Thema: Welreiseplanung als Paar- soo unterschiedliche Vorstellungen...  (Gelesen 2313 mal)

levélo

Hallo,
Ich bin neu hier :) und habe echt ein Luxusproblem: mein Mann und ich (beide 50) wünschen uns beide sehr, auf Weltreise zu gehen. Das Problem: unsere Wünsche, Vorstellungen und “Kraftreserven beim Reisen“ sind echt sehr unterschiedlich.
Seine Idee: mit Rucksack ca alle vier Wochen ein neues Land angucken, gerne viele Besichtigungen und touristische Highlights. Und: ein mal rund rum, auf jedem Kontinent gewesen zu sein, das ist ihm wichtig.
Mein Traum: langsam mit dem Rad reisen, gucken was passiert, Natur erleben, spontane Begegnungen. Ggf auch Zug oder Flugzeug. Aber definitiv kein Zeitstress...
Letztes Jahr waren wir mit Minicamper in Italien und das war echt “traumatisch: wir haben (aus meiner Sicht) täglich den Ort gewechselt, Ruinen usw besichtigt. Ich bin, zum Ende der vier Wochen, mehrfach fast zusammengeklappt... War blöd für uns beide. Für mich, weil ich oft fertig war und das Gefühl hatte immer die “Bremserin“ zu sein und für ihn, weil er sich für mein fertig Sein verantwortlich fühlte... (nach einem Monat Urlaub war ich urlaubsreif!!)
Danach war uns klar: Weltreise geht nur, wenn wir für unser “Problem“ ne Lösung finden. Und seitdem drehen wir uns im Kreis, treten auf der Stelle, kommen nicht weiter... :(
Kann mir/ uns jemand nen Tipp geben? Oder nen Perspektivwechsel? Wir wären beide traurig, wenn wir den Weg nicht finden würden....
Liebe Grüße an alle! 
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Radlerin

Hallo levelo,

Willkommen im Forum! Ist doch schon mal toll, daß ihr beide auf Weltreise gehen wollt  :)
Wie lange habt ihr denn Zeit und wann soll es losgehen? Oder seid ihr noch ganz am Anfang in der Findungsphase?

Tja da gibt's wohl kein Patentrezept aber wenn beide kompromissbereit sind, sollte es was werden.
Wie wäre es erstmal mit einer Länderliste, was jedem von euch so vorschwebt? Da seht ihr schonmal die gemeinsamen bzw. gegensätzlichen Interessen.

Dann ist die Frage, ob ihr auch mal eine Weile getrennt reisen würdet. Oder ob jeder mal der Chef ist und für 2-4 Wochen das Programm bestimmen darf.
Oder ob du vielleicht Mal ein paar Tage irgendwo am Strand chillen magst und dein Mann alleine loszieht.

Ich liebe ja auch Radreisen, nur was bisschen blöd ist, ist zwischendurch weiterzukommen, wenn man mal nicht alles radeln will. Sprich fliegen ist umständlicher und auch Bus und Bahn braucht mehr Planung und das Rad kostet extra. Daher ist es mit dem treibenlassen so eine Sache, ich finde es gut, wenn man eine grobe Route hat und dann die Reise sich entwickeln lässt.

Vielleicht könntet ihr auch z.B. Asien oder Amerika by Bike machen, heimfliegen und den Rest als Backpacker?

Ein guter Rat ist auch, nicht alle Länder in eine Reise zu packen. Man hat ja auch nochmal normale Urlaube.

Vielleicht fangt ihr auch einfach mal an zu planen, dann seht ihr schon, was machbar ist. Stichwort Reisezeit, Einreisebestimmungen, welche Reihenfolge ist sinnvoll, was soll unbedingt drin sein und wie verbinden wir es am besten. Da bekommt ihr bestimmt guten Input hier  8)
Und vergesst nicht, Urlaub von der Reise zu planen....nach etwa drei Monaten haben viele das Bedürfnis, die ganzen Eindrücke sacken zu lassen. Vielleicht könntet ihr ja auch in dem ein oder anderen Land die Räder in einem Hotel lassen und 1-2 Wochen rumreisen und Sightseeing machen und dann wieder den langsameren Modus einschalten.

Ich persönlich könnte mir vorstellen, wenn ich nochmal länger Zeit habe, mit dem Fahrrad zu reisen und zwischendurch größere Strecken mit dem Zug o.ä. zu überbrücken.

