Thema: Ostern im Osten - Baltikum 2024  (Gelesen 312 mal)

Kaamos

« am: 18. April 2024, 21:50 »
Die Ferien sind rum, da wird’s Zeit, dass ich mich mal wieder zu Wort melde…

Vor uns liegt eine 5.000 km lange Autofahrt, die ziemlich viel dabei hat. Sonne, Regen, Schnee, … Sand, Gemäuer und viel Wald. Wintermantel, Regenschirm und Tshirt, alles kam zum Einsatz.

Aber starten wir erstmal, bevor ich alles in einen Dreisätzebeitrag komprimiere.
Diesmal reise ich nicht alleine. Da meine altbekannte österreichische Reisebegleitung nicht mit nach Afghanistan wollte, verschiebe ich den Trip halt und begleite sie bei ihrer Tour ins Baltikum. Da war ich zwar schon ein paar Mal, aber das ist zum Teil 30 Jahre her. Und als kleiner Höhepunkt steht Königsberg auf dem Programm, falls es überhaupt klappt, das ist ja gerade nicht unbedingt das Vorzeigeziel. Aber seit letztem Sommer hat Russland ein e-Visum eingeführt, das erstaunlich unkompliziert funktioniert. Keine Einladung nötig, kein Botschaftsbesuch, … Eigentlich erstaunlich, dass die in der aktuellen Situation die Einreise eher erleichtern als verkomplizieren. Ob allerdings in der Praxis alles klappt, wird sich zeigen. Googlebewertungen der Grenzübergänge sind nicht so rosig, was aber zum Teil auch Schikanen und Verzögerungen auf EU-Seite geschuldet zu sein scheint. Vom Anschlag in Moskau wussten wir bei Abreise noch garnichts.
Und meine Erinnerung an die Grenzbürokratie von vor 30 Jahren ist auch nicht die beste. [hide]auch wenn ich das sicher nicht extra erwähnen muss, kommt an dieser Stelle trotzdem der Disclaimer: das Vorgehen der russischen Regierung heiße ich in keinster Weise gut.[/hide]

Aber starten wir doch erstmal mit der Reise…


Freitag vor den Ferien reist M. an und wir gehen georgisch essen. Den Georgier in Potsdam kann ich wärmstens empfehlen, falls jemand mal in der Ecke ist.

Samstag, 23.03.2024

Heute früh geht’s zeitig los, wir müssen Strecke machen… Regen, Regen, Regen... Zumindest durch die Uckermark bis kurz vor Kolberg. An der Ostsee ist es dann zwar noch bedeckt, aber trocken. Wir müssen tanken und nutzen die Rast für einen kurzen Spaziergang an den Strand. Dann geht es gleich weiter via Danzig (hier stehen Verkehrsschilder, die vor Elchen warnen!) nach Malbork.

In der Marienburg war ich im Gegensatz zu M. schon 2022. Da es aber nur unwesentlich abseits des Weges liegt, machen wir einen Abstecher und laufen einmal im Regen um die größte Backsteinburg der Welt. Nähere Beschreibungen spare ich mir, das steht ja schon hier im Faden.
Nur eine Familiengeschichtliche Abschweifung am Rande: Vom 12.-17.05.1932 hat mein Uropa eine Reise mit dem sächsischen Lehrerverein nach Ostpreußen unternommen und dabei Festspiele auf der Marienburg besucht. Meine ahnenforschende Mutter hat mir doch gleich mal Scans vom Festprogramm aus Uropas Unterlagen per Mail geschickt. Mit solchen Infos guckt man immer gleich ganz anders auf die Lokalität.

Und da es mit dem Abendessen später etwas ungewiss sein wird, man weiß ja nicht, wie die Schlangen an der Grenze aussehen, nutzen wir die Gelegenheit und genehmigen uns einen Gulasch am Ufer der Nogat.

Gegen 19:00 erreichen wir schließlich die Grenze zum Kaliningrader Gebiet. Tja, Nix da mit schön durch geplant. Und nein, nicht etwa Putin macht uns einen Strich durch die Rechnung… polnische Bauern sind die Übeltäter.
3 km vor der Grenze beginnt die Schlange. Wir stellen uns erst einmal an und kommen beim Warten mit der deutschrussischen Familie vor uns ins Gespräch. Deren Kinder sind mal vorgelaufen zum Gucken. Als die berichten, dass weiter vorn vor der LKW-Schlange eine 1km-Lücke ist, entschließen wir uns, gemeinsam zu überholen.
Allerdings kommt schon die nächste Schlange und es stellt sich raus: polnische Bauern protestieren gegen die Subventionierung ukrainischen Getreides und blockieren die Zufahrt zur Grenze. Die lassen ein Auto pro Stunde durch und einige warten schon über 10 Stunden seit heute Morgen. Das soll noch bis morgen Abend so weiter gehen. Das tun wir uns nicht an und wenden.

Irgendwo in der Pampa suchen wir uns fix ein Hotel und planen unsere nächsten Schritte. Morgen probieren wir es noch einmal an einem kleineren Grenzübergang ein paar Kilometer weiter östlich – und wenn das nicht klappt, streichen wir wohl oder übel Königsberg und fahren mit Zwischenstopp in der Wolfsschanze außen drumherum nach Litauen.
Unser Hotel in der Pampa befindet sich in Pieniężno kostet nur 16€/Zimmer. Viel schöner ist allerdings der alte deutsche Name des Ortes: Mehlsack.



Kolberg



Marienburg






Grenzstau und Entscheidungshilfe für die weitere Planung...


Sonntag, 24.03.2024

Wir sind jetzt im Ermland, im südlichen Ostpreußen. Alle Nase lang findet man eine Ordensburg, allerdings keine so beeindruckend, wie die Marienburg. Auch in Mehlsack gibt es eine Burg. Als wir ankommen, strömen gerade alle aus der Kirche mit ihren am Palmsonntag gesegneten Frühlingssträußen.



Kirche und Ordensburg Mehlsack.


Unser Plan heute: wir probieren es bei Preußisch Eylau (heute: Bagrationowsk) und wenn das nicht klappt, fahren wir weiter zum Führerhauptquartier Wolfsschanze, das auch hier in der Ecke ist. Und danach lassen wir Kaliningrad einfach links liegen.
Aber oh Wunder: Hier sind keine Bauern, die Sonne kommt raus und nur etwa 15 Autos stehen vor der Schranke. Kurze Zeit später wird schon der erste Block durch gelassen... Also bleiben wir doch einfach hier und warten.

Ca. 09:50 angestellt.
11:00 aufs Grenzgebiet
12:20 Polnische Passkontrolle
13:00 (14:00 osteuropäische Zeit) Russische Passkontrolle
14:15 OEZ Grenze verlassen



Ich bin mehr als positiv überrascht, wie unkompliziert und entspannt die russische Kontrolle ablief. Freundlich, keine Kontrolle der Handys und im Vergleich zur polnischen Seite relativ zügig.

Das Hotel habe ich online schon über das russisches Buchungsportal Ostrovok reserviert. Der Zugang zum westlichen Booking ist ja sanktioniert, aber die russische Variante funktioniert genauso und ist sogar ohne VPN zugänglich. Allerdings ist noch nichts bezahlt … Kreditkarten und Onlinezahlungen funktionieren ja auch nicht in Russland. Also müssen wir erstmal Rubel tauschen. Die Hotelrezeption schickt uns zu einem Einkaufszentrum, wo wir uns zur Bank durchfragen.
Dann geht es noch kurz über den bunten Markt, wo leckeres Gebäck den kleinen Hunger stillt.



Vor zwei Tagen fand in Moskau ein Anschlag des IS statt, wegen dem für heute Staatstrauer angesetzt ist und alle kulturellen Orte geschlossen haben. So kommen wir nun leider nicht in den Königsberger Dom hinein, einem der letzten Überbleibsel der alten preußischen Stadt am Pregel. Der Rest wurde von den Russen nach dem zweiten Weltkrieg nahezu ausradiert und an dessen Stelle die sowjetische Stadt Kaliningrad errichtet.




Das zeigt sich deutlich im Stadtbild. Ein paar Stadttore markieren noch die alte Befestigung, aber ansonsten reiht sich Hochhaus an Plattenbau. Die ehemals dicht bebaute Insel Kneiphof, auf der sich auch der Dom befindet, ist heute ein weitläufiger, unbebauter Park. Hier hat unsere verspätete Ankunft nun den Vorteil, dass die Regenfront schon weiter nach Osten gezogen ist und wir im schönsten Sonnenschein spazieren können. Hinter dem Dom statten wir noch Immanuel Kant einen Besuch ab, der liegt hier begraben. Das passt auch insofern ganz gut, da der alte Königsberger dieses Jahr seinen 300. Geburtstag feiert. Für die geplanten Festakte sind wir allerdings ein paar Wochen zu zeitig dran. Mittlerweile ist Moskau sehr bestrebt, den Preußen als russischen Philosophen zu vereinnahmen.




Vorbei an der wiedererrichteten Synagoge geht es zurück zum Hotel und zum Auto. Dabei kommen wir auch am Haus der Sowjets vorbei. In den 1960er Jahren wurde das Königsberger Schloss gesprengt, um einem Neubau für die Oblastverwaltung zu weichen. Der steht allerdings seit den 1970er Jahren nur als Bauruine da. Der Untergrund ist für so einen Klotz nicht geeignet. Seit diesem Jahr hat nun endlich - nach nur 50 Jahren - der Abriss begonnen.



Nun fahren wir noch ein bisschen rum. Es gibt wie gesagt noch Reste der Stadtbefestigung, so etwa die Festung Groß Friedrichsburg. So groß, wie der Name suggeriert, ist sie allerdings nicht. Sie hatte einst die Aufgabe den „Holländer Baum“ am Pregel abzusichern, eine Schifffahrtssperre, an der ein- und ausfahrende Schiffe eine Abgabe zu entrichten hatten.



Das Brandenburger Tor ist das einzige Stadttor, dass noch heute durchfahren werden kann (alle anderen sind verschlossen). Es ist nicht nach dem Brandenburg an der Havel benannt, sondern nach einem kleinen Ort am frischen Haff (heute: Uschakowo). Früher ging hier die Reichsstraße 1 durch und ganz in der Nähe befindet sich der alte Königsberger Hauptbahnhof aus der Zwischenkriegszeit.

Bis 1991 war der Kaliningrader Oblast für Ausländer grundsätzlich gesperrt und auch heute gibt es noch Gegenden, die für uns tabu sind. Transit auf Durchgangsstraßen ist jedoch möglich.
https://visit-kaliningrad.ru/en/travel-tools/visa/areas.php

So fahren wir jetzt dem Sonnenuntergang entgegen zur Ostseeküste, während hinter uns der Mond aufgeht. Zelenogradsk, das frühere Cranz, war eines der bedeutendsten Seebäder an der preußischen Küste. Heute werden am Ortsrand große Neubausiedlungen hochgezogen, aber über die Promenade lässt sich trotzdem noch schön flanieren. Nur mondänen Charme sucht man vergebens.
Stattdessen sind überall Katzenbilder und Skulpturen. Ein Moskauer Ehepaar hat vor ein paar Jahren ein Katzenmuseum eröffnet und seitdem schmückt sich die Stadt mit dem Tier, um Touristen anzulocken.
Im ehemaligen Postamt gibt es Abendessen - an der See natürlich Fisch! Der Zander auf Steinpilzsauce ist lecker und günstig, wie bisher alles hier. Die Portion für 7,50€.




Zurück in Kaliningrad fallen viele digitale Werbetafeln auf. Auf ihnen brennt eine Kerze im Gedenken an die Anschlagsopfer in Moskau.


