Thema: Ins Ausland gehen ohne Planung  (Gelesen 2149 mal)

zehnermarke

« am: 26. August 2017, 19:12 »
Hallo liebe Reisende,

seit einigen Jahren verstärkt sich der Gedanke einer längeren Reise bei mir immer mehr.
Ich habe nun beschlossen, das Thema anzugehen.
Vermutlich werde ich dafür meinen Job kündigen oder unbezahlten Urlaub nehmen.

Persönlich halte ich die Variante, den Verlauf der Reise nicht zu planen, für das Interessanteste.
Ich starte von Deutschland aus in ein fremdes Land, zum Beispiel Indien, und entscheide dort vor Ort, wohin und wann es mich danach verschlägt.

Was sagt Ihr zu dieser Idee? Gibt es Argumente, die stark dagegen sprechen es so zu machen?

Ich bin gespannt auf Eure Hinweise und Erfahrungen!
Vielen Dank! :)
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Blume

« Antwort #1 am: 27. August 2017, 08:44 »
Da gehen ja die Meinungen auseinander, ob man sich gründlich vorbereiten soll oder nicht. Nach den Erfahrungen meiner dreizehnmonatigen Reise gehöre ich der ersten Fraktion an und empfehle, im Voraus möglichst viel über ein Land und die dortigen Orte in Reiseführern, Blogs und anderen Quellen zu lesen und sich eine grobe Route, aber auch einen Plan B und C zu überlegen. Für die ersten Länder unserer Reise bin ich so verfahren, wusste, was es dort alles gibt und welche Orte anderen Reisenden gut gefallen. So konnte ich vor Ort ohne viel Rechercheaufwand vorgehen. Für die letzten Länder dagegen hatte ich nicht so viel im Voraus recherchiert. Das musste ich dann vor Ort machen, was irgendwie von der Zeit abging und nervig war, weil man auch nicht immer gutes Internet hat. Für das nächste Mal würde ich alles vorrecherchieren und dann spontan vor Ort Anpassungen der Route vornehmen.
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n_rtw

« Antwort #2 am: 27. August 2017, 09:25 »
Ich finde die Idee, so ganz ohne Plan zu reisen auch nicht schlecht. Habe das im groben auch so gemacht. Hinflug nach Costa Rica und dann gen Süden war der Plan. Dass ich erst gen Nicaragua und insgesamt 4 Monate in Costa Rica verweilt habe, war ja nicht vorauszusehen. Der Punkt den Blume beschreibt, dass man, wenn man nicht plant, vor Ort viel Zeit mit Recherche verplempert, kann ich aber gut nachvollziehen. Hier sollte man abwägen zwischen der Zeit die man hat und der Länge der Liste der Must-See-Orte. Je weniger Zeit und je länger die Liste, desto mehr sollte man in die Planung investieren. Also zumindest welche Transportmöglichkeiten gibts grundsätzlich zu welchen Kosten zwischen potenziellen Zielen. Sonst steht man irgendwo und kommt nicht gut weg. Aber für die Vor-Ort-Aktivitäten plane ich auf langen Reisen auch nie so viel. Ich reise mit Reiseführer und frag mich im Hostel durch und bei anderen Reisenden, bleib eher länger an einem Ort und lerne dadurch manchmal Locals kennen, die auch noch Ideen haben. Vielleicht verpass ich was, vielleicht seh ich aber auch was, woran ich sonst nie gedacht hätte. Da muss jeder eben entscheiden, was ihm wichtig ist.
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Degna

« Antwort #3 am: 27. August 2017, 12:41 »
Hi zusammen,

tja,möglich ist alles beim Reisen. Ist halt auch eine Frage des Geldes.Ich bin eigentlich nicht so der große Planer vor Ort,aber die grobe Reiseroute plane ich schon,da es da empfindliche Preisunterschiede beim Fliegen gibt,wenn man die Möglichkeit hat,3Monate im voraus zu buchen.
Wenn man darauf angewiesen ist Flüge kurzfristig zu buchen ,wird es meistens erheblich teurer.
Wir machen uns meistens eine Liste mit Dingen,die wir sehen wollen und entscheiden dann vor Ort,wie wir das verwirklichen.
Gerade in Indien sind öff. Verkehrsmittel,vor allem Busse leicht zu kriegen,auch für Langstrecken,bei Zug wird das dann schon komplizierter,....da muss man manchmal 2-3tage warten. Einfach einsteigen und los,klappt nur auf kürzeren,wenig frequentierten Strecken.
Das Argument,das man viel Zeit vor Ort braucht um etwas zu planen ist auch richtig,...man hat nicht überall gutes Internet und Reiseführern traue ich nur selten,da sind mir zu oft die "Geheimtips"erwähnt,was sich dann als totale Massen-Touri-Abzocke entpuppt.
Ich quatsche eigentlich immer gerne in den Hotels mit Reisenden und gleiche das ab mit meiner bereits gemachten Internet Recherche.

