So, hier mal ein Post-Reisebericht für alle, die sich die hier gestellten Fragen noch stellen werden:
Klamotten: Bewährt haben sich
- lange, dünne Baumwollklamotten
- hohe Wüstenstiefel aus ganz dünnem Leder (meine Mutter hatte nur ein einziges Mal heiße Füße, nämlich als wir bei 48° in Abu Simbel auf den Bus gewartet haben...)
- ein Hut mit 50er UV-Schutz
- ein nichttransparenter Baumwollschal als zusätzlicher Sonnenschutz
Weniger bewährt haben sich
- Hightech-Materialien (Okay, sie sind reisepraktisch und stinken selbst nach langen Tagen nicht, aber sie sind viel zu warm!)
- Hybridsandalen von Keen (ich hatte IMMER heiße, schwitzige Füße, die sind für trockenes Wetter über 30° nicht geeignet!)
Ansonsten sollte die Kleidung wirklich konservativ sein, insbesondere in Oberägypten. Ich hab meinen halb-wadenlangen Rock und meine schulterbedeckenden T-Shirts NUR auf dem Schiff angezogen, an Land aber immer möglichst alles bedeckt. Es ist einfach unglaublich, was manche Leute (nicht) anziehen... Und die Ägypter fühlen sich dadurch wirklich extrem gestört, wie wir immer wieder mitbekommen haben.
Kameraprobleme:Ich hab eine Canon EOS 450 D und muss Euch sagen, dass der Akku sehr unter der Hitze gelitten hat. Am ersten Tag hab ich fast nen Herzinfarkt bekommen, weil ich dachte, dass die Kamera hinüber ist, aber zum Glück hatte sich nur der Akku blitzentleert. Ich musste ihn JEDE NACHT aufladen, obwohl er sonst (und glücklicher Weise jetzt wieder) tagelang im Dauereinsatz sein kann. Ersatz zu finden, ist selbst in Luxor usw. fast unmöglich. Deswegen rate ich allen, die in extrem heiße Gebiete fahren, einen zweiten Akku von zuhause mitzubringen!
Meine Mutter hat ne kleine Digitale, deren Akku sich besser geschlagen hat, die aber auch kleinere Aussetzer hatte.
Klima: Mann, war das heiß! In Oberägypten kletterte das Thermometer jeden Tag über 40° Grad, in Kairo weit über 30° - kein Zuckerschlecken für mich. Nach zehn Tagen war meine empfindliche Gesichtshaut trotz guter Pflege, Hut (allerdings ohne UV-Schutz, nur Baumwolle) und Sonnenschutzfaktor 50+ zum Zerreißen gespannt. ALLES hat gebrannt, sogar Soventol. Wer ähnlich empfindliche Haut hat, sollte also bei der Reiseplanung Indoortage einplanen...
Der Vorteil: Nicht viele Menschen tun sich das an, wir hatten selten große Touri-Aufläufe und konnten uns meistens alles in aller Ruhe angucken und tolle Fotos schießen!
Reisegruppe:Wir waren ja sehr skeptisch, ob uns so eine geführte Tour wohl gefallen würde, aber es war im Großen und Ganzen wirklich schön. Unsere Gruppe bestand allerdings auch nur aus uns! Das hatte große Vorteile, denn so hatten wir ja unseren Privatguide und konnten tun und lassen, was wir wollten. Es hatte aber auch den Nachteil, dass sich das Redebedürfnis unseres Guides auf uns konzentrierte, auch wenn wir nach einem langen Besichtigungstag einfach mal in Ruhe an Deck lesen wollten... Aber nach einiger Zeit funktionierte das auch immer besser.
Trotzdem - so eine Reise mit ihrem dichten Zeitplan und permanentem Info-Dauerregen kann recht anstrengend sein.
Wir hatten zwei deutschsprachige Reiseführer, einen jungen Familienvater in Oberägypten und eine mitteljunge Witwe in Kairo. Beide waren wirklich sehr nett und darum bemüht, uns eine erlebnisreiche, reibungslose Reise zu ermöglichen. Es war super, einheimische Guides zu haben, die sich wirklich gut auskennen, aber bei unserem konservativen Oberägypter mussten wir uns ob seiner Ethnozentriertheit und leichtem Machismus manchmal in Geduld üben. Auf der anderen Seite war das natürlich auch wieder interessant.
In Kairo haben wir sogar noch den sehr sympathischen und lustigen Reiseveranstalter selbst getroffen, der gerade aus Deutschland zu Besuch in der alten Heimat war. Alles war gut organisiert, wir haben viel gesehen und gelernt, die Unterkünfte waren immer gut. Ich kann
Nefer Reisen guten Gewissens empfehlen!
Ein Minuspunkt bei solchen Reisen ist ja immer, dass man in erster Linie Sightseeing macht und weniger Land und Leute kennenlernt. Das stimmt - aber nicht ganz. Klar hatten wir ein volles Programm und mussten auch nichts selbst organisieren, wofür ich übrigens sehr dankbar war.
Auf der anderen Seite waren wir ja die ganze Zeit mit Ägyptern zusammen, die uns nicht nur die Sehenswürdigkeiten gezeigt, sondern auch viel über das heutige Ägypten erzählt haben. So haben wir zum Beispiel politische Diskussionen miterlebt, ganz unterschiedliche Einschätzungen zu den neuesten Entwicklungen gehört und auch sonst viel über das Leben unserer Reiseführer gelernt. Wir waren auf unsere Anfrage hin in den einheimischen Teilen der Märkte, wurden in nicht-touristische Geschäfte und auch zu Lieblingsorten unserer Reiseführer gebracht. Unser Guide in Oberägypten hat uns sogar einmal mit zu sich nach Hause genommen, so dass wir seine ganze Familie kennengelernt haben. Das war natürlich reines Glück, weil sich die Gelegenheit ergab und er so eine gute Meinung von uns beiden "konservativen" Frauen hatte (was wir von unserem Reiseveranstalter wissen, der seine Frau übrigens noch nie kennenlernen durfte), aber so oder so haben wir einen guten ersten Rundumblick von Ägypten bekommen.
Hassle:Ägypten ist anstrengend. Man wird von allen Seiten belagert, jeder hält einen mehr oder weniger aggressiv was unter die Nase, Leute springen einem in den Weg und bedrängen einen... Vielleicht war es besonders schlimm, weil so wenig Touristen im Land und die Leute so verzweifelt waren... Man muss manchmal unfreundlich werden, wenn man nicht erdrückt werden will. Klar, nicht jeden stresst das so wie mich, aber mich hat es zum Teil echt fertig gemacht. Ich war wirklich froh, im Hotel/auf dem Schiff zum Ausgleich meine Ruhe zu haben.
Gesundheit:Wir hatte beide irgendwann Magendarmprobleme, warum auch immer. Wir waren eigentlich sehr vorsichtig, haben aber z. B. auf dem Schiff alles gegessen. Wo wir uns das geholt haben, wissen wir nicht. Wichtig ist nur: Nehmt VIEL Tannacomp usw. mit, denn das Zeug ist schneller weg, als man denkt...
Fazit:Ein großartiges, anstrengendes, nervenaufreibendes, spannendes, lohnenswertes, unglaubliches Land, das auf jeden Fall einen Besuch wert ist!