Kaamos

« Antwort #1 am: 18. April 2024, 21:51 »
Montag, 25.03.2024

Das Frühstück im Ibis Hotel war richtig gut. Und mit der Grundlage im Magen geht es gleich wieder in die Stadt. Vor der Universität finden wir natürlich Kant. Allerdings müssen wir aufpassen, die Schlaglöcher in den Nebenstraßen haben es in sich…



Der letzte Besichtigungspunkt unseres kurzen Königsbergaufenthalts ist die Christ-Erlöser-Kathedrale. Zwar ist Ostpreußen nach dem zweiten Weltkrieg an Russland gefallen, doch gab es lange Zeit kein orthodoxes Kirchengebäude in Kaliningrad. Man nutzte entweder Behelfsräume oder umgewidmete katholische oder evangelische Kirchen. Erst 2006 wurde eine orthodoxe Kathedrale errichtet. Der monumentale Bau ist mit 73m auch das höchste Gebäude der Stadt.
Auf dem Siegesplatz davor liegen zahlreiche Blumen im Gedenken an die Anschlagsopfer in Moskau.



Eigentlich hätte ich das Land gern über Tilsit/Sovetsk verlassen, aber da wird gerade die Königin-Luise-Brücke saniert, wodurch der Grenzübergang gesperrt ist. Den royalen und noch dazu deutschen Namen hat sie erstaunlicherweise auch unter russischer Herrschaft behalten. So aber müssen wir schnurstracks ostwärts fahren.



Kaum haben wir Kaliningrad verlassen, wird es ländlich. Die Dörfer sind teils in schlechtem Zustand, aber man sieht ab und zu noch das deutsche Bauerbe. Natürlich sind die alten Ortsnamen verschwunden. Stattdessen wurden sowjetische Helden und Militärs geehrt. So auch im Falle Insterburgs, dass nun nach General Iwan Chernyakhovsky benannt ist. Der kam übrigens 1945 bei Mehlsack ums Leben, wo wir ja gerade erst waren.




Abseits der Hauptstraße schauen wir noch in das kleine Dörfchen Velesovka (dt. Judtschen), wo 1747-50 Kant als Hauslehrer für den Pastor tätig war. Das alte Haus wurde wieder schmuck zurecht gemacht. Aber für das Heimatmuseum fehlt uns die Zeit. 1938-45 hieß der Ort übrigens Kanthausen.



Kurz vor der Grenze erreichen wir unseren letzten russischen Zwischenstopp, das ehemalige Gumbinnen. Auch diese Stadt hat ihren Namen an einen General verloren: Sergej Iwanowitsch Gusev.
Wir haben uns die 2012 errichtete Versöhnungskirche angeschaut. Durch den Ort fließt der Fluss Pissa. Dazu gibt es folgende Anekdote:
Mitte des 19. Jahrhunderts verfassten die Stadtväter eine Eingabe an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., um den anrüchigen Namen der durch ihren Ort fließenden Pissa zu ändern. Der König soll (vielleicht beeinflusst von Alexander von Humboldts Berichten über dessen Südamerikareisen) humorvoll geantwortet haben: „Genehmigt; ich schlage vor: Urinoko.“



Vor der Grenze wird noch einmal schnell getankt. 60 ct/l, da kann man nicht meckern. Und dann geht's an 168 parkenden LKWs vorbei bis zum Schlagbaum.

Jetzt geht's fix, wir sind der einzige PKW. Später kommen zwar noch mehr, aber wir sind die ersten. Allerdings hat M. bei der Einreise die Zollerklärung fürs Auto nicht zurückbekommen. Wussten wir nicht. Tja... Kurz warten, die klären das telefonisch und dann geht's auch schon weiter. Das nächste Problem: wir haben bei der Einfahrt ins Grenzgebiet keine "Eintrittskarte" bekommen. Aber auch wird unerwartet unbürokratisch abgewunken. Bis sich der letzte Schlagbaum öffnet dauert es zwar noch eine kleine Weile, Aber im Großen und Ganzen war es keine negative Grenzerfahrung.

13:30 Grenze rein
14:00 vorm Schlagbaum
14:30 raus aus Russland
14:45 Einreise Litauen fertig



Das was wir am Vormittag nach Osten gefahren sind, müssen wir jetzt alles wieder nach Westen, denn unser Tagesendziel ist: Klaipeda. Wären nicht so viele Grenzen durch den Krieg geschlossen, hätten wir über die kurische Nehrung direkt nach Klaipeda fahren können, so wurden aber aus 140km eine 370km-Fahrt. Zur Entschädigung beziehen wir ein tolles Appartement! Riesige Fenster im 15. Stock über der Stadt.



Klaipeda hieß früher Memel. Kennt man vielleicht von den Versen „von der Maas bis an die Memel…“ Allerdings hat die Stadt auch noch angenehmere musikalische Anknüpfungspunkte. Auf dem Marktplatz befindet sich der Simon-Dach-Brunnen. Der war ein Dichter der Barockzeit, von dem das Lied „Ännchen von Tharau“ stammt, die den Brunnen übrigens auch ziert. Dieses Ännchen war auch eine reale Person im 17. Jh., die von einigen ostpreußischen Pfarrern zur mehrfachen Witwe gemacht wurde. Sie verbrachte ihren Lebensabend übrigens in Insterburg.



Auch eine zweite spannende Statue entdecken wir: den motorradfahrenden Antanas Poška. Er war ein litauischer Anthropologe, der nach Indien reiste, im Holocaust drei Juden versteckte und später im Gulag landete, weil er sich weigerte, Bücher zu vernichten, die dem Sowjetregime nicht genehm waren. 1928 war er der erste Litauer, der die Ostsee auf dem Motorrad umrundet hat.
https://en.wikipedia.org/wiki/Antanas_Po%C5%A1ka

Unseren Stadtrundgang schließen wir mit der Memelburg im Hafen ab. Von der alten Ordensburg sieht man aktuell nicht viel mehr als die Wallanlagen. Im 19. Jh. wurden die schon verfallenen Reste abgetragen. Allerdings finden aktuell Arbeiten zur Rekonstruktion der Anlage statt. Ganz in der Nähe steigt eine dunkle Gestalt aus dem Wasser: Der schwarze Mann zu Memel.
Abendessen gibt’s dann deftig litauisch und dazu Kwas.








Dienstag, 26.03.2024
Große Verwunderung beim Aufstehen: hab ich jetzt Milchglasscheiben? Die Wolken hängen so tief, dass ich in der dicken Suppe sitze und beim Frühstück keinen Ausblick habe. Trotzdem fahren wir gleich zur Fähre, denn wenn wir schonmal hier sind, müssen wir auch auf die Kurische Nehrung. Dieser schmale Küstenstreifen trennt das Kurische Haff von der Ostsee, verschwindet aber aktuell im tiefsten Nebel, der uns auch noch eine Weile begleiten wird. Wie schon gesagt, hätten wir eigentlich auch von Kaliningrad aus direkt über die Nehrung nach Klaipeda fahren können, aber der Mini-Grenzübergang ist ja nun geschlossen.
Kurz vor der Grenze machen wir einen kurzen Spaziergang zur Osteeseite. Bemooster Waldboden, Weidenkätzchen und herrlicher Sandstrand. Und auch die Sonne kämpft sich immer mehr durch die Schwaden.



Die eindrucksvolle Dünenlandschaft hat Anfang es 20. Jh. zahlreiche Künstler gezogen, die in Nidda eine Künstlerkolonie gründeten. 1929 entdeckte schließlich auch Thomas Mann das kleine Paradies für sich und ließ sich auf dem Schwiegermutterberg ein Ferienhaus errichten, in dem er die Sommer bis 1932 verbrachte. Dann erreichte der Nationasozialismus auch Nidden. Bei seinem letzten Besuch bekam er ein Paket mit einem angekokelten Exemplar der „Buddenbrooks“, für das er ja den Nobelpreis erhalten hatte. Danach kam er nie wieder nach Nidda und das Haus wurde von Hermann Göring beschlagnahmt. Heute ist es das meistbesuchte Museum Litauens.



Die Gegend liegt noch ein bisschen im Winterschlaf. Wenn die Saison erst los geht, tummeln sich hier mit Sicherheit die Besucher.
Aber es gibt natürlich nicht nur Intellektuelle hier. Auch Naturfreunde kommen auf ihre Kosten. Auf der Kurischen Nehrung befindet sich eine der größten Dünen Europas. Man spricht auch von der Baltischen Sahara. Mit ihren über 50m Höhe ist sie auch wirklich beeindruckend, auch wenn wir auf der Haffseite nicht mehr viel sehen, da der Nebel noch immer nicht aus der Senke abgezogen ist. Früher ist die Düne rund ums Haff gewandert und hat etliche Ortschaften unter sich begraben. Im 19. Jh. gelang es, die Wanderung zu stoppen, seitdem ist es eine „tote“ Düne. Beim Weiterfahren veranlasse ich M. allerdings zu einer scharfen Bremsung, mich hat am Wegesrand was Rotes angeleuchtet. Und so können wir einen Fuchs beim Morgenmahl beobachten.





Jetzt verlassen wir die Küste allerdings wieder. Die Route ist leider ein kleiner Zickzackkurs, mal gibt’s hier was zu sehen, mal dort. Die Grenzen machen es nicht einfacher. Auch entscheiden wir uns während der Fahrt einen Punkt aus der Liste zu streichen, da ich da doch etwas zu ambitioniert war bei der Planung. So wird euch das lettische Kuldiga entgehen, eine hübsche Kleinstadt mit dem breitesten Wasserfall Europas. Das muss ich ein andermal noch nachholen. Aber ich schweife ab…

Jetzt nach der Nehrung steuern wir erst einmal Šiauliai an, wo sich der Berg der Kreuze befindet. Es gibt einige Legenden über die Entstehung dieser beeindruckenden Sehenswürdigkeit: Engel, die einem verzweifelten Vater die Heilung des todkranken Kindes beim Aufstellen eines Kreuzes versprochen haben, oder einem Fürsten, dass er einen Rechtsstreit gewinnt… Aber was auch immer stimmen mag, der Hügel der Kreuze ist ein Symbol für Widerstand und Unabhängigkeit und war schon im Mittelalter ein Wallfahrts- und Opferort.

Als Litauen im 19. Jh. Teil des russischen Zarenreichs war, kam es in den 1830er und 1860er Jahren zu Rebellionen und Freiheitskämpfen. Die wurden blutig niedergeschlagen, woraufhin die Litauer hier den Opfern gedachten, die verschleppt wurden und über deren Verbleib niemand Bescheid wusste.

Als die Sowjetunion 1940 erneut Litauen besetzt, sowie später 1945-53 wurden wieder über 100.000 Litauer nach Sibirien deportiert und kaum noch Kreuze aufgestellt. Erst nach Stalins Tod erinnerten Rückkehrer mit neuen Kreuzen an die im Gulag verstorbenen. Die politische Symbolik passte den Sowjets natürlich nicht, weswegen sie in den folgenden Jahren das Gelände mehrmals mit schwerem Gerät dem Erdboden gleich machten. Allerdings erfolglos. 1990 sollen schon wieder 40.000 Kreuze hier gestanden haben. Bei 50.000 hat man später zu zählen aufgehört.



Bei der nächsten Grenze ist kein Stempel nötig, keine Zollerklärung, kein Propusk… Nur ein Storch bewacht die verfallenden Abfertigungsanlagen. Schengen ist schon schön. Und so steuern wir nun in Lettland Schloss Rundāle an. Das „baltische Versailles“ liegt noch halb im Winterschlaf. Für eine Innenbesichtigung sind wir zu spät dran, aber wir gehen einmal kurz durch den Barockpark. Die Rosenbeete sind noch alle eingepackt.



Auf der Reise werde ich noch sehr, sehr, seeeehr viele Störche sehen. Und auch andere Zugvögel kehren gerade aus dem Süden heim.



