Wir sind wieder da und ich muss sagen, dass
Bosnien und Herzegowina eines der am meist unterschätzten Länder ist, in dem ich bisher war. Wirklich tolle Landschaften mit großem Flair, sehr gut restaurierte Altstädte und sehr freundliche Menschen und hervorragendes Essen.
Wir sind mit WizzAir von Friedrichshafen (ein Kumpel wohnt in der Region) aus nach Tuzla geflogen. Freitags Abends hin und Montags Abends zurück. Vom zeitlichen Aufwand her hat es sehr gut geklappt, obwohl wir dachten, dass wir uns zuviel vorgenommen haben. Die Übergabe des Mietwagens hat gut geklappt auch wenn dort schon aufgefallen ist, dass die Bosniaken es schon ziemlich genau nehmen und wir haben das erste Mal auch wirklich akribisch die Schäden in der Dunkelheit fotografiert. Sollte uns später helfen.
Tuzla ist eine große Industriestadt mit eigentlich wenig klassisch Sehenswertem. Das was man als Altstadt bezeichnen kann sind wenig gepflegte Bauten aus der Zeit Österreich-Ungarns. Nichts desto trotz haben wir den halbstündigen Rundgang in der Stadt als gut empfunden, weil es eben das wahren Leben der Leute zeigt. Und gerade das Heruntergekommene einen Flair ausstrahlt. Vor allem wenn neben dem prächtigen Herrenhaus die alte Moscheen steht. Da merkt man wieder, dass man im Balkan ist.
Wir haben uns dann aber mangels weiterer Highlights direkt auf den 4 stündigen Weg mach Mostar gemacht.
Dadurch dass wir relativ zeitig aufgebrochen sind hat das auch alles hervorragend geklappt.
Die Fahrt von
Tuzla nach Mostar führt überwiegend durch eine bergige Landschaft die sehr stark an die Voralpen in Deutschland oder Teile Kroatiens erinnert. Hier hätten wir gerne an zwei sehr kleinen Orten gehalten die sich durch Klöster und Moscheen hervorgetan und optisch sehr schön in Talkesseln gelegen haben, aber da wir dort leider noch viel Pech mit dem Wetter hatten sind wir lieber weiter ins sonnige Mostar.
An Sarajevo vorbei ließ das Wetter dann erstmal einen Halt in
Konjic zu. Konjic hat eine schön restaurierte Brücke (ähnlich wie die von Mostar) und der schöne Teil der Altstadt liegt zu Füßen eines dichten Waldes am Fluss. Auch hier haben wir eine halbe Stunde für das Sehenswerte benötigt.
Der landschaftlich schön gelegene
Stausee Jablaničko jezero war leider sehr sehr trocken, sodass ein Halt hier nicht nötig war.
Was wir uns aber nicht entgehen lassen konnten war das berühmte
Lamm von Jablanica. Eines der besten Lämmer was ich je gegessen habe. Ich bin mir sogar uneins darüber ob es sogar noch besser als das patagonische Lamm ist.
Hier haben wir in einem der Top bewerteten Restaurants am Neretva-Fluss gehalten.
Die Neretva formt im weiteren Verlauf hin bis zur Ebene von Mostar einen beeindruckenden Karstgestein-Canyon. Den
Neretva-Canyon. Landschaftlich sicherlich eines der Highlights von Bosnien. Manchmal könnte man fast denken man sei am Vierwaldstätter-See, so hoch ragen die Berge empor und so steil fallen sie in den Fluss ab.
Mostar ist wie erwartet eine sehr große Stadt im Süden von Bosnien, aber die Altstadt, so klein sie doch ist unglaublich sehenswert und versprüht einen Flair, der schwer zu toppen ist. Die Brücke, die Moscheen, die Gassen, alles aus Stein und verschlungen, die Klöster und Kirchen. Mostar muss man einfach erlebt haben. Wenn man sich etwas Zeit nehmen will, dann reicht für Mostar allerdings auch ein halber Tag gemütlich aus. Das erklärt auch die vielen Tagestouristen aus Kroatien. Wir hatten aber viel Glück, dass bei uns die Sonne noch gut stand und die meisten Touristen auch schon wieder weg waren.
