Thema: Jetzt ist es uns doch passiert - Raubueberfall in Buenos Aires  (Gelesen 7328 mal)

Rupus

Hej,

eigentlich sind wir in unserer letzten Woche in Suedamerika, bislang ging alles gut. Aber als wir zum letzten Mal mit dem Bus ankamen (aus Puerto Madryn), wurden wir beim verlassen des Terminals aufs Korn genommen. Jemand beschoss uns (mittags, in einer belebten Strasse) mit einer stinkenden Fluessigkeit. Den Trick kannten wir vom Hoerensagen, sind also nicht stehengeblieben, sondern direkt weiter, und dann abgebogen in einen Bahnhof, wo einige Polizisten standen. Neben denen haben wir uns postiert, Sachen abgestellt, mit denen geredet, uns ein wenig sauber gemacht. Nach einigen Minuten bin ich dann raus, um ein Taxi anzuhalten, meine Freundin blieb drin, um auf die Rucksaecke aufzupassen. Und innerhalb der einen Minute, die ich draussen war, schlenderten 3 Maenner rein, umringten meine Freundin, 2 versuchten von vorne einen Rucksack zu holen, der dritte griff von hinten tatsaechlich zu. Ich wurde durch die Schreie aufgeschreckt, lief rein, aber als ich die Situation begriffen hatte, waren sie schon in der Menge verschwunden. Trotz der Schreie meiner Freundin unternahmen die beistehenden Leute und die Polizisten NICHTS, erst als Typen draussen waren liefen 2 hinterher und blieben in der Tuer stehen. Die Diebe haben genau richtig gelegen und einen Rucksack mit Laptop. 2 teuren Jacken (Daunenjacke und Regenjacke), DSLR mit Objektiven, Mp3Player, Ebook, einer Kreditkarte und 2 unersetzlichen Sachen, einer Muetze und einer (nicht lachen, ist mir ernst) Schalkefahne, die ein Freund mir gemalt hat. Und allen Fotos des letzten Monats, also Osterinsel, Ushuaia, Puerto Madryn , Uruguay und Buenos Aires. Eines der Objektive war ein 40 Jahre altes Weltreise-Objektiv eines Vaters eines Freundes und deshalb auch unersetzlich.

Leider hat der Polizist mir einen fehlerhaften Bericht geschrieben (nicht mal Namen hat er hinbekommen), sodass ich befuerchte noch Probleme mit der Versicherung des Fotoapparates und der Objektive zu bekommen. Die Polizei ist grauenhaft inkomptetent hier, arbeiten uebrigens nicht am Wochenende. Schon mal jemand sowas gehoert?

Wieauchimmer, uebermorgen ziehen wir weiter nach San Francisco, in die Arme der Familie, und werden Wunden lecken und Sachen nachkaufen. Kreditkarte wurde schon gesperrt. die neue wird mir per Express dahin zugestellt. Insofern also alles mehr oder weniger gut. Am schlimmsten ist die abhanden gekommene Reiselust. Wir sind apathisch, haben keine lust mehr auf gar nichts, fuehlen uns krank und allein. Dabei haben wir noch 6 Monate Asien vor uns....

Naja, wie auch immer, ich hoffe mit der naeheren Beschreibung des Vorgehens vielleicht einigen geholfen zu haben.

Machts gut,

Luca und Sylvia
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Angel

« Antwort #1 am: 04. September 2011, 21:03 »
oje, mein vollstes Mitgefühl. Kopf hoch, das wird wieder.

Bringt euch jetzt grad wohl auch nichts, wenn man sagt, dass es eh "nur" materielle Dinge sind, die abhanden gekommen sind. Man hängt halt doch dran, gerade Dinge mit persönlichem Wert sind ärgerlich, wenn sie weg kommen.

Lasst es euch ein paar Tage gut gehen und die Seele baumeln.
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Rupus

« Antwort #2 am: 04. September 2011, 21:09 »
Eigentlich haben wir uns schon ganz gut damit abgefunden... Jetzt der Familienbesuch in den USA ist vielleicht auch genau das richtige.

