Thema: Thyroxin in warmen Ländern  (Gelesen 13670 mal)

Cookie

« am: 15. April 2011, 13:42 »
Ich bin doch bestimmt nicht die Einzige, die täglich Thyroxin einnehmen muss und frage mich, wie man in warmen Ländern sicherstellen kann, dass die 25-Grad-Marke nicht überschritten wird.

Kühltasche mit Akkus, Akkus im Hotel ins Gefrierfach tun?
Thermoskanne?
Kleine Kühlbox über Zigarettenanzünder Mietwagen?

Klingt alles nicht sonderlich praktikabel. Habt Ihr bessere Ideen?


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marica

« Antwort #1 am: 15. April 2011, 14:15 »
bist du dir denn überhaupt sicher, dass sie ihre wirksamkeit verlieren, wenn sie nicht gekühlt werden?

ich würd da erst mal deinen arzt fragen, ehrlich gesagt. meistens sind die temperaturangaben als eine art empfehlung für eine lange lagerung in der arztpraxis oder apotheke gedacht und bedeuten nicht zwangsläufig, dass das medikament vermindert wirksam oder gar nicht mehr wirksam ist, wenn es bei einer höheren temperatur aufbewahrt wird.
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Cookie

« Antwort #2 am: 15. April 2011, 14:24 »
Natürlich bin ich sicher.
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marica

« Antwort #3 am: 15. April 2011, 16:23 »
ich weiss doch nur das über deine situation, was du hier schreibst.  :D  dein "natürlich" ist bestenfalls überflüssig, wenn nicht gar schroff ...
aber dann ist ja gut, ich kenne diese situation durch meine schwester mit einem anderen medi + afrika. sie hat nachgehakt, und da hat der arzt gemeint wenn sie die medis brauche in diesem zeitraum sei das kein problem, es sei lediglich nicht geeignet für die lagerung in dieser hitze. aber dann seis drum.

lg marica
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karoshi

« Antwort #4 am: 17. April 2011, 08:51 »
@marica, ich fand das "natürlich" jetzt nicht so schroff. Wenn jemand täglich ein Medikament braucht, dann ist eigentlich davon auszugehen, dass der- oder diejenige auch weiss, wie das zu lagern ist.

@Cookie, das mit der Lagerung ist ganz schwierig, wenn es um längere Zeiträume geht. Selbst bei bester Isolierung (z.B. tief im Rucksack vergraben in einer Kühlbox) wird der Inhalt irgendwann die Durchschnittstemperatur der Außenwelt annehmen, wenn er nicht aktiv gekühlt wird. Zum Glück ist die Durchschnittstemperatur nicht identisch mit der täglichen Höchsttemperatur, aber da es in den Tropen auch nachts nicht unter 25 Grad wird, liegt sie in jedem Fall zu hoch. Und eine aktive Kühlung kriegt man meines Erachtens auf einer Rucksackreise kaum auf Dauer hin.

Die Frage ist also, wie schnell die Tabletten ihre Wirkung verlieren. Wenn das ein Prozess ist, der über Jahre geht, dann brauchst Du Dir wahrscheinlich nicht so viele Sorgen zu machen. Wenn es wesentlich schneller geht, ist eine Lösung mit Kühlbeutel und Kühlakku wohl nicht zu umgehen.

LG, Karoshi
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ergebnisoffen

« Antwort #5 am: 16. August 2011, 14:10 »
Hey Cookie,

das Thema ist ja schon ein bisschen älter, aber ich versuch es trotzdem mal:
da ich das Problem auch habe, würde mich mal interessieren, wie du das jetzt gelöst hast?

Liebe Grüße
Lia
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Caludia

« Antwort #6 am: 13. April 2012, 08:09 »
Hallo,

mich würden auch Erfahrungen mit dem Thema interessen.

Ich bin gerade erst losgefahren und sehe keine Chance auf (passive) Kühlung. Allerdings habe ich vorher einen Pharmazeuten gefragt, und der meinte, dass die hohen Temperaturen kein Problem seien.

Im Endeffekt werde ich es ausprobieren. Wenn ich überlebe, melde ich mich hier wieder ;-)

Lg, Claudia
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trip

« Antwort #7 am: 13. April 2012, 10:26 »
Hallo,

ich nehme auch Schilddrüsenhormone.

