Thema: Das Leben danach  (Gelesen 3401 mal)

steelydan

« am: 25. Juni 2009, 09:42 »

Hallo zusammen,

über meine derzeitige Situation kann ich eigentlich nicht klagen: Ich habe einen unbefristeten, stressfreien und recht gut bezahlten Job als leitender Redakteur zweier hochwertiger Printmagazine. Hin und wieder gibt's Zoff mit dem Chef, aber das hält sich in Grenzen und ist anderswo wahrscheinlich auch nicht besser. Trotzdem zerbreche ich mir den Kopf, ob ich nicht was anderes machen soll…

Welche Erfahrungen habt Ihr bei Bewerbungen mit den Auslandsreisen im Lebenslauf gemacht? Bei mir sind die schon recht saftig: Mit 21 zwei Jahre Asien mit Fahrrad, mit 27 gut ein Jahr Südamerika – wobei dann allerdings auch ein wunderschöner Bildband herausgekommen ist, der sich bestimmt gut als Beleg für Zielstrebigkeit verkaufen lässt. Außerdem habe ich ein abgeschlossenes Studium und mehrere Jahre Berufserfahrung als Redakteur, hab direkt nach dem Diplom mein Volontariat angefangen und bin anschließend übernommen worden. Also im Prinzip alles nicht schlecht. Mit den Auslandsreisen hebe ich mich auf jeden Fall von der Masse ab – Aber positiv oder negativ? Wie habt Ihr das in Eure Bewerbungen eingebaut, und wie ist es bei den potentiellen Arbeitgebern angekommen?

Vielen Dank für's Antworten, bin schon verdammt gespannt – die nächste Reise kommt bestimmt!

Steely
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karoshi

« Antwort #1 am: 29. Juni 2009, 09:11 »
Hallo Steely,

ich hab's bei mir ganz offen als "Berufliche Auszeit (Weltreise)" in den Lebenslauf geschrieben. Ich bin allerdings in der glücklichen Situation, dass die erste der beiden richtig langen Reisen in meinen Arbeitszeugnissen nicht auftaucht, da ich vor- und nachher in derselben Firma gearbeitet habe und mein Chef das kurzerhand als unbezahlten Urlaub umdefiniert hat. Es gibt allerdings auch Firmen, die von beiden Reisen wissen, da muss man schon aufpassen, wem man welchen Lebenslauf schickt. Interessanterweise bin ich später genau bei so einer Firma eingestellt worden.

Die Reisen waren natürlich in jedem Vorstellungsgespräch ein Thema, aber ich bin deswegen nie "gegrillt" worden. Berufliche Auszeiten sind inzwischen nichts ungewöhnliches mehr, und viele Personaler wissen, dass das nicht ein Jahr Faulenzen bedeutet. Kann es aber bedeuten, deshalb ist schon wichtig, wie man rückblickend über die Reise spricht. "Lebenstraum", "Erfahrungen" oder "Herausforderung" sind gute Buzzwords, "Urlaub" und "unbegrenzte Freiheit" nicht.

Es wurde mir übrigens nicht einmal die Frage gestellt, wann ich denn die nächste Auszeit machen werde. Auf so eine Frage muss man allerdings vorbereitet sein. Ab die Antwort unbedingt der Wahrheit entspricht, sei mal dahin gestellt. Eine glaubhafte Story wäre z.B., dass Du die Reisen machen wolltest, solange Du noch jung und ungebunden bist, jetzt steht aber die Verwirklichung des nächsten Lebensziels an: Kinder. Leider darf man so etwas in Deutschland nur dann in einem Bewerbungsgespräch sagen, wenn man ein Mann ist.

LG, Karoshi
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KiKi

« Antwort #2 am: 03. Oktober 2009, 11:50 »
hey ihr zwei,

also ich hab da mal ne frage. bin grad dabei meine bewerbungsunterlagen vorzubereiten und im lebenslauf hab ich der "beruflichen Auszeit (Weltreise)" eine eigene Zeile gewidmet, aber ich weiß nicht wie ich das im Anschreiben unterbringen soll...

im ersten absatz nimmt man ja bezug auf die ausgeschriebene Stelle etc. soll ich dann im zweite absatz erst die reise erwähnen und dann meine vorhergehende berufliche tätigkeit bzw. das studium??

irgendwelche kreativen tipps??   ::)

schöne grüße, kiki
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karoshi

« Antwort #3 am: 03. Oktober 2009, 12:30 »
Puh, Du kannst aber schwierige Fragen stellen... ;)

Im Anschreiben sollte man wohl nicht ganz kommentarlos über die Auszeit hinweg gehen, wenn die Reise noch nicht allzu lange her ist. Aber ob ich das in den zweiten Abschnitt schreiben würde... da versucht man ja eigentlich zu beschreiben, warum man für die Stelle der/die Richtige ist. Ich würde es wohl eher ans Ende schieben, z.B. in der Art wie:

"Nachdem ich mir im letzten Jahr mit der Weltreise einen Lebenstraum erfüllt habe, bin ich hoch motiviert, im Beruf wieder voll durchzustarten. Gerne möchte ich Sie persönlich nicht nur von meiner fachlichen Qualifikation überzeugen, sondern auch davon, dass meine Softskills von der Reise stark profitiert haben. Über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch würde ich mich deshalb freuen."