Jetzt steuern wir nicht das schon erwähnte Kuldiga an, sondern fahren gleich weiter nach Norden. In Bauska finden wir ein paar Ostereier und ein leckeres Abendessen in der „Taverna“. Außen unscheinbar, innen gemütlich und Riesenportionen! Außerdem hat auch dieser Ort mit einer interessanten Geschichte aufzuwarten: im 19. Jh. war Bauska ein Zentrum des jüdischen Lebens in Litauen. 1915 wurde allerdings ein Großteil der Einwohner deportiert. Die, die bis 1935 zurückkehren konnten, wurden im 2. Weltkrieg von den Russen erneut nach Sibirien verschleppt, bzw. von den Nazis ermordet. Ich entdecke noch ein jüdisches Ritualschlachthaus und den Gedenkstein an der ehemaligen Synagoge. Diese war übrigens die Wirkungsstätte des späteren ersten Hauptrabbiners im neugegründeten Staat Israel.



Mittlerweile ist es dunkel, aber vor uns glühen schon die Lichter der Großstadt. Unser Hotel in Riga liegt mitten in der Altstadt. Glücklicherweise hat es einen eigenen Parkplatz, die öffentlichen Tarife sind mehr als happig: 5€ die erste Stunde und jede weitere 8€.


Mittwoch, 27.03.2024

Das Frühstück im Hotel ist grandios. Viel frischer Fisch, eingelegtes und Salate. So starten wir gut gestärkt in den Tag und treffen gleich vor der Petrikirche unsere Stadtführung. Mit der free walking tour geht es kreuz und quer durchs Zentrum, mit vielen interessanten Geschichten und unerwarteten Anekdoten. So trifft man jährlich verkleidete Personen, die hier Sherlock Holmes‘ Geburtstag feiern, da eine sehr bekannte sowjetische Verfilmung in Riga gedreht wurde. Das geht natürlich alles sehr schnell, deswegen besuchen wir viele Punkte im Anschluss noch einmal separat.

Ich bin sehr überrascht über die Stadt. 1999 war ich schon einmal hier und hatte damals den Eindruck, dass alles noch sehr kaputt war und unter einem grauen Schleier lag. In den letzten 20 Jahren hat sich viel getan!
Nachdem die Tour beendet ist, ziehen wir noch einmal los und erkunden zuerst die Petrikirche. Sie wurde 1209 erstmals erwähnt und war früher das Gotteshaus der deutschen lutherischen Gemeinde, bis diese 1939 umgesiedelt wurde. Im zweiten Weltkrieg zerstört und später wieder aufgebaut, war die Kirche zeitweise Museum, ist nun aber wieder geweiht. Wir besteigen den Turm, von dem wir einen großartigen Blick über die Altstadt haben. Allerdings bläst uns der Wind ganz schön um die Ohren - da muss ich dann doch noch auf die dicke Winterjacke umsteigen. Nett ist auch, dass wir hinter der Kirche die Bremer Stadtmusikanten finden. Die sind ein Geschenk der Partnerstadt Rigas und stecken voller Symbolik. Die vier Tiere durchbrechen nämlich gemeinsam den Eisernen Vorhang.






Gleich um die Ecke finden wir ein Wahrzeichen Rigas: das Schwarzhäupterhaus. Dies war eine Bruderschaft für unverheiratete Kaufleute in Lettland und Estland. So alt, wie es aussieht, ist das Haus allerdings nicht. Heute steht ein 1999 fertiggestellter Nachbau auf dem Platz, der seit der Zerstörung im zweiten Weltkrieg eigentlich leer war. Auch in Tallinn gibt es übrigens ein Schwarzhäupterhaus. Auf dem Platz davor befindet sich außerdem ein kleines Denkmal für den angeblich ersten öffentlichen Weihnachtsbaum aus dem Jahr 1510.



Nun wirds Zeit für einen Kaffee… der Wind lässt nach und es lässt sich sogar ganz gemütlich draußen sitzen. Ganz in der Nähe ist der Rigaer Dom. Auf eine kostenpflichtige Besichtigung verzichten wir, da wir das tägliche Orgelspiel auf der einst weltgrößten Orgel ohnehin schon verpasst hatten.
Das Zentrum von Riga ist nicht mehr so mittelalterlich geprägt, wie etwa Tallinn, aber ein paar Bauten aus der Hansezeit haben sich erhalten, bzw. wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut, wie etwa die „drei Brüder“ aus dem 15. Jh.




Und so kommen wir bei unserem Stadtrundgang an den Rand der Altstadt. Lettland als Nation hatte es nicht leicht. Deutscher Orden, Polen-Litauen, Russland… immer hatten andere das Sagen, bis nach dem ersten Weltkrieg endlich die Unabhängigkeit erreicht wurde. Im Gedenken daran wurde in den 1930er Jahren ein Denkmal errichtet, das sogar die Sowjetzeit überstanden hat. Allerdings zieht das Denkmal trotz der für die Letten positiven Symbolik auch die falschen Menschen an. Jedes Jahr organisiert der Veteranenverein der ehemaligen Lettischen SS-Verbände den „Marsch der Legionäre“. Erst seit 2014 nehmen aufgrund internationalen Drucks keine Regierungsvertreter mehr teil.



Bevor wir wieder zum Hotel abbiegen, erreichen wir hinterm Bahnhof einige große Hallen. Dies ist der Riga Zentralmarkt, der größte in Lettland. Bei seiner Errichtung galt er gar als größter und modernster Markt Europas. Die Hallen sind ehemalige Zeppelinhangar, die sich ursprünglich an der litauisch-lettischen Grenze befunden haben und von der deutschen Marine im Ersten Weltkrieg genutzt wurden. Die Stadt hat die Hallen gekauft und in Riga neu errichten lassen. Wir schlendern ein wenig über den Markt und finden auch ein paar Souvenirs.



Und weil wir jetzt langsam Fußfaul sind, nehmen wir für den nächsten Punkt im Plan das Auto. Als Riga noch Teil Russlands war, ist es zu einer der größten Städte des Zarenreiches aufgestiegen. Wirtschaftswachstum und Aufschwung führen zu einer regen Bautätigkeit Anfang des 20. Jh. - und das hauptsächlich im Jugendstil. Es gibt weltweit keine andere Stadt mit einer größten Anzahl an Jugendstilbauten, als Riga.

Besonders beeindruckend ist die Gegend um die Alberta iela (Albert Straße).
Hier besuchen wir auch das Jugendstil Museum mit einer kleinen Ausstellung, Kostümierung und einer schicken Wohnung. Schade, dass man heute nicht mehr so baut.



Nun meldet sich aber doch langsam der Hunger. Nachdem unsere beiden ersten Anläufe scheitern, sitzen wir nun im Gasthaus „alte Traditionen“, dass ich als ein russisches Lokal entpuppt. Schwermütige Musik, der russische Bär an der Wand und noch bevor das Essen kommt, gibt es einen Wodka aufs Haus. Das Essen ist fischig und lecker. Forschmak (eine Art Heringspastete), mit fischgefüllte Vareniki, Salat und gebackene Fischtaler mit Kaviar.



Nach dem guten Essen geht es noch einmal auf die Brücke für ein Foto, doch so schön Riga ist, gibt die historische Skyline nachts nicht so viel her. Zu dunkel.



Kaamos

« Antwort #2 am: 18. April 2024, 21:54 »
Donnerstag, 28.03.2024

Noch einmal wird gut gefrühstückt und der Wasservorrat im Supermarkt aufgefüllt. Früher als Kind hat es mich ja immer genervt, wenn wir im Familiencampingurlaub irgendwo einkaufen gehen mussten. Wertvolle Strandzeit geht verloren. Heute versteh ich es, ich stöbere gern mal durch das fremde Sortiment. Selbst wenn die Wasserflasche nur ein anderes Etikett hat.

Ein paar Runden drehen wir noch über Rigas Brücken (die Verkehrsführung kann verwirrend sein, wenn man nicht aufpasst, häufig muss man an der gewünschten Linksabbiegung vorbeifahren, einen U-Turn hinlegen und danach rechts abbiegen). Schließlich sind wir aber doch auf dem Weg nach Norden. Wir erreichen schon bald die Ostsee und fahren recht zügig durch endlose Kiefernwälder.
Plötzlich überholen wir jemanden auf einer Kanonenkugel. Tatsächlich: Baron Münchhausen fliegt an uns vorbei.
Der war einige Zeit in Riga stationiert und hat öfters einen befreundeten Landadeligen in Dunte besucht. Im hiesigen Gasthof soll er mit seiner Geschichtenerzählerei begonnen haben.
Dabei hat er auch gleich die Tochter seines Freundes geehelicht und mit ihr 46 glückliche Jahre verlebt. Heute gibt’s dort ein kleines Museum, an dem wir aber nur vorbeirauschen. Genauso schnell geht’s auch an der lettisch-estnischen Grenze – nicht weiter erwähnenswert.



Interessant wird’s dann wieder beim Vormittagskaffee in Pärnu. Hier wurde am 23.02.1918 die estnische Unabhängigkeit ausgerufen. Zudem ist es die Sommerhauptstadt Estlands. Zum Beginn der Sommersaison übergibt der Bürgemeister von Tallinn die Hauptstadtrechte an Pärnu. Das kleine Zentrum ist recht hübsch. Einige Holzhäuser, eine nette Kirche… und Peter Gustav Fabergé, der hier geboren wurde. Der mit den Eiern war allerdings sein Sohn, Peter Carl Fabergé.



Als ich 2018 nach Nordkorea geflogen bin, ging es über Helsinki. Da war am 01.04. die Ostsee noch zugefroren. Jetzt wird es aber immer wärmer, doch mit mittlerweile 14°C hatte ich nicht gerechnet. Die Eisüberwachung (https://www.bsis-ice.de) hatte zumindest für die Region um die estnischen Inseln herum noch eine Eisdecke angezeigt, aber die ist bei dem Wetter auch hier schon aufgebrochen. Immerhin treiben noch ein paar Schollen im Hafen von Virtsu. Zeit genug zum Beobachten haben wir - die Fähre ist uns gerade vor der Nase weg gefahren.
Im herrlichsten Sonnenschein setzen wir dann auf die Insel Ösel, die viertgrößte in der Ostsee, über. Oder wie der Sachse auf estnisch fragen würde: „Saaremaa, wie heißdn die Insel?“



Hier kann man sich sicher auch lange die Zeit vertun, im Sommer bestimmt auch schön Fahrrad fahren. Aber für so etwas braucht man ja Zeit… Außerdem ist jetzt noch alles, trotz der steigenden Temperaturen, kahl und winterlich braun, Sumpf und Tümpel sind noch gefroren.
Hier auf Saaremaa ging im heutigen Ort Kaali vor etwa 4000 Jahren ein Meteorit runter, dessen Einschlagskrater noch gut zu sehen ist. Der aufgeworfene Erdwall ist 16 Meter hoch und hat einen Durchmesser von knapp 110 Metern. Berichte über das Ereignis gibt es in finnischen und skandinavischen Überlieferungen, die sogar im antiken Griechenland bekannt gewesen sind.



Hauptort der Insel ist Kuressaare (dt.: Arensburg). Hier befindet sich die Bischofsburg des ehemaligen Bistums Ösel-Wiek, dass die estnischen Inseln und den Westteil des estnischen Festlandes umfasst hat. Später war die Insel Dänisch, schwedisch und schließlich russisch. Wir haben Glück, die Sonne kommt raus. So macht der Spaziergang um das alte Gemäuer herum Spaß. Das Restaurant, was wir uns ausgeguckt hatten, war allerdings noch geschlossen, also fahren wir nach einem kurzen Bummel durch die kleine Altstadt doch schon zurück zum Hafen.



Unterwegs sehen wir sehr viele Angler. Sie stehen dicht an dicht… am Karfreitag soll scheinbar überall Fisch auf dem Tisch stehen.
Zurück am Hafen von Kuivastu ereilt uns das gleiche Schicksal, wie zuvor: die Fähre fährt uns vor der Nase weg. Aber da wir ohnehin jene 25 Minuten später geplant hatten, ist das nicht so schlimm. Auf dem Schiff bedienen wir uns dann am Buffet. Es gibt Scholle vor dem Fenster und Soljanka auf dem Tisch.



