Thema: Firmenübernahme Internet-Reiseagentur  (Gelesen 3280 mal)

knuffels

« am: 24. Januar 2013, 13:09 »
Hallo zusammen !

Seit einiger Zeit spiele ich mit dem Gedanken, mein Hobby zum Beruf zu machen, selbst ein eigenes kleines touristisches Geschäft zu gründen.

Da ich jedoch keine touristische Ausbildung habe, weiss ich nicht so recht, wie ich das anstellen soll.

Jetzt hatte ich den Gedanke, evtl. ein schon bestehendes Unternehmen zu übernehmen, und nach eigenen Wünschen auszubauen.
Und, tatsächlich bin ich fündig geworden.

Der ältere Herr möchte sich zur Ruhe setzen und sucht einen Nachfolger. Er organisiert und vermittelt Radreisen, Wanderungen und Skifahren in Europa.

Laut seiner Auskunft hat er ca. 120 Buchungen pro Jahr und macht 120-tausend Euro Umsatz. Die Marge liegt bei ca. 25000 pro Jahr.
Es ist eine reine Internet-Agentur, dazu brauche ich, nur PC, Internetanschluss und Arbeitszimmer.
Und, er meint, es ist stark ausbaufähig, da er sich in den letzten Jahren mehr seinen Hobbies widmet und sein Geschäft nur "nebenbei" betreibt.
Weiterhin bietet er mir Beratung und Einarbeitung an, touristische Ausbidlung brauche ich seiner Auskunft nach nicht, er hat vor 25 Jahren auch als Quereinsteiger angefangen.

Klingt für mich nach einer idealen Einstiegsmöglichkeit in die Welt des Tourismus.

Seine Preisvorstellung liegt bei ca. 50000 Euro zzgl. Mwst.

Ist diese Preisvorstellung realistisch ?

Worauf sollte ich unbedingt achten ?

Gibt es hier jemanden, der sich mit so was auskennt bzw. einschlägige Erfahrung hat ?

Für qualifizierte Meinungen zu diesem Thema bin ich jederzeit dankbar.

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LeniLustig

« Antwort #1 am: 24. Januar 2013, 13:58 »
hey, also weiß zwar nicht ob meine Meinung qualifiziert ist...aber..

ganz wichtig ist wenn du eine Firma übernimmst, dass du dir gut genug den Ruf der Firma vorher ansiehst. Weil wenn du eine Firma kaufst, die zwar gut organisiert und strukturiert ist, aber keinen besonders guten Ruf hat, dann glaub ich , ists nicht so leicht das Image der Firma zu ändern.

Außerdem solltest du dir die rechtliche Situation anschauen, bist du dann eingetragener Unternehmer im Firmenbuch, oder ists eine Einmann-Gesellschaft, ist sie überhaupt im Firmenbuch eingetragen? Ist eine Marke für die Firma eingetragen?

Wahrscheinlich hast du dir eh schon über all das Gedanken gemacht..aber wenn nicht dann weißt du jetzt mehr =)

Aber der Job ansich klingt ja traumhaft, arbeiten von überall aus der ganzen Welt =)

Ich hoff meine Meinung hat dir was gebracht.

Viel Erfolg noch

glg Leni

Ach ja und du kannst sicher wenn du die Firma kaufst, einen Blick in die Bücher werfen um zu überprüfen ob die Zahlen wirklich so gut waren =)
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Jens

« Antwort #2 am: 24. Januar 2013, 14:05 »
Was mir auffällt ist der recht hohe Preis für eine Internet-Argentur, denn ob er soviele Stmmkunden hat ist doch die Frage. Im Inernet gibt es die doch fast nicht??? Vielleicht kommt der Preis deshalb zustande, dass seine Domain einfach super ist. Falls dies der fall sein sollte, würde ich mir erstens mal eine Auswertung zeigen lassen, wie der Traffic ist und diesen Domain-name mal bewerten lassen. Es gibt dazu kostenlose Tools im Internet, aber so ganz glaube ich diesen kostenlosen Auswerter nicht so ganz, da meine min. doppelt so viel wert sein sollte, als ich denke. Gut ist, dass er dich einarbeitenn möchte und du so auch Kontakte bekommst, die sehr wichtig sein werden. Genau genommen bekommst du für 50000 Euro
  • Kundendatei
  • Domain
  • Einarbeitung
Ich finde jetzt für mich (aus dem bauch heraus), das 50.000 zuviel ist, habe mir aber sonst noch nie Gedanken zu solch einem Projekt gemacht.
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MissNori

« Antwort #3 am: 24. Januar 2013, 17:31 »
Also wenn ich 120.000 Umsatz im Jahr machen würde, dann würde ich aber deutlich mehr Geld beim Verkauf nehmen. Klingt sehr eigenartig - bin aber auch icht vom Fach. Welche Internet-Firma ist es denn?