LG, Karoshi
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kinesias

« Antwort #4 am: 03. Oktober 2009, 22:33 »
hey ihr zwei,

also ich hab da mal ne frage. bin grad dabei meine bewerbungsunterlagen vorzubereiten und im lebenslauf hab ich der "beruflichen Auszeit (Weltreise)" eine eigene Zeile gewidmet, aber ich weiß nicht wie ich das im Anschreiben unterbringen soll...

im ersten absatz nimmt man ja bezug auf die ausgeschriebene Stelle etc. soll ich dann im zweite absatz erst die reise erwähnen und dann meine vorhergehende berufliche tätigkeit bzw. das studium??

irgendwelche kreativen tipps??   ::)

schöne grüße, kiki


Also wenn die Reise wirklich noch nicht zu lange her ist, kannst Du auch ganz offensiv damit umgehen. Flunker einfach ein wenig und tu so als ob Du Dich noch auf der Reise befindest. Das macht erstmal einen sehr guten Eindruck und der Arbeitgeber sieht das Du organisiert bist und vorrausschauend denken kannst. Wann Du wieder gekommen bist, weiß der ja nicht und er wird auch sicher keine Flugtickets verlangen um zu sehen wann genau Deine Ankunft war.
Bei mir hat es auf diese Weise sehr gut geklappt. Von 6 Bewerbungsschreiben habe ich 5 positive Rückmeldungen bekommen, alle mit einer Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Habe das auch schon in den ersten Absatz geschrieben, direkt nachdem ich Bezug auf die Stelle genommen habe:

"Derzeit befinde ich mich auf meiner ??? monatigen Weltreise, von der ich nächste Woche zurückkehren werde. Da ich die Lücke zwischen Ankunft und Wiedereinstieg ins Berufsleben nicht zu groß werden lassen will, mache ich mir bereits jetzt einen Überblick über potentielle Arbeitgeber."

Weiter dann mit dem üblichen - warum Dich die Stelle interessiert und genau Du die Richtige bist...


LG
Peter
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tinibini

« Antwort #5 am: 05. Oktober 2009, 14:12 »
Flunker einfach ein wenig und tu so als ob Du Dich noch auf der Reise befindest. Das macht erstmal einen sehr guten Eindruck und der Arbeitgeber sieht das Du organisiert bist und vorrausschauend denken kannst. Wann Du wieder gekommen bist, weiß der ja nicht und er wird auch sicher keine Flugtickets verlangen um zu sehen wann genau Deine Ankunft war.

Geht aber nur bei einer Bewerbung per Mail, gut aufpassen wem Du da welche Version der Geschichte schickst!

Mit Lügen oder "Flunkereien" wär ich eher vorsichtig; die neuen Kollegen werden Dich sicher nach der Reise ausfragen - nicht dass Dir dabei die Wahrheit rausrutscht...  :-\
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kinesias

« Antwort #6 am: 07. Oktober 2009, 13:41 »
Flunker einfach ein wenig und tu so als ob Du Dich noch auf der Reise befindest. Das macht erstmal einen sehr guten Eindruck und der Arbeitgeber sieht das Du organisiert bist und vorrausschauend denken kannst. Wann Du wieder gekommen bist, weiß der ja nicht und er wird auch sicher keine Flugtickets verlangen um zu sehen wann genau Deine Ankunft war.

Geht aber nur bei einer Bewerbung per Mail, gut aufpassen wem Du da welche Version der Geschichte schickst!

Mit Lügen oder "Flunkereien" wär ich eher vorsichtig; die neuen Kollegen werden Dich sicher nach der Reise ausfragen - nicht dass Dir dabei die Wahrheit rausrutscht...  :-\


Sicherlich geht das nur bei Bewerbungen per Mail, aber das ist mittlerweile ja schon Standard (zum Glück) ...

"Lügen" meine ich nur bezüglich der Rückkehr. Es wird sich sicherlich kein Kollege für das genaue Datum der Rückkehr interessieren. Das Interesse wird der Reise an sich gelten und da gibt es ja keinen Grund zu flunkern.


Beste Grüsse

Peter
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KiKi

« Antwort #7 am: 07. Oktober 2009, 14:11 »
ha, da kann ich doch gleich zwei fliegen mit einer klappe schlagen!!!  ;D

bin tatsächlich so gut organisiert  ::), dass ich mir schon vor der abreise die vorlagen für die bewerbung von unterwegs bzw. auch dann von zu hause aus vorbereite...unter anderem um meinen dad damit zu beruhigen ("aber was willst du denn danach machen/arbeiten?!?!?").

also vielen lieben dank für eure denkanstösse...die sind mal wieder richtig gold wert!!

glg kiki
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Neytiri

« Antwort #8 am: 26. Dezember 2009, 21:47 »
Hi,

bin mit 19 und nach meinem quali neun monate von miami durch die karibik, über die kleinen antillen bis nach venezuela und brasilien nach rio gereist. war neun monate unterwegs. anschließend habe ich sofort einen ausbildung als koch bekommen. worauf ich sofort anschließend für ein jahr nach australien bin. nach diesem jahr bin ich eineinhalb jahre von dort durch indonesien über indien, den malediven und afrika wieder nach europa zurück. auch da habe ich anschließend keine schwierigkeiten gehabt.
fazit: ich sehe es grundsätzlich und auch branchenubabhängig als absolut kein problem an, ne weile auszusteigen. alles lässt sich später nicht nur rechtfertigen sondern sogar richtig gut verkaufen. und bei dir als redakteur und schreiberling sehe ich da sowieso keine probleme. such dir ein reisemagazin und schreib von unterwegs, oder schreib für ein reiseführer und du verdienst im kleinen rahmen unter umständen sogar von unterwegs aus noch was dazu.
kurz erwähnt: ich bin eben in ähnlicher "kriese". kann aus gesundheitlichen gründen nicht mehr als koch arbeiten. umschulen ist sauwichtig, aber eigentlich würde es mich wieder reizen hinaus in die welt zu reisen. diesmal ohne ziel und zeitlimit. als reise-erfahrener könnte ich mir ein restliches leben "on the road" durchaus vorstellen ;-)

grüße chris
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