Im Rennen gegen den Sonnenuntergang schaffen wir es gerade noch so bei Tageslicht nach Haapsalu mit seinem ehemaligen Bahnhof. Aktuell ist die Strecke außer Betrieb, aber es gibt Pläne, sie zu reaktivieren. Haapsalu ist seit der Zarenzeit ein beliebter Kurort den auch die Romanows zu schätzen wussten. Für eine standesgemäße Anreise braucht man ein passendes Gebäude und so entstand 1907 der damals längste überdachte Bahnsteig Europas (214m). Auch ein paar alte Loks stehen noch rum, auf denen es sich gut rumklettern lässt…
Direkt im hübschen Zentrum beziehen wir das nagelneue Old Town Appartement. Wahrscheinlich wird das Häuschen jetzt erst einmal vermietet, um den Kaufpreis wieder rein zu holen. Bevor wir uns jedoch einen Schlummertrunk auf der Terrasse genehmigen, ziehe ich noch einmal im Dunkeln los, um mir einen Überblick über den Ort zu verschaffen.



Im Zentrum thront eine schicke Ruine. Bevor er Kuresaare zum neuen Hauptsitz auserkoren hatte, residierte der Bischof von Ösel-Wiek hier in Haapsalu. Heute ist seine Burg eine Ruine. Bis zur Promenade ist es auch nicht weit. Die macht aber bei Helligkeit sicher etwas mehr her. Außerdem wurde in Haapsalu 1813 das welterste Denkmal für Schiller errichtet. Mittlerweile steht es allerdings im Museum, da kommen wir diesmal nicht hin.




Freitag, 29.03.2024
Des Nachts ist schon eine große Regenfront über uns drüber gezogen und heute morgen spüren wir noch die Ausläufer mit mal mehr und mal weniger starkem Niesel.
Trotzdem gehen wir noch einmal vor die Tür und besehen uns Haapsalu bei Tageslicht. Es gefällt uns ausgesprochen gut mit den Holzhäusern und der Uferpromenade, wo wir eine Bank in Gedenken an Tschaikowski entdecken, der hier auch an einigen Werken gearbeitet hat, u.a. an den „Erinnerungen an Haapsalu“

https://www.youtube.com/watch?v=0jbRcYeDkCc

Von hier stammt übrigens auch die Illustratorin der Astrid-Lindgren-Bücher. Bullerbü ist von Haapsalu inspiriert.






Kurz nach Haapsalu befand sich seit dem 16. Jh. der Herrensitz der deutschbaltischen Familie der Barone von Ungern-Sternberg, bis sie im Zuge der estnischen Unabhängigkeit 1919 enteignet wurden.

Mystisch taucht die Ruine vor uns im Nebel auf. Sie stammt aber erst aus der Zeit der Jahrhundertwende. Der damalige Schlossherr soll sich bei einem Besuch auf Schloss Merseburg bei Halle in die Tochter des Schlossherrn verliebt haben. Die hing aber an ihrem elterlichen Schloss und erklärte sich erst bereit, mit Ewald Adam Gustav Paul Constantin von Ungern-Sternberg ins Baltikum zu ziehen, als er versprach, ein identisches Schloss in Estland zu errichten.
Leider verstarb der Bauherr noch vor Fertigstellung bei einer Reise nach St. Petersburg im Alter von 45 Jahren und die Arbeiten stoppten noch im Rohbau.

Später errichteten die Sowjets daneben einen Militärflugplatz und nutzten die Schlossruine als Steinbruch. Glücklicherweise konnte der komplette Abbruch verhindert werden.
Ein weiterer Spross der Familie, Roman von Ungern-Sternberg, auch als blutiger Baron bekannt, hatte sich im Zuge der Wirren nach der Oktoberrevolution in der Mongolei zum Khan ausrufen lassen und wollte in China das Kaiserreich der Qing wiedererrichten.



Das Wetter wird heute nicht besser… Niesel und Wolken begleiten uns bis Tallinn. Direkt am Rand der Altstadt beziehen wir unser Appartment mit wenig Vertrauen erweckendem Fahrstuhl. Die Wohnung selbst ist aber überraschend gut renoviert. Zwar liegt sie gleich gegenüber eines Nachtclubs, aber die Tallinner stehen so diszipliniert Schlange und isolieren ihre Clubs so gut, dass kein Ton durch das geöffnete Fenster dringt.
Das Auto parken wir aber noch um, bevor wir uns ins Zentrum machen. 6€ die Stunde ist schon etwas happig.
Trotz Niesel geht es jetzt in die Stadt.

Tallinn humpelt. Der Domberg ist über zwei Straßen mit der Unterstadt verbunden, einer steilen Treppe, dem kurzen Bein, und einer breiteren Straße fürs Gefährt, dem langen Bein. Übers kurze Bein besteigen wir den Domberg und schauen in die Alexander Newski Kathedrale. Bei Weihrauchschwaden sind die Popen gerade beim Gottesdienst. Allerdings ist es keine Karfreitagsfeier. Die Kathedrale untersteht der estnisch orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und das feiert dieses Jahr erst Anfang Mai Ostern. (Es gibt auch eine des estn.-orth. Kirche des Konstantinopler P., die hat wieder andere Daten).





Da das nun schon mein vierter Besuch in Tallinn ist (es lohnt sich immer wieder), spare ich mir ausführlichere Beschreibungen.
Im Dom läuft gerade ein Orgelkonzert. Allerdings sparen wir uns den Eintritt, und schauen nur mal hinter der Barriere ins Kirchenschiff. Bei meinem letzten Besuch habe ich alles intensiver erkundet, da müsst ihr jetzt leider verzichten. Außerdem gibt es noch viel mehr zu sehen und am Abend haben wir einen Termin. Also werden wir noch einen Blick über die Dächer der Altstadt und gehen über das lange Bein in die Unterstadt.

Wie schon vor anderthalb Jahren ist die Straße vor der russischen Botschaft voll mit Protestplakaten gegen den Krieg in der Ukraine. neu hinzugekommen ist ein Gedenkort für Alexej Nawalny.



Nur einen Steinwurf weiter kommen wir dann am tallinner Schwarzhäupterhaus vorbei, sowie am Gebäudeensemble der drei Schwestern. In Riga gab es ja die drei Brüder. Vor der dicken Margarethe, einem Turm der Stadtbefestigung, in dem jetzt das sehenswerte Schifffahrtsmuseum untergebracht ist, befindet sich ein Denkmal für den Untergang der Estonia 1994.



Die Ratsapotheke, die älteste Europas, 325 Jahre im Besitz der selben Familie, ist heute geschlossen. Aber da Marzipan ja einst auch als Heilmittel galt, ist es nicht ganz unpassend, dass wir uns stattdessen im Maiasmokk aufwärmen, dem ältesten noch in Betrieb befindlichen Café Estlands, das sich auch in der Marzipanproduktion sehr hervorgetan hat.


Manche mögen sagen, es ist langweilig, immer ins gleiche Restaurant zu gehen, viel zu wenig Abwechslung.

Aber wenn man nach Tallinn kommt, MUSS man in die Olde Hansa! Das ist nun schon mein drittes Mal nach 2010 und 2022. Mit M. zusammen speise ich da „Grand Chef‘s Feast“, einmal querbeet durch die ganze Küche, inklusive Handwaschung vorneweg.
Zum Schluss können wir nach Hause rollen.

https://www.oldehansa.ee/wp-content/uploads/Grand-Chef-feast.pdf

THE APPETIZERS
French Royal Duck Poultry Liver Paté with Lovely Onion Jam
Fine Salmon from the Fisher Folk of Andalusia
London merchant´s saffron pickles
Earl’s Pickled Cucumbers Livonian-Style
Olive Berries from a Highly Blessed Tree
Rye Bread with Lard
Nutty Herb Bread
Castle’s Fresh Cheese
Oven-baked Herb and Juniper Cheese

THE MAIN COURSES
Game Sausages made of Bear, Wild Boar, and Elk, Favourite of the Honourable Cook Frederic
Slow-cooked veal cheek served in green pepper sauce
Grilled Salmon in forrest mushroom sauce
Grand Leg of Venice Duck in Saffron sauce (stewed in goose grease)
– all served with –

Buckwheat with Saffron
Ginger Turnips
Smoked baked sauerkraut
Oriental Lentils

DESSERT
Rose Pudding, A Savoury and Velvety Delight of the Nobility.







Kaamos

« Antwort #3 am: 18. April 2024, 22:02 »
Samstag, 30.03.2024

Von der Disco ungestört, starten wir am nächsten Morgen ausgeruht. Wir fahren noch am Tallinna Humanitaargümnaasium vorbei. Hier hat mein Opa während seiner Kriegsgefangenschaft ein Treppengeländer geschmiedet, das immer noch existiert. Anfang der 2000er habe ich es schon besucht. Das Kriegsgefangenenlager befand sich in der Straße Katusepapi. Ein paar alte Holzhäuser stehen noch, die Opa bestimmt schon gesehen hat. Aber daneben sind schon viele Neubauten entstanden. Durch die Nähe zum Flughafen boomt die Gegend.




Nun war ich bei der Planung ein bisschen übermütig geworden. Wenn wir schon Kaliningrad machen, warum dann nicht auch noch einen Schlenker nach „Festlands“-Russland? Ursprünglich wollte ich nun über Narva/Iwangorod via Pskov runter nach Lettland. Aber seit ein paar Wochen wird die Grenzbrücke saniert und der Übergang ist für Fahrzeuge geschlossen. Also werden wir es ein bisschen weiter im Süden probieren. Das passt auch insofern ganz gut, als dass wir nun doch nach Tartu fahren können.

Unterwegs fahren wir dem Regen hinterher. Gott sei Dank ist er ein wenig schneller als wir, sodass wir die Sonne schon riechen können. Tartu ist trocken und warm, da reicht schon das dünne Jäckchen. Zu allererst besuchen wir Oscar Wilde. Der war hier nie, muss aber für ein Wortspiel herhalten, denn sein Zeitgenosse und Schriftstellerkollege Eduard Vilde stammt tatsächlich aus Estland.




Tartu ist mit knapp 1000 Jahren die älteste Stadt des Baltikums und kann zudem mit einer bedeutenden Universität aufwarten. Zusammen mit dem Salzkammergut und Bodo ist es dieses Jahr Kulturhauptstadt Europas. Ein paar kleine Veranstaltungen gibt es schon, aber der Großteil startet erst in der wärmeren Jahreszeit.
Wir spazieren über den schönen Marktplatz zu Cappucino und Kuchen. Ein großes Frühstück brauchen wir dank der Olden Hanse noch immer nicht. Während M. noch sitzen bleibt und sich um das Versenden ihrer Ostergrüße kümmert, erkunde ich noch ein paar Altstadtgassen, schaue kurz zum Gottesdienst in der vor sich hinbröckelnden Uspenski-Kathedrale und besteige den Domberg.









Der Domberg zu Tartu beherbergte früher eine der größten Festungen der heidnischen Esten. Später folgten eine Bischofsburg und schließlich die Kathedrale, eine der größten Kirchen Osteuropas. Nach der Reformation wurde der Dom dem Verfall preisgegeben, was die Kriege mit Schweden und Russland noch beschleunigten.

Hier finde ich ein Denkmal für Ernst von Bergmann. Der aus Riga stammende Chirurg lehrte an der Universität Tartu und später auch in Deutschland. Er ist einer der Mitbegründer der Hirnchirurgie, machte sich für die Einführung der Asepsis stark und hatte großen Einfluss auf die Kriegschirurgie. Nach ihm ist hier bei mir in Potsdam das Ernst-von-Bergmann-Klinikum benannt.



Aber wir wollen ja nicht hier verweilen, Pskov lockt in der Ferne. Deswegen sind wir, sogar noch ein bisschen vor dem Zeitplan, wieder auf der Straße. Und wir sind nicht die einzigen, die unterwegs sind. Über uns ziehen große Schwärme Zugvögel hinweg.