LG
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knuffels

« Antwort #4 am: 24. Januar 2013, 18:38 »
Also..... ich habe mir die Bilanzen der letzten 3 Jahre schicken lassen. Es ist ein kleines Ein-Mann-Unternehmen. Das "Rohergebnis" war immer so um die 20.000 Euro. Das heisst: ich müsste mich mächtig ins Zeug legen, das Ding auszubauen, damit ich die 50.000,- wieder rein krieg. Dafür erscheint mir der Preis zu happig.

@Jens:

Danke für den Tipp mit der Domainbewertung. Der Herr hat tatsächlich einige Domains zum Thema Langlauf, Radtouren, Wandern usw. reserviert und auf seine Seite verlinkt. Die ganzen Domains zusammen könnten schon ein paar tausend wert sein, ob nun wirklich 50.000, ist ziemlich fraglich.
Wobei die Bewertungen wirklich weit auseinander gehen. Meine eigene, thomas-auf-reise.de , ist beispielsweise bei adressio.de  8000,- wert, bei domainbewertung24.de  stolze 6,-  :)

Ja, ich werde dran bleiben, das Ding mal genauer unter die Lupe nehmen, werde aber zu dem Preis nicht kaufen, glaube ich.
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Wookie

« Antwort #5 am: 29. Januar 2013, 08:24 »
Also wenn die Firma wirklich pro Jahr 20 k€ Gewinn macht, dann finde ich 50 k€ durchaus in Ordnung (man kann ja auch noch handeln). Schließlich stellt sich die Frage, welchen Wert hat eine Firma und normalerweise nimmt man nunmal den Jahreserlös mal x.

Problematisch ist eher die Frage kann man diesen Umsatz beibehalten bzw. wieviel Stammkundschaft hat man wirklich? Nur für die Domain und ein paar tote Datensätze finde ich es auch zu viel.

Überleg dir ob du dich mit dem Reisetyp Rad-/Euroreisen anfreunden kannst, schließlich wirst du erstmal damit dein Geld verdienen, bevor du ausbaust. Außerdem würde ich die Art und Länge der Einarbeitung schriftlich festhalten! Nicht dass es nachher heißt hier ist die Domain, da die Datenbank und ich bin weg.

Nur meine persönliche Meinung
Wk
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gerhard4310

« Antwort #6 am: 30. Januar 2013, 17:52 »
Also ich betreibe schon eine längere Zeit eine Inet Reisevermittlungseite und baue derzeit gerade eine IBE für Flugsuche usw. und kann dir nur sagen dass es kein leichtes Geschäft ist, ich betreibe dies auch nur nebenbei her habe aber aufgrund mehrerer Projekte im Softwareentwicklungsbereich für die Touristikbranche ein relativ gutes Wissen darüber, ohne touristische Kentnisse würde ich die Finger davon lassen denn eine Reise zu verkaufen ist das Eine aber die rechtlichen Seiten musst du alle bedenken ansonsten hast du nur Klagen am Hals.

Das Reisegewerbe ist in Deutschland ein freies Gewerbe und bedarf nur einer Gewerbeanmeldung und eine Steuernummer beim FA.

Das ganze Geschichte mit der Domainbewertung kannst du vergessen eine Domain ist nur dann viel Geld wert wenn sie viele Zugriffe hat (ab 250.000 pro Monat wird es interesant) oder einen großen Kundenstamm hat in Form von Datensätzen. Diese ganzen Domainbewertungstools kannst in die Kiste werfen.

Nach meiner Meinung ist die ganze Geschichte niemals 50.000 Euro wert, inwieweit die Angaben vom Verkäufer stimmen kann ich nicht beurteilen da ich die Unterlagen nicht kenne, lass dir auf jedenfall die Steuerbescheide vom FA der letzten 3 Jahre zeigen, keine Steuererklärungen oder dlg. und nicht nur die Bilanzen denn diese sind leicht zu fälschen vor allem ist ein Einzelunternehmen erst Bilanzpflichtig wenn der Jahresumsatz  über 500.000 € oder der Gewinn  über 50.000 € liegt - somit würde ich mir "diese" Bilanzen doppelt genau ansehen denn eine Bilanz zu erstellen ist eine Viecherei und ohne Steuerberater kaum zu schaffen - warum sollte sich ein Unternehmer diese Arbeit antun bzw. extra Kosten für Fachberatung ausgeben.