Wir sind dann in der Region noch nach
Blagaj zum Derwischkloster und zur Quelle der Buna. Total toll in einem Tal gelegen und sehr sehenswert. Weiter ging es dann zum Stecci-Friedhof nach
Radimlja. Als UNESCO-Weltkultur wirklich auch sehr sehenswert. Natürlich braucht man nur was länger, wenn man die Drohne steigen lassen möchte.
Als letzter Stopp bevor es zurück nach Sarajevo ging wurde die nah an der kroatischen Grenze gelegene Stadt
Počitelj angesteuert. Počitelj ist wir ein mittelalterliches Freilichtmuseum. Alles aus Stein, top erhalten, blühende Granatäpfelbäume, Festungen, Mauern und eine Moschee. Landschaftlich top gelegen und absolut sehenswert. Hier sind wir sogar länger geblieben als geplant, weil es einfach so schön war und der bosnische Kaffee auch so gut geschmeckt hat.
Von Počitelj aus ging es dann wieder durch den Neretva-Canyon zurück nach Sarajevo.
Sarajevo, diese geschichtsträchtige und leitgeplagte Stadt hat definitiv eine große Anziehungskraft. Der Weg durch den Talkessel der ihr fast zum Verhängnis wurde lässt erahnen wie es den Menschen Anfang der 90er ergibt. Die Stadt ist mal schäbig, mal sozialistisch und mal orientalisch schön. Aber alles in allem ist es wieder genau die sehenswerte Kombination gewesen, die uns immer wieder in den Balkan führt. Für Sarajevo braucht mans schon ein wenig Zeit auch um die abgelegenen Ecken zu entdecken. Und auch die Suche nach Kriegsschäden braucht Zeit, ist aber irgendwie auch spannend.
Wir haben mit dem
Anbieter Funky-Tours seine Belagerungstour gemacht, bzw dadurch, dass wir sie als Privattour gebucht haben, wurde sie für uns abgeändert. Wir sind zum
Tunnel von Sarajevo gefahren, welche im Krieg die Versorgung der Stadt sicherte. Das war eine sehr interessante und beeindruckende Tour, weil sie von jungen Kriegsveteranen geschildert wurde. Ein Teil es Tunnels ist zu besichtigen und noch erhalten.
Von dort aus haben wir die andere Gruppe verlassen und unsere abgeänderte Route genommen. Wir wollten nämlich noch zu den Lost-Places der
Olympischen Winterspiele 1984. Zu den
Skischanzen und der
Bobbahn.
Auch das hat sich für uns gelohnt. Bei super Wetter hatten wir uns fast wieder wie in Tschernobyl gefühlt. Alles heruntergekommen aber trotzdem schön anzusehen.
Als Abschluss der Tour sind wir dann noch zu den alten Punkten der serbischen Artilleriestellungen gefahren. Von dort aus hatten man einen grandiosen Blick auf Sarajevo und man konnte wirklich fühlen wie willkürlich hier auf die Stadt geschossen wurde.
Nach einem reichhaltigen Essen im Basarviertel ging es dann wieder zurück nach Tuzla und weiter nach Deutschland.
Hier wurde aber bei der Mietwagenrückgabe klar, dass die gute Dame verzweifelt nach Schäden gesucht hat, die sie und in Rechnung stellen konnte. Wir hatten aber alles gut fotografiert und konnten entsprechend auf sie einwirken. Will gar nicht wissen wie vielen Leuten sie so Geld zusätzlich abzockt. Leider hatten wir die Klausel überlesen, dass man den Mietwagen sauber zurück bringen muss. Frechheit eigentlich, aber gut. 5 Euro dafür waren jetzt kein Beinbruch.
Alles in Allem war es wieder eine fantastische Reise und wir werden sicherlich nochmal in das schöne Land zurück kommen!