Quelle: Handelsblatt.com
Einreise nur mit QR-Code: Griechenland verschärft Reiseregeln
Die Einreise nach Griechenland wird beschwerlich: Die Regierung führt ein kompliziertes Verfahren ein – und sorgt damit in der Reisebranche für Unmut.
"Mit komplizierten Melde- und Genehmigungsverfahren im Internet will die griechische Regierung überwachen, wer ab Mittwoch dieser Woche ins Land kommt. Die Prozedur dürfte vor allem ältere Griechenlandreisende, die sich mit Computern und Smartphones schwertun, abschrecken. Aber auch Geschäftsreisende, die kurzfristig einen Flug buchen müssen, werden ausgebremst.
Noch ein Manko: Die Internetseite travel.gov.gr, auf der die Anmeldung zu erfolgen hat, gibt es nur auf Englisch. Dabei gilt das Verfahren für Briten und US-Amerikaner zunächst gar nicht. Im vergangenen Jahr stellte Deutschland die meisten Griechenlandbesucher.
Ab 1. Juli öffnet Hellas seine Regional- und Inselflughäfen wieder für den internationalen Verkehr. Es sollte ein dynamischer Neustart werden. Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis war vor zwei Wochen eigens auf die Kykladeninsel Santorin gereist, um vor der Kulisse eines malerischen Sonnenuntergangs den internationalen Medien zu verkünden: „Griechenland hat wieder geöffnet.“
Der Premier versuchte, Zuversicht zu verbreiten. Die Wirklichkeit ist aber für die Reisenden eher unerfreulich. Die Reise-Regeln werden nicht gelockert, sondern verschärft – und das sehr kurzfristig.
Die Einreise nach Griechenland ist ab Mittwoch nur noch möglich, wenn man sich 48 Stunden zuvor auf einer Internetseite der griechischen Zivilschutzbehörde angemeldet und eine Bestätigung erhalten hat. Wer am Mittwoch reisen will, muss sich also spätestens an diesem Montag angemeldet haben.
Der Antragsteller bekommt dann von der griechischen Zivilschutzbehörde per E-Mail oder auf sein Handy einen Barcode zugesandt, den er bei der Einreise vorweisen muss. Aus dem Barcode geht hervor, ob sich der Besucher noch am Flughafen einem Test auf das Coronavirus unterziehen muss. Der Reisende selbst erfährt davon erst bei der Ankunft.
Jene, die es trifft, müssen bis zur Auswertung des Tests in ihrem Hotelzimmer in Quarantäne bleiben. Das kann nach bisherigen Erfahrungen bis zu 36 Stunden dauern – eine lange Zeit, wenn man Urlaub machen möchte.
Undurchsichtiges Prozedere
Nach welchen Profilen die zu testenden Reisenden bestimmt werden, bleibt geheim. Bei der Anmeldung müssen die Besucher rund drei Dutzend Angaben machen. Gefragt wird unter anderem nach Flugnummer, Namen, Heimatadresse, Ausweisnummer, Alter, Telefonnummern und Email-Adresse bis hin zu Besuchen in anderen Ländern, Namen, Adressen und Telefonnummern von Kontaktpersonen und der Anschrift, unter der man in Griechenland in den nächsten 14 Tagen zu erreichen ist – Pech für Camper und Rucksacktouristen.
Wozu die Angaben verwendet werden, wo und wie lange sie gespeichert werden, erfährt der Antragsteller auf der Webseite nicht. Die griechische Regierung erklärte dazu auf Rückfrage des Handelsblatts am Sonntag, die erhobenen Daten würden „anonymisiert“. Namen würden nicht gespeichert. Hinweise auf den Datenschutz fehlen aber auf der Webseite.
Werden möglicherweise anhand der Handynummern Bewegungsprofile erstellt, um eventuelle Infektionsfälle nachverfolgen zu können? In den vergangenen Wochen nutzten die griechischen Behörden Handy-Daten, um die Einhaltung von Quarantäne-Vorschriften zu kontrollieren.
Dass die neuen Regeln erst am Wochenende bekanntgegeben wurden und bereits ab Mittwoch gelten, sorgt bei Reiseveranstaltern und Airlines für Unmut. „Wir hätten davon natürlich gern früher erfahren, um uns auf die neuen Prozeduren einstellen zu können“, sagt der Griechenland-Repräsentant einer großen europäischen Fluggesellschaft. Offen ist, was mit Besuchern passieren soll, die von der Anmeldepflicht nichts wussten und ohne Barcode in Griechenland ankommen – werden Sie zurückgeschickt?
Reisen nach Griechenland sollen wieder möglich sein, aber die Regierung führt kurzfristig ein neues Melde- und Genehmigungsverfahren ein. Quelle: dpa
Blick aufs Meer
Reisen nach Griechenland sollen wieder möglich sein, aber die Regierung führt kurzfristig ein neues Melde- und Genehmigungsverfahren ein.
(Foto: dpa)
Griechenland hat die Corona-Epidemie bisher besser gemeistert als die meisten anderen europäischen Länder. Die Zahl der Covid-19-Sterbefälle ist mit 18 pro Million Einwohner niedrig (Deutschland: 109). Die Reproduktionszahl R0 liegt bei 0,31 (Deutschland: 0,83). Umso größer ist nun die Befürchtung, ausländische Touristen könnten das Virus einschleppen. Die neuen Reise-Regeln spiegeln diese Sorge.
Problematisch sind die Beschränkungen vor allem für Geschäftsreisende. Kurzfristige Termine können damit nicht mehr wahrgenommen werden. Wer mittwochs reisen will, muss spätestens am Montag einen Antrag stellen. Die Verfahren für Geschäftsreisende würden zwar „beschleunigt“, teilt die Regierung dazu dem Handelsblatt mit. Wer getestet wird, muss aber mindestens für eine Nacht in Quarantäne.
Geschäftsreisen nach Griechenland werden damit ab Mittwoch zu zeitlich schwer kalkulierbaren und möglicherweise kostspieligen Trips, wenn Rückflüge umgebucht und zusätzliche Hotelübernachtungen bezahlt werden müssen."