Ich kann mir auch vorstellen, daß du nach ein paar gemütlichen Radreisewochen erholt bist und mehr Lust auf Sightseeing hast und daß dein Mann nach vielen Eindrücken auch mal wieder das langsamere Tempo schätzen kann.
Ich bin mit meinem Mann auch nicht immer einer Meinung, aber wir reisen viel zu gern, als daß wir und nicht einigen würden  ;)
Im Zweifelsfall darf sich jeder mal was wünschen.
Ich hoffe ihr macht eure Reise, das wird bestimmt gut.
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Nocktem

also wenn ich das so lese würde ich einen kompromiss finden, sprich z.b. einen kontinent nach dem anderen "abarbeiten" dazwischen immer wieder zuhause "auftanken" damit wäre zumindest etwas der stress dauernd etwas neues zumachen raus.

bei meinem ersten längeren tripp war ich in südost asien unterwegs. dort kann man das tempo selber recht gut bestimmen und auch wenns anfngs nicht so rüberkommt man wird egal wie man es drehen und wenden wird irgendwann mal die schnauzze voll haben ja es ist wunderschön aber dann so schön das mandirekt wieder erschlagen wird und die eindrücke verdauen muss und dabei macht man egal wie motiviert man sit mal ne längere pause an einem ort, wir waren 2 wochen ohne besichtigungen am ende irgendwo in vietnam "gestrandet" einfach mal um nichts zu machen... klingt lustig, ist preiswert und lohnt sich.
in den klassischen backpacker destinationen also laso, thailand vietnam, kambodscha etc ist das vorwärts kommen kein problem, günstig und man lernt ohne es zu merken mit nervigen situationen umzugehen.... einfach vor der reise sagen was solls wenn bus mal 2h oder mehr verspätung hat man kommt an und zur not kostet alles nicht die welt. wir sind immer angekommen und haben fast nie nen plan b benötigt das wichtigste ist keinen stress zu machen, die leute vor ort erden einen ungemein wenn man denen zu stressig wird nervt es die eher ;)
ist das beste beispiel wie man das angehen kann. andere kontinente sollte man anders angehen aber ich würde mir zuerst mal das einfachste zu gemüte führen um zu sehen ob es einem liegt. danach würde ich weiter schauen ob man überhaupt noch den nerv hat oder eben nicht.
bin auch auf andere meinungen gespannt aber ich hoffe ich konnte dir / euch damit schon mal weiter helfen.
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levélo

Hallo @Radlerin und @Nocktem und alle anderen!!
Vielen Dank für Eure so schnellen und ausführlichen Antworten. Es sind schon ein paar gute Anregungen dabei. Momentan "fürchte" ich, dass ich meinen Mann nicht von Zwischenstopps in die Heimat überzeugen kann und auch mir kommt das grad komisch vor...
Ein paar Details noch zu uns: Wir dachten an das klassische Jahr Weltreise. Bzw er bekommt auch keinesfalls länger frei und kündigen mit über 50 in Frankreich (wo wir leben) ist keine Option... Ich könnte evtl auch länger und so hatte ich schon gedacht, einfach früher per Rad von zuhause aus zu starten und er kommt dann an an einem "exotischeren"Ort dazu.
Wir haben ein paar gemeinsame Ziele (Nepal, Südost-Asien, Neuseeland, Mongolei). « Ein Mal rum » stelle ich mir in 12 Monaten stressig vor : ich kann mir wie gesagt nicht vorstellen, alle vier Wochen das Land zu wechseln. Wir waren 2019 vier Wochen in Peru und auch das war stressig, und das, obwohl wir « nur » den südlichen Teil gesehen haben)...
Stichwort Finanzen : das ist glücklicherweise nicht so das Problem. Da wir schon länger das Projekt haben, konnten wir genug zur Seite legen. Außerdem haben wir eher den Backpacker-Camper- Reisestil, der ja nicht viel kostet...
Ich bin weiter für Ideen und Rückmeldungen extrem dankbar;-)
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Surfy


Was viele nicht beachten - ist dass man auch urlauben vom Langzeit-Reisen benötigt.

Je länger die Reise geht wird dies immer wichtiger.

Denn immer neue Eindrücke dafür sind wir nur begrenzt in der Lage.

Wenn einem die Highlights auf einmal alle fade und farblos vorkommen, oder bei der Safari in Afrika nach einigen Tagen die Elefantenherde nervt, die den Weg kreuzt - dann ist man akuter betroffen.

Es ist schwierig da eine Balance zu finden. Meistens verknüpft man diese Anforderungen der Pause mit anderen Wünschen:

- das Wetter muss schön sein
- das Hostel soll toll sein
- die Gäste sollen einem behagen

Und schon stellt man fest - dass man schon wieder die gewollten und nötigen Ruhetage nicht wunschgemäss eingehalten hat. Das führt dann des öfteren zu längeren Pausen oder gar Reiseabbrüchen - die man in so einigen Reiseblogs findet.

An deiner Stelle würde ich mal eine entspannte Radtour mit deinem Mann planen. Probiert aus was euch beiden behagt.

Dein "traumatische" Erfahrung kann auch mit dem Thema Overlanding zu tun haben - mit dem Leben im Fahrzeug gibt es auch Arbeit wie Einkäufe, Kochen, Abwaschen, Auf/Abbau und Saubermachen - die zum Sightseeing dazu kommen. Beim Hostel-Hotel Unterkunft und Imbis-Restaurant Verpflegung hat man mehr freie Zeit im Vergleich zum Camping.

Probiert es doch nochmals, mit einem Ruhetag pro Reise/Aktivitätstag - Lesen, Spielen etc - das süsse nichtstun. Vermutlich ist dein Ruhebedarf erheblich geringer - aber dass bringt ersteinmal Ruhe in das Reiseleben - darauf könnt ihr dann aufbauen.

Surfy

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