Thema: Depression und Weltreise  (Gelesen 10301 mal)

ads4506

« am: 01. März 2013, 02:41 »
Hallo,

Normalerweise bin ich nicht der Mensch, der seine Gefühle groß im Internet postet, aber ich bin grad ziemlich verzweifelt.

Kurze Vorgeschichte, bevor ich meine Weltreise begonnen habe, war ich daheim immer sehr unzufrieden. Hab mich über meinen Job beschwert und war im ganzen nicht zufrieden. Ich gehe davon aus, dass diese Gefühle wohl alle Teil einer Depression waren/sind. Ich hab auch schonmal ne Therapie angefangen, diese allerdings abgebrochen, weil der Arzt mich nur mit Medikamenten therapieren wollte.als ich im Internet gelesen habe, das eine reise hilfreich bei einer Depression ist, dacht ich mir komm machst du eine Weltreise und dann wird das wieder.
Nun bin ich seit beinahe zwei Monaten unterwegs und hab ständig schwerste zweifel, Versagensangst und immer wieder Panikatacken. Ich dachte es wird mit der zeit besser und ich fange an es zu genießen. Allerdings habe ich grad eher das Gefühl, dass es immer schlimmer wird.jetzt stell ich mir dauernd die frage, wie es weitergehen soll.ob ich mich da einfach zu arg anstelle oder ob ich abbrechen muss und erst mal eine Therapie machen sollte? Da ich mit diesem schweren Thema, nicht gleich meine Familie belasten wollte, schreib ich erst mal hier und hoffe das sich jemand vielleicht damit auskennt oder Ratschläge hat.

Gruß Manu

PS: es sind nicht Gefühle wie ach wie gehts weiter was soll ich machen, sondern eher ich lauf nur im Kreis kann nichts genießen, in Gesellschaft wird es etwas besser aber war einfach noch keinen Tag glücklich seit ich weg bin.
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Yike

« Antwort #1 am: 01. März 2013, 09:29 »
Eine Ferndiagnose ist natürlich schwierig. Doch du sagst, in Gesellschaft geht es dir besser. Warum versuchst du dann nicht Wegbegleiter zu finden? Zumindest für eine Teilstrecke.

Vada

« Antwort #2 am: 01. März 2013, 09:57 »
Hallo ads4506

Mit Depressionen und Angstzuständen kenn ich mich aus, habe selbst auch schon Therapie gemacht.

Panikattacken sind ZEichen einer ernsten Depression und ich rate Dir, HIlfe zu suchen. DAss Du das Gefühl hast dass es schlimmer wird, kommt auch daher.  

Aus einer Depression heraus eine Weltreise zu machen, ist eine schlechte Vorraussetzung, denn wenns einem schlecht geht, gehts einem schlecht egal wo  man sich befindet auf der Welt.

Was kann man tun?
a) Freunde,  nahestehende Familienmitglieder anrufen, hauptsach man ruft jem. an oder redet mit jem. darüber -> sehr wichtig
b) Professionelle Hilfe suchen, oft braucht man mehrere Anläufe, bis man eingen guten Therapeuten findet, zu welchem man Vertrauen hat
c) evtl. Reise unterbrechen für ein paar Wochen in die HEimat reisen (vertrautes Umfeld)
d) sich gutes Tun wie z.B. spazieren gehen, ein Bad nehmen, ..etc.
e) ins Bett legen, Embryostellung oder 1 Hand auf Bauch und 1 Hand auf Brust legen und langsam atmen
f) Baldriantropfen (ca. 25-40 Tropfen in wenig wasser)
g) nicht mit sich selber schimpfen, dass man jetzt Angst hat oder versagt - es ist ok, das Du Angst hast, Angst ist auch ein überlebenswichtiges Warnsignal des Körpers
h) sich eine Tages-Struktur schaffen (ganz banale Dinge wie um 10 Uhr mache ich täglich dies, um 14 Uhr das.. etc.)
i) Stress vermeiden


edit: Ich wünsche Dir dass Es dir bald wieder besser geht und die Reise doch noch geniessen kannst *dicke Umarmung*


LG,
Vada




edit 2: was ich allg. sehr empfehlen kann -->  http://de.wikipedia.org/wiki/Autogenes_Training
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ads4506

« Antwort #3 am: 01. März 2013, 13:36 »
Wow vielen dank für die schnellen und aufmunternden antworten, vorallem die lange Antwort von vada.
Es ist immer schön (bzw. Schade) zu hören dass andere das auch kennen.

Bin grad in Kambodscha und da würde ich glatt mal sagen professionelle Hilfe, was die Psyche betrifft wohl eher schlecht.

