Thema: Deutsche Siedlungen im Ausland  (Gelesen 6859 mal)

AlpenCheGuevara

« am: 03. Mai 2017, 16:31 »
Wer von euch hat schon mal auf Reisen deutsche bzw. deutschsprachige Siedlungen im Ausland besucht?
Falls ja, erzählt mir mehr darüber :)

Beispiele:
Aleman Coloniero in Venezuela
deutsche Siedlungen in Belize, Paraguay, Chile, Argentinien...
Pozuzo - ein Stück Tirol in Peru - oder Oxapampa
Blumenau oder Treze Tílias (deutsch Dreizehnlinden) in Brasilien mit dem Riograndenser Hunsrückischen Deutsch
die Kasachstan- oder Kirgistandeutschen in Asien
Angoladeutsche oder Deutschnamibier in Afrika
Amisch, Mennoniten, Hutterer oder Texasdeutsche in den USA

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Stecki

« Antwort #1 am: 03. Mai 2017, 16:48 »
Ich war mal in der Colonia Tovar in Venezuela, weiss nicht ob das die gleiche ist wie du zuoberst genannt hast. Gab halt viele deutsche Restaurants, Bäckereien und so Zeugs.

http://stecki.rtwblog.de/2011/09/18/venezuela-caracas-und-umgebung/
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AlpenCheGuevara

« Antwort #2 am: 03. Mai 2017, 17:01 »
Ich war mal in der Colonia Tovar in Venezuela, weiss nicht ob das die gleiche ist wie du zuoberst genannt hast. Gab halt viele deutsche Restaurants, Bäckereien und so Zeugs.

http://stecki.rtwblog.de/2011/09/18/venezuela-caracas-und-umgebung/

Genau sowas! :)
Muss ich mir mal genauer durchlesen. Falls ich das nächste mal in einem Land bin, wo es solche Siedlungen gibt, möcht ich sie besuchen.
In Peru hab ich damals leider Pozuzo und Oxapampa ausgelassen und in Paraguay auch die deutschen Siedlungen. Im nachhinein schade.

Einzig in der Gegend von San Carlos de Bariloche gabs einen Hauch davon. Wie Hotel Edelweiss, Hotel Tirol und der Tante Emma Eisladen usw.
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Stecki

« Antwort #3 am: 03. Mai 2017, 17:08 »
Ich werde nächste Woche im "German Soul" in Kaohsiung/Taiwan essen gehn. Den Typen hatte ich mal auf dem Nachtmarkt in Kaohsiung kennengelernt. Damals hatte er eine kleine Currywurststand, jetzt ein eigenes Restaurant: https://www.facebook.com/GermanSoul/?ref=ts&fref=ts
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grenzenlos

« Antwort #4 am: 03. Mai 2017, 17:35 »
Als ich durch Paraguay geradelt bin, war ich in einer deutschen Ortschaft. Name habe ich leider vergessen. Habe in der Ortschaft in einem Hotel geschlafen. War echt ne nette Abwechslung, denn alle haben Deutsch geredet. Eine Frau erklärte mir, in ca. 40 km gibt es eine Ortschaft mit Italienern und da gibt es gutes Eis. Es war dann auch so  ;)
Habe nachgeschaut, die Ortschaft hat den Namen Hohenau. Da hat sogar der Bankautomat funktioniert. Alles war irgendwie typisch deutsch. War ne angenehme Abwechslung. Vor gut 150 Jahren haben sich dort die ersten angesiedelt.
LG, Wi www.grenzenlosabenteuer.de

PS: Auch in der Hauptstadt gibt es relativ viele Deutsche und Österreicher  :) Haben da im Hotel Austria genächtigt.

