Die letzte Tour für dieses Jahr ist abgeschlossen und schreit nach einem Bericht
Ich werde bestimmt ein paar Tage brauchen, bis alles drin steht.
Ziel ist: Saudi-Arabien. Erst 2019 hat sich das Land dem Tourismus geöffnet, was den Besuch noch umso spannender macht. Ich habe mich diesmal für eine Gruppenreise entschieden, aber die Tage im Land haben mir gezeigt, dass es auch ganz gut selbstorganisiert funktionieren würde. Bei einem zweiten Mal würde ich auch allein los ziehen, schon um den Preis zu drücken. Deutsche Touranbieter sind unverschämt teuer, da zahlt man schon mal um die 6000€ im EZ. Letztlich bin ich bei einem britischen Büro hängen geblieben, das sich auf "spezielle" Ziele spezialisiert hat und das ganze für knapp die Hälfte anbietet.
Aber brechen wir doch einfach einmal auf:
20.10.2023Es gibt verschiedene Möglichkeiten nach Riad zu kommen. Besonders günstig geht's mit Wizzair. Aber da müsste ich von Berlin aus in Budapest umsteigen und das ist bei denen immer mit Neuaufgabe des Gepäcks verbunden. Bei der knappen Umsteigezeit ist das riskant.
Viel entspannter ist der Nachtzug nach Wien, von wo aus auch ein Direktflug zu den Saudis geht.
Ich teile mir ein Zweierabteil. Gegen 21.00, kurz nach Zielona Góra werden die Betten zurecht gemacht. Draußen ist es finster. Wenn man doch Mal ein Licht sieht, sieht es neblig-feucht aus. Ansonsten war die Fahrt aber recht bequem. Ich bin froh, dass die Nachtzüge wieder so langsam im kommen sind, das ist eine schöne Art des Reisens.
21.10.2023Die Fahrt war recht bequem. Allerdings ging zweimal in der Nacht der Feueralarm los und ich stand im Bett. Fehlalarm - die Bordelektronik spinnt. Deswegen gibt es zum Frühstück leider auch keinen Kaffee. Aber trotz allem komme ich pünktlich kurz vor 7 in Wien an. Ein wenig Zeit bleibt mir bis zum Start noch, die ich für einen kleinen Spaziergang zum Belvedere nutzen möchte. Aus dem kleinen Spaziergang ist dann allerdings doch deutlich mehr geworden. Wien muss ich definitiv mal separat bereisen. Mir schwebt da schon eine k.u.k.-Tour vor. Aber das kommt ein andermal.
Was für ein unterschied, nach dem Berliner Schmuddelwetter ist es hier im Garten von Eugen von Savoyen richtig angenehm, sonnig und warm. Also schlendere ich weiter, vorbei an der Karlskirche, die jetzt noch geschlossen ist bis hin zur Wiener Secession. Jugendstil finde ich ja toll!
Ein Blick auf die Uhr: na für ein Stückchen mehr reicht es noch, also weiter zur Hofburg, die über Jahrhunderte die Residenz der Habsburger war. Dementsprechend viel wurde gebaut, bis schließlich der größte nichtreligiöse Gebäudekomplex Europas entstanden ist.
Jetzt reicht die Zeit gerade noch für einen kurzen Blick in den Steffl, bevor es mit der Metro zurück zum Hauptbahnhof geht. Hier ist die Wiedersehensfreude groß, ich treffe auf meine Klagenfurter Freundin M., die ich zum Mitkommen überredet habe. Am Flughafen verspeisen wir noch schnell unsere Salamibrote, denn Schweinefleisch nach Saudi-Arabien zu importieren ist wahrscheinlich keine so gute Idee.
Der Flug mit Wizzair ist ruhig. Nach dem Start zog es schnell zu und der Balkan war zum großen Teil wolkenverhangen.
Wir fliegen über die Mönchsrepublik am Berg Athos und dann weiter über die Ägäis, nun ohne Wolken. Im südlichen Mittelmeer wird es orange-diesig draußen. Wahrscheinlich liegt Sand in der Luft. Die ägyptische Küste sehe ich noch, dann ziehen Wolken auf. Für einen Blick auf den Suezkanal sind wir ein Stück zu weit im Osten. Auch der Golf von Aqaba ist leider unter den Wolken versteckt.
Die Einreise nach Saudi-Arabien war so unkompliziert wie schon lange nicht mehr in einem Land mit Einreiseprozedur. Mit dem eVisum geht's fix. Noch schnell eine SIM-Karte gekauft und dann geht's mit dem Taxi vorbei an leuchtenden Hochhäusern zum Hotel. Kaum zu glauben, dass Riad vor 90 Jahren noch ein kleines Wüstenkaff war.
