Thema: Allgemeine Informationen zum Inka-Trail  (Gelesen 4761 mal)

Flynn

« am: 03. Juni 2011, 20:35 »
Nachdem ich mir vor einigen Wochen vorgenommen hatte unsere Erfahrungen auf dem Inka-Trail möglichst weit zu verbreiten, will ich nun zur Tat schreiten.

Der Inka-Trail hat leider während des Weges viel von seinem Glanz für mich verloren. Es gibt super viele Anbieter und wegen der begrenzten Permits (500 pro Tag dürfen starten - inkl. Guides, Träger und Köchen) ist es schwer sich einen Überblick zu schaffen.

Um nur einen Kurzüberblick zu geben:
Unser Trail war vom Essen und dem Guide her perfekt. Nur an der Organisation mangelte es etwas (zwei Problemfälle beim Betreten des Schutzgebietes zwangen uns erst um 15 Uhr statt 9 Uhr loszulaufen). Aber was richtig traurig war, dass unsere Agentur Amazon Trails Peru einfach mal die 20 Kilogramm-Grenze für die Träger ignorierte. Nicht dass sie dabei die einzigen waren und es gab noch viel krassere Fälle auf dem Weg, aber was mich richtig nachdenklich machte war die Reaktion der Touristen: es schien nicht ein einziger außer uns überhaupt darüber nachzudenken was die Träger da machen. 30 Kilo oder mehr sind leider keine Ausnahme auf dem Weg und die Gesetze (von wegen 5 Kilo Eigengepräck und insgesamt maximal 20 Kilo) werden trotz der Waagen an den Kontrollen ignoriert. Wir haben gesehen, wie die Träger vorbeiliefen und nicht ein einzige wurde jemals gewogen! 30 Kilo über den Inka-Trail zu tragen und das im durchschnitt 2 mal pro Monat auf 5 Jahre macht die stärksten Knochen kaputt. Unnütz zu erwähnen, dass die Leute, die im Hauptberuf Bauern umliegender Bergdörfer sind, noch nie etwas von einer Krankenversicherung gehört haben.

Das bringt mich dann auch gleich zum zweiten Punkt: eigentlich gibt es einen Mindestlohn von 165 Soles pro Trail und Porter. Der wird ebenso wenig eingehalten wie die Gewichtsgrenze und obwohl die Porter unterschreiben müssen, dass sie den Lohn bekommen haben, stimmt es bei vielen Agenturen nicht. Auch hier interessiert das wieder keinen Touristen und nur wenige reden mit ihren Portern überhaupt mehr als "Buenos dias".

Unsere Bitte an alle die den Trail machen wollen: sprecht mit euren Portern, achtet darauf, dass die Gewichtsgrenze eingehalten wird und erkundigt euch direkt bei den Portern nach der Bezahlung!

Die South American Explorers sind sehr hilfreich (auch als Nicht-Mitglied) beim Suchen einer verantwortungsvollen Agentur und erste Anlaufstelle wenn etwas nicht korrekt auf eurem Trail abgelaufen ist! Auch die iPeru Informationen können eine Anlaufstelle sein, denn die Führen auch die nationale Beschwerdestelle für Touristen.

Wer nun noch unsere Erfahrungen in aller Breite (achtung, das sind sicher 10 Seiten zusammen) nachlesen will kann das gerne tun: Unser Inka-Trail und der Streit mit unserer Agentur Amazon Trails Peru.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit - musste das einfach mal loswerden...
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Niels

« Antwort #1 am: 04. Juni 2011, 10:53 »
Nun, die erste Frage die sich mir stellt:
Woher weisst Du dass die 20kg Grenze überschritten wurde, wenn die Porter ohne zu wiegen losgelaufen sind?

Die zweite Frage die sich mir stellt ist:
Warum bist Du mit einer scheinbar nicht verantwortungsvollen Agentur losgezogen, wenn Du doch gleichzeitig beschreibst, wie man eine verantwortungsvolle Agentur findet?

Grundsätzlich gebe ich dir aber Recht. Das was die Porter auf diesem Trek leisten ist schon beachtlich und der Lohn hingegen kläglich.
Auch ich war damals mit Amazon Trails Peru unterwegs, fand damals aber, dass unsere Porter im Vergleich zu vielen anderen mit vernünftiger Kleidung und Schuhen ausgestattet waren. Viele andere Porter liefen Barfuß.

Laut meinem Tagebuch bekamen die Porter damals 100 Soles pro Tag, nicht pro Trail - Das wiederum wäre im Vergleich zu sonstigen Jobs in Peru sicherlich kein schlechter Verdienst. Mit den Zahlen mag ich aber durchaus auch falsch liegen.

