Thema: Schlafsack und Jacken  (Gelesen 3417 mal)

ghostdog

« am: 03. April 2008, 22:46 »
Hallo,

vielen Dank für diese Seite, ich konnte schon sehr wertvolle Hinweise lesen, an die ich sonst nicht gedacht hätte.

Vor allem begeistert mich der Gedanke des leichten Packens. Bis jetzt habe ich mir allerdings noch keinen Rucksack gekauft, sondern erst mal etliche anprobiert. Dabei habe ich (bevor ich auf diese Seite stieß), vor allem die 60-65 Liter Rucksäcke probiert. Mir passt der Lowe Alpine Appalachian 65 sehr gut und hatte auch vor den zu kaufen.

Heute ist ein neuer Schlafsack bei mir eingetroffen: ein Daunenschlafsack -2°/-7°, 13 l Volumen und 1,6 kg Gewicht. Den hatte ich mir bestellt, da ich einige Wochen in Neuseeland unterwegs sein werde (April, Mai). Danach geht es aber nach Australien (Ostküste: Sydney bis Cairns) und dann so im Juli an die Westküste Nordamerikas. Dementsprechend wird Neuseeland die kälteste Destination werden, wo es durchaus mal 0° auf der Südinsel werden können. Der Rest der Reise wird dann immer wämer werden.
Der Charakter der Reise wird aber weniger trekkingmäßig sein. In Neuseeland möchte ich mir einen Campervan mieten, in dem es sehr wahrscheinlich Decken gibt (das spricht nur für ein Inlett). Eine Bekannte war letztes Jahr um die gleiche Zeit dort und hatte wohl so stark gefroren, dass sie meist in Hostels geschlafen hat. Dies wollte ich aufgrund der eingeschränkten Flexibilität, abends eben immer eine Stadt anzusteuern, vermeiden.
Für die anderen Länder hätte ich dann eben auch einen Schlafsack, wäre aber voraussichtlich mehr in Hostels untergebracht, in denen der auch untersagt sein könnte. In den USA wäre evtl. ne Tour in den Rockys möglich. Wie ich jedoch hier auf der Seite las, kann man sich durchaus auch Schlafsäcke mieten.
Im Grunde denke ich, dass ich durchaus auf den Schlafsack verzichten kann. Bin mir aber wegen Neuseeland, vor allem Südinsel unsicher. Zweitens weiß ich nicht, wie sich das auf meine Rucksackwahl auswirkt. Wenn die 13 Liter vom Schlafsack wegfallen, hab ich vielleicht zu viel Platz im Rucksack und pack unnütze Sachen ein. Da muss ich wohl mal Probe packen, oder?

Nun zu den Jacken: Auf der Packliste dieser Seite (vielen Dank auch noch einmal dafür, sie ist sehr hilfreich) sind Fleecepullover, -jacke und ne Regenjacke angegeben. Hier ist wieder Neuseeland das Nadelöhr in meinen Vorstellungen. Kalt, wechselhaftes und sehr regnerisches Wetter lassen mich an eine gute Reckenjacke denken. In den Outdoorläden wurden mir 2-3 Lagenjacken empfohlen, die so ab 250 EUR losgingen. Eine andere Variante, die mir besser gefiel, war eine Softshelljacke und ne leichte Regenjacke. Diese Kombi wäre auch für die anderen Ziele passender. Dort müsste ich dann nicht mit der in höheren Tempaturen wenig atmungsaktiven Top-Regenjacke rumlaufen. Jetzt hab ich erst mal nen Fleecepulli, ne winddichte Fleecejacke, ne Softshelljacke und ne leichte Regenjacke. Alles sehr gute Teile, die mir auch gut gefallen. Jedoch habe ich das Gefühl, dass das zuviel ist. Kann ich davon ein Teil zu Hause lassen bzw. zurückgeben? Ich denke da vor allem an die Softshell. Bei 25° werd ich die wohl kaum mehr anziehen.
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karoshi