Südöstlich von Tartu könnte man übrigens auch ganz visafrei Russland betreten. Entlang der Grenze führt die Straße einige hundert Meter über russisches Gebiet. Wir halten uns aber ein bisschen weiter westlich auf der Hauptstraße, um zum offiziellen Grenzübergang zu gelangen. Das ist in Koidula etwas umständlich. Wir werden auf einen großen Wartebereich gelotst, wo wir uns im Büro anmelden müssen und 9€ Eintritt für die Grenze bezahlen. Dann bekomme ich einen Link, wo ich mir einen Warteschlangenplatz buchen kann… der nächste freie Termin: übermorgen 13:00. Die zweite Möglichkeit wäre 40km weiter zum Grenzübergang Luhamaa zu fahren, da ist die Schlange kürzer. Das Internetportal sagt: nur 16 Autos vor uns, Wartezeit 13 Stunden. Da fällt die Entscheidung leicht, das Kloster von Petschory und den Kreml in Pskov von der Wunschliste zu streichen. Da hatten wir in Königsberg wohl richtig Glück.

Die Ecke hatte ich auch aus familiengeschichtlichen Gründen mit ins Programm genommen. Zu DDR-Zeiten hatte mein Vater eine Brieffreundin in der Sowjetunion, die dann nach der Wende als Spätaussiedler zurück nach Deutschland gekommen ist. Deren Familie stammte ursprünglich aus der Gegend um Halle, wenn ich mich richtig erinnere. Irgendwann im 18. Jh. sind sie Richtung Odessa ausgewandert.
Der Kontakt zur Brieffreundin und Familie besteht noch und wir kennen ein bisschen was über deren Familiengeschichte. Das interessante ist, dass sich die Wege schon früher einmal fast gekreuzt zu haben scheinen.
Während des zweiten Weltkriegs war mein Uropa, da nicht fronttauglich als Schreibkraft hinter der Front in der Gegend unterwegs. Meine Mutter wertet gerade seine alten Tagebücher aus und vollzieht die Route nach. Er müsste durch das Dorf gekommen sein, wo die Uroma der Brieffreundin lebte. Damals haben die Ukrainedeutschen die Ankunft der Nazis bejubelt.
Mit dem Rückzug der Deutschen sind sie dann mit der Front mit gewandert, bis die Familie schließlich zu Kriegsende wieder in Halle gelandet ist. Dort wurden sie dann von den Russen einkassiert und zurück in die Sowjetunion gebracht - Zwangsumsiedlung nach Sibirien. In den 1980ern konnten sie dann so etwas wie einen Wohnungstausch machen und sind nach Tartu gezogen. Ich kenne alte Fotos aus unseren Alben, wo sie vorm Kloster in Petschory stehen.

Das Höhlenkloster von Petschory ist zum einen hübsch und zum anderen eines der wenigen Klöster Russlands, welche Zeit ihres Bestehens nie geschlossen wurden und auch die Sowjetzeit überdauert haben. Pskov wurde 903 erstmals erwähnt und ist eine der ältesten Städte Russlands. Es gibt einen sehenswerten Kreml und einige bedeutende Kirchen, deren Architektur seit 2019 auch UNESCO Weltkulturerbe ist. All das sehen wir nun aber nicht. Tja…






So langsam wird es richtig warm. In der Sonne schwitzt man schon fast hinter der Scheibe. Die Schneeberge am Straßenrand werden auch merklich kleiner und verschwinden nach dem Grenzübertritt nach Litauen schließlich ganz. Hier wird die Fahrt abenteuerlich. Durch die Region Lettgallen fahren wir teils über eine Piste durch den Wald. Dabei staunen wir nicht schlecht, als uns ein Auto aus Potsdam entgegenkommt.



Unser Ausweichziel für heute ist Rēzekne (Rositten). Das liegt am Kreuzungspunkt der alten Handelsstraßen von Warschau nach St. Petersburg und von Riga nach Moskau. Für uns schließt es die Tagesetappe gut ab und verkürzt unsere morgige Fahrt. Wir haben schon von der Grenze in Koidula aus fix ein B&B gebucht, sind dann aber vor Ort etwas „enttäusch“. Zum Glück ist es nur für eine Nacht.
Wir folgen nicht der Empfehlung unseres Gastgebers zum Döner, sondern schauen selbst noch einmal. Das, was wir finden ist für die Provinz hier unerwartet nobel. Im Restaurāns Mora schlemmen wir letgallische Gerichte zu gutem Osterwein. Nach dem Essen besuchen wir noch kurz die Geister bei der Ruine der örtlichen Ordensburg (die Wolkenburg) und schauen bei der „grünen Synagoge“ vorbei, der letzten von ehemals 12 Synagogen im Ort.





Kaamos

« Antwort #4 am: 18. April 2024, 22:05 »
Ostersonntag, 31.03.2024

Zum Frühstück gibt's belegte Brote und fürs Auto eine Wäsche. Lange hält es allerdings nicht vor, die nächste Piste kommt bald.
Wir erreichen Daugavpils, die zweitgrößte Stadt Lettlands zeitlich passend zur Messe.
In ihrer Geschichte hatte die Stadt schon viele Herren: Letten, Litauer, Russen, Polen, Schweden, Sachsen, wieder die Russen... Dementsprechend viele Konfessionen haben hier gebaut. Wir sehen unter anderem eine katholische, eine evangelische, eine orthodoxe und eine Kirche der Altgläubigen. Es gibt aber noch deutlich mehr. In einem Umkreis von 500m habe ich nicht weniger als neun Kirchen gezählt. Und alle sind gut besucht. Für einige ist ja Ostersonntag. Fotos von drinnen sind aber kaum möglich. Die Babuschkas am Eingang gucken streng.


(Noch einmal die grüne Synagoge in Rezekne)



Seit Ende des 19. Jh. hat das Zarenreich und nach 1945 die Sowjetunion eine starke Russifizierungspolitik betrieben. Heute ist Daugavpils in der EU die Stadt mit dem größten russischsprachigen Bevölkerungsanteil.

Da Daugavpils im Laufe der Geschichte so stark umkämpft war, liegt es auch nahe, dass es hier eine Festung gibt. Dort fahren wir auch noch einmal durch und stellen fest, dass sich hier das Mark-Rothko-Museum befindet. Der später in die USA emigrierte Maler stammt aus Daugavpils.



Beim Durchklicken der Karte sehen wir, dass es in der Nähe ein fotogenes Dreiländereck gibt. Da sollten wir doch mal vorbeifahren! Auf dem Weg dorthin geht's wieder ein paar Kilometer auf die Piste. Doch irgendwann ist der Weg so holprig und ausgefahren, dass wir uns entscheiden umzukehren. Eine Minute später sehen wir auch schon das Blaulicht hinter uns.

Die Polizei fragt erst sich und dann uns, was wir hier im Nirgendwo wollen. Die rufen dann den Grenzschutz und wir kommen so langsam ins Schwitzen. Aber nicht wegen der Situation, sondern weil es mittlerweile 24°C sind. Die Beamten sind sehr nett. Es dauert eine Weile und wir kommen ins Gespräch. Sie erzählen, dass zahlreiche Elche und Wildschweine in der Nähe unterwegs sind. Leider lässt sich keiner blicken.

Auch der Grenzschutz ist sehr nett und entschuldigt sich noch, dass wir jetzt den Stress mit den Formularen und Anhörungsbögen haben. Es wird wohl eine Verwarnung geben, aber wir dürfen weiterfahren. Wir hatten halt nicht bedacht, dass Belarus immer wieder illegale Migranten über die Grenze schleust. Da ist man hier nun etwas wachsamer.




Ein paar Kilometer weiter nehmen wir dann die offizielle Grenze und sind nun wieder in Litauen und wir fahren und fahren… weite Wälder, holprige Straßen, viele Störche und österlich dekorierte Dörfer…
Wir kommen u.a. am Städtchen Ignalina vorbei. Früher gab es hier ein Atomkraftwerk vom Typ Tschernobyl. Beim Hochfahren waren es die stärksten Reaktoren der Welt. Allerdings auch die gefährlichsten. Die Inbetriebnahme war politisch festgelegt, obwohl der Bau noch nicht wirklich fertig war. U.a. die Raumbeleuchtung hat gefehlt, sodass sie Wartung mit Taschenlampen durchgeführt wurde. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion war Litauen Dank des Kraftwerks das Land mit dem höchsten Anteil an Atomstrom weltweit (ca. 88%). Eine Voraussetzung für den EU-Beitritt Litauens war, das Kraftwerk Ignalina abzuschalten.



Tja, wer nun glaubt, wir sind die ganze Zeit in Osteuropa unterwegs, der irrt gewaltig. Wir sind gerade einmal erst in der Mitte Europas angekommen. Es gibt es eine ganze Reihe Orte, die sich mit diesem Titel schmückt. Manche sagen bei Dresden, in der Slowakei, der Ukraine, Ungarn, Tschechien oder Belarus. 1989 hat das französische Institut géographique national den Flächenschwerpunkt Europas etwas nördlich von Vilnius berechnet. Dabei begrenzen sie Europa mit Spitzbergen im Norden, den Kanaren im Süden, den Azoren im Westen und dem Uralgebirge im Osten.



Kurz darauf erreichen wir nun auch Vilnius, die litauische Hauptstadt. Unser Appartement liegt mitten in der Altstadt. Dass hier ein eigener, kostenfreier Parkplatz dabei ist, grenzt schon fast an Luxus.
Es ist noch immer angenehm warm, keine Jacken nötig. Was für eine Wohltat nach dem Wetter der letzten Tage. Wir starten unseren Nachmittagsspaziergang im Stadtteil Užupis. Der war früher hauptsächlich jüdisch besiedelt, was sich im II. Weltkrieg ja leider änderte. Bis dahin war Vilnius eine der größten jüdischen Städte überhaupt. Die Sowjets zerstörten später auch den jüdischen Friedhof. Danach verkam das Viertel immer mehr und wurde zum am meisten vernachlässigten Stadtteil von Vilnius. Hausbesetzer, Kriminelle, Obdachlose und Prostituierte übernahmen die Häuser. Nach der Unabhängigkeit Litauens 1990 wandelte Užupis sich zum Künstlerviertel, quasi ein litauisches Montmartre und erklärte seinerseits die Unabhängigkeit von Litauen. Wir lassen den Pass abstempeln, lesen die Verfassung und posieren mit einer fetten Katze, dem Maskottchen der Republik.





Wahrscheinlich ist es nicht nur für uns der erste richtig warme Tag. Auch halb Vilnius scheint auf den Beinen zu sein, um die Wärme im Bernhardiner-Park zu genießen. Gleich um die Ecke besteigen wir den Gediminas-Hügel, auf dem sich die Reste der Oberen Burg von Vilnius befinden. Vom Gediminas-Turm, dem letzten Überbleibsel der Burg, breitet sich ein großartiges Panorama vor uns aus. Der Turm ist benannt nach Gediminas, Großfürst von Litauen (1275-1341). Er selbst sah sich als König der Litauer und Ruthenen. Nach einer Zeit der Wirren war er wieder ein mächtiger Führer, der zahlreiche Gebiete unter seine Kontrolle brachte. U.a. Das Kiewer Rus wurde zum Protektorat Litauens.








Am Fuß des Burgbergs steht der zweite große Herrscher Litauens vor dem Nationalmuseum: erst Fürst, dann Großfürst und schließlich sogar König Mindaugas (1203-1263). Er war es, der die fünf Fürstentümer Litauens zu einem Staat einte. Sein angenommener Krönungstag ist heute offizieller Feiertag in Litauen.

Gleich daneben ist die Kathedrale St. Stanislaus. Sie ist die älteste Kirche auf litauischem Gebiet. Sie wurde wohl schon von Mindaugas errichtet, der sich aus politischen Gründen 1251 hat taufen lassen, die tatsächliche Christianisierung Litauens erfolgte jedoch erst über 100 Jahre später.



