Thema: Burma / Myanmar aktuell  (Gelesen 2460 mal)

Matzepeng

« am: 10. Oktober 2009, 00:37 »
Tach zusammen,

wir haben gerade ein sportliches Angebot (130€) für einen Round-Trip von Singapur nach Rangoon und wieder zurück gefunden und wollten mal kurz hören, ob denn jemand vor kurzen in Burma war und etwas zur aktuellen Reiselage sagen kann.

Irgendwelche Gründe im nicht im Januar für 3 Wochen ins Land zu fahren? Wetter ist ja laut Reisezeiten-Tool spitze.

Reisen im Land am besten mit Fahrer? Visum leicht zu bekommen, direkt im Land oder vorher über Konsulat?

US-Dollars scheint ja eine gute Idee zu sein...

Wir müssten sehr demnächst buchen, wären also über einen kurzen Lagebericht sehr dankbar!

 
Sonnige Grüße aus Melbourne,
Matzepeng
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Matzepeng

« Antwort #1 am: 10. Oktober 2009, 00:38 »
Würden übrigens für Burma dann Malaysia aus dem Programm kegeln...
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karoshi

« Antwort #2 am: 10. Oktober 2009, 11:42 »
Hallo Matzepeng,

bei mir ist es leider schon eine ganze Weile her, deshalb kann ich zur aktuellen Reisesituation wenig sagen. Wir haben damals Inlandsflüge (Air Mandalay) und das Schiff (Mandalay-Bagan) benutzt, ich weiß aber auch von Leuten, die mit Zug oder Bus unterwegs waren.

Das Visum müsst Ihr auf jeden Fall im Voraus besorgen.

LG, Karoshi
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Matzepeng

« Antwort #3 am: 12. Oktober 2009, 01:36 »
Puh, das mit dem Visum wird etwas tricky.

Touristen-Visum gültig für 28 Tage, max 3 Monate im Voraus beantragbar, kostet von D aus 39€ und dauert ungefähr eine Woche Bearbeitungszeit.

Hat schon mal jemand ein Visum für Myanmar von unterwegs beantragt?

Ich hab mal vorsichtshalber die burmesische Botschaft in Canberra angeschrieben, aber wir können ja nicht mal eben unsere Pässe durch die Gegend schicken und ohne permanente Adresse wird es auch evtl schwer.

Obwohl da ja evtl das deutsche Generalkonsulat in Sydney bzw. später in Neuseeland die Konsulate in Auckland / Christchurch aushelfen können.

Danke für jede Hilfe!


Sonnige Grüße aus Hobart,
Matzepeng
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karoshi

« Antwort #4 am: 12. Oktober 2009, 07:01 »
Hallo Matzepeng,
wahrscheinlich können Dir diese Leute weiter helfen: http://www.mesingapore.org.sg/visa.htm

Wir haben damals unsere Visa in Thailand beantragt, und zwar über ein Reisebüro in Chiang Mai. Die Pässe wurden per Kurier nach Bangkok geflogen und waren mit Visum innerhalb von 24 Stunden wieder zurück. Allerdings würde ich mich nicht drauf verlassen, denn die Beziehungen zwischen Thailand und Myanmar waren in der Vergangenheit zeitweise angespannt, dann hat die Botschaft dort keine Visa ausgestellt. In Singapur sollte es solche Probleme nicht geben.

LG, Karoshi
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Matzepeng

« Antwort #5 am: 27. Oktober 2009, 04:50 »
Also, es läuft folgendermaßen: Man kann das Visa über die myanmarische Botschaft in Canberra beantragen, die auch für Neuseeländer zuständig wäre.

Man muss dazu vorher in Australien zur Post und folgendes machen:
a) einen International Envelope inkl. Porto erstehen (Rücksendeumschlag von Australien nach NZ)
b) Money Order für die Botschaft in Myanmar über AU$35 pro Person anweisen

das zusammen mit den Pässen, 2x Visa Application form für Independent traveller, 3 Passphotos und Ausreisedatum aus NZ an die Botschaft in Canberra schicken:

Embassy of the Union of Myanmar
22 Arkana Street
Yarralumla ACT 2600
Phone 02 6273 3811
Fax: 02 6273 3181

Man muss keinen kompletten Reiseplan vorlegen.

Tickets ab Singapur sind gebucht, wir freuen uns auf 25 Tage Myanmar.