« Antwort #1 am: 04. April 2008, 07:43 »
Hallo ghostdog,

wenn Du den Schlafsack nur in Neuseeland benutzen willst und dort einen Campervan hast, dann muss er ja eigentlich gar nicht in den Rucksack. Auf dem Hinflug kannst Du ihn z.B. einfach als zweites Gepäckstück einchecken. Für Wanderungen mit Übernachtung kannst Du ein paar Sachen aus dem Rucksack nehmen (z.B. Bücher, überflüssige Klamotten) und den Schlafsack mit einem Kompressionsbeutel einpacken. (Das ist unkritisch, weil er sich ja jede Nacht wieder ausdehnen kann.) Und nach dem NZ-Teil der Reise kommt der Schlafsack in ein Paket und wird per Surface-Mail (dauert 2-3 Monate, ist aber viel billiger als Luftfracht) nach Hause geschickt.

Die Softshell-Jacke wäre für mich auch ein Kandidat zum Weglassen. Kommt ein wenig drauf an, wie dick die anderen Sachen sind. Ich komme normalerweise mit 4 Lagen Klamotten aus (T-Shirt/dünner Pulli/Fleecejacke/Regenjacke), selbst bei Temperaturen unter Null. Meistens ist ja nicht die Temperatur das Problem, sondern die gefühlte Temperatur, die bei Wind viel niedriger ist. Eine winddichte Außenhülle entschärft das Problem deutlich.

Beim Rucksack würde ich insgesamt eher auf eine Größe von 50 L zielen. Ein Appalachian 65 ist ganz schön groß, den kenne ich aus eigener Erfahrung. Für Wanderungen ohne Zelt finde ich ihn sogar schon zu groß. Und Du vermutest richtig, man tendiert letztlich doch dazu, ihn voll zu machen. Gerade im Fall des Appalachian 65 ist es nämlich so, dass bei nicht voller Beladung das Deckelfach irgendwie ungünstig schief hängt -- kann ich jetzt schwer beschreiben, probiers im Laden mal aus: ein paar schwere Sachen (Bücher/Kataloge) ins Deckelfach und Hauptfach nur 2/3 voll machen. Auf die Nutzung des Deckelfachs will man ja normalerweise nicht verzichten, wenn der Rucksack eh nur 3 Fächer hat.

LG, Karoshi
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ghostdog

« Antwort #2 am: 05. April 2008, 00:53 »
Hallo Karoshi,

herzlichen Dank für die Antwort. Den Haupteinsatz für den Schlafsack sehe ich wirklich in Neuseeland. Deine Seite über den Schlafsack finde ich nämlich so überzeugend, dass ich auf die Umsetzung mit dem Inlett ziemlich scharf bin. Allerdings fliege ich nicht direkt nach Neuseeland, sondern vorher noch zu einem Freund nach Japan. Er hat mich gebeten, doch einen Schlafsack mitzubringen. Der muss dann aber nicht so warm sein. Als Alternative hatte ich mir auch überlegt meinen kleinen Kunstfaserschlafsack (ca. 7 L unkomprimiert, +9°/+5°, 1kg) und ein Inlett mitzunehmen. Dazu müßte ich allerdings mal den Rucksack packen und schauen, was noch an Platz da ist. Für Neuseeland wird dieser dann natürlich kühler. Mit Decken und Inlett dürfte das aber auch funktionieren.

Dein Erfahrungswert mit den vier Lagen, der ja auch deiner Packliste entspricht ist gut. Ich finde auch, dass der Wind sehr viel mehr ausmacht als die Kälte. Snowboarden bei Sonnenschein und blauem Himmel ist wunderschön und warm. :-) Deswegen habe ich auch eine winddichte Regenjacke und eine winddichte Fleecejacke. Das war der Grund, warum ich anfing darüber nachzudenken die Softshell zu Hause zu lassen. Diese wäre für Neuseeland sicher gut, im Sinne eines leichten Packens aber zu speziell. Zudem habe ich noch Funktionsunterwäsche, die in kalten Gegenden ordentlich warm hält und in wärmeren Gegenden angenehm temperiert.

