Im Internetzeitalter Infos ueber Reiseziele erarbeiten ist erheblich effizienter und unterhaltsamer als vorher.
Als ich anfing mit dem Reisen, das war so Mitte der 1980er Jahre, gab's das noch nicht, da musste man immer sehr umstaendlich entweder auf oeffenliche Bibliotheken, oder in Zeitschriften wie Geo oder National Geografic (war damals noch eine harte Englisch-Uebung), oder Airline-Bordbuechern die irgendjemand mitgebracht hatte - manches nur am Flughaefenkoisk erhaeltlich - oder auf irgendwas im elterlichen Buecherschrank, oder jemanden im Bekanntenkreis der persoenlich irgendwo war, zureuckgreifen. Lonely Planet fing gerade an bekannt zu werden, hiess noch 'a travel survival kit'.
Da hatte ich dann zum Reiseantritt meist so eine duenne Loseblattsammlung handschriftlich vollgeschmierten Papieres mit Notizen aus dem grossen Ploetz, Dierkes Schulatlas, Reisejournalisten der Bundesrepublik, Geo-Spezial-Berichten, James Michener, A.E. Johann, Heinz Helfgen, historische Romane, verstaubte Bildbaende, Grossmutters Architektur- und Kunsthandwerkswaelzer, und und und. War unvollstaendiger und weniger aktuell als heute; total unverbereitet war ich auch damals nie losgezogen. Andererseits aber auch nie mit lueckenlosem Fertig-Geruest. War manchmal ein bisschen eine trockene Pflichuebung, von der auch einiges im Vorfeld nicht im Gedaechtnis blieb - bis ich dann ploetzlich unterwegs an einem bestimmten Ort war und dachte: wow, dazu oder sowas aehnliches stand ja schon in dem und dem Text - und irgendwann viel spaeter habe ich dann nachgeschaut. Auf der Reise gab's Reisetagebuch, und spaeter wieder zu Hause wurde das alles mit den Papierfotos ins Album zusammengefuegt, mit Transporttickets und Museumseintritten, noch hier und da etwas nachgelesen und vervollstaendigt. Komischerweise fand ich Reisefuehrer immer so langweilig zu lesen, waere manchmal gut gewesen sich durchzuquaelen weil mir doch auch mal ein oder zwei Highlights duch die Lappen gegangen sind.
Das Interessanteste und Ergiebigste war und ist aber nicht die Vorbereitung. Wenn ich heute ausnaehmsweise mal losziehe, mache ich die Vorbereitung nur noch der terminlichen Abstimmung wegen. Sondern das Tolle war und ist weiterhin das Nacharbeiten. Das geht lebenslang; ich finde heute noch ergaenzende Infos ueber Orte, von denen ich beim Besuch nur ganz oberflaechlich wusste was da alles hintersteckte, und wo ich nie wieder war und voraussichtlich auch nicht mehr hinkomme - und dann freue ich mich wie ein Schneekoenig darueber und finde alles was ich darueber lese, hoere, sehe, ... um ein Vielfaches interessanter. Voellig egal ob ich vor 30 Jahren oder 4 Monaten dort war.
Allerdings: meine konkreten Reiseziele haben sich meist aus aeusseren Umstaenden ergeben - und das waren dann die ''Zipfel'' um die Vorstellung von einer fuer mich ''neuen'' Welt aufzuspannen. Mit der Zeit werden Zusammenhaenge immer zahlreicher und deutlicher.