Ja, ich hatte mir eben vorgestellt, bzw. als selbstverstaendlich vorausgesetzt, dass es gerade unter den Leuten die so privilegiert (ohne oder mit wenig Zeitdruck, ohne Repraesentationszwang, mit Wissenshintergrund, freie Destinationswahl, etc. ) reisen koennen wie viele im Forum, doch eine erhebliche Mehrheit gibt die diese Freiheit nutzt um durch ihre wohlbedachte Nachfrage die Welt ein bisschen besser zu machen als sie ist. Denn machen wir uns nichts vor: sowohl Umweltverschmutzung durch Massenwohlstand (Massenkonsum), als auch unrentable Unternehmungen durch nicht vorhandene Nachfrage sind beide kuenstlich ueberhoehte, aber in vieler Hinsicht stichhaltige Argumente, um in Zukunft die Anzahl derer die reisen duerfen drastisch (oder erheblich – jedenfalls nicht: 'dramatisch') einzuschraenken.
Dann reisen nur noch 10% zwar relativ luxurioes aber streng beaufsichtigt und dadurch mit engem Perzeptionsfokus durch die Welt, davon nur 0,5% wirklich frei und zu Original-Attraktionen, waehrend der Rest die Globalisierung nur noch durch Fremddarstellungen (Bildschirm, Schulungsraum, Attrappen, Short-Events an Locations wie Massen-Stadien, etc.) erleben kann, die in je nach Geburtskaste differenzierten intellektuellen Anforderungsneiveaus praesentiert werden, und Ottonormalverbraucher ein Monatseinkommen zahlenmuss, wenn er/sie ausserhalb seines/ihres Alltagsalgorithmus mal ‘pippimachen’(=oekologischen Fussabdruck hinterlassen) muss.
Und ja: Fernreisen muessen noch viel billiger werden. Weil etwas anderes allenthalben fuer politische und wirtschaftliche, aber in einer globalisierten Welt vor allem fuer kulturelle Konflikte sorgen wird. Vor allem fuer solche die wir durch's Reisen (und zwar mehr durch das moeglichst sorgfaeltige Reisen als durch Wochenend-City-Trips) ueberwunden hatten.
Und vor allem auch, weil nicht mehr nur der wohlhabende Apotheker am Malawisee Vogelbeobachtungen, die alleinstehende Richterin mit ihren Eltern alle zwei Jahre eine Suedseereise machen, der Kaufmann 6 Monate im Jahr durch einen fremden Erdteil reist und der Obermonteur ein Jahr ununterbrochen Dauerbaustelle unter lauter Einheimischen durchfuehrt, Brigitte Bardot mit Gefolge in Martinique Strandurlaub macht, Graf Kalergi einen Vater aus europaeischem und eine Mutter aus japanischem Adel hat.
Sondern weil Ottonormalverbraucher zunehmend in ein globalisiertes Leben mit tiefsten und engsten familiaeren, persoenlichen und kulturellen Bindungen in verschiedenen Laendern und Erdteilen geraet – momentan evtl. weniger als noch vor 30 Jahren durch den Job (obwohl natuerlich auch), sondern mehr durch private, wirtschaftliche und politische Umstaende. Etwas uebertrieben ausgedrueckt bedeutet das, ein Leben mit den kulturellen Anforderungen die vielleicht Soraya bewaeltigen konnte, mit dem Budget von Hinz und Kunz, in einer ueberall immer mehr von Intrigen beherrschten Welt.
Also: je mehr Nachfrage nach umweltfreundlicher Transporttechnologie und – Reiseangeboten entsteht, umso attraktiver werden sie auch fuer Investoren. Darin liegt eine gewisse, wenn auch nicht ueberwaeltigend hohe, Chance. Aber ein – wenn auch akademisierter und im Gegensatz zu nuetzlichehn Technologien anscheinend zum Bezahlen von Fernreisen ausreichend finanzierter – Diskurs der Zerstoerung gegenueber einem Diskurs der Erhaltung bringen von der Sache her nicht weiter; Verdraengung auch nicht, und Beschimpfungen oder Schikanen nun noch weniger. Es sei den Sulawesi haette in der Celebes-See ein Oelbohrloch aufgetan, aus dem sie das Kerosin fuer ihre Fluege speist.