Thema: Erfahrungsbericht: Reisen mit Smartphone/GPS/Navi  (Gelesen 4295 mal)

karoshi

Hallo zusammen,

seit kurzem sind wir von einem kleineren Urlaub in Andalusien zurück, und da wir dort zum ersten Mal etwas mehr "High-Tech" gereist sind, gebe ich einen kleinen Erfahrungsbericht dazu.

Verwendetes Equipment:
  • Nokia E65 Smartphone. Hat Bluetooth, UMTS und WLAN-Anbindung, aber keine Qwertz-Tastatur oder GPS.
  • Externer GPS-Empfänger (GPS-Maus) NaviLock BT-338 mit Bluetooth.
  • Software: Nokia Maps (Karten und Navigation - Freeware, aber die "echte" Routenführung über GPS ist kostenpflichtig).
  • KFZ-Ladekabel für das E65.

Einsatzzwecke:
Das Handy kam in den unterschiedlichsten Situationen zum Einsatz. So langsam wird mir klar, warum Nokia seine neueren Geräte nicht mehr Telefon nennt, sondern Computer.
  • Telefonieren/SMS.
  • Wecker.
  • Schnappschüsse, wenn ich gerade meine große Kamera nicht dabei hatte.
  • Surfen im Internet, wenn im Hotel ein offenes WLAN war (kam nur einmal vor).
  • E-Mails lesen und senden.
  • Orientierung. Zum einen, um zu wissen, wo man gerade ist (zusammen mit dem GPS wird die tatsächliche Position auf der Karte bzw. im Stadtplan dargestellt) zum anderen um die Umgebung zu sehen.
  • Wiederfinden des Mietwagens, wenn wir ihn nach wilder Parkplatzsuche irgendwo abgestellt hatten.
  • Finden von Orten, z.B. Parkhäuser oder Hotels, von denen wir nur die Adressen hatten.
  • last not least: Navigation beim Autofahren.

Wie hat's funktioniert?
Erstaunlich gut. Ich behandle schwerpunktmäßig mal die Kartenfunktion, denn die anderen Anwendungen sind ja nicht so speziell.
Technisch: Die GPS-Maus versteht sich hervorragend mit dem Handy, es fühlt sich fast an wie ein einziges Gerät. Nachdem erst mal die Satelliten angepeilt waren, konnte ich die Maus aufs Amaturenbrett legen oder (als Fußgänger) ins Daypack stecken und vergessen. Der Vorteil eines externen GPS gegenüber einem integrierten ist die bessere Akkuleistung und Empfangsqualität sowie die Möglichkeit, den Empfänger dorthin zu legen, wo der beste Empfang ist. Der Akku des Handys wurde fast täglich beim Autofahren geladen. Anderenfalls hätten wir bei dieser intensiven Nutzung regelmäßig das Netzteil gebraucht; für längere Phasen abseits der Zivilisation also eher ungeeignet.
Funktionen: Bei Fahrten mit dem Auto haben wir eine Hassliebe zu unserem Navi entwickelt. Wir haben alle üblichen Licht- und Schattenseiten von Navigationssystemen gesehen. Insgesamt sind wir komplett ohne Straßenkarten ausgekommen und haben auch schlecht ausgeschilderte, kreative Abkürzungen gefunden. Es ist aber andererseits oft vorgekommen, dass wir ohne Vorwarnung plötzlich im engen Gassengewirr der Altstädte steckten ("in 150m bitte Seitenspiegel einklappen"), oder dass die rege Bautätigkeit (sowohl was Straßen als auch Straßenschilder betrifft) in Spanien eine Diskrepanz zwischen Kartenmaterial und Wirklichkeit erzeugt hatte. Teilweise waren die Straßen auch noch gar nicht gebaut, über die wir fahren sollten.
Sehr hilfreich war die Möglichkeit, über Adresse/Namen/Kategorie nach Orten zu suchen und sie sich auf dem Handy anzeigen zu lassen, statt z.B. den ganzen Stadtplan von Granada nach der Straße abzusuchen, wo ein bestimmtes Hotel ist.
Bei Stadtbesichtigungen haben wir zu schätzen gelernt, dass man sich nicht mehr hoffnungslos verlaufen kann. Irgendwie kam ich mir auch weniger als Tourist vor, wenn ich auf mein Handy geschaut habe statt auf den Papierstadtplan der Tourist Information.

Weitere Anwendungen:
Was wir (diesmal noch) nicht genutzt haben, ist die Möglichkeit, weitere Informationen auf das Handy zu laden wie z.B. Reiseführer. Bei der Alhambra hätte es z.B. einen kompletten Guide zum kostenlosen Bluetooth-Download gegeben, leider hat das aber nicht funktioniert.

