Hier kommt ein Bericht von meiner Zug- und Busreise durch Litauen. Ich war 2 Wochen dort, was vermutlich länger ist, als andere das Land erleben. Und selbst für mich, die ich mir gerne mehr Zeit lasse, war das relativ lang. Grund ist, dass aktuell Grenzübergänge nerviger sind als sonst und ich mir den finanziellen und (recherche)zeitlichen Aufwand für weitere Corona-Tests ersparen wollte. So habe ich mich entschieden „nur“ Polen - wo ich aktuell noch 2,5 Wochen unterwegs bin - und Litauen zu kombinieren. Zudem war ich schon 2015 in Riga und 2018 in Tallinn (habe aber vor, mir auch den Rest von Lettland und Estland irgendwann noch anzuschauen).
Ansonsten kommt man sicher auch mit 1 bis 1,5 Wochen gut hin, wenn man die Orte in Litauen sehen möchte, die ich bereist habe.
Von Berlin aus ging es mit dem Zug nach Bialystok und von dort aus weiter mit dem Bus nach Vilnius. Die Stadt hat mir total gut gefallen, und es gab mehr zu sehen, als ich gedacht hatte. Ich habe natürlich einige schöne Kirchen besichtigt, aber den Beinamen „Rom des Ostens“ finde ich etwas übertrieben, denn Rom spielt nun wirklich in einer ganz anderen Liga. Was mich viel mehr überzeugt hat, waren die Museen. Das in dem Großfürstlichen Schloss ist unglaublich weitläufig und wirklich toll gemacht. Auch in dem Gediminas-Turm sind einige interessante Ausstellungsstücke zu sehen. Der lohnt sich aber vor allem wegen der Aussicht über die Stadt und die Umgebung. Außerdem gibt es einige kleinere Museen zur Jüdischen Geschichte in Vilnius, die ebenfalls interessant waren. Das Museum der Opfer des Genozids hat mich an das KGB-Gefängnis in Tallinn erinnert, ist aber deutlich größer und sehenswerter. Bis auf das Museum für Moderne Kunst, das mich nicht überzeugt hat, war auch überall der Eintritt sehr günstig. Aber natürlich gibt es auch außerhalb der Museen viel zu sehen, die Universität z.B. mit ihren diversen Innenhöfen ist echt schön. Ansonsten habe ich mich auch viel im Park (Bernardinų sodas) aufgehalten, um der Hitze zu entfliegen, die mit durchgehend 30 bis 35 Grad wirklich ungewöhnlich für Litauen war (die Allzeit-Höchsttemperatur liegt nur wenig drüber).
Wie schon hier im Forum empfohlen wurde, habe ich Tagestouren nach Trakai und Kaunas von Vilnius aus unternommen. Beides hat super geklappt mit der Bahn. Es hätte auch Busse gegeben, aber wenn ich die Wahl habe, ziehe ich Bahnfahren immer vor.
Trakai ist ein idyllischer kleiner Ort, der von Seen umgeben ist. Ich glaub, auch ohne das Schloss hätte sich für mich eine Fahrt dorthin gelohnt. Hab nur bedauert, keine Badesachen dabei gehabt zu haben. Das Wasserschloss ist aber natürlich auch sehenswert, und die verschiedenen Ausstellungen darin waren sehr gut gemacht. Obwohl ich an einem Sonntag dort war, war es nicht überlaufen. Außerdem gibt es einige schöne Restaurants mit Garten in der Nähe. In einem davon habe ich die lokale Spezialität Kibinai (Empanada-ähnliche Teigtaschen) genossen.
Bei Kaunas war ich vorher unsicher, ob man es schafft, in einem Tagesausflug alles zu sehen. Aber das war kein Problem, da die Altstadt recht kompakt ist. Wobei ich aber dazu sagen muss, dass ich das Ninth Fort ausgelassen habe, weil man vom Bahnhof dorthin eine Stunde mit dem Bus gebraucht hätte. Falls mal jemand schon dort war, kann er/sie gerne kommentieren, ob das ein Fehler war. In der Altstadt gibt es aber auch einiges zu sehen. Empfehlenswert ist auf jeden Fall der Aufstieg zum Turm der Peter-und-Paul-Kathedrale, von dem aus man einen tollen Blick über die Altstadt hat. Wenn man sich für Kunst interessiert, unbedingt das MK Ciurlionis Museum besuchen, das eine umfangreiche Sammlung litauischer Kunst enthält mit Schwerpunkt auf Moderne. Sehr schön ist auch die Fußgängerzone (Vilniaus gatve), die von Bäumen gesäumt und ziemlich lang ist. Was das Vergnügen ein wenig getrübt hat, war die Tatsache, dass das Stück vor dem Rathausplatz gerade neu gemacht wird und komplett gesperrt war. Außerdem ist noch zu beachten, dass man vom Bahnhof doch eine ganze Weile läuft, bis man in den hübschen Teil von Kaunas kommt, die Gegend um den Bahnhof ist dagegen richtig unattraktiv (schlimmer noch als in anderen Städten).