Das mit dem nicht ganz voll beim Appalachian kenne ich. Dann hängt der Deckel wirklich schief. Sehr hilfreich fand ich deine Literangabe für den Rucksack: um die 50 L. Ich werde morgen in Bonn mal einige Rucksäcke mit dieser Größe anprobieren.
Dazu in Verbindung mit der Packliste fallen mir noch einige Fragen ein. Wie ist das mit der Kleidung, die ich am Körper trage? Rechne ich die mit ein? Bspw. habe ich Wanderstiefel (Meindl Borneo Pro MFS, Lederfutter), die ich äußerst sinnvoll finde. Sowohl wasserdicht als auch für alle Klimazonen angenehm - im Gegensatz zu einem GoreTex Modell. Das Paar wiegt allerdings 1700g und ist im Vergleich zu einem Halbschuh voluminöser. Auf einem Flug sowie sonst die meiste Zeit der Reise ziehe ich natürlich diese Stiefel an. Ziehe ich allerdings mal andere Schuhe bzw. Sandalen an, so werden die Stiefel wahrscheinlich nicht in den Rucksack passen. Die "Platzreserve", von der du auf deiner Infoseite über Schuhe sprichst, scheint mir bei 50 L nicht da zu sein. Ich würde die dann draußen befestigen. Spricht da was dagegen?
Ich hab meine bisherige Ausrüstung jetzt mal Teil für Teil gewogen und bin auf ein Gewicht, ohne Wanderstiefel, von knapp 12kg gekommen. Dabei fehlt noch der Rucksack (je nach Volumen ca. 2kg). Ziehe ich das Gewicht der Kleidung ab, die ich noch anziehe, wird es entsprechend weniger . Klingt für mich relativ leicht. Müßte nun schauen, inwieweit das in einen 50L Rucksack passt.

Zum Abschluss noch zwei Fragen: es sind Hemden und T-Shirts auf der Packliste aufgeführt. Auf deiner Seite schreibst du, dass du dich mal über die große Anzahl deiner T-Shirts geärgert hast, nachdem du dir ein Hemd aus Kunstfaser gekauft hattest. Sind die 3 Hemden auf der Liste als langärmelige Hemden zu verstehen? Kurzärmelige erfüllen ja einen ähnlichen Zweck wie T-Shirts, oder nicht?
Die letzte Frage bezieht sich auf das Daypack. Wie gesagt, gefallen mir deine Erfahrungsberichte sehr und finde sie zudem noch verständlich. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, wie ich das mit dem Daypack zu verstehen habe. So wie ich es nach deiner Beschreibung übers "Einpacken" gelesen habe, hast du einen 40-50 L Tourenrucksack und (!) ein Daypack, das du mit einem Karabiner festmachst. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass ich alles in einen einzigen Rucksack verstaue, inkl. des Daypacks. Dieses dann für kleine Touren, Busfahrten, Flieger etc. benutze. Deswegen wahrscheinlich auch die Idee vom 65 L Rucksack. Wenn ich 40-50 L und 20-25 L zusammennehme, komme ich auch auf auf die 60+ L eines Trekkingrucksacks.

Beste Grüße, Matthias

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karoshi

« Antwort #3 am: 05. April 2008, 14:19 »
Hallo Matthias,

viele Fragen, mal sehen was mir dazu einfällt:
  • Bei der Packliste sind auch die Teile dabei, die am Körper getragen werden. Das schwankt natürlich je nach Klima, deshalb muss der Rucksack groß genug sein, um alles aufzunehmen, was Du bei 30 Grad nicht an hast. Beim Probepacken würde ich deshalb mal von der Vermutung ausgehen, dass es draußen heiß ist, und möglichst viel im Rucksack unterbringen, z.B. auch die dicken Schuhe, Schlafsack und die Fleece-Jacke. Er darf dann ruhig ziemlich voll sein, denn mehr kommt ja unterwegs nicht rein. Erfahrungsgemäß ist dann in kaltem Klima die Füllung des Rucksacks immer noch ausreichend (locker gepackt), um die Form zu halten.
  • Platzreserve: die meisten Rucksäcke haben eine eingebaute Reserve, das sieht man dann z.B. an Größenangaben wie "50+5". Wenn Du die im Normalzustand nicht ausnutzt, passen die Schuhe also auch zusätzlich mit rein.
  • Hemden: ich habe überwiegend kurzärmelige Hemden, das liegt aber daran, dass mir eher zu warm ist als zu kalt (ich war zugegebenermaßen in der letzten Zeit auch mehr in heißen Gegenden unterwegs). Langärmelige Hemden sind nicht ganz so luftig, selbst bei aufgerolltem Ärmel schließen sie am Ellenbogen doch recht dicht ab.
  • Schlafsack: wenn Du auch noch Funktionsunterwäsche dabei hast, wirst Du wahrscheinlich mit dem kleinen Schlafsack auskommen. Es wird ja nur in Ausnahmefällen wirklich 0 Grad kalt sein, und mit Thermounterwäsche+Socken und Inlett und Schlafsack zusammen sollte die Wärmeleistung eigentlich auch für diese Fälle locker ausreichen.

