Thema: Libanon, aktuelle Situation  (Gelesen 3419 mal)

Reisekerl

« am: 13. April 2022, 16:23 »
Ich fliege nächste Woche für 10 Tage in den Libanon und wollte fragen, ob hier jemand aktuelle Erfahrungen teilen könnte.

Was mich interessiert zu besuchen:
  • Beirut
  • Ausflüge: Jeita Grotto, Palast Beit ed-Din
  • Ruinen: Baalbek, Anjar
  • Natur: Kadisha Valley, al-Chouf-Zedern-Naturreservat
  • Ein paar Hafenstädte, z.B. Byblos, Batrun oder Tyros

Ich suche mehr Infos zu:
  • Sicherheit. Man liest sehr unterschiedliches. Beirut und große Teile des Landes sollten ja sehr sicher sein, aber es gibt Bereiche (Grenzbereiche, Süden, Flüchtlingscamps) die man meidet. Ich würde z.B. gerne nach Baalbek, aber davon wurde z.T. auch schon abgeraten.
  • Aktuelle Covid-Restriktionen
  • Sonstiges Tipps. Z.B. Hostels/Hotels und Restaurants in Beirut oder andere Sehenswürdigkeiten.
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dirtsA

« Antwort #1 am: 14. April 2022, 10:16 »
Aktuelle Infos habe ich leider nicht, aber ich habe Libanon 2018 besucht. Hier findest du den Blogartikel dazu mit einigen Tipps: https://justbookedatrip.wordpress.com/category/middle-east/lebanon/
Das Hostel in Beirut kann ich echt empfehlen, solltest du noch nichts gebucht haben und noch was frei sein.
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Kabelgleichung

« Antwort #2 am: 14. April 2022, 12:28 »
Ich war 2019 im Libanon, topaktuelles kann ich daher leider auch nicht beitragen.
Besucht habe ich damals auch Baalbek (mit einer Tour), Tripoli und Byblos mit dem Bus von Beirut aus sowie die südlichen Vororte von Beirut. Zumindest damals habe ich die Orte trotz Teilwarnungen nicht als kritisch empfunden, aber was heißt das schon.

Das Saifi Urban Gardens ist bei der Explosion im Hafen geschlossen (es war ja auch sehr nah dran, unten an der Hafenstraße). Gewohnt habe ich im Grand Meshmosh Hotel. Das geht eher in Richtung Hostel als Hotel und liegt auch schön zentral mit vielen Restaurants in der Straße.
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dirtsA

« Antwort #3 am: 14. April 2022, 18:01 »
Zitat
Das Saifi Urban Gardens ist bei der Explosion im Hafen geschlossen (es war ja auch sehr nah dran, unten an der Hafenstraße).
Krass, das wusste ich gar nicht :'( :'( Hoffentlich können sie den Schaden bezahlen und bald wieder aufsperren, das war nämlich echt richtig cool mit dem Cafe/Bar mit dran! Echt eines meiner Lieblingshostels weltweit!
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Reisekerl

« Antwort #4 am: 15. April 2022, 13:46 »
Danke für die Tipps!

Wie gut kommt man denn mit Englisch im Libanon zurecht?
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dirtsA

« Antwort #5 am: 15. April 2022, 22:06 »
Sehr gut, überhaupt kein Problem.
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Reisekerl

« Antwort #6 am: 17. April 2022, 09:17 »
Noch eine Frage zum Bezahlen. Es wird einem ja geraten, nicht per Karte zu bezahlen und Geld auf dem Schwarzmarkt umzutauschen, weil der offizielle Wechselkurs um einen Faktor 10x zu schlecht ist.

Mir wurde geraten, US Dollar mitzubringen, aber wegen Wochenende und Feiertagen habe ich es versäumt, hier genug gegen eine gute Rate einzutauschen.

Meine Frage: Kann auch gut Euros auf dem Schwarzmarkt gegen Lira tauschen?
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Kabelgleichung

« Antwort #7 am: 18. April 2022, 16:55 »
Zumindest 2019 konnte man in Beirut an fast allen Geldautomaten auch US Dollar abheben. Ich habe dort immer US Dollar zum Sortenkurs abgehoben und damit auch bezahlt. Alle Läden nehmen US Dollar. Wechselgeld gab es dann häufig in libanesischen Pfund.
Du könntest also Dollar abheben und in LBP tauschen, um vom besseren Schwarzmarktkurs zu profitieren. Das habe ich damals nicht gemacht, heute lohnt es sich aber vermutlich.
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Kama aina

« Antwort #8 am: 21. April 2022, 01:34 »
Bin sehr auf deinen aktuellen Bericht gespannt, weil der Libanon evtl. dieser Jahr auch noch ein Reiseziel werden könnte! :)
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Reisekerl

« Antwort #9 am: 24. April 2022, 15:21 »
Also bzgl Bargeld:
- Nie die Kreditkarte nutzen (auch nicht für Uber), nicht die ATMs nutzen
- Dollar abheben geht hier, soweit ich das gehört habe, nicht
- Genug USD mitbringen, möglichst auch kleine Beträge
- Hotels wollen oft in USD bezahlt werden
- Euro umtauschen geht auch, USD gibt oft eine bessere Rate

Generelle Beobachtungen schreibe ich gerne in ein paar Tagen, wenn ich zurück bin.