Sonnige Grüße aus Hobart,
Matzepeng
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White Fox

« Antwort #6 am: 27. Oktober 2009, 11:28 »
Möchte an dieser Stelle anmerken, dass die Oppositionsführerin Suu Kyi, die seit Jahren unter Hausarrest steht obwohl sie legitim zur Präsidentin gewählt wurde, darum bittet Burma nicht zu bereisen und das auch zahlreiche Menschenrechtsorganisationen davon abraten. Egal wie sehr man sich vor Ort bemüht, das Geld lieber den Menschen als dem Regime zufließen zu lassen, ganz schafft man es nicht, vor allem wenn man die bedeutsamsten Sehenswürdigkeiten des Landes sehen will.

Möchte das einfach mal so im Raum stehen lassen  :-\
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karoshi

« Antwort #7 am: 27. Oktober 2009, 15:08 »
Ja, das ist eine seit Jahren sehr kontrovers geführte Diskussion, auch unter den verschiedenen Menschenrechtsorganisationen. Die einen sagen, man unterstützt mit seinen Devisen ein totalitäres Regime; die anderen sagen, die Sanktionen richten sich nur gegen das Volk (wenn man das Regime treffen wollte, müsste man den Waffenimport und Opiumexport unterbinden), und ohne die Ausländer im Land wäre das Regime noch viel totalitärer (falls das denn geht). Beide Seiten haben valide Argumente.

Ich finde es gut, dass Du hier auf die Problematik hinweist, weil es vielleicht Leute gibt, denen das noch nicht so bewusst ist.

Aung San Suu Kyi bzw. ihre Partei NLD hat die Parlamentswahlen von 1990 gewonnen (das waren die vorerst letzten), was von der Militärregierung aber nicht anerkannt wurde. Auch wenn Suu Kyi selbst die Aufstellung zur Wahl von den Militärs verboten wurde, konnte man sie als Parteiführerin der NLD durchaus als "legitim gewählte Präsidentin" bezeichnen, ohne sich von der Wahrheit zu weit zu entfernen. Ob das 19 Jahre später immer noch der Fall ist, ist eine schwer zu beantwortende Frage. Je länger die Wahl her ist, desto mehr verschiebt sich ihre Rolle zumindest in meiner Wahrnehmung von "Präsidentin" zu "Oppositionsführerin". Im Gegensatz zu Monarchen geht die Legitimation bei gewählten Volksvertretern mit der Zeit verloren, wenn sie nicht durch das Volk erneuert wird (wozu das Volk in diesem Fall allerdings keine Chance hatte).

Eine andere interessante Frage ist auch, ob Suu Kyi mit ihrer Forderung nach einem Reiseboykott die Meinung der Mehrheit der Bevölkerung (oder auch nur die Mehrheit ihrer eigenen Anhänger) wiedergibt. Wenn man im Land unterwegs ist und mit den Menschen spricht, kann man den Eindruck bekommen, dass das nicht unbedingt so ist. Wobei das gleich die nächste Frage aufwirft, nämlich wie man sich eine fundierte Meinung bilden soll, wenn man so wie die meisten Menschen dort (auch Suu Kyi) praktisch keinen Zugang zu unzensierten Informationen hat. Tatsächlich kommen oft die einzigen unzensierten Informationen von Touristen.

Alles in allem haben wir also eine höchst komplizierte Gemengelage. Wenn man sich an die wenigen Fakten halten will, muss man leider sagen, dass der Boykottaufruf (der in den 90er Jahren auch weitgehend befolgt wurde) bisher nicht zu einer Veränderung der Situation im Land geführt hat und wahrscheinlich auch nicht mehr führen wird. Das Militärregime, das seine Devisen überwiegend aus dem Opiumhandel bezieht, ist auf die paar Dollars nämlich überhaupt nicht angewiesen. Denen ist sogar der internationale Wirtschafts- und Waffenboykott komplett egal, weil die Chinesen sich nicht daran beteiligen.

Ich will damit nicht sagen, dass jetzt unbedingt jeder nach Burma/Myanmar fahren sollte. Sondern nur, dass man sich vorher über die Situation im Land informieren und die Entscheidung, ob man dorthin will, ganz bewusst treffen sollte. Ich gehe davon aus, dass Matzepeng das getan hat.

LG, Karoshi
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Matzepeng

« Antwort #8 am: 27. Oktober 2009, 22:46 »
Möchte an dieser Stelle anmerken, dass die Oppositionsführerin Suu Kyi, die seit Jahren unter Hausarrest steht obwohl sie legitim zur Präsidentin gewählt wurde, darum bittet Burma nicht zu bereisen und das auch zahlreiche Menschenrechtsorganisationen davon abraten. Egal wie sehr man sich vor Ort bemüht, das Geld lieber den Menschen als dem Regime zufließen zu lassen, ganz schafft man es nicht, vor allem wenn man die bedeutsamsten Sehenswürdigkeiten des Landes sehen will.