Mein Eindruck:
Ein mobiles Gerät, das wesentlich mehr kann als Telefonieren, kann für den Reisenden ein echter Segen sein. Wir stehen da erst am Anfang einer Entwicklung, aber meiner Meinung nach geht der Trend eindeutig weg von den Reiseführern in Buchform. Es gibt eigentlich nichts darin, was man auf dem Handy nicht besser machen könnte. Und da die Kosten für die Gräte weiter fallen, müssen sich die Reisebuchverlage warm anziehen. Sie werden von den Geräteherstellern und von den Reisecommunities im Internet in die Zange genommen. Wer braucht noch Hotelinformationen im Reiseführer, wenn er z.B. Hostelworld.com online aufrufen kann? Infos zu Sehenswürdigkeiten kann man sich auch kostenlos aus dem Internet laden. Und die Möglichkeit, interaktive oder tagesaktuelle Inhalte einzubinden, gibt es ja theoretisch auch noch.

Im Moment gibt es ein paar Hindernisse, die eine weite Verbreitung erschweren:
  • Die Geräte sind (noch) relativ teuer.
  • Die Infrastruktur steckt in den Kinderschuhen, vieles ist noch unausgereift.
  • Man ist abhängig von einer sehr regelmäßigen Stromversorgung. (Ein eigenes Fahrzeug reicht aber.)
  • Es ist u.U. teuer, im Ausland online zu gehen. (Das meiste geht aber offline.)

Ich erwarte, dass alle diese Probleme nach und nach gelöst werden. Der Angriff der mobilen Endgeräte auf den klassischen Reiseführer wird von den entwickelten Ländern ausgehen, und dort wiederum von den Städtereisen (City Guides in elektronischer Form gibt es heute schon) und irgendwann auch die abgelegensten Regionen erreichen. Ich schätze mal, im Laufe der nächsten Jahre steht uns da eine echte Revolution bevor.

LG, Karoshi
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raycas

« Antwort #1 am: 13. Juli 2008, 17:00 »
ein sehr interessanter erfahrungsbericht!

navigation ist ein notwendiges thema bei mir. werde einen roadtrip von osten nach westen der USA machen. natürlich suche ich wie immer die allerbilligste lösung.
ich hab rein zufällig den nokia 6120 classic mit der navigationssoftware von wayfinder drauf. was fehlt ist ein GPS empfänger. da gibts z.B. den um 36,84 € bei amazon. preis geht.

das problem ist jetzt nur die navigationssoftware: wenn man von A nach B kommen will bekommt man ja für üblich eine landkarte präsentiert mit anweisungen nach rechts oder links oder geradeaus zu fahren etc. die frage ist jetzt, bei services wie wayfinder erfolgt das zur verfügung stellen dieser landkarten und routen etc. online. das bedeutet dann aber dass ich weiß gott wieviel geld für daten-download ausgeben muss. telefonieren mit handys ist mittlerweile recht billig, okay, aber download von MBs an daten ist noch sauteuer was ich weiß (es sei denn man hat eine flatrate, aber das ist bei prepaid karten glaub ich wohl eher nicht dabei, oder?). das ist ein ziemlicher unsicherheitsfaktor. ich möchte ja nicht hunderte von euros (oder dollars) für datenübertragung bezahlen.

dabei wäre es ja absolut sinnvoll die landkarte runterzuladen und auf der SD karte zu speichern. dann kann die ortung kostenlos über GPS erfolgen und die navigation durch die navigationssoftware (von denen es übrigens auch kostenlose gibt wie z.B. amAze oder navi4all) + landkarten aus der SD karte. kein UMTS notwendig und nichts. keine versteckten kosten. kennt vielleicht jemand zufällig solch ein angebot?

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karoshi

« Antwort #2 am: 13. Juli 2008, 18:10 »
Hallo raycas,

die von mir eingesetzte Software (Nokia Maps) kann sowohl Karten dynamisch laden (teuer) als auch vorab über den PC ziehen. Dann braucht man für die Navigation gar keine Onlineverbindung mehr, das GPS-Signal reicht. Die Karten sind kostenlos, genau wie die Software. Für die Navigationsfunktion muss man aber zahlen, das kann man direkt vom Handy aus für eine vorgegebene Zeit freischalten (liegt glaube ich derzeit für einen Monat ca. bei €10, für ein Jahr bei ca. €100).

LG, Karoshi
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