehr gut gefallen. Landschaftlich hat das Land viel zu bieten (Hochland im Süden und Norden, Halong / Cat Ba, Phong Nha Nationalpark!). Die Anzahl der UNESCO-Stätten im Land ist auch relativ hoch. Eigene Motorradtouren machen super Spass und die Scootermieten sind überall billig. Auch die Küche finde ich wirklich super und sehr abwechslungsreich. Die zwei Städte Saigon und Hanoi haben für mich einen tollen Charme. Nha Trang und Mui Ne sind stark Russisch dominiert und haben mir nicht so gefallen. Für Strände muss man nicht in den Vietnam. Mui Ne ist wegen den Sanddünen toll oder wenn man Kitesurfen mag.
Zum Thema Abzocke: Klar, die meisten Preise muss man wirklich verhandeln, vor allem Motorradfahrten oder Einkäufe am Markt. Aber: Busfahrten sind wirklich billig, man kann ja das Hostel für eine kleine Provision wirklich alles organisieren lassen. Zugfahrten sind ein toller Erlebnis, aber teurer als Bus. Bei den Unterkünften kriegt mein wirklich viel für's Geld. Für 10 USD schon ein schönes Zimmer mit Bad, für 15-20 USD ist dann schon ein Pool dabei und Frühstück und allerlei mehr. Findet man so in Thailand wohl eher weniger, in Laos und Kambodscha sind die Unterkünfte oft einfacher. Ich war jetzt (auf dieser Reise) in Kambodscha, Thailand, Laos, Malaysia und gerade auf den Philippinen und bezüglich Unterkünfte (P/L) finde ich Vietnam am Besten, sofern man im eigenen Zimmer und nicht im Dorm nächtigt.
Manchmal gehen einem die aufdringlichen Verkäufer / Touts auf die Nerven, da stimme ich zu. Alles in allem bin ich der Meinung, das man im Vietnam viel für's Geld bekommt.
Organisierte Touren würde ich wo immer möglich vermeiden, vor allem wenn sie halt sehr billig sind (was kann man für 10 USD für einen ganzen Tag erwarten?). Das meiste lässt sich mit einem gemieteten Scooter selbst erkunden - macht wesentlich mehr Spass. Mit Easy-Rider-Touren und geführten Höhlentouren im Phong Nha Nationalpark habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht, ist aber auch relativ teuer.
Die Gesellschaft ist in der Tat recht Männer-dominiert. Mein Eindruck war, dass im Vietnam die Frauen den Grossteil der Arbeit erledigen und die Männer oft rumsitzen, Kaffee trinken oder gleich Reisschnaps, auch wenn's noch morgen ist. Das ist irritierend. Ich hatte diverse Konversationen mit Locals, obwohl die Englischkenntnisse oft sehr beschränkt sind. Ältere Menschen haben oft viel zu berichten und die Gespräche sind interessant. Mit jungen Männern und deren Einstellung kann ich ehrlich gesagt weniger anfangen (gibt natürlich Ausnahmen). Als alleinreisender Mann kommt man leicht mit gleichaltrigen Frauen ins Gespräch und kann auch mal was zusammen unternehmen, wenn man möchte (ich rede hier von ganz normalen Verabredungen ohne irgendeine körperliche Komponente). Die Vietnamesischen Frauen sind zurückhaltend und sehr anständig. Als alleinreisende Frau ist das wohl etwas weniger toll.
Vietnam ist anders als Thailand, Laos und Kambodscha. Es gibt mehr Chinesische Einflüsse, vor allem bei der Religion merkt man das. Die Menschen sind etwas geschäftstüchtiger. Mein Eindruck war, dass die Vietnamesen wirtschaftlich gerne möglichst schnell aufholen möchten (vielleicht mit einem etwas neidischen Blick auf Thailand?).
Mein Tipp um der "Abzocke" etwas aus dem Weg zu gehen bzw. das Ganze gemütlicher zu Regeln: Wähle immer ein Gästehaus mit Top-Rating (Tripadvisor funktioniert gut), auch wenn das vielleich 2-3 USD mehr kostet pro Nacht. Dann hast du praktisch zu 90% super freundliches Personal an der Rezeption. Dort kriegst du dann ehrliche Auskunft, faire Preise für Transporte oder andere Anliegen. Nicht alle Preise selber aushandeln wollen - das wird nicht billiger und kostet Nerven. Grundsätzlich gibt es fast überall ein Überangebot an Unterkünften und Restaurants - der Markt spielt darum meist sehr gut (Ausnahme z.b. Phong Nha Ke Bang Nationalpark).