Spanisch und Portugiesisch auf einmal zu lernen halte ich nicht fuer so gut. Die Sprachen sind einander sehr aehnlich, sodass eher ein Durcheinander entsteht als eine Doppelkompetenz - oder wie viele Spanischsprechende sagen die viel in portugisischsprachigen Laendern zu tun haben: 'Mi Portuñol é fantás-chico!'
Entscheide lieber was Du damit machen willst. Wenn Spanisch und Portugiesisch bei Dir beide das gleiche Interesse hervorrufen, und Du Dich in erster Linie mit der weiteren Fremdsprache auf dem deutschen Arbeitsmarkt von anderen abheben oder Lusitanien-Forschung betreiben willst, lern lieber nur Portugiesisch, aber richtig gut - gibt weniger Leute die das koennen als Spanisch. Am besten in Portugal selbst - oder von mir aus in Brasilien aber in Curitiba oder Campinas, oder so.
Wenn Du Dich flexibel halten willst, lern Spanisch (Castellano); am besten irgendwo zwischen Madrid und der Atlantikkueste - oder von mir aus in einem modernen Bueroglapast in Mexiko DF oder Santiago de Chile, oder Lima/Arequipa/Cuzco. Nicht umsonst gibt es unter philologisch gebildeten Spaniern den Witz, der wesentliche Unterschied sei, dass alles was auf Castellano mit -ión ende, auf Portugiesch -ao heisse, Portugiesisch demzufolge 'Español mal hablao' sei. Ist zwar eine ziemlich freche und nur Teil-Wahrheit, aber etwas ist auch dran. Ist wahrscheinlich einfacher, erst Spanisch zu lernen und dann in Brasilien oder Portugal auf portugiesisch 'umzulernen' als andersherum. Entfernt vergleichbar mit dem Unterschied zwischen Spanisch und Portugiesisch, aber etwas groesser, ist der Unterschied zwischen Deutsch-Hollaendisch.
Das Brasilianische unterscheidet sich im Schriftbild und Vokabular kaum bis gar nicht vom Portugal-Portugiesisch. Es hat aber vor allem eine extrem abweichende Aussprache, und anders gepraegte Kommunikationsgepflogenheiten.
Letzteres ist uebrigens in ganz Lateinamerika so, auch mit Spanisch. Da bist Du nicht in Deutschland und seinen Nachbarlaendern, auch nicht in der EU, und selten in einem modernen Buero einer Millionestadt wo alles eh global gleichgeschaltet ist. Ausserhalb solcher Inseln sind die linguistischen Sprachtechniken gar nicht das groesste Kommunikationsproblem - sondern die unterschiedlichen Lebensumstaende und mit ihnen die Bezugs- und Vorstellungswelten.
Groesser als sprachliche sind kulturelle Unterschiede zwischen spanisch und portugiesisch gepraegten Laendern; das liegt wahrscheinlich an geschichtlichen Unterschieden zwischen Spanien und Portugal.
Zur konkreten Durchfuehrung der Lerntaetigkeit in Lateinamerika: Klar kannst Du in fast jeden Ort gehen und fast einem X-beliebigen Bewohner mit lokaler Hochschulzugangsberechtigung oder Schullehrer ein Zubrot anbieten wenn sie Dir Privatunterricht geben. Die koennen ihre eigene Sprache gut genug, teilweise sehr sehr gut - haben aber selten grosse Erfahrungen oder Kenntnisse im Bereich Fremdsprachenerwerb; selbst Leute mit Universitaetsabschluss, Englischzertifikat und Postgrade in Paedagogik werden u.U. denken dass Du irgendwie krank bist weil Du so komisch gringohaft sprichst. Viele Sprachschueler gehen deshalb an Unis in Grossstaedten wo's mehr Formalitaetenbetonung und internationales Umfeld gibt - kriegen aber dafuer weniger landestypische Eigenheiten mit und sind nicht in einer nahezu ausschliesslich lokalsprachlichen Umgebung.
Wenn Du nicht gerade in Grosstadtslums bist und agesichts von rohen Ziegelsteinmauern und Zinkbedachten Haeusern keine aesthetisch bedingten Nervenzusammenbrueche bekommst, ist beinahe jeder Ort in Lateinamerika schoen - gibt fast immer einen zentralen Baum auf dem Kirchplatz und irre weite, exotische Landschaften gleich nach dem letzten Haus.