Möchte das einfach mal so im Raum stehen lassen  :-\

Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass wir in ein Land mit einer repressiven Militärdiktatur reisen. Aber wir sind auch keine Katastrophentouristen.

Eigentlich habe ich auch gar nicht das Bedürfnis, unsere Entscheidung nach Burma zu reisen zu rechtfertigen, sondern möchte nur über den aktuellen Stand informieren.

Suu Kyi hat 14 der letzten 20 Jahre in Hausarrest verbracht und, soweit mir bekannt, zweimal 1999 und 2002 zu einem Boycott des Tourismus nach Burma aufgerufen. Ob das richtig oder falsch war, sei mal dahin gestellt, die Auswirkungen auf das Regime erst recht.

Fakt ist, dass sie ihre Meinung geändert hat und glaubt bzw. sieht, dass es durchaus sinnvoll ist, lokale Unternehmen durch ausländische Devisen zu unterstützen und spricht sich nun offen für Reisen ins Land aus.

http://www.telegraph.co.uk/travel/destinations/asia/burma/6026879/Burma-opposition-leader-Suu-Kyi-Tourism-might-help.html

Es muss jeder für sich entscheiden, ob man dies unterstützen möchte bzw kann. Wir haben in Südamerika gelernt, was es heißen kann, lokale Projekte zu fördern und Touren mit kleinen Anbietern aus der Region zu machen. Mit ihnen zu reden, ihre Probleme, Ängste und Sorgen zu hören, ein Lachen zu teilen.


Und wie sagte schon Alexander von Humboldt: "Die gefährlichste Weltanschauung ist die derer, die nie die Welt gesehen haben".


In diesem Sinne, Grüße aus Sydney,
Matzepeng
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dirtsA

« Antwort #9 am: 03. Januar 2010, 10:38 »
Hallo zusammen,

ich war im März 09 in Myanmar und kann es jedem weiter empfehlen. Selten so nette, hilfsbereite Menschen getroffen!!! Ehrlich gesagt kann ich die Haltung der Hilfsorganisationen NICHT verstehen - jetzt nachdem ich dort war. Sehr viele Menschen leben auch in Myanmar schon vom Tourismus, und sind mit ihrem sehr bescheidenen Einkommen darauf angewiesen. Auf unserer Reise durchs Land haben wir immer die selben 5-10 Touristen wieder getroffen, nicht mehr. Der touristische Boykott trifft zwar auch die Militärdiktatur, jedoch diese am WENIGSTEN. Die haben genug andere Mittel, sich Geld zu beschaffen (leider!!!). Am schwersten vom Rückgang des Tourismus betroffen sind: Hotelbesitzer und Angestellte, Taxifahrer, Guides, Reisebüros, Souvenir-Verkäufer, Bootsfahrer etc.

Und wo wir auch hinkamen, wurden uns immer wieder die selben Fragen gestellt / hörten wir immer die selben Aussagen:
Wie schön, dass ihr nach Myanmar gekommen seit, herzlich willkommen!
Wie lange bleibt ihr denn? (Auf die Antwort: Leider nur 14 Tage kam dann: Sehr nett von euch!)
Was ist eure Route? (Auf die Antwort der Route kam dann: Schön, so sehr ihr verschiedene Teile vom Land und könnt burmesischen Menschen dort und dort helfen.)
Wenn ihr Myanmar mögt, bitte erzählt euren Freunden davon. Bitte erzählt ihnen, dass es nicht gefährlich ist.
Werdet ihr wieder kommen? (Nachdem man mit Ja antwortet, kommt GROSSE Begeisterung auf)

Und oft hörten wir auch Sätze, die uns sehr nachdenklich stimmten, in die Richtung: Der Westen hat uns vergessen, wir wissen nicht, wie es weitergehen soll, wenn die Touristen noch länger ausbleiben.

All das bringt mich dazu, SEHR stark den Sinn zu hinterfragen, das Land touristisch zu boykottieren!
Und es ist nicht sooo schwierig, der Diktatur so wenig Geld wie möglich reinzuschieben, wenn man dort ist: Einfach kein Zug, kein Flug, sondern per Bus oder mit privatem Fahrer reisen. In einfachen Unterkünften statt staatlichen Hotels wohnen. Teilw. kann man die hohen Eintritte die ausschließlich an die Regierung gehen, umgehen. Einfach einen Local fragen, der wird einem GERNE Tipps dazu geben.

So viel dazu von meiner Seite :)
LG Astrid
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