Thema: Armut - Wie geht ihr auf Reisen damit um?  (Gelesen 7242 mal)

dommel24

« Antwort #15 am: 08. Oktober 2011, 06:13 »
Also ich finde, die bereits angesprochenen Patenschaften am besten. Ist zwar auch nur ein tropfen auf den heißen Stein, aber dafür wesentlich nachhaltiger als alles was man einem Bettler geben kann. Das schlechte Gefühl bleibt zwar, wenn jemand bettelt, aber hier sehe ich auch die einzelnen Gesellschaften in der Pflicht.

Hier zwei Adressen zu Organisationen, die nicht konfessionell gebunden sind und Patenschaften anbieten. Kostet knapp 30 EUR im Monat, was vielleicht auf den ersten Blick viel erscheint, aber weniger als ein Reise-Tagesbudget oder ein Kneipenabend darstellt.


http://www.plan-deutschland.de

http://www.sos-kinderdoerfer.de/patenschaft
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Bobsch

« Antwort #16 am: 12. Oktober 2011, 00:50 »
@stecki: Top! Das ist doch noch die beste Art Menschen glücklich zu machen :-)

Wir sind ab November 3 Monate in SOA unterwegs (zeitweise zu dritt) und haben uns überlegt evtl. anstatt kullis Malkreide mitzunehmen. Dafür haben die Kinder wohl mehr Malflächen und als zweitwährung wohl eher nicht zu gebrauchen.

Was meint ihr?
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tunfaire

« Antwort #17 am: 31. Oktober 2011, 08:41 »
Ich muss leider sagen, dass ich das gruendlich anders empfinde.

Nun bin ich seit 3 Wochen in Nepal und Indien und kann nur sagen, dass ich es absolut unpassend finde, hier zu sein.

Ich versteh auch nicht mehr so recht, wie sich hier so viele Touris wohl fuehlen koennen und den Dreck, die Armut und die Perspektivlosigkeit, in der die Menschen hier leben, als unvermeidliches Nebenelement akzeptieren koennen.

Fuer mich ueberlagern diese Dinge alles andere gruendlich und was ich von hier mitnehme, ist  Demut und Dankbarkeit fuer das Leben, was ich in Deutschland habe.

Spenden und Helfen ist eine gute Sache und einzelne Menschen werden sicherlich davon profitieren. Es hat aber ein bisschen den bitteren Beigeschmack eines Pfaustpfandes - sich durch Geld und gute Taten bemaechtigt zu fuehlen, hier trotz der Armut und des Leides Spass haben zu duerfen.

Was das "Richtige" ist, weiss ich nicht. Fuer mich fuehlt es sich nur einfach sehr falsch an, hier zu sein und den Menschen meinen Reichtum unter die Nase zu reiben.

Ohne Tourismus waere Indien sicher noch aermer, ja. Aber vielleicht wuerden die Inder sich dafuer dann auch einen Rest Stolz bewahren koennen und sich langsam entwickeln, anstatt auf erbaermliche Art dem bisschen Kohle hinterherzuhecheln, die ihnen reiche Auslander zuwerfen.




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dommel24

« Antwort #18 am: 31. Oktober 2011, 09:09 »
In Indien ist die Armut wesentlich krasser und offensichtlicher als in den meisten anderen asiatischen Ländern. Falls du allerdings nicht als Tourist da wärst, würde die Armut trotzdem weiter bestehen. Von daher muss man als Tourist in Indien die Armut wohl akzeptieren.
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Nausikaa

« Antwort #19 am: 31. Oktober 2011, 15:01 »
Ich wollte damit eigentlich darauf hinweisen dass man nicht immer nur Geld geben oder was kaufen muss, oft machen die Dinge die man eigentlich wegschmeissen würde jemand anderen glücklich (oder zumindest satt). Also, denkt doch einfach daran bevor Ihr das nächste Mal euer halbes Sandwich oder die Kekse die halt doch nicht so lecker waren in die Tonne schmeisst.