Am meisten aergert es mich aber, dass diese H*****ne so ungefaehr den Jackpot ihres Lebens mit mir gezogen haben und sie jetzt eine gute Motivation haben, weiter zu klauen. Ich war am naechsten Tag ein paar Stunden in der Gegend, einfach nur voller Wut und auf der Suche nach diesen Voegeln. Leider nichts gesehen, was vielleicht auch besser ist, sonst haette ich jetzt vielleicht ein Messer im Bauch. Wieauchimmer, die Sache hat uns zusammengeschweisst. Meine Eltern, die unsere Reise bis jetzt strikt abgelehnt und boykottiert haben, wollen mich beim Neukauf von einigen Sachen netterweise unterstuetzen. Also werde ich wohl naechste Woche Weihnachten feiern und habe dadurch wieder einen besseren Kontakt zu meinen Eltern. Immerhin etwas ;)
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Stecki

« Antwort #3 am: 04. September 2011, 22:32 »
Meine Eltern, die unsere Reise bis jetzt strikt abgelehnt und boykottiert haben

Nicht boese gemeint, aber was ist denn mit denen los <finde das Fragezeichen nicht>
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Angel

« Antwort #4 am: 06. September 2011, 12:01 »
Wird wohl bestimmte Gründe geben, warum deine Eltern dagegen sind.

Wahrscheinlich habt ihr es jetzt schon etwas verdaut, dass euch die ganzen Sachen abhanden gekommen sind. Man merkt dann auch, wie sehr man sich selbst abhängig macht von den ganzen materiellen Dingen.

Eigentlich ist es das, wovon ich heute noch am meisten profitiere, seit ich von meiner Reise zurück bin. Man kommt mit so wenigen Dingen aus, man muss nicht immer alles haben, nur weils die Werbung oder sonstjemand sagt. Im Endeffekt gibt es wichtigere Dinge im Leben. Ich war sogar irgendwie froh, wie mein Laptop kaputt ging und ich ihn einer Freundin mit nach Hause mitgab. Dann musste ich wenigstens nicht mehr darauf aufpassen. Und die Versuchung, ihn ständig einzuschalten, war auch weg. Internetcafes gibs ja trotzdem genug, wenns sein muss.

Ärgerlich bleibt es trotzdem, finde aber viel schöner an der Geschichte, dass deine Familie, die für dein Vorhaben zwar so nichts übrig hat, trotzdem hinter dir steht, wenns drauf ankommt. Und das ist sicher ein gutes Gefühl.
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Stecki

« Antwort #5 am: 06. September 2011, 17:57 »
Kann ich voll und ganz unterschrieben Angel. Ich war auch überrascht mit wie wenig ich nach der ersten Reise plötzlich ausgekommen bin daheim, weil ich auf der Reise gelernt habe mit wenig zu leben. ABER: Auf mein Netbook würde ich auf keinen Fall mehr verzichten. Alleine schon weil die Internetterminals im Hostel oft Schrott sind und ich hier meine persönlcihen Daten drauf haben und Fotos sicherer und schneller hochladen kann.
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Angel

« Antwort #6 am: 06. September 2011, 18:30 »
da hast du recht mit der datensicherheit. wobei das auch nicht immer hilft. wollte mit einer freundin fotos austauschen. deren speicherkarte war aber verseucht. mein antivirenschutz hat nichts gemeldet, meine karte war dann auch im eimer.
musste dann wieder filerecovery machen usw.
aber ansonsten natürlich ein kleiner luxus auf den man leider immer acht geben muss.
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Bella

« Antwort #7 am: 06. September 2011, 18:53 »
Wahrscheinlich habt ihr es jetzt schon etwas verdaut, dass euch die ganzen Sachen abhanden gekommen sind. Man merkt dann auch, wie sehr man sich selbst abhängig macht von den ganzen materiellen Dingen.