Das mit kurz nach Hause für ne kurze zeit hört sich gut an, hab aber leider nen rtw Ticket was das ganze etwas problematischer macht.

Hab mir jetzt auch mal sowas wie ne Deadline gesetzt (ohne mich da jetzt unter Druck zu setzen.) Einfach die Tage mal betrachten wie sich alles entwickelt, weil ich es sehr schade finde für etwas Geld aus zu geben, wenns ein nicht glücklich macht.

Meiner Familie habe ich nichts von der Depression erzählt, verdammter stolz und blödes ich Schaffe alles allein denken...
Ein paar Leute wissen davon, wenn ich mit denen schreibe gehts mir natürlich besser, für den Tag.
Ich schau mal wie es die nächsten Tage ist und dann mal sehen..

So nochmals vielen dank für die antworten und Umarmung.

Manu
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Radlerin

« Antwort #4 am: 01. März 2013, 15:22 »
Hallo Manu,

ohne mich mit Depressionen auszukennen, aber wo bist du denn?
Es gibt doch auf der ganzen Welt auch deutsche Ärzte, und manchmal gibt es auch körperliche Ursachen, z.B. Schilddrüse, bestimmte Vitaminmängel, und bestimmt noch mehr. Vielleicht hilft es dir, dich mal durchchecken zu lassen.

Spontan als erste Hilfe oder Linderung fällt mir Yoga ein, das kann einem auch helfen, in die eigene Mitte zu kommen, aus dem Gedankenkarussel rauszukommen, gelassener zu werden.
Also quasi mal Urlaub von der Reise und vielleicht hilft ja etwas ganzheitliches, je nachdem wo du bist, vielleicht auch gute Massagen oder Ayurveda, was den ganzen Menschen harmonisieren kann.
Oder wenn du in Indien bist und gut englisch kannst, da soll es gute Homöopathen (auch homöopathische Krankenhäuser)geben, wäre auch einen Versuch wert, aber nur, wenn du ein paar Tage an einem Fleck bist.

Ansonsten denke ich auch, du nimmst dich selbst mit, egal wohin du gehst.

Alles Gute, gute Besserung und dass du die Reise noch geniessen kannst.
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Vada

« Antwort #5 am: 01. März 2013, 16:06 »

Das mit kurz nach Hause für ne kurze zeit hört sich gut an, hab aber leider nen rtw Ticket was das ganze etwas problematischer macht.


aber du bist doch bestimmt versichert und kannst vom Rücktrittsrecht gebrauch machen?? Und hast Du keine Reisekrankenversicherung (Notfallnummer der KK) ?

by the way. ...Wieder ein Grund mehr, kein RTW Ticket zu kaufen. Zum Glück hab ich das nicht gemacht.
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BineKa

« Antwort #6 am: 01. März 2013, 17:32 »
die Flugtermine lassen sich ja auch mit RTW verschieben. Den nächsten Flug terminlich nach hinten legen, und einen extra Flug (Rücktransport über die Auslandskrankenversicherung?) nach Hause buchen  - wieso sollte das nicht gehen? Und wenns besser geht, könnte man ja wieder zurück fliegen um sich ins RTW einzufädeln - ist doch kein Problem.... und wenns nicht besser geht, dann ists es eben so - Gesundheit geht in jedem Fall vor, und quälen sollte man sich ja unterwegs auch nicht! Ich würde auch erst einmal versuchen, Gesellschaft zu finden um dann in aller Ruhe weiterzusehen.
@ vada: Rtw oder nicht hängt auch ein bisschen von der geplanten Strecke und den jeweiligen Konditionen ab, finde ich .... wenn ich hier lese, was allein ein Einzelflug von Santiago nach Auckland kostet, bin ich mit mit meinem RTW sehr gut aufgestellt. Die Flugtermine kann ich alle (bis auf den ersten) kostenlos ändern lassen, und im schlimmsten Notfall komme ich auch außerhalb des RTWs schnell zurück
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Vada

« Antwort #7 am: 01. März 2013, 20:47 »
Ja stimmt, man könnte z.B. einen Zusatzflug  nach Hause buchen und der nächste RTW Termin nach hinten verschieben.
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Vombatus

« Antwort #8 am: 02. März 2013, 02:14 »
Warum sollte eine (Welt)Reise gut gegen Depressionen sein? Ist das nicht etwas "blauäugig? Ich glaube gerade bei Langzeitreise ist eine etwas "stabilere" Natur vom Vorteil. Natürlich lernt man viel und entwickelt sich auch ein Stück weiter. Wunder oder Heilung kann man aber nicht erwarten, sondern (großen und kleinen) Herausforderungen die mit gemeistert werden wollen.