22.10.2023Zum Frühstück lernen wir den Rest der Gruppe kennen. Wir sind die einzigen Deutschsprachler, der Rest kommt aus GB/US/AUS. So ganz war geworden bin ich diesmal nicht mit der Gruppe. Es war nicht schlecht, aber 16 Personen sind für mich etwas viel für die kurze Zeit.
Nach dem Frühstück geht es raus in die Wärme: angenehme 34°C. Die Herausforderung für den Kreislauf kommt dann immer beim Betreten eines Gebäudes. Hier wird alles extrem herunter gekühlt.
Unser erster voller Tag bei den Saudis beginnt in der Hauptstadt: Riad. Wir sind auf vier Landcruiser aufgeteilt und düsen zum ersten Besichtigungspunkt: dem Fort Masmak. Die arabische Halbinsel war im 19. Jh. teils im Besitz des osmanischen Reiches und teils von verschiedenen Stämmen beherrscht. In und um Riad waren das die Al Sauds, die 1865 das Fort errichteten, aber schon kurz darauf von den Al Raschids, die im Inneren Arabiens ihr eigenes Reich ausbauten, nach Kuwait vertrieben wurden.
1902 gelang dem jungen Abd al-Aziz ibn Saud die handstreichartige Rückeroberung, die zum Wiederaufstieg der Sauds und schließlich der Gründung Saudi-Arabiens führte. Bis 1938 war das Fort die Königsresidenz.
Ganz in der Nähe liegt der Alsafatplatz, die zentrale Hinrichtungsstätte. Wir blieben von solch einem "Spektakel" zum Glück verschont. Am 12.03.2022 fand eine Masseneinrichtung von 81 Personen statt.
Es folgt ein Spaziergang über den noch ziemlich verschlafenen Souq Al Zal, Sandelholzschnuppern hier, Bishtprobetragen da... Und ein bisschen Safran wird auch gekauft. Es scheint durchaus auch manchmal kalt zu werden, es werden mit Pelz gefütterte Mäntel angeboten.
Zum Abschluss gibt es Datteln und einen arabischen Kaffee, der eigentlich eher uringelb aufgebrühter Kardamom war.
1935 benötigte Abd al-Aziz ibn Saud einen neuen Repräsentationsbau vor den Toren Riads, also ließ er den Murabba Palast errichten. Jetzt gibt's ein kleines Museum und die Autosammlung des Königs, inkl. u.a. eines Rolls Royce, den er von Churchill geschenkt bekam.
Welchen Kontrast zum alten Palast da doch der Rest Riads bildet, wo sich ein Hochhaus ans andere reiht. Wir sind nun auf dem Weg nach Norden und halten an einem Restaurant am Wegesrand. Lunch ist inklusive. Und es wird aufgetafelt! Hühnchen auf Reis, Salat, Auberginen, Okra. Tische gibt es kaum, man sitzt normalerweise in abgetrennten Kabinen auf dem Boden.
Kurz nach dem Essen geht es offroad weiter. Ab und zu Mal ein Baum oder ein Strauch, ansonsten nur Staub und Steine - und das ein oder andere Kamel. Das ist eigentlich bisher das unwirklichste... plötzlich steht es da, wie das normalste der Welt, wie bei uns 'ne Kuh.
Und so düsen wir durch die Wüste, bis wir "the edge of the world" erreichen. Der Jabal Tuwaiq ist eine Klippe, die Saudi-Arabien über 800 km von Nord nach Süd bis zur Rhub Al Khali durchzieht und stellenweise bis zu einem Kilometer hoch ist. Die beschwerliche Anfahrt von Riad hat sich gelohnt. Ein großartiger Ausblick mitten im Nichts. Guide Mohamed, der uns zusammen mit seinen Söhnen begleitet, lässt eine Drohne steigen, die Bilder und Filme werden spektakulär!
https://www.youtube.com/watch?v=Ohil4DpbwC0https://www.youtube.com/watch?v=nueVRadOk9QDa wir keinen Bus haben, sondern uns auf vier Autos verteilen, können wir jetzt verschiedenen Interessen nachgehen.
M. und ich fahren zusammen zum Kingdom Center in Riad, aus dessen Mitte der Kingdom Tower aufragt, ein riesiger Flaschenöffner im alkoholfreien Arabien, der von 2002 bis 2012 das höchste Gebäude Saudi-Arabiens war. Das besondere ist die Skybridge in der 99. Etage mit einem tollen Blick über das Lichtermeer.
Unglaublich, dass Riad in den letzten 100 Jahren von 20.000 Einwohner auf knapp 7.000.000 gewachsen ist.
Im Untergeschoss gibt es noch ein Kebab vom persischen Imbiss und mit einem Careem (Uber auf arabisch) geht's zurück zum Hotel.