Ich fand das Schlimmste am Beklaut-werden nicht, dass meine Sachen (v.a. mein Geld) weg waren, sondern dass jemand so stark in meine Privatsphäre eingegriffen hat, dass jemand mir etwas genommen hat, was mir gehörte, was ich auch noch am Körper trug (meine Handtasche wurde mir einfach runter gerissen). Das ist mittlerweile schon mehrere Jahre her und nach wie vor finde ich das das schlimmste Gefühl, was mich auch echt geprägt hat.
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Stecki

« Antwort #8 am: 06. September 2011, 18:57 »
Was ich auch noch schlimm finde dass es viele solcher "Supergutmenschtraveller" gibt die solche Überfälle noch verteidigen. "Wenn Du Hunger hättest wüdest Du auch klauen" und so weiter. Ich finde es unglaublich wie gewisse Leute hier darüber denken. Solche Banden klauen ganz bestimmt nicht aus Hunger oder Armut.
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Angel

« Antwort #9 am: 06. September 2011, 19:17 »
sonst würden sie nämlich die Erdnussbutter nehmen und nicht das Netbook  ;D
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Flynn

« Antwort #10 am: 06. September 2011, 19:18 »
...es kommt aber auch stark darauf an wie sich die Leute geben. Das betrifft die "ultracool" Backpacker-Fraktion dann schon auch, denn wer durch Soweto mit seiner Kamera läuft und jede Menge Leute (gegen ihren Willen?) ablichtet, der leistet da doch (unwissentlich) schon Vorschub. Nicht, dass das jetzt bei dem Themenstarter so war - das will ich nicht behaupten - aber so super einfach ists nun auch wieder nicht.

Niemand ist selbst schuld bei Diebstahl, aber eine Teilschuld kann ich persönlich diesen hochgerüsteten Leuten mit iPad in der Holzklasse der indischen Bahn nicht absprechen...
Da ist nämlich der Diebeslohn manchmal mehr als ein Jahreseinkommen - es gab bei uns schon Kreistagsabgeordnete die wurden bei weniger schwach. In Südamerika (mit Ausnahme vielleicht Bolivien vielleicht) greift das zugegeben weniger als in Indien und Südostasien :)

PS: Beispiele beruhen auf tatsächlichen Begegnungen!
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Stecki

« Antwort #11 am: 06. September 2011, 19:24 »
Natuerlich kommt es immer darauf an wie man sich verhaelt, trotzdem finde ich es in JEDEM Fall eine Riesenschweinerei jemandem etwas zu stehlen oder gar zu rauben.
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Rupus

« Antwort #12 am: 14. September 2011, 06:19 »
Die Herren die uns beklaut haben waren bestimmt keine Gelegenheitsdiebe, dafuer waren die viel zu abgewichst. Das Zeitfenster, in dem sie zugegriffen haben, war unter einer Minute - und das in einem Gebaeude mit eigentlich hoehere Polizeipraesenz. Naja, wir haben uns damit abgefunden. Die geklauten Sachen sind groesstenteils ersetzt, die Versicherung ist am Rollen. Was noch bleibt, ist eine gewisse Wut ueber das ganze, insbesondere die inkompetente und arrogante argentinische Polizei. Aber ansonsten sind alle Wunden geleckt und langsam bekommen wir schon wieder Lust auf Asien, wos naechste Woche hingeht ;)

Gruesse aus San Francisco
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AlphaGene

« Antwort #13 am: 01. Oktober 2011, 16:44 »
Tja, so ist das eben wenn man als reicher deutscher in ein solches Land reist und mit 2 vollen Rucksäcken rummrennt, und sich wie ein Tourist benimmt ...

Selber schuld, die Leute dort müssen auch leben ...
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riano

« Antwort #14 am: 01. Oktober 2011, 16:59 »
Tja, so ist das eben wenn man als reicher deutscher in ein solches Land reist und mit 2 vollen Rucksäcken rummrennt, und sich wie ein Tourist benimmt ...

Selber schuld, die Leute dort müssen auch leben ...

Mal ne dumme Frage? Wie reist du denn? Nur mit den Sachen die du am Körper hast?
Sorry, wenn ich etwas Provokant bin, aber es war ja jetzt bei Leibe nicht so, dass man die dicken Geldscheine auf den Tisch legt und sich umdreht...

Also nen Rucksack habe ich am Flughafen auch immer bei mir gehabt! Und nen Daypack noch dazu!

Auch klar, dass man nicht demonstartiv mit der dicken Kamera und nem iPad in der Hand durch irgendwelche Elendsviertel läuft...

Aber auf deine Reaktion komme ich gerade gar nicht klar, AlphaGene!

Sorry!

Jens
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