@ ads4506, hoffe dass es dir bald besser geht und du deinen "Weg" findest. Wie auch immer der aussehen wird. Vielleicht ist es wirklich besser, wenn du dich jemanden anvertraust und du dich erstmal um deine Gesundheit kümmerst als um deine Reise. Eine Reise die man nicht genießen kann macht kein Sinn. Und erst recht nicht etwas mit "Gewalt" schaffen zu wollen. Depressionen sind auf jeden Fall erst zu nehmen und nicht von heute auf morgen weg.

Bestimmt gibt es im Internet auch Foren, vielleicht sogar Selbsthilfegruppen und eine Art "Notfall-line" die dir dabei hilft eine für dich richtige Entscheidung zu treffen.

Alles Gute!
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ads4506

« Antwort #9 am: 02. März 2013, 07:49 »
Vielen Dank,

haette nicht gedacht das in so kurzer Zeit soviele Antworten kommen.

Das mit der Krankenversicherung wird etwas tricky, da es sich um eine Erkrankung handelt, von der ich eigentlich (was die Krankenversicherung ja nicht wissen muss) schon wusste bevor ich die Versicherung abgeschlossen habe und in diesem Fall sind die Versicherungen ja immer nicht bereit zu zahlen. Muss mal schauen wie ich das hinbiegen koennte damit das laeuft.

Das mit der "blauaeugigkeit" kann ich jetzt nur bestaetigen. Aber im Vorfeld, weiss man ja immer nicht, wie es sich entwickeln wird. Man denkt das wird schon laufen, kein Ding sobald du weg bist geht das schon etc. Dumm aber leider oft der Fall.
Was das Reisen ohne geniessen betrifft, seh ich genau so und das war der Ausloeser ueberhaupt erst zu schreiben, den wenn man mehr mit sich selbst als mit der Umgebung beschaeftigt ist, nimmt man nicht viel von der Reise mit.

Dank euch auf jeden Fall und ich mach jetzt mal Brainstorming, Orientierungs Findung und schau mal was dabei raus kommt.

Gruesse Manu
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Caludia

« Antwort #10 am: 03. März 2013, 01:45 »
Hallo,

eine echte Depression ist ziemlich komplex, da kann ich auch nicht viel zu sagen. Aber wenn du beschreibst dass du Zweifel, Versagensängste und Panikattaken hast, die du vielleicht zu Hause nicht hattest, kann es dann nicht auch sein dass dein aktuelles Umfeld dir nicht liegt? Vielleicht empfindest du es als bedrohlich, oder es ist zu voll mit sehr ambitionierten Reisenden, mit denen du dich vergleichst? Wenn es so ist könnte es dann helfen, den Ort zu wechseln, irgendwohin zu fahren wo du dich grundsätzlich wohl fühlst, und die Herausforderungen in kleinen Schritten anzugehen? Niemand außer dir bestimmt schließlich das Tempo deiner Reise :) Vielleicht ist die Reise an sich ja nicht falsch, aber du bist grad überfordert?

Niemand außer dir kann auch wissen, was für dich richtig ist: die Reise anzupassen, zu unterbrechen oder abzubrechen. Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute und eine "gute Besserung"  :)

Claudia
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icybite

« Antwort #11 am: 03. März 2013, 10:07 »
Manu, komm mit mir 1 Monat mit und ich zeige dir, wie man das Leben und Reisen genießt =)
Ich steh nicht drauf den Oberschlauen raushängen zu lassen und bin sicher auch kein Professioneller Therapeut, aber normale Menschen mögen dir sicher am besten helfen... Vll brauchst du nen Stups um zu sehen, wie man alles andere vergessen kann.

Ich geh mit, dass die ne Reisebegleitung sicher viel bringen mag. Aber schnapp dir nicht eine/n der so öde sich Sachen angucken will... Schnapp dir wen, der an die Limits geht und Abenteuer erzeugt!

Hab gestern son Mädel kennen gelernt, was auf deine Beschreibung passt. Wir waren kayaken und Ihrs ist umgekippt und sie hat ne Panikattacke im Wasser bekommen usw. und so fort muss man hier ja nicht weiter drauf eingehen... Sicher kommst du nicht weiter mit Überlegungen und Gedanken... Da bin ich zu Hause und da kommt man nie weiter... LEBEN! Das beste Versuchen... Scheitern geht nicht! Selbst ein Scheitern ist kein Scheitern xD

Sei verrückkt. Pfeif auf Papnase und Rückschläge... Umgebe dich mit Leuten, die du was anbgewinnen kannst =)
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Reisender215

« Antwort #12 am: 03. März 2013, 10:24 »
Hallo ,

vorab, ich habe keine Dp und kenne mich auch nicht aus!!
Aber auch ich hatte vor tagen "Kopfkino" und gedanken, mein lieber scholli!
So kannte ich mich noch nicht .
Zumindest nich in diesem maße .