Gruß,
Niels
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Flynn

« Antwort #2 am: 04. Juni 2011, 13:58 »
1.) Weil ich selbst 15kg herumschleppe (seit immerhin 8 Monaten) und mal probeweise einen Rucksack gehoben habe. Das waren deutlich! mehr als 20 Kilogramm. Übrigens hat dies auch Ulla im Nachhinein zugegeben...

2.) Weil ich den dummen Fehler gemacht habe mich nicht richtig vorher zu informieren und darauf vertraut habe, dass Amazon Trails Peru professionell ist. Nur dass es Träger gibt die noch schlechter behandelt werden, heißt nicht, dass es okay ist wenn Gesetze ignoriert werden! Ich habe zu viel gesehen als dass ich so denken könnte...

3.) Ja, der gesetzliche Mindestlohn ist ein guter Verdienst in Peru. Aber dafür, dass eine Agentur 50% Gewinn macht (laut den Gudies auf dem Trail) ist es ziemlich krass - gerade wenn dann noch nichtmal die Organisation stimmt. 10 Dollar weniger Gewinn pro Person und eine Krankenversicherung für die Träger wäre drinne - und zwar eine die dann auch noch in 10 Jahren gilt. Jeder Touri zahlt immerhin hunderte Dollar und da sollte schon etwas den Peruanern und nicht den Tour-Agencys zu Gute kommen. Genau das machen übrigens die von South American Explorers empfohlenen Agenturen. Es gibt Projekte, die 5% des Gewinns nehmen und in soziale Projekte in den Dörfern der Träger stecken.
Schau dir mal die Kunst-Museum der Kinder der Anden an (weiß den genauen Namen nicht mehr - findest du aber in jedem Guidebook). Die schlechtesten Schulen stehen genau in diesen Dörfern, denn dadurch,d ass die Die Männer immer als Träger arbeiten kann niemand die Schule renovieren wie es in anderen Anden-Gemeinden üblich ist.

Also der Inka-Trail und die Behandlung der Träger strahlt weiter aus als wir denken - es ist ein Problem und nur weil der Lohn besser ist als der des durchschnittlichen Arbeiters, heißt das lange nicht, dass es so auch okay ist.
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Niels

« Antwort #3 am: 07. Juni 2011, 22:29 »
Flynn,

nur um Mißverständnissen vorzubeugen. Mir gehts nicht darum die Firma zu verteidigen oder deine Absicht zu kritisieren.

Grundsätzlich bin ich völlig deiner Meinung und würde mir auch eine KKV und einen höheren Lohn für die Leute wünschen, andererseits habe ich soviele Leute erlebt die mit irgendwelchen Zahlen um sich geworfen haben die schlicht nicht lange haltbar waren und somit eher kontraproduktiv wirkten. Ich kann nicht - und will auch gar nicht beurteilen wieviel Gewinn eine Firma macht, weil mir dazu schlicht konkrete Fakten fehlen und ob die Guides in dem Bezug immer so ehrlich sind weiß ich auch nicht.

Zu den 5% Projekten: Ich war in Laos mit einer Firma unterwegs, die in dieser Hinsicht ausgezeichnet war(u.a. im Lonely Planet) und wo sich im Laufe der Tour aber herausstellte, dass dies alles nicht so ganz zu stimmen schien, woraufhin wir uns auch beschwerten. Schindluder treiben leider Firmen auf "beiden" Seiten.

Allein durch eine Veränderung der o.g. Rahmenbedingungen können die Männer die entsprechenden Schulen auch nicht renovieren. Ohne wirklich fundierte Fakten zu haben kann man viel anprangern, aber bis mir diese Daten vorliegen bleibe ich immer noch bei meiner Methode den jeweiligen Guides und Trägern persönlich und direkt ein entsprechendes Trinkgeld zu geben. Da weiß ich definitiv was mit meinem Geld passiert und ich kann gezielt gute Arbeit belohnen.


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Flynn

« Antwort #4 am: 11. Juni 2011, 12:59 »
Allein durch eine Veränderung der o.g. Rahmenbedingungen können die Männer die entsprechenden Schulen auch nicht renovieren. Ohne wirklich fundierte Fakten zu haben kann man viel anprangern, aber bis mir diese Daten vorliegen bleibe ich immer noch bei meiner Methode den jeweiligen Guides und Trägern persönlich und direkt ein entsprechendes Trinkgeld zu geben. Da weiß ich definitiv was mit meinem Geld passiert und ich kann gezielt gute Arbeit belohnen.