Sowohl T4 als auch T3 sind sehr temperaturempfindlich und vertragen maximal 25 Grad. Wer auf Schilddrüsenhormone angewiesen ist, weiss dass es sich fatal auswirkt, wenn die Tabletten kippen. Dann ist nicht nur die Reise hin, sondern auch die Zeit danach eine Tortur, weil man neu einstellen muss. Eine Betroffene hatte ein Erlebnis der besonderen Art, als ihre Hormone bei 40 Grad in der Wüste, schlagartig platt waren, also ihre volle Wirkung eingebüßt haben. Was aber nicht heisst, dass die Hormone erst bei 40 Grad kippen. Es reichen schon dauerhaft 25 Grad oder ein bisschen drüber.  Ein Risiko, das ich definitiv nicht eingehen würde. Ich kenne einen anderen Fall, bei dem das Thyroxin in der Minibar eines Hotelzimmers gelagert wurde, es zu einem längeren Stromausfall kam, der nicht bemerkt wurde und die Tabletten platt waren.

Die einzige Möglichkeit, die ich sehe, sind Frio-Kühltaschen, auf die viele Insulinpflichtige schwören.

Zitat
Das Prinzip ist ganz einfach. Die Tasche wird lediglich in kaltes Wasser getaucht, woraufhin die enthaltenen Kristalle ein Gel bilden. Wenn Sie die Tasche anschließend mit einem Tuch leicht abwischen, fühlt sie sich trocken an. Nun stecken Sie das gekühlte Insulin hinein, und durch ein Verdunstungssystem bleibt es auch weiterhin gekühlt.
http://www.frio.ws/german/

Getestet habe ich diese Taschen noch nicht, werde es aber im Sommer tun. Die Berichte von Nutzern dieser Taschen, teilweise auf Englisch, lesen sich nicht schlecht.

Wenn das mit den Frio-Taschen nicht zuverlässig funktioniert, kann ich mir Trips in warme Regionen abschminken. Nicht mal der Norden Indiens geht im November, weil es tagsüber einfach zu heiss ist. Es muss also eine Lösung her.

Trip
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Caludia

« Antwort #8 am: 26. April 2012, 09:31 »

Hallo,

nun habe ich meine Kontakte spielen lassen 8) und eine Aussage von jemandem bekommen, der bei einem großen Pharmakonzern direkt im Thyroxin-Bereich arbeitet. Er sagt (natürlich ohne Gewähr):

Zitat
Kurzfristige Lagerung bei etwa 30 °C (so im Rahmen 2 Wochen) sollte in Ordnung sein. Gerade bei 40 °C und sehr hoher Luftfeuchte jedoch kann sich bei längeranhaltender Lagerung ein deutlicher Wirkstoffabbau ergeben, wobei die Haupt-Abbauprodukte jedoch nicht giftig sind, sondern selbst auch Thyroxin-entsprechende Wirkung haben. Was prinzipiell schon mal gut ist. Ergo dennoch diese Temperaturen nach Möglichkeit vermeiden, wo geht. Könnt Ihr etwas in einen Kühlschrank packen (hier am besten die Blister in der Packung oder noch besser auch noch einmal die Blister selbst einfach oder noch besser doppelt eingeschlagen in so einen PE Beutel (mit möglichst wenig Luft), wenn ihr diese habt. Es kann sein, dass sich die Tabletten bei niedriger Temperatur physikalisch ein wenig verändern, was die Durchdrückbarkeit aus dem Blister angeht, hier dann ggf. vorsichtig vorgehen oder mit einer Nagelschere e.g. das Tablettenfach öffnen. Wirkstoff baut sich hier aber nicht so ab wie bei 40 °C! Ergo 25 °C besser als Kühlschrank, Kühlschrank besser als 40 °C.

Das klingt jedenfalls erst mal beruhigend.

Ich habe - in Ermangelung einer professionellen Lösung - zwei Kühltechniken ausprobiert, die beide ihre Vor- und Nachteile haben, aber beide recht effektiv zu sein scheinen:

1. Kühltasche
Die Medikamente sind gut isoliert inmitten des Rucksacks, flankiert von ein bis zwei gekühlten Wasserflaschen. Dazu braucht man Platz im Rucksack, und er wird auch schwerer,  dafür kann man auch während man mit dem Rucksack reist eine Kühlung erreichen.