Wenn du mal dort bist, bis zu den Wasserfällen ist es nicht weit  :D


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farmerjohn1

« Antwort #5 am: 04. Mai 2017, 07:20 »
Habe mehrere solche Orte besucht; mehrere in Rio Grande do Sul / Brasilien (Gramado, Canela, Sta. Cruz do Sul...); ein paar in Chile, Mennoniten in Belize, Deutsche in Spanien o. anderen Laendern Suedamerikas.
Die kann man wirklich nicht ueber einen Kamm scheren - zu unterschiedlich sind die Epochen, Ursachen und Personenkreise der Aus- bzw. Einwanderungen bzw. der ortsspezifischen Entwicklungen danach.
Eine (nicht ausnahmslos aber nahezu durchgaengige) Gemeinsamkeit und Staerke: kaum einer anderen Kultur ist ein derartig gewaltiger und gutbuergerlicher Sach-Essenzialismus zu eigen wie der deutschen: Es klappert die Muehle am rauschenden Bach - klip-klap, klip-klap, klip-klap. Meist fuehrt das selbst unter widrigsten Umstaenden zur Abwesenheit von Not und Unfrieden, und zwar ohne dass dies uebermaessig nur auf Kosten von anderen ginge - aber eben auch selten zu maerchenhaftem Schlossherrendasein. Kehrseiten sind 'furor teutonicus' und ueberhebliche Haeme.
In Rio Grande do Sul besinnen sich viele auf ihre Wurzeln, lernen neben Englisch professionell (das in und nach der NS-Zeit wegen Befuerchtung politischer Unruhen teilweise verbotene) Deutsch, machen Studienaustausch mit D. und finden dank Internet die Nachkommen der Geschwister ihrer Grosseltern und Urgrosseltern wieder, die - ohne viel Wissen ueber Geografie - einst gemeinsam 'nach Amerika' aufbrachen, durch Schiffspassagen getrennt wurden und von denen die einen in USA, die anderen in Brasilien gelandet waren.
Viele ehemals in erster Linie deutschstaemmig besiedelte Orte in Brasilien und Chile sind heute weit besser verwaltet, und die mittlerweile stark kulturell und genetisch durchmischte Bevoelkerung fuehrt sich gesitteter auf, als das in manchem Bundesland in Deutschland der Fall ist.
Die Menoniten in Belize sieht man auf der Strasse/beim Einkaufen in Trachten und mit Pferdewagen; sie sprechen aber nicht mit Fremden - bzw. sie sprechen ueberhaupt kaum: 'Eure Rede sei nein, nein; ja,ja - was darueber ist, ist von uebel.' Deren grosse Zeit ist aber glaube ich vorbei; harte aber friedliche Urbarmacher und Kolonisatoren von Aeckern braucht kein Land der Welt mehr, und die Fortfuehrung von Traditionen in einer voellig umgedrehten Umwelt muss nicht unbedingt die Rettung der Wert-Inhalte mit sich bringen.
Was mich jetzt mal als Gegenfrage interessiert: wie sind die Leute von der Colonia Tovar  denn mit dem bolivarianischen Chavez-Sozialismus zurandegekommen, bzw. mit der moeglicherweise totalen Korruption der Regierung vorher? Haben die einfach weiter ihren gedeckten Apfelkuchen gebacken und haben schulterzuckend auf den Regierungskram verwiesen - oder mussten die ihre Existenen aufgeben und weg?
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AlpenCheGuevara

« Antwort #6 am: 04. Mai 2017, 09:09 »
Freut mich sehr, dass dieses Thema so viel Anklang findet.
Lese alle Antworten mit Freude  :D
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Marla

« Antwort #7 am: 04. Mai 2017, 17:09 »
Freut mich sehr, dass dieses Thema so viel Anklang findet.
Ich finde es auch cool. Denn ich hab auf meiner Südamerika-Reise mehrere Orte mit deutschen Wurzeln besucht und fand das super interessant, gerade weil sie so herausstechen in der lateinamerikanischen Umgebung. Aber andere Deutsche, denen auf meiner Reise davon erzählt hatte, fanden das schräg und völlig überflüssig (außer vielleicht Oktoberfest in Blumenau) :) So nach dem Motto "ich will es lieber typisch brasilianisch". Aber Brasilien ist eben ein Schmelztiegel, und ein kleiner Teil davon ist halt auch mitteleuropäisch (auch viele Schweizer und Polen z.B. haben sich dort also im Süden niedergelassen).

