Hey ho,
auf meiner Weltreise hatte ich nur die üblichen "Kleinigkeiten": Zu viele Sonnenbrände, noch mehr Mückenstiche, eine Lebensmittelvergiftung mit Durchfall und Erbrechen, die aber auch nach 3-4 Tagen wieder gut war und eine fiebrige Erkältung, bei der ich Angst vor Malaria/Dengue hatte, weil das Fieber innerhalb von ein paar Stunden von 37,5° auf 39° stieg, ich aber sonst NIE Fieber habe und daher doch lieber den Arzt konsultierte, wobei am Ende alles gut war.
Jedoch hatte ich bei einem 3-monatigen Freiwilligendienst in Kenia eine nicht so schöne Verletzung: Ein zerfetztes Innenband im Knie sowie ein eingebeulter Oberschenkelknochen (wie bei einem Golfball). Dazu eine Rippenprellung und daraus resultierende Atemprobleme (außer in gebückter Haltung) für ein paar Tage.
Da der Thread nur Krankheiten/Verletzungen und nicht um Horrorgeschichten geht, kann jetzt aufgehört werden mit lesen. Wen den Hergang der Verletzung interessiert und 5 Minuten Zeit hat, kann weiterlesen:
Wir waren mehrere Freiwillige/Reisende, die abends/nachts in Nairobi mal "raus" gehen wollen. Ich hatte mich davor bis zu dem Tag immer nicht getraut (Sicherheitsbedenken), aber wir wollten nur in eines der sichereren Viertel gehen, waren eine große Gruppe, ich hatte keine Wertsachen dabei, was sollte also passieren...?! Das eine Tanzlokal war ganz nett, aber irgendwann hatten wir eben genug und zogen weiter. Ein paar waren der Meinung, sie wüssten wo es lang geht und natürlich watschelten alle anderen hinterher. Irgendwann waren wir uns jedoch nicht mehr so sicher, wo wir waren, da es keine Straßenbeleuchtung gab. Es war also (fast) komplett dunkel, da es in der Gruppe nur 1-2 Lichtquellen (Taschenlampen/Handys) gab. Nur das gelegentliche Vorbeikommen von Autos sorgte für größeres Licht, wobei wir dann aufgrund des starken Lichtes wiederum für einige Minuten umso weniger in der Dunkelheit sahen. Wir gingen also die Straße entlang, Schritt für Schritt, bis plötzlich einer meiner Schritte keinen festen Boden unter mir erreichte. Völlig ohne Vorwarnung tappte mein linker Fuß ins Leere, der Rest des Körpers folgte soweit bis er auf Höhe der Rippen abrupt vom harten Boden gestoppt wurde. Auch mein rechtes Bein stoppte den Fall, verdrehte sich und schlug mit dem Knie seitlich auf den Boden auf. Alles passierte in Sekundenschnelle und plötzlich hing ich in einer völlig entarteten Position in einem Loch, war fast lautlos hinein gefallen, konnte mich aufgrund des Schocks und des harten Aufpralls aber kaum laut bemerkbar machen, merkte aber wie die eben noch neben mir gehenden Reisenden das aufgrund der Dunkelheit nicht bemerkten und die meisten erzählend weiter gingen. Irgendwie konnte ich mich dann aber anscheinend doch noch so bemerkbar machen, dass es einer der letzten der Gruppe mitbekam, dass etwas nicht normal war. Dann wurde mir aus dem Loch geholfen, da ich von selbst größte Schwierigkeiten hatte, aus dieser verkeilten Position wieder raus zu kommen. Ich saß auf dem Boden, hatte Schmerzen und stand unter Schock. Da kam ein Auto vorbei gefahren, sah das und hielt an. Es stiegen 3 kenianische Männer aus, mit Maschinengewehren bewaffnet... sie sagte, sie wären von der Polizei, sahen aber irgendwie nicht so aus. Ich erinnerte mich, an mehrere Geschichten von korrupten Polizisten im Land und wusste nicht, ob nun alles noch schlimmer werden würde. Es wurde nicht schlimmer, da sie tatsächlich nur fragten, ob alles okay wäre, ob sie uns irgendwo hinfahren könnten. Allerdings hatte ich nicht gerade vor, mitten in der Nacht in Nairobi in ein unbekanntes (bewaffnetes) Auto zu steigen, auch nicht in meiner Situation. Also die irgendwie abgewimmelt (bzw. wenn sie uns wirklich etwas Böses gewollt hätten, wäre das ein Akt von einer Minute gewesen, uns Geld o.ä. abzunehmen, war aber nicht der Fall) und gesehen, dass wir da weg kommen: Ich halb gestützt von einem anderen Reisenden, halb gehumpelt. Das ging noch für ein paar Minuten, doch irgendwann ließ das Adrenalin nach und ich spürte noch mehr Schmerzen im Knie. Was mir jedoch deutlich mehr Unbehagen bereitete, waren die Schmerzen in den Rippen. Ich merkte, wie ich Probleme hatte, normal zu atmen. Atmen ging nur in einer gebückten Haltung so halbwegs schmerzfrei. Da ich Angst hatte, dass da was an der Lunge war, ging es dann doch recht schnell mit einem Taxi in ein Krankenhaus. Der Wartebereich war mit überall leuchtenden Flatscreens (Jahr 2009) hochmodern ausgestattet. Die Untersuchung selbst war eher so wie man es sich in einem afrikanischen Land vorstellt: Zwar war zum Glück an den Rippen nichts gebrochen, sondern nur ordentlich geprellt, was eben zu den Atemproblemen führte, die aber nach ein paar Tagen wieder vergingen. Aufgrund der Röntgenbilder sagte mir der Arzt aber auch, dass am Knie alles in Ordnung sei, wohl nur eine kleine Prellung und ich könne in 4-5 Tagen wieder wandern gehen... Fakt war, dass ich einen weiteren kompletten Monat durch Kenia mehr oder weniger humpelte, der Freiwilligendienst dadurch ziemlich getrübt wurde und die korrekte Diagnose (Verletzung Innenband & Oberschenkelknochen) erst in Deutschland gestellt wurde. Komplett schmerzfrei war es erst wieder nach ein paar Monaten mit Physiotherapie in Deutschland. Im Nachhinein wäre für das Knie Kühlen das Wichtigste gewesen, aber bei 30°-35° Außentemperatur mit dauerhaften Stromausfällen und zu der Zeit einer großen Dürreperiode mit starkem Wassermangel werden unter solchen Bedingungen für uns eigentlich “einfache” Maßnahmen schon zur Herausforderung / teilweise unmöglich.
Was es mit diesem Loch auf sich hatte: Es war ein "ganz normales" Baustellenloch und es war eben einfach nicht abgesperrt, genauso wie es eben einfach keine Beleuchtung gab. Ein anderer Freiwilliger sagte mir hinterher, dass er da mal reingeleuchtet hatte und von unten wohl noch einige Eisenstangen nach oben zeigten... Man gut, dass das Loch noch so klein war, dass ich eben hängengeblieben bin...
Seitdem gehe ich auf Reisen nie mehr ohne Taschenlampe durch die Dunkelheit.