2. Verdunstungskühlung
Die Medikamente sind in zwei Plastiktüten eingeschlagen und mit einem nassen Tuch bedeckt. Der Ventilator sorgt für Verdunstung. Besonders gut geht es, wenn man das Tuch an ein oder zwei Enden in einen Wasservorrat hängt (z. B. in einer Plastiktüte), so dass ständig Feuchtigkeit nachgezogen wird.  Ansonsten muss man oft nachgießen. Geht natürlich nur wenn man gerade nicht reist.

Natürlich kann man die Methoden auch kombinieren.

Bisher hatte ich noch keine Probleme mit dem Thyroxin. Wenn ich weiterhin überlebe, werde ich mich noch mal melden :-)

Liebe Grüße,
Claudia
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Caludia

« Antwort #9 am: 01. Juni 2012, 12:11 »
Update:
1. ich lebe immer noch  :o ;D
2. auf Nachfrage hier noch mal meine aktuelle, optimierte Technik im Detail:

  • Die Medikamente sind in einer wasserdichten Box ("Tupper") eingepackt - sehr wichtig, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist, denn wenn man kühlt kommt durch Kondensation noch mehr Feuchtigkeit dazu.
  • Ein Kühlakku, der im Kühlschrank oder von einer freundlichen Hostelrezeption gekühlt wird hat eine hohe Kühlleistung bei geringem Gewicht. Ich habe so einen 125ml Kühlbeutel, der eigentlich für Sportverletzungen gedacht ist. Am besten sind natürlich zwei Beutel zum Abwechseln. Wenn man den Beutel nicht kühlen kann, kann man sich auch mit gekühlten Wasserflaschen helfen, die man überall kaufen kann. In einem Hostel wurden mir die Flaschen sogar eingefroren. Hier ist die stabile Box um die Medikamente übrigens auch wichtig, damit das Eis nicht direkt an die Medikamente stößt und sie einfriert.
  • Um die Medikamentenbox und den Kühlakku herum kommt eine Isolierschicht. Am besten wäre wohl eine feuchtigkeitsunempfindliche Kühltasche. Da ich keine habe nehme ich eine Plastiktüte zum Schutz vor der Feuchtigkeit und dann meine Fleecedecke oder ein Frotteehandtuch vom Hostel.
  • Über der Isolierschicht habe ich meistens noch ein feuchtes Tuch (Küchenhandtuch), um die Verdunstungskälte zu nutzen. Zwischen Decke/Handtuch und feuchtem Tuch ist eine zweite Plastiktüte zum Schutz vor der Feuchtigkeit.
  • Die ganze Anordnung liegt auf dem Boden in einer möglichst kühlen, luftigen Ecke des Zimmers.

Diese Technik ist natürlich etwas aufwändiger, aber sie ist auch effektiv - selbst in Hostelzimmern in denen schon morgens 37° sind. Mit Kühltasche wäre es auch noch mal angenehmer, weil man sonst ständig feuchte Decken/Handtücher trocknen muss.
Überhaupt muss man beim Einpacken in den Rucksack immer damit rechnen dass man etwas mehr Feuchtigkeit einpackt, weil das Medikamentenpacket kalt ist und die Luftfeuchtigkeit daran kondensiert. Bei der nächsten Unterkunft muss man also darauf achten alles wieder zu trocknen.

Eine 100%ige Kühlung ist m.E. nach nicht möglich - damit muss man rechnen. Es empfiehlt sich also, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen Medikamente nachzukaufen. Da man für einige Medikamente - z.B. Thyroxin - ein Rezept braucht sollte man sich ein "Medical Certificate" vom Arzt ausstellen lassen, auf dem steht dass man das Zeug braucht und es einem auch am Zoll nicht abgenommen werden soll. Das gibt es im Internet als Vordruck, das macht es dem Arzt leichter.