Also ich war in
  • Gramado und Canela (Brasilien)
  • Blumenau (Brasilien)
  • Villa General Belgrano (Argentinien)
  • Hohenau (Paraguay)

Was ich leider nicht geschafft hatte, waren die Mennoniten-Kolonien in Paraguay, die, so stell ich mir das vor, eine völlig fremde Kultur haben und im Gegensatz zu den anderen völlig untouristisch sind. Aber eben leider auch sehr schwer zu erreichen.

Von den oben genannten würde ich dir Gramado und Canela empfehlen, wirklich süße kleine Orte in schöner Berglandschaft. Touristisch, aber fast ausschließlich Brasilianer, hatte ich den Eindruck. Und gut von Porto Alegre aus zu erreichen. In Porto Alegre merkt man den deutschen Einfluss auch ziemlich. Ich bin z.B. am Fluss langgelaufen und auf einmal sehe ich Leute um eine Art Maibaum rumtanzen, sehr lustig.

In Blumenau war ich nur zum Oktoberfest - übrigens von Florianopolis aus. Das hat echt Spaß gemacht, auch weil ich mit einer bunten Mischung aus Leuten aus verschiedenen Ländern da war.

In Hohenau war ich nur ein paar Stunden auf der Durchreise, das hat nicht so den bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Und Villa General Belgrano ist extremst touristisch bzw. kitschig, aber kann man trotzdem mal hinfahren und sich darüber amüsieren.
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stali

« Antwort #8 am: 07. Mai 2017, 02:32 »
Wer von euch hat schon mal auf Reisen deutsche bzw. deutschsprachige Siedlungen im Ausland besucht?
Pozuzo - ein Stück Tirol in Peru - oder Oxapampa

Ich war im März 2012 in Pozuzo. Die deutsche Sprache ist bei ein paar älteren Bewohnern noch erhalten (auch in Oxapampa), auch ein paar Nachkommen können sie noch, sie ist auch (noch) Unterrichtsfach in der Schule. Man kann daher durchaus ein schlechtes 'Guten Morgen' der Schüler hören, die Lehrerin dazu war auch in Österreich und ist von Österreichern geschult worden. Es gab bis 2010 einen deutschsprachigen Pfarrer. Es ist allerdings keine deutsch-österreichische Kolonie, es wurden damals auch einige Siedler aus Venezuela und anderswo angesiedelt. Die Amtssprache auf der Straße oder sonst wo ist daher natürlich spanisch. Es gibt ein kleines Häuschen im Ort das als Museum umgebaut wurde. Im Umland sind einige Tiroler Häuschen zu finden.

Als ich dort war, war das Gesprächsthema, dass gesellschaftlich gesehen die deutsche Sprache bedeutent an Wert verliert und wahrscheinlich auch aus der Schule verschwindet. Rein wirtschaftlich gesehen wird allerdings gern ein Wiener Schnitzel angeboten und auf die alten Wurzeln verwiesen.

Prinzipiell war die Bevölkerung in Pozuzo und Umgebung sehr freundlich und fröhlich. Die Lage ist auch sehr ruhig. Bei Anreise und Abreise in der Regenzeit kann man mit erheblichen zeitverlust auf der Fahrstrecke rechnen, die auch unter normalen Bedinungen einiges an Zeit kostet.
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echidna

« Antwort #9 am: 18. Mai 2017, 16:15 »
Wir sind in Brasilien in Blumenau, Pomerode und Schroeder gewesen. Insbesondere in Pomerode ist vieles sehr deutsch geprägt: die Besitzer und Mitarbeiter unseres Hotel (ebenfalls mit dem Namen Schroeder) konnten allesamt ein etwas altertümliches Deutsch sprechen, es gab ein Café Torten Paradies und überall tranken die Leute das gute Opa Bier.
Am zweiten Tag unseres Aufenthalts fand ein richtiges Bierfest mit Blaskapellen statt, auf dem ebenfalls viele Besucher Deutsch sprachen.
Der Ort Schroeder hingegen war ziemlich klein und wirkte abgesehen von den Beschriftungen eher wie eine amerikanische Kleinstadt.

In Chile sind wir im Städtchen Frutillar am Lago Llanquihue gewesen, das auch recht deutsch geprägt ist, trotz seines wenig deutsch klingenden Namens.
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