Icybite - was du mit dem Gebiet 'Armenia' meinst, ist der 'eje cafetero',das ist teilweise Unesco-Weltkulturlandschaftserbe. Das sind:
-Depto. Caldas (Hauptstadt Manizales).Dort bin ich nur sehr fluechtig durchgefahren und muss zugeben, dass ich keine eigene Meinung dazu aeussern kann. Faellt mir aber schwer mir vorzustellen dass es so ganz anders ist als die beiden Nachbardptos. Im Osten gibt es einige sehr schoene Landschaftseindruecke, dort ist der PNN de los Nevados mit dem Vulkan, der in den 1980er Jahren die Tragoedie von Armero ausgeloest hat.
- Depto. Risaralda (Hauptstadt Pereira). Pereira hat einige moderne Bauten (Glastuerme etc.) und ein paar moderne (Haenge-)Bruecken inkl. tram, para gepflegte Gruenflaechen die der Stolz der Stadt sind. Rest ist architektonisch 0815, das sieht da an den meisten Ecken ueberall so aus wie das nach dem 2. WK eilig wieder aufgebaute Wuppertal oder Remscheid - das ist natuerlich allerhand wenn man es mit der Modernitaet einer Bauernlehmhuette, den chaotischen (Verkehrs-, Organisations-)Verhaeltnissen oder den halbfertigen Lochziegelbauten grosser Teile vieler (anderer) Staedte vergleicht. Santa Rosa del Cabral wird fuer seine heissen Quellen gelobt. Das war's dann. Die landschaftliche Umgebung ist recht huebsch, erinnert ein bisschen (wer's kennt) an die liebliche Huegeligkeit des Bergischen Landes in NRW im Mai und ist insofern ein nettes Reiseziel, aber ich fand's bei Weitem nicht so toll wie behauptet wird.
-Depto. Quindío (Hauptstadt Armenia). Stadt ist architektonisch 0815, die Uni hat einen sehr guten Ruf, der bezieht sich aber eher auf die Forscher als auf's Gebauede. Landschaftlich ziemlich langweilig, ist zumeist noch das Cauca-Tal, das breit, flach, gleichfoermig und diesig ist, und im Osten geht's ploetzlich ganz steil in die mittlere Andenkordillere hoch. Das Dorf Salento ist echt alt und original, aber kitschig bunt, man wuerde sich nicht wundern wenn Al Pacino irgendwo stuende und 'Blue Spanish Eyes' saenge. Gut aufgebaut, informativ und interessant, aber auch etwas Disneyland-haft, ist der Parque Nacional del Café in Montenegro. Besonders im Quindio, aber auch in Risaralda fand ich die Behandlung durch die Tourismus-Mitarbeiter sehr gut und aufmerksam, man gibt sich offensichtlich Muehe und das muss fairerweise hervorgehoben werden.
- Sicher sind das Valle del Corcora und der PNN de los Nevados schoene landschaftliche Eindruecke.
- auch dazu gehoeren einige Teile des Dptos. Valle del Cauca. Rein landschaftlich gesehen ist da aber nichts hervorgehobenes.
Welche genau die Kriterien sind, aus denen solche Ernennungen geschehen, weiss ich nicht, kann ja auch Ergebnis besonderer Arbeitsanstrengungen der Bevoelkerung sein, besonders gepflegte Kaffeehaine, Einzelhaeuschen, Dorfkirchen, Fincas. Die Qualitaet des Kaffees ist nicht mehr unbedingt die allerbeste (Klimawandel und Auslaugung der Boeden) und insgesamt ist die Gegend allzu zersiedelt, und zwar nicht schoen zersiedelt - einziger Vorteil davon: relativ viele asphaltierte Strassen undd amit bequemer zu erreichen als andere Landesteile. Vielleicht ist man sehr begeistert wenn man die Liste der einzelnen bei der Unesco genannten Sehenswuerdigkeiten abklappert -
- Nicht zum Unesco-Kulturerbe aber traditionell dazu gehoeren auch Teile des Departamentos Antioquia (Hauptstadt Medellin); da sind aber die Taeler eng und schmal und daher eine nicht atemberaubend schoene Berggegend. Klammer auf: zu Medellin selbst ist meine Meinung: es ist wahrscheinlich heute die am besten organisierte, ordentlichste Grosstadt Kolumbiens mit Industrie, hat einige architektonische Kuriositaeten und ist Heimatstadt des Kuenstlers Botero. Ansonsten fand ich andere Staedte schoener, wenn man Staedte in Suedamerika ueberhaupt schoen nennen kann - ist aber wirklich Geschmackssache. Klammer zu.
Im Gegensatz zum ej. cafetero gibt es in den Dept. Huila, Tolima und Cauca sehr viel beeindruckendere Landschaften und auch sehr guten Kaffee. Leider fehlt dort noch viel Infrastruktur, sodass das Reisen muehsamer ist.
Cali gefaellt mir als kolumbiansiche Stadt uebrigens auch, sie hat Pfiff und gleichzeitig etwas Gemuetliches. Besonders sehenswert dort: das archaeologisches Museum, ein Goldmuseum (war aber beides am 1.7. geschlossen??!!) und das Barrio San Antonio; wer gerne Salsa tanzt, wird in Cali auch gluecklich.