Ich arbeite selbst im Personalwesen, also eigentlich dort wo ein Umdenken in den Unternehmen beginnen sollte.
Wie Peka65 passend schreibt, es geht um die Norm. Eine Weltreise ist alles andere als die Norm. Die allermeisten, auch ich vor einigen Jahren, können nichts mit dem Thema anfangen. Es gibt viele Klischees und Vorurteile, bzw. die Menschen die damit konfrontiert werden machen sich ein Bild bzw. bilden sich ein Urteil. Ganz normal eigentlich...Leider auch normal, dass das "Fremde" oft negativ empfunden wird.
Ganz normale Menschen arbeiten auch als Führungskräfte in den Unternehmen. Es wird oft auf den Personalern rumgehackt, aber eigentlich macht die Personalabteilung in vielen Firmen nur die Vorarbeit, die eigentliche Entscheidung zur Einstellung trifft die Führungskraft der Fachabteilung. Wer sitzt als durchschnittliche Führungskraft heutzutage in den Unternehmen? Doch meist 50-60 jährige, für die Arbeit noch eine andere Priorität hat als für die heutige jüngere Generation. Das sich Führungskräfte dann eher mit dem zielstrebigen Absolventen mit Berufserfahrung und drei Weiterbildungen anstatt der Weltreise identifizieren, kann ich persönlich verstehen.
Das Thema Sabbatical bzw. Auszeiten aus dem Job ist in Deutschland einfach noch sehr negativ behaftet, das liegt aber auch daran dass es kaum jemand macht.
Eine Anekdote: Ich war bei einem Seminar zum Thema Vorstellungsgesprächen. 25 Personaler aus verschiedensten Branchen. Es wurden strukturierte Lebensläufe diskutiert, eigene Beispiele konnten eingebracht werden.
2 Studenten, fachlich gleich zu bewerten, erfolgreiche Praktika, einer von beiden war für 12 Monate zum Work & Travel in Australien ----- Fazit: Fast alle Personaler hätten den mit Work & Travel eingestellt. Stichworte: Über den Tellerrand geschaut, Ziele verfolgt, interkulturelle Kompetenz, Selbstständigkeit, Sprachkenntnisse
Ich hab das Beispiel gebracht. 2 Kandidaten, beide Ende 20, gleiche Ausbildung, gleiche Kenntnisse, der eine 6 Jahre gearbeitet, der andere 5 und 12 Monate Weltreise ---- Fazit: Fast alle hätten den ohne Weltreise genommen. Stichworte: Der andere hat bestimmt ein Burnout, Faulenzer, war arbeitslos und lügt im Lebenslauf, Hippie, sowas kommt bei uns nicht rein, will bestimmt in 2 Jahren wieder los.
Erschreckend, da es im weitesten Sinne ja um die gleiche Sache ging. Aber bei Studenten ist es mittlerweile "normal" ins Ausland zu gehen, ob sinnvoll oder nicht, die Firmen stehen drauf. Wenn jemand von sich aus seinen Job aufgibt um zu reisen...Das ist nun wirklich nicht normal!
Achja, wenn ich nochmal los wollte würde ich auch nicht wegen der Karriere zu Hause bleiben. Aber leider wüßte ich, dass ich es nach der Reise zumindest schwerer auf dem Arbeitsmarkt hätte!