Abendessen gibt’s später im Etno Dwaras. Da haben wir schon in Klaipeda gegessen und es war heute genauso gut, wie beim letzten Mal.



Kaamos

« Antwort #5 am: 18. April 2024, 22:06 »
Jetzt schiebe ich mal ein kurzes Intermezzo ein...
Durch die Besondere Lage von Kaliningrad und natürlich durch die mit dem Zarenreich und der Sowjetunion verbundenen Geschichte, haben die Baltischen Länder ein ganz "spezielles" Verhältnis mit Russland und fühlen sich in besonderem Maße bedroht. Entsprechend groß ist die Sympathie und Unterstützung der Ukraine. Das zeigt sich u.a. im Straßenbild mit vielen Flaggen. Besonders ausgeprägt ist das hier in Vilnius, da man direktes Transitland von Kaliningrad nach Russland (via Belarus) ist. Zudem ist die Suwałki-Lücke die einzige Landverbindung des Baltikums mit der Nato, welche die drei als großen Schutz empfinden. In der Stadt sind auch noch viele Dekorationen und Informationsinstallationen zum Natogipfel, der letztes Jahr hier stattfand, sowie zum diesjährigen Natogeburtstag.
Vom Fernsehturm hing bei unserer gestrigen Ankunft eine riesige Natoflagge (mindestens 15x25m).



Das "Vilnius ♥️ Ukraina" ist auf jedem Bus in Vilnius und wird abwechselnd zum Fahrtziel eingeblendet.

Kaamos

« Antwort #6 am: 18. April 2024, 22:07 »
Ostermontag, 01.04.2024

Ab heute sind wir nicht mehr zu zweit, sondern zu viert. Eine Arbeitskollegin (die, mit der ich schon mit Erasmus unterwegs war) hat Fernweh und kommt uns aus Potsdam besuchen. Ryanair fliegt für obszöne 15€ nach Vilnius. Wir holen sie und eins ihrer vier Kinder vom Flughafen ab. Der ist sehr schön und wirkt eher wie ein Bahnhof. Er stammt aus den 1950er Jahren. Nachdem das erste Café noch geschlossen hatte, stolpern wir neben dem Museum für moderne Kunst über ein paar große Muränen, sowie über eine nette Keksbäckerei. Da gibt’s doch bestimmt einen Kaffee und was Süßes zum Frühstück… Auch Leonard Cohen steht hier rum. Seine Familie hat litauische Wurzeln.

Eigentlich wollten wir jetzt noch in die Choral-Synagoge schauen. Von einst ungefähr 100 Synagogen in Vilnius hat nur sie die Nazis und die Sowjets überlebt. Leider kommen wir nicht rein. Auch Synagogen haben am Ostermontag geschlossen.





Dann geht’s eben gleich weiter zum Hauptbahnhof. Hier findet sich eine nette Spielerei: das Portal nach Lublin. Über eine Live-Cam kann man sich hier über 400km hinweg zuwinken. An sich gibt’s ja schon 1001 Webcam, aber die Einbindung in den öffentlichen Raum hat was… Natürlich gibt’s hinterm Hauptbahnhof auch noch ein Eisenbahnmuseum, man muss ja den achtjährigen nun bei Laune halten.
Und nach Zügen folgt Kunst. Versteckt in einem Hinterhof finden wir viel Street Art. In der Open Gallery konnten sich Künstler austoben und jene, die sich dafür halten.






Nachdem es jetzt schon wieder knapp 25°C sind und die Sonne lacht, wollen wir nun hoch hinaus. Wir fahren auf den Fernsehturm von Vilnius und schauen aus 165m Höhe über die Stadt. Zwar ist der Drehmechanismus des Restaurants gerade außer Betrieb, aber der Cocktail schmeckt trotzdem. Nur der Fahrstuhl macht keinen so vertrauenserweckenden Eindruck. Während der Januar-Ereignisse 1991 im Zuge der Loslösung Litauens von der Sowjetunion wollte eine Menschenkette den Fernsehturm vor der Besetzung durch die Sowjets bewahren. Sie wurden von Panzern überrollt. Kreuze am Fuß des Turmes erinnern daran.
Gestern Abend beim Vorbeifahren dachte ich noch: das Foto von der Riesen-Nato-Flagge mache ich heute in Ruhe, die werden sie ja nicht über Nacht einholen. Tja, denkste, nun ist sie weg.



Ein bisschen Zeit ist noch, bis A. & Sohn in ihr Hotel einchecken können, daher fahren wir noch nach Pilaitė. Hier gibt's ‘ne Mühle und ein kleines Museum, wo alte Fahrzeuge vor sich hin rosten. Für einen Bummel durch die Sonne ist es ganz nett.



Danach geht’s aber ins Zentrum. Wir laden A. aus, parken das Auto bei uns auf dem Hof und treffen uns danach im Café Ponių laimė, mitten im ehemaligen jüdischen Viertel.

Bei der Kuchenauswahl fällt die Entscheidung schwer, aber wir teilen zum Glück alle ☺️ Danach schlendern wir einfach durch die Gassen und freuen uns über den explodierenden Frühling.




Egal, wohin man schaut, im Zentrum von Vilnius sieht man an jeder Ecke eine Kirche. Es soll mehr als 50 geben, was der Stadt auch den Beinamen „Rom des Ostens“ eingebracht hat. In einige schauen wir heute auch rein, so etwa in die Dominikanerkirche. Sie ist eine der prächtigsten der Stadt. Es findet gerade Gottesdienst statt.




Vorbei an Uni und Präsidentenpalast kommen wir auch wieder am Dom vorbei und schlendern zurück zum Rathausplatz. M. und ich haben einen Großteil davon ja schon gestern gesehen. Dann werden dem Sohn allerdings die Füße schwer und wir legen eine Pause ein. Die beiden sind schon lange wach, ihr Flug ging schon gegen 06:00… und Zeitumstellung war ja auch gerade erst.

Für das Abendessen haben wir uns einen Tisch reserviert. Bis dahin dauert es allerdings noch und im Gegensatz zu den anderen, die zwischendurch einmal die Beine hochlegen, ziehe ich noch einmal los und erkunde einige Kirchen. Ganz in der Nähe guckt schon die ganze Zeit eine Krone über die Dächer der Stadt. Sie sitzt auf der Kuppel der St.-Kasimir-Kirche aus dem 17. Jh. und ist heute ein Symbol für die Unabhängigkeit Litauens. Während der Sowjetzeit beherbergte die Kirche das Museum für Atheismus. Ein Stückchen weiter kommt das Dreifaltigkeitskloster. Das prunkvolle Tor ist zwar einladend, doch erstaunlicherweise gehen kaum welche durch, sodass die Klosterkirche ziemlich versteckt und verlassen in ihrem Hof liegt. Im 19. Jh. diente das Kloster auch als Gefängnis. U.a. Adam Mickiewicz saß hier ein, der Nationaldichter Polens.


Dreifaltigkeitskloster

Gleich Gegenüber des Dreifaltigkeitsklosters ist das Heiliggeistkloster. Die dazugehörige Kirche ist unbedingt einen Besuch wert. Ihr Inneres ist sehr prunkvoll, insbesondere durch die grüne Ikonostase. Überhaupt ist das Rokokoinnere für eine orthodoxe Kirche ungewöhnlich. Drinnen erklingen gerade orthodoxe Gesänge, die verbreiten auch eine ganz besondere Stimmung. Da wollte ich nicht so offensichtlich filmen, nur so ein bisschen aus der Hüfte heraus…

https://www.youtube.com/watch?v=Z1a1osAs-ug


Augustinerkloster, Heiliggeistkloster (grün), St. Teresa (rosa), Maria-Himmelfahrts-Kirche


St. Kasimir, Tor der Morgenröte

Schließlich werfe ich noch einen Blick in den Bauch der heiligen Teresa mit ihrem überbordenden rosa Rokokodekor, bevor ich vorm Tor der Morgenröte stehe, einem der Stadttore von Vilnius und Aufbewahrungsort der Ikone der barmherzigen Muttergottes. Für Litauer, Belarussen und Polen ist sie die Schutzheilige. Allerdings geht es noch nicht gleich zum Hotel zurück, sondern entlang der Stadtmauer noch weiter ins Tal hinunter.

Und auch hier geht’s wieder kirchlich weiter: Eigentlich wollte ich zur Kathedrale der Himmelsfahrt der Gottesmutter. Sie ist eine der ältesten Kirche des Landes und sieht aus, wie in Georgien. warum gerade dieser Baustil bei Umbauarbeiter genutzt wurde, ist unklar. Leider ist die Kirche zu, also geht es weiter zu einem gotischen Backsteinbau: St. Anna.



Es sind jetzt doch ein paar Kilometer mehr geworden als geplant, da brauche ich es mir zurück in der Wohnung gar nicht erst bequem machen. Der Tisch fürs Abendessen ist für 19:00 reserviert. Es ist wieder ein Restaurant mit typisch litauischer Küche. Und noch ist es so warm, dass wir sogar im Hof draußen sitzen können. Die Schnapsverkostung fällt allerdings etwas heftiger aus als geplant. Es sind einige mit Anis dabei, was A. nicht mag, sodass ich mich opfern muss.


Kaamos

« Antwort #7 am: 18. April 2024, 22:08 »
Dienstag, 02.04.2024


Heute hängt die Fahne wieder am Turm :smiley_lachen:

Heute Vormittag nehmen wir A. noch mit zu unserem nächsten Ausflugsziel vor den Toren der Hauptstadt. Wir besuchen Trakai, die einstige Residenz der litauischen Großfürsten und eine Hauptsehenswürdigkeit Litauens. Das ist auch nicht verwunderlich, so malerisch, wie sie im See liegt. Bei der Parkplatzsuche werden wir gleich einmal auf ein Grundstück gewunken. 5€ für den ganzen Tag. Die Anwohner machen mit den zu erwartenden Besucherströmen ein gutes Geschäft. Wir sind zeitig da und haben das Gemäuer noch für uns, aber später werden es schon mehr… Es sind zahlreiche Exponate aus Glas, Elfenbein und Porzellan ausgestellt, aber auch informatives zu Waffentechnik und der Tatarenzeit. Zum Abschluss trinken wir noch einen Tee mit Seeblick und verabschieden A. und Sohn, denn die wollen noch ein paar Tage in Vilnius verbringen. M. und ich düsen derweil westwärts weiter, dem schlechten Wetter entgegen.



Ich erspare euch jetzt jedes kleine Meerschaumpfeifchen zu zeigen, aber diesen Klunker muss ich präsentieren: Das ist eine sogenannte Plattenmünze. Die wurden in Schweden im 17./18. Jh. geprägt. Gold und Silber waren eher knapp und da wurde eben Kupfer ausgemünzt. Und da auch höhere Werte durch das Metall gedeckt sein mussten, waren die Münzen dementsprechend sperrig. Abgebildet sind 2 Daler. Die 10-Daler-Münze gehört mit knapp 20kg zu den schwersten der Welt. Die abgebildete Platte wiegt etwas über 2kg





Hier ist Putin schon im Kerker


Am Vormittag hatte wir in Trakai noch richtig Glück, aber in Polen wird es ungemütlich. Drohende Wolken, Wind und Regen ziehen auf. Das ist allerdings erst ein Vorgeschmack.

In Białystok wagen wir uns mal kurz aus dem Auto. Eigentlich war von hier aus eine Busfahrt nach Hrodna/Belarus geplant, aber das haben wir gestrichen - wäre zu stressig geworden. Und bei dem Wetter sicher auch nicht so schön. Die Fahrt mit dem eigenen Auto wäre so oder so flach gefallen, weil ich nur widersprüchliche Informationen zur Einreise gefunden habe. Manche schrieben, es müssen die Dokumente fürs Auto notariell beglaubigt übersetzt werden. Und das steht finanziell nicht im Verhältnis zu einem zweitägigen Kurzbesuch bei Väterchen Frost (https://yesbelarus.com/de/attractions-culture/family-attractions/residence-of-father-frost-in-belovezhskaya-pushcha/).