Ich bin jetzt über 3 monate unterwegs.
An abrechen habe ich nicht gedacht, aber daran wie es wohl in Deutschland wäre.
Ich habe Mich entgegen meines kopfes (kõrpers?) Einen tag an einen einsamen strand gesetzt, Normans war dort.
Mit einem zettel und einem stifft.
Ich habe mich immer wieder gefragt was das soll.
Nach einer weile füllte sich mein blatt mit pro und contra und meinen gedanken.
Ich fülle mich langsam besser viel besser, aber Der zettel hängt in meinem camper.

Ich bin einfach aufgebrochen mit dem auto irgendwo hin hier in australien
Ich wollte allein sein und nur mit mir beschäftigt sein.
Natur sehen und das wildlife hier haut nah erleben.

Ich denke jedoch das dies bei mir gerade ein reifeprozess ist.
Ich fühle mich aber gerade sehr gut und ich habe lust auf mehr.

Was ich sagen will ist , auch wenn es schwer ist , schalte deine birne aus !
Fahr oder geh in einen wald oder sonstwo und schreie was auch immer
Ich habe das 2 mal gemacht
Gib nicht gleich auf, dieser kleine rückschlag, schwächt dich wenn auch unbewusst noch mehr.
Mach dich frei geistig .
Geh joggen oder leih dir ein rad und gib gummi aber voll.

Mach etwas und das gibt es, was dir richtig spass macht und sei es eben sehr truer.
Aber du scheinst schon etwas älter experimente sind da nicht so gut für die nachhaltigkeit.
Bevor du abbrichst ( abgesehen von hilfe 3 ter,das wirkt wunder)
Finde etwas was dich glücklich macht ( dein inneres berührt)
Nicht nur einen tag , eine woche z.b.

So und wenn das nichts bringt, rufst du ERST deine familie an und dann siehst du weiter
stell dir die sicht deiner Frau vor Jung .....

Beste grüße aus irgendwo am südlichen paziffik in Australien
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Luna

« Antwort #13 am: 10. März 2013, 16:46 »
Hallo!
Ich kenne mich sowohl mit Depressionen, als auch mit Panikattacken aus und ich kann mehr als nachvollziehen, das Du gedacht hast, eine Reise könnte helfen. Ich hab vor 3 Jahren genau dasselbe gemacht, allerdings keine Weltreise, sondern 5 Wochen Indonesien gebucht. Nach einer Woche Kuta, mit diversen Panikattacken und Unsicherheiten, habe ich die Reise abgebrochen und meinen Flug umgebucht. Ich wollte nicht aushalten müssen. Ich hab lauter Dinge versucht in der Woche, die mir eigentlich Spaß machen und gut tun, aber es hat nichts geholfen. Es ging mir nur schlecht. Ich sass am Strand, hab den Wellen zugesehen und zugehört und mir war nur zum Weinen zumute. Ich hab die ganze Zeit gedacht: Du solltest doch glücklich sein! Was bringt es, sich das anzutun? Mein Stolz hat natürlich ordentlich dagegen gearbeitet abzubrechen, aber im Nachhinein kann ich nur sagen: Der teuerste Kurztrip meines Lebens war nicht umsonst. Natürlich hat es mich total traurig gemacht, das ich es nicht "geschafft" habe, aber ich bin zurückgeflogen und war erleichtert. Es war nicht die richtige Zeit. Ich musste erstmal meine Therapie weitermachen und wieder klar kommen. Ich hoffe wirklich sehr, das ich irgendwann wieder Reisen  kann. Und ich wünsche Dir, das du eine Entscheidung für dich treffen kannst, die dir gut tut!Hör auf dein Bauchgefühl!Was würdest du jetzt am liebsten tun?Wo wärst du jetzt am Liebsten? Was wäre gut für dich?Eine Weltreise ist ein großes und teures Projekt. Aber willst du wirklich weiterreisen nur um es durchzuziehen? Und am Ende nach einem Jahr wieder kommen und keine schönen und guten Erinnerungen daran haben? Das wäre doch sehr schade!
Alles gute für dich!!!
Liebe Grüße,
Luna

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