Ich find den Trip auf jeden Fall sehr spannend und bin froh, dass ich mich dafür entschieden habe.
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Reisekerl

« Antwort #10 am: 28. April 2022, 12:50 »
Also, hier meine Rückmeldung zur aktuellen Situation im Libanon.

Insgesamt ein tolles Land voller herausragender Sehenswürdigkeiten, Naturwunder und einem tollen kulturellen Mix. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt da war.

Was einem klar sein muss, ist das das Land in einer echt schlechten Lage ist:
- Viel Armut. Man sieht syrische Familien betteln, recht normale Leute durchsuchen den Müll
- Generelle depressive Stimmung, die Leute klagen viel
- Grundlegegende Infrastruktur funktioniert nicht: Stromausfälle, viel Müll überall, kaltes Wasser zum Duschen
- Viel Militär auf den Straßen, kaum Polizei

Sicherheit:
- Trotz Verelendung kriegt man von Kriminalität nichts mit (aber wie @Kabelgleichung sagt, "was heißt das schon")
- Straßen sind nachts dunkel, aber dennoch laufen z.B. Entwicklungshelferinnen, die dort wohnen, alleine nachts nach Hause
- Weil ATMS nicht funktionieren, läuft man mit viel Geld herum. Ich würde Geldgürtel etc. unter der Kleidung empfehlen.

Menschen/Begegnungen:
- Sehr diverse Bevölkerung bzgl. Religionen/Sprachen
- Leute sind super freundlich und sprachbegabt
- Wenig Touristen, Ausländer sind oft Entwicklungs- Katastrophenhelfer, Journalisten, UN, Stiftungsmitarbeiter, etc. Ansonsten trifft man manchmal Angehörige von Libanesen und den einen oder anderen Abenteurertouristen.
- Wenn man sich etwas Mühe gibt und auf Leute zugeht, dann ist es einfach, Libanesen und Ausländer kennnenzulernen.

Unterkünfte:
- Gibt aktuell nicht viel Auswahl, viel ist geschlossen
- Viele Unterkünfte sind absurd schlecht, aber das ist der Lage des Landes geschuldet
- Klassische Platformen wie Booking.com haben nur wenige Unterkünfte und die sind oft teuer
- AirBnB ist gut für günstigere Unterkünfte, aber da ist es schwer Leute zu treffen.
- Beirut: Das Hostel "Grand Meshmosh" (Tipp von @Kabelgleichung) ist super gelegen und einem wird dort gut weitergeholfen. Preise sind ok, nicht super günstig. Ich fand's nicht ganz so einfach dort Leute kennenzulernen, aber sind halt auch gerade nicht viele Reisende unterwegs.
- Tripolis: Seed Guest House ist ziemlich heruntergekommen, aber dennoch empfehlenswert. Netter Host, es kommen spannende Charaktere vorbei, super gelegen.

Reiselänge/-zeit
- Ich war 9 Tage dort und fand die Länge sehr passend. Die Zeit reicht, um alle Top Sehenswürdigkeiten und Ecken des Landes zu besichtigen.
- April war sehr schön: Sonnig, aber nicht zu warm und alles hat geblüht
- Ich würde stark zu diesen Übergangszeiten raten: Im Sommer ist es sehr heiß (und wegen den Stromausfällen können ACs oft ausfallen), im Winter kalt und nass mit (schätze ich) wenig Heizungen.

Ich würde eine Handybatterie mitnehmen und vielleicht eine kleine Taschenlampe für nachts. Mückenspray vielleicht auch.

Ich kann sehr empfehlen einen Mietwagen zu nehmen (gibt es ab 20-30 USD). Die Art zu fahren ist gewöhnungsbedürftig, aber mir hat es viel Spaß gemacht. Die Straßen sind schön zu fahren und es sind eher wenige Autos unterwegs. Ich hab "NN Rental a Car" genutzt.

Meine Highlights:
- Tripolis: 1001 Nacht Stimmung in den alten Märkten, gibt viel zu besichtigen
- Road Trip in den Bergen im Norden: Baatara Gorge Lake, "Tannourine Cedar Forest Nature Reserve", Bishari/Bcharré, von dort zum Pass hoch Richtung Baalbek


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