Bei dem angebenen Gewinn stellt sich nun die Frage ob dies nach Steuer ist oder vor Steuer sollte es vor Steuer sein ist der Gewinn zum Umsatz zu niedrig - nach Steuer wäre er Ok.

Was mir an Deiner Geschichte am meisten denken gibt ist dass der "nette ältere Herr" zu dir sagt dass du keine touristische Ausbildung brauchst da er vor 25 Jahren auch als Quereinsteiger begonnen hat das Internetunternehmen aufzubauen. Vor 25 Jahren gab es zwar schon das Internet aber auf keinem Fall das WWW (wurde erst 1989 beim Cern entwickelt) und schon gar keine Reiseagenturen im Netz - das würde ich mal genauer hinterfragen denn dies kann so aus technischer Sicht schon einmal gar nicht stimmen. Vielleicht hat er seine Radtouren über Telnet vertrieben. ;D
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knuffels

« Antwort #7 am: 30. Januar 2013, 23:35 »
Danke für die Antworten.

Die Bilanzen hab ich nochmal studiert und mich beraten lassen, da mir selbst die Übung fehlt, so was zu lesen und zu interpretieren.

Die 20-tausend Euro sind tatsächlich der "Roh"-gewinn, das heisst, davon gehen noch Ausgaben, Abzüge und Steuern ab.

Bedeutet, der nette alte Herr hat das mehr als Hobby betrieben, und nur einen kleinen Mini-Gewinn gemacht, damit es überhaupt vom Finanzamt als Geschäft anerkannt wird.

Bei der Diskussion um den Preis beruft er sich auf seine Vorarbeit, die Ausbaufähigkeit, die Domains, Kontakte, Adressen, Bekanntheitsgrad, seine Beratung und so weiter und so fort.....

Radreisen in Europa sind auch nicht so mein Ding, ich möchte lieber Reisen nach Südamerika organisieren.
Ausserdem will ich das Ganze zumindest am Anfang erst mal Nebenberuflich betreiben.

Gerne würde ich Ihn als Berater engagieren, da mir selbst die Erfahrung in der Reisebranche fehlt.
Aber selbst dafür ist mir der Preis zu happig.

Lieber würde ich das Geld investieren, selber etwas eigenes aufzubauen.
Da weiß ich nur momentan nicht so recht, wie ich sinnvollerweise an die Sache rangehen soll.....
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gerhard4310

« Antwort #8 am: 31. Januar 2013, 11:43 »
Wenn du Reisen organisieren willst dann wird es kompliziert denn da gibt es viele gesetzliche Auflagen die Du erfüllen musst um als Reiseveranstalter anerkannt zu werden z.B. ganze Stornogeschichten, Reisesicherungsschein, Flugkontigente usw. ist alles gesetzlich vorgeschreiben.
Wenn Du nur Reisen vermitteln willst geht dies einfacher denn da könntest Du als Partner von anderen Veranstalter auftretten und hast weniger rechtliche Probleme. Da kannst Du durchaus auch Dein Geld verdienen wenn Du Dich auch ein Gebiet speziallisierst, grosse Investionen musst Du dabei nicht tätigen dass wichtigste ist dabei meiner Meinung nach dass Du gute Grundlagen in der Programmierung hast (nicht nur eine Website basteln sondern schon XML und MYSQL sowie PHP und Javascript) denn dann kannst Du eine gute Plattform anbieten was für den Vertrieb im Netz am wichtigsten ist. Programmierkosten können bei so einem Projekt schnell einmal tausende an Euros kosten.
Was Du noch über Touristik lernen musst und sollst kannst Du Dir anlesen bzw. einen Fernlehrgang machen und wenn Du mit einem Partner zusammenarbeiten sollst bieten diese immer wieder gratis Lehrgänge an die oftmals an tollen Orten stattfinden.
Ich fliege z.B. für 150 Euro (Kosten für Steuern und Abgaben für den Flug muss man immer selber tragen alles andere ist frei) für 2 Wochen nach Tunesien in ein 5 Sterne Hotel mit allem drum und dran. Dies sind dann sogenannte PEP's oder Expedienten Reisen da lernst Du viele andere Leute aus der Branche kennen und der Veranstalter gibt auch immer Schulungen an denen Du aber nicht teilnehmen musst.
Hier ein Beispiel wo Du solche Reisen bekommen kannst bzw. Info's zu der ganzen Geschichte einfach durchklicken.
http://login.sunpromotions.com/wDEU/
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knuffels