Jetzt schauen wir einmal kurz und bei der Białystoker Kathedrale vorbei. Das jetzige Gotteshaus ist erst knapp 120 Jahre alt, geht aber auf ein älteres Gebäude zurück. Während der russischen Zeit durften keine neuen katholischen Kirchen gebaut werden, aber die Erweiterung der alten aus allen Nähten platzenden Kirche war gestattet. Während M. mit nassen Füßen zum Auto zurück geht, drehe ich noch eine Runde durch den Park des Branicki-Palastes. Nachdem wir in Rundale schon das Baltische Versailles hatten, lustwandle ich nun am Versailles des Nordens.







Auf dem Weg nach Süden sind die Straßen voll. Viele LKWs sind unterwegs. Es ist die Verbindungsstraße von der Ukraine ins Baltikum, v.a. jetzt durch den Krieg, wo auch Belarus als Transitland wegfällt. Das letzte Stück fahren wir aber abseits über Dörfer, zwar ohne Piste, aber mit einigen Schlaglöchern. Auf der Magistrale nach Brest finden wir ein ganz nettes Hotel. Da es ein Restaurant im Haus gibt, brauchen wir dann nur noch ins Bett fallen. Derweil zieht eine Sturmfront auf, die uns in der Nacht und morgen ziemlich durchrütteln wird.

Kaamos

« Antwort #8 am: 18. April 2024, 22:09 »
Mittwoch, 03.04.2024

Heute brechen wir zeitig auf, um schon am Mittag in Lublin sein zu können – wir haben einen wichtigen Termin!
Hier steht nämlich das Gegenstück zu dem Portal, das wir schon in Vilnius gesehen haben. Und da A. ja noch dort ist, haben wir uns, bevor sie in den Flieger steigt, noch einmal verabredet. Und tatsächlich: kurz nach 12 winken wir uns zu. Auch wenn es sehr pixelig ist, ist das schon eine nette Attraktion.



Ganz in der Nähe des Portals steht ein Obelisk. Er erinnert an die Union von Lublin, also die Vereinigung von Polen und Litauen 1569. Die so entstandene Adelsrepublik kürte ihren Herrscher durch Wahl. Das Staatswesen wurde Rzeczpospolita in Anlehnung an res publica genannt, womit sich Polen heute noch selbst beschreibt (Rzeczpospolita Polska). Damit ist allerdings nicht die im ursprünglichen Wortsinn „öffentliche Sache“ gemeint, sondern eher die „gemeinsame Sache“. Andere Republiken werden im Polnischen „Republika“ genannt.
 Im Selbstverständnis der Lubliner sehen sie sich als Vorläufer des europäischen Gedankens.





Lublin hatte ich bei der Planung eigentlich erst gar nicht auf dem Schirm, da sollte es via Lodz zurück nach Hause gehen. Nur durch ein bisschen bei Maps klicken und die dortigen Bilder sehend, hat es mich angelockt. Und ich muss sagen, ich bin begeistert. Die Stadt hat eine wirklich sehenswerte kleine Altstadt. Wir sind gerade pünktlich am Rathaus, um den Turmbläser zu hören.





Und auch die Lubliner selbst sind nett… M. wird plötzlich ohne erkennbaren Grund von einer Passantin angesprochen, ob wir etwas suchen, oder ob sie uns einen Tipp geben kann. Sie führt uns in einen Innenhof, wo sich ein wirklich entzückendes Lokal befindet. Französischer Montmartre-Charme mitten in Ostpolen. Hier gibt es Tee mit Rum zum Aufwärmen und leckere Galettes.



Etwas versteckt am Rande der Altstadt befindet sich das Dominikanerkloster. Wir staunen nicht schlecht, als sich die schweren Türen öffnen. Hier blitzt im funkelt es vor Blattgold, dass es eine wahre Freude ist. Zum Teil sind auch noch Stationen des Kreuzweges von den Osterfeierlichkeiten aufgebaut, so etwa ein leeres Grabtuch in einer Seitenkapelle.



Neben der Altstadt erstreckte sich einst das jüdische Viertel von Lublin. Im zweiten Weltkrieg wurde es komplett zerstört und nahezu alle Einwohner in den Tod geschickt. 2007 gab es noch 20 Juden in Lublin, im Gegensatz zu 42.830 im Jahr 1939 (damals 31% der Stadtbevölkerung). Es waren hauptsächlich Chassidim, also Ultraorthodoxe Juden, deren Glaubenslehre hier im 17. Jh. entstanden ist. Am Fuße des Schlossberges erinnert die Laterne des Gedenkens an das Viertel. Sie wird als ewiges Licht nie abgeschaltet.



Das Lubliner Schloss ist zwar ein „Neubau“ aus dem 19. Jh., geht aber in seinen Grundzügen auf das 12. Jh. zurück und ist somit eine der ältesten erhaltenen Residenzen Polens. Der damalige Wohnturm ist noch erhalten. Beim Besteigen müssen wir aufpassen, dass es uns nicht davon weht. Heftige Orkanböen ziehen über uns hinweg gen Baltikum. In Vilnius sind die Temperaturen in der Zwischenzeit um 20 Grad gefallen und es schneit. Da haben wir mit dem Wind noch richtig Glück, der schiebt die Wolken weg und wir haben Sonnenschein. Auf der Burg besuchen wir außerdem die Dreifaltigkeitskapelle. Auch sie stammt, wie der Turm, noch aus dem 14. Jh. und ist komplett mit original erhaltenen Fresken ausgestaltet - sehr beeindruckend! Insbesondere die byzantinisch-orthodoxe Darstellungsweise ist für das katholische Polen sehr ungewöhnlich.





Bei der Ankunft in Lublin sind wir heute Vormittag schon an der Chachmei Lublin Jeschiwa, einer jüdischen Hochschule, bzw. Talmudschule vorbeigekommen. Sie wurde 1930 erbaut und war damals die größte der Welt. Seit 2003 ist sie auch wieder im Besitz der jüdischen Gemeinde. Lublin wird als das polnische Jerusalem bezeichnet, bzw. „Shtot von toyre, rabbones und khsides“ Durch ein wenig Nachlesen auf der Hinfahrt wusste ich zwar, dass es in Lublin ein reges jüdisches (insbesondere chassidisches) Leben gab, aber trotzdem waren wir mehr als perplex, als wir im Vorbeifahren plötzlich eine große Anzahl orthodox gekleideter Juden auf der Straße sehen. Schwarze Mäntel, Bärte, Schläfenlocken, große Hüte, … damit haben wir nicht gerechnet. Wahrscheinlich war es allerdings eine Reisegruppe, da wir sie später noch in Majdanek getroffen haben.



Den Nachmittag verbringen wir vor den Toren Lublins. Hier befinden sich die Reste von Majdanek, erst Kriegsgefangenenlager, dann Konzentrationslager und schließlich Vernichtungslager. Die Opferzahlen schwanken zwischen 80.000 und 1.700.000. Aber jeder Mensch ist einer zu viel. Majdanek war im Juli 1944 das erste befreite KZ und schon im November 1944 wurde es als Gedenkstätte wiedereröffnet, das erste Museum überhaupt, das sich mit dem zweiten Weltkrieg befasst. Der Gang über das Gelände, durch die Baracken, die Gaskammern und das Krematorium war sehr bedrückend. Es ist unverständlich, wie es noch immer Menschen geben kann, die anzweifeln, dass der Holocaust je passiert ist.

Im Gelände begegnen wieder auch wieder der jüdischen Gruppe. Es ist ein komisches Gefühl und es ist mir deutlich unangenehm, an diesem Ort in ihrer Nähe zu sein. Ich weiß natürlich, dass ich für das Vergangene nicht verantwortlich bin, aber gleichzeitig auch in der Verantwortung stehe, damit sich so etwas nicht wiederholt.




Da macht es ein wenig Hoffnung, dass auch in einem Ort wie Lublin heute wieder ein bisschen jüdisches Leben ist. Am Marktplatz besuchen wir das jüdische Restaurant „Mandragora“. Die Bedienung ist herzlich und das Essen richtig gut!




Mandragora ist übrigens der Name der Alraune. Im Hohelied Salomons steigert Sulamith mit ihr die Liebesglut ihres Geliebten. Andererseits werden in der jüdischen Tradition der Wurzel der Alraune auch todbringende Folgen zugeschrieben... Da ich jetzt aber noch in der Lage bin, diese Zeilen zu verfassen, mag sich jeder selbst seinen Reim darauf machen...  :smiley_grinsen:

Kaamos

« Antwort #9 am: 18. April 2024, 22:11 »
Donnerstag, 04.04.2024

Ratatatata... Wie 'ne Waschmaschine im Schleudergang klingt es auf einmal, als wir Lublin verlassen. Einige Mechaniker klappern wir ab, der dritte kann uns dann helfen. Er meint, bis 13:00 ist das Auto wieder flott. In der Zwischenzeit drückt er uns seine eigenen Autoschlüssel in die Hand und wir fahren zum nächsten Supermarkt Kaffeetrinken. Um 12 kommt die SMS: „Do zobaczenia za 30 minut.“ - Wir sehen uns in 30 Minuten. Der Bremssattel war hinüber. Aber die Polen kennen sich mit Autos aus. Für 1/3 des deutschen Preises sind wir wieder flott!



Wir kommen zwar verspätet los, aber die Fahrt geht erstaunlich flott. Dabei explodiert neben uns die Natur unter großartiger Wolkenkulisse.
Sogar unseren ursprünglichen Plan, das Salzbergwerk in Wieliczka zu besuchen, schaffen wir. Mehr noch, wir sind ausreichend zeitig vor der gebuchten Einlasszeit vor Ort, dass genügend Zeit für ein paar Pierogi bleibt. Um fünf fahren wir dann ins Bergwerk ein. Nachdem wir erst unzählige Stufen hinabsteigen, geht es durch große Kavernen, die teils kunstvoll als Kapellen ausgeschmückt sind. Das Bergwerk ist nicht mit denen zu vergleichen, die ich aus dem Erzgebirge kenne. Die geräumigen Gänge unter Tage haben mich überrascht. Die Mine ist mittlerweile auch Weltkulturerbe. Nachdem oberirdische Solequellen Mitte des 14. Jh. versiegt waren, begann man mit dem Graben der Schächte. Die Salzförderung lief dann bis 1993, seitdem sind nur noch Touristen unter Tage. Allerdings sind nur ca. 1% der Mine für den Besuch freigegeben. Das reicht aber auch, denn insgesamt ist das Stollennetz so lang wie der Weg von Krakau nach Warschau. Wir erreichen auf der Touristenroute eine tiefe von ca. 145 m.



Anschließend geht es ins benachbarte Krakau. Nach dem Grauen in Majdanek besuchen wir hier noch ein Zeichen der Hoffnung, die Emailwarenfabrik von Oskar Schindler, wo dieser erst Kochgeschirr für die Wehrmacht und später Granatenhülsen gefertigt hat. Dabei gelang es ihm über 1.200 Juden vor dem Vernichtungslager zu retten, indem er sie als unabkömmlich Arbeiter deklarierte. In der berühmten Liste der Schindlerjuden gab er auch Frauen, Kinder und Akademiker als qualifizierte Metallarbeiter aus. Einen Transport von 300 Frauen konnte er noch von der Verladerampe in Auschwitz weg retten.



Krakau ist eigentlich viel zu sehenswert, um das an einem Abend abzuhandeln. Deswegen versuche ich es auch gar nicht erst. Zumal ich 2012 schon mit etwas mehr Zeit im Gepäck hier war. Einen kleinen Spaziergang durchs nächtliche Krakau gönne ich mir aber doch, während M. schon einmal die Beine im Appartement hoch legt. Jetzt nieselt es, aber die Straßen sind trotzdem noch voller Touris, auch noch kurz vor 23:00. Einmal um den Markt und zur Burg und schon ist Mitternacht vorbei.