Find ich super und mach ich auch immer so, sofern es geht. Allerdings ist es mir auch schon passiert, dass gutes Essen schlicht abgelehnt wurde, weil die Leute nur Geld haben wollten. Sowas hat ja weiter oben auch schon mal jemand berichtet. Ich bin während der letzten Reise deswegen dazu übergegangen, übrig gebliebenes Essen wenn möglich an unauffälligen Ecken (will ja nicht rumsauen) auf den Boden zu legen - es gibt IMMER ein hungriges Tier, dass sich über den Rest meiner Kartoffelbällchen oder das knorpelige Fleisch freut.

Ich möchte an dieser Stelle mal auf einen Zusammenschluss von Tuktuk-Fahrern in Siem Reap, Kambodscha, hinweisen, die einen Teil ihres Lohns in den Bau und Unterhalt von lokalen Schulen rund um Siem Reap investieren: http://www.tuktukforpeace.blogspot.com/

Diese Organisation ist von Sim Sao ins Leben gerufen worden, einem unheimlich netten und lustigen Kerl, der selbst auf eine bewegte Vergangenheit als Kindersoldat unter den Roten Khmer und anschließendem Rückzug ins Kloster für zehn Jahre zurückblickt. Ich bin zwei Mal mit ihm in Angkor gewesen und habe 15 Dollar pro Tag bezahlt, von denen zwei ins Schulprojekt fließen. Es gibt auch die Möglichkeit, die Projekte durch konkrete Sachspenden wie Schulblöcke usw. zu unterstützen. Ein paar Freunde von mir haben das gemacht und das Zeugs auch selbst mit ihm hingebracht. Dabei haben sie auch seine große Familie kennengelernt - er hat nämlich selbst drei Waisenkinder aufgenommen, um ihnen eine Schulbildung zu ermöglichen.

Ich hoffe, in Zukunft noch oft auf vergleichbare Projekte zu stoßen, für die ich gerne ein paar Dollar mehr bezahle. Ich lass mich nicht gerne über den Tisch ziehen, aber bewusst etwas mehr geben muss für mich manchmal drin sein. Wie meine Reisepartnerin im Juni 2011 im touristenleeren Ägypten zu einem Verkäufer sagte: "So viel ist das nicht wert, aber ich zahle es trotzdem - für die Revolution." Fand ich gut.
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Sebastian81

« Antwort #20 am: 01. November 2011, 11:54 »
Bin jetzt seit mehr als einer Woche in Myanmar unterwegs und hier wird man auch an allen Ecken und Enden mit Armut konfrontiert und neben den zahlreichen bettelnden Menschen gehen auch viele der Souvenierverkaeufer, wenn man bei ihnen nichts kauft, dazu ueber zu betteln.
Ich gebe bettelnden Menschen nie etwas, ich bin da sehr (zu?) rational und glaube, dass Menschen die einmal so sehr am Boden sind, schwerlich wieder hoch kommen und halte es fuer sinnvoller die zu unterstuetzen, die noch selbst kaempfen koennen oder andere dabei unterstuetzen. Sprich, wenn ich Menschen sehe die Gutes tuen und engagiert sind, gebe ich gerne und reichlich.
Sei es beim Besuch einer Schule, in einem kleinen Restaurant in Bagan, wo zwei Geschwister und ihre Mama fuer koestliches Essen sorgen und einfach unglaublich freundlich sind (Bibo's -> wenn ihr mal in Bagan seid auf jeden Fall hingehen) oder gerade eben, alls ich eine Wanderung gemacht habe, mich ein wenig verlaufen habe und drohte von einem Gewitter ueberrascht zu werden (bei nur noch 2 verbleibenden Stunden Tageslicht) und mich ploetzlich ein Junge mit seinem uralten Moped eingesammelt hat, den ich zuvor nach dem Weg gefragt hatte (er war unglaublich schuechtern und konnte kei Wort Englisch).
Und wenn ich zurueck komme, nehme ich auch meine SOS-Kinderdorf Patenschaft wieder auf.
Klar frage ich mich manchmal, ob das richtig ist und ich nicht sichtlich armen Menschen doch mal zu einem Abendessen verhelfen sollte, aber so traurig es auch ist, wenn man in solchen Laendern unterwegs ist, muss man sich einfach darueber im Klaren sein, dass man leider nur einen kleinen Tropfen auf den heissen Stein geben kann.

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