« Antwort #9 am: 31. Januar 2013, 16:40 »
Danke, Gerhard :-)

meine Gedanken gehen momentan in die Richtung:
Zuerst mal will ich nur Reisen vermitteln, um "erste Schritte" zu gehen, erste Erfahrungen sammeln.
Später mag ich dann auch selbst Reisen entwickeln, konzipieren und organisieren. Das heisst, dann trete ich selbst als Veranstalter auf und muss mich bis dahin auch mit dem ganzen gesetzlichen Kram beschäftigen.

Hauptberuflich arbeite ich als Programmierer, das erstellen einer "Vertriebsplattform" krieg ich hin :)
Meinen Job mag ich auch nicht so schnell aufgeben, denn beruflich komme ich auch viel herum, sammle interessante Erfahrungen und lerne die Welt nicht nur als Tourist kennen.
Ausserdem sind die Verdienstmöglichkeiten im Engineering schon deutlich besser als im Tourismus :)

Jetzt bin ich am überlegen, wie ich mich nebenberuflich etwas betätigen kann.
Von PEP-Reisen hab ich schon bissel was gehört und gelesen, finde es sehr spannend.
Allerdings: hier beisst sich die Katze in den Schwanz. Um daran teilnehmen zu können, muss ich erst mal Mitglied der Branche sein.  Ein Reisegewerbe möchte ich jedoch erst mal noch nicht anmelden. Glaube, dafür ist die Zeit noch nicht reif, denn man will bei einem Expertentreffen ja nicht gleich als Greenhorn auffallen oder als Depp dastehen.

Hast Du evtl. noch interessante Tipps bzgl. Fernlehrgänge, Seminare oder Fachliteratur ?

Gruß !
Thomas

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gerhard4310

« Antwort #10 am: 01. Februar 2013, 02:14 »
Also um eine Gewerbeanmeldung kommst Du als Reisevermittler nicht herum denn der Vertrieb ist Gewerbescheinpflichtig auch wenn es oft anders beworben wird, ohne Gewerbeanmeldung hast Du irgendwann Probleme mit der Gewerbesteuer und nicht zu vergessen riesigen Ärger mit dem FA. Gewerbeanmeldung kostet bei uns in GAP 20 Euro kann in anderen Gemeinden höher sein aber nicht die Welt. Steuernummer bei FA kostet nichts und somit bist Du auf der sicheren Seite und Steuern musst Du ja erst bezahlen wenn Du den Freibetrag bei der Umsatzsteuer wie bei der Einkommenssteuer überschreitest.

Ohne Gewerbeanmeldung bekommst Du keine Agenturverträge und auch keinen Zugriff auf ein GDS System und diese beiden Dinge brauchst von Du Grund auf um an die Reisedaten der Veranstalter zu kommen.

Greenhörner und Deppen laufen auf solchen Veranstaltungen genug herum obwohl sich viele als Experten ausgeben, davor brauchst keine Angst haben.

Viele Touristikanbieter bieten auch Lehrgänge für Quereinsteiger an nur sind diese mit Kosen gebunden und die wollen Dich dann an ihre Agentur binden, nicht immer gut sondern mehrere Agenturen bringen mehr Auswahl.

Ansonsten einfach mal Google befragen und Fachliteratur heraussuchen davon gibt es reichlich. Ansonsten wie beim Programmieren man lernt es nur mit der Zeit durch Erfahrung.
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knuffels

« Antwort #11 am: 02. Februar 2013, 02:16 »
oki, dann werd ich mir mal Fachliteratur besorgen, etwas schmökern, und dann demnächst mal ein kleines Gewerbe anmelden, mir ein paar Visitenkarten zulegen, und mal an einer PEP-Reise teilnehmen.
Wird bestimmt ganz lustig :)
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gerhard4310

« Antwort #12 am: 02. Februar 2013, 11:39 »
Na dann viel Glück dabei wenn Du mal ein paar Tips oder Adressen brauchst für Datenzugänge usw. melde Dich über eine private Nachricht bei mir (Austausch der EMailadresse) da ich hier diese Daten nicht posten darf  - denn in der Reisebranche muss man viele Geheimhaltungsverträge unterschreiben.
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