Aber wenn du viel Zeit und Geld hast und eine ausgesprochen große Frustrationstoleranz hast,wenn's dann mal nicht so klappt wie erhofft,dann brauchst du 0 Planung.

LG Claudia
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GschamsterDiener

« Antwort #4 am: 27. August 2017, 15:47 »
Je besser man sein Instrument beherrscht, desto besser kann man improvisieren. Insofern bin ich schon ein Freund der akribischen Vorbereitung, um dann spontan vom Plan auszuscheren. Klarerweise kommt es auch darauf an, wo die Reise hingehen soll. In Südostasien würde ich kaum vorplanen, weil das ausgetretene Pfade sind mit einem dichten Informationsnetzwerk, anhand dessen man sich easy weiterhanteln kann.
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zehnermarke

« Antwort #5 am: 28. August 2017, 19:35 »
Danke, sehr hilreiche Tipps. Also ich denke auch dass man sich in SEA immer sehr gut von Ort zu Ort hangeln kann und dort dann jeweils mit den Leuten besprechen, wo es als nächstes hingeht.

Ich denke in Südamerika ist das schwieriger, gerade wenn man, so wie ich, kein spanisch kann.
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karoshi

« Antwort #6 am: 29. August 2017, 13:10 »
Man muss sich halt des Risikos bewusst sein, dass ohne eigene Recherchen die Reise von der örtlichen Tourismusindustrie kanalisiert wird. Manche nehmen das Angebot dankend an, andere haben das Gefühl, dass ihnen etwas genommen wird (nicht zuletzt Geld).
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farmerjohn1

« Antwort #7 am: 29. August 2017, 15:42 »
Genau - die Bedeutung der Ueberschrift ist also nicht: 'Kanalisiere ich mich vorauseilend oder bleibe ich frei?'. Sondern: 'Wo liegt mein Kosten-Nutzen-Optimum fuer Planungsaktivitaeten, wenn sich Angriffe auf meine Freiheit und meinen Geldbeutel auf einer Skala aufspannen, die durch vorwissensgepraegte Beschraenkung meiner Spontaneitaet auf der einen - und situativer Auslieferung durch Ahnungslosigkeit auf der anderen Seite begrenzt ist?'

Von mir ausgehend, wuerde ich mich bei spektakulaeren Tourismus-Highlights so perfekt vorinformieren wie's geht, und trotzdem noch vor Ort die Augen offen halten. Draufzahlen und/oder Massenandrang kann man da aber sowieso schwer vermeiden.
Ansonsten schlage ich vor, dass man sich nur grobes Ueberlickswissen aneignet und sich damit moeglichst an Orten aufhaelt, wo die Spinnennetze der lokalen Tourismusindustrie nicht praesent oder weitmaschig genug sind. Das ist meist interessant, manchmal sogar unerwartet originell und schoen, man hat weniger Grund, sich ueber Abzocke zu aergern, und man unterstuetzt die Bevoelkerung an von (lokalen) Gross-Investoren unberuecksichtigten Orten. Richtig ist die Beobachtung des 'Zeit-Verplemperns' durch Recherchen vor Ort, ein weiterer Nachteil ist dass man evtl. etwas verpasst - aber das wird in weniger 'tourismusgerasterten' Gegenden durch die Entdeckung von Plaetzen kompensiert, an denen man sonst vorbeigegangen waere.

Das grosse Aber: es gibt wenige Reisende die das so machen, man ist viel alleine, es sind keine bequemen Reisekatalogfahrten, und manchmal sind Verluste v.a. durch unguenstige Infrastrukturverhaeltnisse hinzunehmen.

Wer das allerdings nicht will und vorzieht, sich dem genormten 'Herdentrieb' gemaess zu verhalten (bzw. sich ohne eine minimale geistige Kreativitaet davon abzugrenzen) - der oder die ist dann auch in hoechstem Masse ursaechlich, wenn die  vorhandene  individuelle Bewegungsfreiheit durch schluessiges Handeln signifikanter Personenzahlen eines Tages nicht nur aufgrund von Natur- und Denkmalschutz, durch Budget und wie jetzt fuer viele aus psychosozialen Gruenden begrenzt ist, sondern auch juristisch und physisch zum Problem wird.       
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