Du kannst gerne die drei Affen machen (Augen zu, Ohren zu, Mund zu) - ich habe die Infos von iPeru (der offiziellen Touri-Info), South American Explorers (deren Mitglieder nahezu alle Ausländer sind, kennst du Jacks Cafe oder das Hostal Frankenstein beispielsweise? :D) und vielen Gesprächen vor Ort. Ist ja nicht so, dass du alleine auf dem Trail wärst. Auch wenn viele Touris es vergessen: 50% der Leute auf dem Trail sind Guides und Träger. Es ergab sich mehrmals für uns ein Gespräch mit diversen Trägern und Gudies aus unterschiedlichsten Firmen. Die Meinungen waren seltsamerweise immer identisch und es gab einige Situationen die uns in Erinnerung blieben. Beispielsweise diese:

Am Abend des ersten Tagen haben wir zufällig mit einem anderen Guide einer anderen Gruppe Pause gemacht. Es gab eine kleine Unterhaltung über dies und das und irgendwann fragten wir ihn eben nach den Gesetzen für die Träger und der Gewichtsgrenze. Er wurde etwas unruhig und erzählte, dass das kaum eingehalten würden. Am zweiten Tag trafen wir den Guide wieder und er kam auf uns zu uns sagte "Schau dir den Träger dort oben an, glaubst du echt der hat nur 20kg auf dem Rücken?"

Solche Dinge passieren wenn man sich als Tourist einfach mit den Leuten unterhält und sich kümmert. Es gab viele solcher Situationen und wer was und wieviel verdient ist ein offenen Geheimnis bei denen die den Trail öfters machen (Träger sowie Guides), denn nahezu alle sind mit mehreren Firmen auf dem Trail unterwegs und nicht nur mit einer. Ich kann dir gerne noch weitere Situationen erzählen die beschreiben wie ich zu meinen Infos gekommen bin...

Es ist defintiv so - selbst als ich zum Zanharzt musste hatten wir einen Taxifahrer der Assistenz-Guide war (noch im Englisch-Studium aber wir sprechen eh mit den Leuten Spanisch - sonst wärs schwer solche Dinge zu erfahren) und der erzählte uns ähnliche Geschichten, denn er ging am nächsten Tag wieder den Trail mit einer Firma, die er eigentlich total bescheuert findet, weil sie die Träger ausnutzt.

Du willst mir mit deinen Zeilen also wirklich sagen, dass die Guides und Träger ihre eigene Firma für die sie arbeiten schlechtmachen ohne einen Grund zu haben? Ich habe hier mit Absicht keine der Firmen genannt, die mir immer wieder von Trägern wie Guides empfohlen wurden, denn ich will für die Bedingungen und fairen Tourismus werben und nicht für Firmen.

Du glaubst also mich haben all diese Leute auf Spanisch angelogen und ihr "Ja schreib darüber, denn es interessiert hier viele Touristen gar nicht was mit uns passiert" war alles nur Schauspiel?

Du denkst, dass die Agenturen und die Regierung schuld sind und wir als Geldgeber ja eh nix ändern können? Da sind wir wieder beim Bild vom Affen, denn wir haben das Geld und wir entscheiden wohin es fließt. Klar, es gibt keine 100%ige Sicherheit, dass es auch so ankommt wie wir uns das vorstellen, aber wir können den Mund aufmachen und auf Fehler hinweisen wenn sie passieren, denn das letzte was fairer Tourismus bedeutet, ist Augen zu, Mund zu, Ohren zu. Es ist nicht der Job eines Trinkgeldes die Rahmenbedingungen zu schaffen - keinesfalls!

Was die Sache mit den NGOs angeht: Laos ist nicht Peru! Diese NGO (Guidebook sowie Eintrittskarte sind auf dem Weg nach Hause, daher kann ich noch keine Namen nennen) wird wissenschaftlich von einer Uni begleitet und wurde nicht von LP ausgezeichnet (geht sowas überhaupt?!?), sondern vom UN Kinderhilfswerk ;) Die Fotos der Schulen kannst du in Cusco sehen - kostenlos! Mal ganz davon abgesehen, dass die keinerlei finanzielle Zuwendungen aus dem Tourismus bekommen - die Bilder der Kinder sind nicht verkäuflich und Eintritt in das Museum ist gratis (obwohl natürlich 5 Soles Spende am Schluß gerne gesehen werden).
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Niels

« Antwort #5 am: 11. Juni 2011, 18:05 »
Nunja Flynn,
wie ich eingangs schon sagte, stehe ich grundsätzlich auf deiner Seite und ich denke Du schiesst hier gerade etwas über´s Ziel hinaus.

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