Kaamos

« Antwort #10 am: 18. April 2024, 22:11 »
Freitag, 05.04.2024

Das Schöne an Appartements ist, das man sich den Preis teilen kann. Nur leider gibt es in der Regel kein Frühstück dazu. Andererseits kann man sich so super durch die Cafés schlemmen und Dinge wie French Toast mir gebackener Banane essen.

Und es ist ganz gut, nicht auf nüchternen Magen in den Tag zu starten, insbesondere bei unserem nächsten Ziel. Nach Majdanek tun wir uns jetzt noch das zweite KZ an, das auf dem Weg liegt. Es ist nicht schön, aber einmal sollte man in Auschwitz gewesen sein. Bei mir wird's sicher irgendwann zweimal werden, denn heute schauen wir nur am Rande. Mehr können wir gerade emotional nicht aufnehmen.
U.a. an der ehemaligen Verladerampe sehen wir noch zwei alte Waggons stehen.

Beim Stammlager Auschwitz I mit dem bekannten Arbeit-macht-frei-Schriftzug halten wir nur kurz, ohne rein zu gehen. Es ist rappelvoll. Genauso später bei Auschwitz II (KZ Auschwitz-Birkenau). Das hat leider sehr die Atmosphäre gestört, da es mehr wie eine Gedenkindustrie wirkt, ein Jahrmarkt des Grauens. Aber wahrscheinlich geht es nicht anders, wenn man dem Anspruch gerecht werden will, so vielen Menschen wie möglich das Erinnern zu ermöglichen. Majdanek hingegen ging durch die Stille und Leere und das kleine Grüppchen Juden sehr unter die Haut.





So hängen wir dann bei der Weiterfahrt erst einmal den eigenen Gedanken nach und lassen unsere letzten Zloty in Bielsko-Biala beim Kaffee zurück. Und dann tauchen doch plötzlich Berge vor uns auf. Nach zwei Wochen plattem Land ist das gewöhnungsbedürftig. Aber natürlich ist die Grenze nach Tschechien kein Problem. Ein Hoch auf Schengen.



Im letzten Jahr bin ich ja schon teilweise auf Napoleons Spuren gereist, dass es jetzt so weiter geht, damit habe ich nicht gerechnet. Aber zufällig entdecken wir, dass nahe Brünn die Schlacht von Austerlitz stattfand, die Drei-Kaiser-Schlacht. Da müssen wir natürlich hin! Am 02.12.1805 besiegte Napoleon hier die vereinigten Armeen von Russland und Österreich, was ihm die Vormachtstellung in Europa sicherte. Die Schlacht ist eine der bedeutendsten der Geschichte und gilt als Meisterwerk der Militärstrategie. Auf dem Pratzeberg wurde 1912 der „Grabhügel des Friedens“ eingeweiht, unter dem die auf dem Schlachtfeld gefundenen Gebeine bestattet sind. Auch nett: Im Dorf in der Nähe sitzt ein Hühnerhirte mit seiner "Herde" am Bahnübergang.



Bevor wir nun aber ins Brünner Zentrum fahren, kurven wir durch ein Wohngebiet auf der Suche nach einem UNESCO-Kleinod. 1930 ließ sich das Unternehmer-Ehepaar Fritz und Grete Tugendhat von Ludwig Mies van der Rohe ein Wohnhaus errichten, das heute als Architekturikone und Meilenstein der modernen Architektur gilt. Allerdings war es aufgrund der exklusiven Materialien und ausgefeilten Haustechnik extrem teuer. Die riesigen Fensterfronten ließen sich versenken, um das Haus zum Garten hin zu öffnen und allein die Onyxwand im Wohnzimmer wäre so viel wert, wie ein Einfamilienhaus zur damaligen Zeit. Die 5.000.000 Kronen Komplettbaukosten wären heute knapp 30.000.000€. Nach der Annektierung des Sudetenlandes verließ die jüdische Familie die „Resttschechei“ erst Richtung Schweiz und später nach Venezuela. Die Villa wurde von den Nazis beschlagnahmt und nach dem Krieg einem Kinderkrankenhaus angegliedert, worunter die bauliche Struktur natürlich enorm gelitten hat. Erst ab den 1960er Jahren begann sich die Brünner Kulturszene für eine Instandsetzung der Villa stark zu machen - allerdings lange Jahre erfolglos. 1992 wurde in der Villa Tugendhat der Vertrag über die Teilung der Tschechoslowakei unterzeichnet. 2012 war die Restaurierung abgeschlossen. Allerdings wurden nie Anstrengungen unternommen, das Haus den rechtmäßigen Eigentümern zurückzugeben.



Wir laden schnell das Gepäck in der Unterkunft ab und machen uns gleich wieder auf die Socken - Brünn hat ja auch ‘ne Altstadt, die erkundet werden will. Es gibt noch ein paar barocke Stadtpaläste, vieles aus der k.u.k.-Zeit um die Jahrhundertwende, aber auch etliche Bauwerke des mährischen Funktionalismus, weswegen Brünn auch als Tel Aviv des Nordens bezeichnet wird. Von den Städten, die wir auf dieser Tour besucht haben, macht Brünn allerdings den ungepflegtesten Eindruck. Mir sind auch etliche Arme und Obdachlose aufgefallen. Am Kohlmarkt genießen wir die letzten Sonnenstrahlen mit Tee und Törtchen.



So ganz die letzten Strahlen waren es doch noch nicht. Jetzt steht die Sonne gerade richtig, um ein schönes Altstadtpanorama zu bekommen. Dafür erklimmen wir den Spielberg, auf dessen Spitze sich die gleichnamige Festung befindet. Ursprünglich böhmische Königsburg, Sitz des mährischen Markgrafen, Festung, Kaserne… und schließlich berüchtigtes Gefängnis. Hier wurden die gefährlichsten Verbrecher des Habsburgerreiches inhaftiert.



Die Abendessensuche gestaltet sich schwieriger als gedacht. Ein traditionelles tschechisches Restaurant finden wir nicht auf Anhieb - viele Italiener, Burger, Cafés und Kneipen … Letzten Endes bleiben auch wir in einer Bierstube hängen, werden aber ausgezeichnet mit Beefsteak Tatar und Knödeln versorgt, von denen eine ganze Kompanie satt werden könnte. Aber lecker war’s. Und ein Ständchen gab‘s obendrein von der trinkfesten Männerrunde.

Mit Brünn verbinde ich als alter Numismatiker natürlich die Stadtsilhouette mit der Kathedrale. St.-Peter-und-Paul sieht in seiner gotischen Form eigentlich nach finsterstem Mittelalter aus, aber der Schein trügt. Zwar liegen die Anfänge der Kirche tatsächlich im 12. Jh., aber nach massiven Zerstörungen im Dreißigjährigen Krieg wurde sie als barocke Basilika mit verstümmelten Türmen wieder hergestellt. Die gotische Form hat sie tatsächlich erst im 20. Jh. wieder erhalten. Auf jeden Fall macht sie was her, besonders nachts.



Und zu guter Letzt erreichen wir jetzt natürlich wieder unsere Unterkunft. Heute übernachten wir im Bunker direkt unterm Spielberg. Im zweiten Weltkrieg wurde er als Luftschutzbunker errichtet und bis 1959 zum Atombunker erweitert. Er bot 500 Personen der Brünner Elite für drei Tage Schutz. Wir sind weder Elite, noch bleiben wir so lange. Es war ein schauriges Erlebnis. M. bekommt die Krankenstation und ich das Zimmer des Polizeichefs. Es liegt eine klamme Kühle in der Luft, aber die Armeeschlafsäcke halten warm.


Kaamos

« Antwort #11 am: 18. April 2024, 22:13 »
Samstag, 06.04.2024

Abschiedstag ist immer doof… insbesondere dann, wenn man noch auf einen Zug warten muss. Ab hier müssen wir in entgegengesetzte Richtungen, M. nach Klagenfurt und ich nach Potsdam. Eigentlich ist noch Zeit bis zur Abfahrt, aber so richtig Ruhe, etwas ernsthaft zu unternehmen, hat man nicht mehr. Wir laufen trotzdem noch einmal durchs Zentrum, schauen diesmal auch in die Kathedrale rein, schlendern über den Kohlmarkt und trinken noch einen Kaffee…


Ich hab das Gefühl, da oben guckt gleich einer hinter der Stele vor und ruft "guckuck"

Auch am Rathaus gibt es noch einen kurzen Fotostopp. Es ist eines der ältesten Gebäude Brünns. Auffällig ist das schiefe Türmchen über dem Portal. Angeblich war der Baumeister nicht mit seiner Bezahlung einverstanden. Als die Stadt auch bei Nachverhandlungen keine Zugeständnisse machte, baute er einfach schief weiter. Außerdem hat Brünn einen Drachen! Der hängt im Durchgang unterm Rathausturm. Der Legende nach lebte in der Nähe von Brünn ein Drache, der die Bürger der Stadt in Angst und Schrecken versetzte und die Nutztiere verschlang. Der Rat der Stadt setzte deshalb eine Belohnung für die Tötung des Drachen aus, es gelang aber niemandem, bis ein gewitzter Ritter eine Idee hatte. Er wickelte ungelöschten Kalk in eine Kuhhaut und legte es als Köder für das Monster aus. Anschließend wartete er, bis der Drache den Köder verschlang und etwas trank. Als der Kalk nun gelöscht wurde, platzte der Drache und war somit erlegt. In Wirklichkeit handelt es sich bei dem „Brünner Drachen“ um ein Krokodil, das der Stadt Brünn vom ungarischen König Matthias II., der sich mit seinem Bruder, dem Kaiser Rudolf II., im Streit um den Thron des Heiligen Römischen Reiches befand, im Jahre 1608 zum Geschenk gemacht wurde. Matthias versuchte durch kleine Aufmerksamkeiten die mährischen Stände und Städte auf seine Seite zu ziehen.



Wenn man schon in Brünn ist, muss man auch einmal über Gregor Mendel sprechen. Dem Augustinerpriester ist hier ein ganzes Museum gewidmet. Für einen Besuch ist leider keine Zeit mehr, aber wir sitzen zumindest mal im Hof. Mendel gilt als Vater der Genetik. Durch Kreuzungsexperimente mit Erbsenpflanzen lüftete er im 19. Jahrhundert die Geheimnisse der Vererbung. Seine Mendelschen Regeln, die dominante und rezessive Merkmale sowie deren unabhängige Weitergabe beschreiben, bilden die Basis der modernen Genetik und beeinflussen bis heute Bereiche wie Landwirtschaft und Medizin.



Aber dann ist es doch noch soweit: unsere Wege trennen sich. Wir verabschieden uns am Bahnsteig und ich besteige den EC Hungaria, der aus Budapest kommt und noch bis Hamburg weiter will. Die Fahrt über Mittag: sonnig und flach. Die Fahrt am Nachmittag: sonnig und bergig. Im schnellen Ritt geht es vorbei an Prag und Decin und auch die Basteibrücke im Elbsandsteingebirge strahlt in der Sonne. Und als dann doch der kleine Hunger kommt, kann der Speisewagen gut Abhilfe schaffen.







Punkt acht stehe ich schließlich zu Hause wieder auf der Türschwelle und fasse den ganzen Sermon jetzt einfach mal in zwei Worten zusammen: schön wars.




Und wie immer: Vielen Dank für die Geduld und das Mitkommen :)

shanti

« Antwort #12 am: 20. April 2024, 17:11 »
Klasse Bericht, vielen Dank fürs Teilen . Hast du nen Blog? Klingt als ob du dich öfter an interessanten Orten rumtreibst und einen guten Blick auf selbige hast. Schönes Wochenende, wir haben ja wieder Osterwetter  :)

Kaamos

« Antwort #13 am: 20. April 2024, 18:44 »
Danke.

Bisher hab ich noch keinen, zur Reisedokumentation nutze ich für mich und zum Teilen Polarsteps.

https://www.polarsteps.com/HansSchonherr


 aber vielleicht sollte ich mal darüber nachdenken?


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