Übrigens: nicht nur Thyroxin ist hitzeempfindlich. Auch bei vielen anderen Medikamenten, z.B. Antibiotika und Malerone, steht drauf dass man sie nicht über 25° lagern soll. Eine vernünftige Kühllösung ist also auch für "Normalsterbliche" nicht ganz unwichtig.
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Radlerin

« Antwort #10 am: 10. August 2012, 08:01 »
Hallo Claudia,

hast du auch schon mal Thyroxin nachgekauft?
Oder andere Frage, hat sich schon mal jemand Medikamente schicken lassen?
Dürfte eher schwierig sein wegen Zoll, oder?

Mir wurde mal mein Kulturbeutel geklaut, wo die Med. drin waren, seitdem verteile ich die immer an verschiedenen Stellen, das war zum Glück am Ende des Urlaubs.
Bisher war ich höchstens 4 Wochen am Stück in heissen Ländern und habe keinen Wirkungsverlust festgestellt.
Aber bei 6 Monaten unterwegs, da finde ich die Nachkauf-Idee echt gut.
Ob das aber immer richtig gelagert wurde?

Die Frio-Taschen scheinen ja DIE Lösung zu sein.


Liebe Grüsse

Claudia
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enit

« Antwort #11 am: 10. August 2012, 14:02 »
Hallo,

ich habe die Frio-Taschen bereits ausprobiert auf einer 3-monatigen Asienreise. Kann sie nur empfehlen, sie halten wirklich erstaunlich lange kühl und es geht recht schnell, die Tasche mit Wasser wieder runterzukühlen. Ich habe die Tasche für meine Nuva Ringe benutzt, denke aber da sie eigentlich zu Insulin-Kühlung sind, werden sie sich für Thyroxin wohl auch eignen.
Das einzige was mich ein wenig gestört hat ist, dass die Tasche nach einiger Zeit anfängt etwas muffig zu riechen. Habe sie dann mit Duschgel o.ä. ab und zu etwas gewaschen, war aber leider nicht dauerhaft hilfreich.
Ich denke es ist auf jeden Fall eine super Lösung zum Kühlen von Medikamenten, besonders da man ja keinen Kühlschrank o.ä. benötigt sondern einfach nur Wasser, und das sollte wohl an den meisten Orten der Welt zu finden sein.
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trip

« Antwort #12 am: 10. August 2012, 19:14 »
Hallo Enit,

nachdem Du ja bereits praktische Erfahrung mit den Friotaschen gesammelt hast, würde es mich interessieren ob die Taschen innen wirklich völlig trocken sind, denn sonst hätte ich Sorge, dass das Thyroxin in den Blistern feucht wird.
Kannst Du dazu was sagen?

Danke Dir!

Gruss
Trip
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stef1980

« Antwort #13 am: 10. August 2012, 22:11 »
hallo,
wow das klingt nach dem was ich suche.
bin nämlich schon die ganze zeit am überlegen wie ich meinen nuvaring kühl gehlaten bekomme.
mal sehen ob das noch bis dienstag zu organisieren ist...
viele grüße
stef
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enit

« Antwort #14 am: 11. August 2012, 09:51 »
Hallo Trip,

also komplett trocken war sie meiner Meinung nach innen nie, zumindest war bei meinen Nuva Ringen das Etikett schon ganz leicht angeweicht. Hat mich halt nicht weiter gestört, weil die Ringe ja in Plastik verpackt sind. Allerdings kann es auch durchaus sein, dass das nur war, weil ich die Tasche nach dem Runterkühlen mit Wasser meist recht schnell wieder befüllt habe. Wenn man etwas wartet ist es vielleicht besser, da das Wasser dann komplett in die Tasche gezogen ist. Bzw. müsste man die Tasche halt innen auch abwischen (wie in der Anleitung beschrieben), war mir meist zu anstrengend, weil sie auch relativ "eng" ist und man nicht komplett in jede Ecke kommt.
Ich würde dir empfehlen, es einfach mal auszuprobieren, kann man denn die Blister nicht notfalls noch zusätzlich in einer Plastiktüte stecken, um sie vor der Feuchtigkeit zu schützen? Würde ja dann trotzdem kühlen.

Zur Bestellung: Ich habe sie nicht über die Frio Homepage bestellt, sondern mein Apotheker des Vertrauens hat mir die Taschen in zwei Größen bestellt. So konnte ich die richtige Größe aussuchen und die andere hat er einfach wieder zurückgeschickt.

Viele Grüße,
enit
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