Besonders interessant finde ich die Frage nach dem Umgang mit dem Daypack. Da gibt es wohl keine Patentlösung, jeder macht es ein wenig anders, aber ich kann ja mal meine persönliche Sicht wiedergeben:
Zunächst mal befinden sich im Daypack im "Normalbetrieb" (also wenn ich nicht gerade Wandertouren mache) überwiegend Dinge, an die ich immer mal wieder dran muss: Wasser, Reiseführer, Sonnenmilch, Regenjacke, Kopfbedeckung, Kamera, Sonnenbrille etc. Das ist auch genau der Grund, warum ich ihn nicht im großen Rucksack unterbringe. Selbst wenn ich nur vom Busterminal zum Hostel will, ab und zu ein Blick auf den Stadtplan lässt sich meistens nicht vermeiden.
Bei Touren habe ich immer nur einen von beiden Rucksäcken dabei, während der andere in der Unterkunft bleibt (notfalls auch im Baggage Store, wenn ich in der Zeit kein Zimmer habe). Tagesausflüge oder Touren mit einer Übernachtung im Hostel kann ich mit dem Daypack machen, da kommt dann das Inlett und bei Bedarf noch etwas Kleidung zum Wechseln rein und gut ist. Bei größeren Touren ist der "große" Rucksack dabei (meiner hat 38L). In diesem Fall lade ich um: Überflüssige Sachen wie Halbschuhe, Stadtklamotten, Ersatzteile, Ladegeräte... fliegen raus, dafür kommen manche Dinge aus dem Daypack mit rein. Durch das Modulkonzept (fast alles ist noch mal in kleineren Behältern untergebracht) geht das auch recht schnell.

Wie gesagt, das ist meine persönliche Heransgehensweise. Ich habe auch schon von Leuten gehört, die einen einzelnen großen Rucksack als Basis verwenden und darin ein leichtes, faltbares Daypack verstauen, das nur bei Bedarf verwendet wird. (Da ich diesen Bedarf eigentlich ständig habe, war das für mich keine Option.) Andere verwenden Rucksäcke mit einem "integrierten" Daypack, das mit Schnallen oder Reißverschluss befestigt ist. Es ist dann weit vom Körper weg, dadurch ist man bei beengten Platzverhältnissen sehr eingeschränkt, und außerdem wiegt ein Daypack oft über 5 Kg (es sind eben schwere Sachen drin: Papier, Flüssigkeiten, Technik...), und das zieht dann nach hinten.

LG, Karoshi
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ghostdog

« Antwort #4 am: 02. August 2008, 16:35 »
Hallo Karoshi,

nach knapp vier Monaten bin ich, wie geplant, wieder zurück. Nicht zuletzt aufgrund deiner Seite und den Tipps hat auch alles wunderbar geklappt. Ich bin sozusagen angefixt vom Weltreisen. :-) Hier also ein Feedback.

Gerade deine Packtipps halte ich für äußerst sinnvoll, sah ich doch viele Reisende mit wirklich Riesenrucksäcken (70 L und größer). Ich kaufte mir einen 50 Liter Rucksack.
Der Schlafsack war sowohl in Japan als auch in Neuseeland im Einsatz. In den anderen Ländern brauchte ich ihn nicht, ich schickte ihn mit der Post wieder nach Hause.
Eine dicke Jacke hatte ich auch nicht dabei, stattdessen Zwiebelschalenprinzip. Im Vergleich zu deiner Packliste schickte ich auch den zweiten Fleecepulli wieder heim. Ich hatte noch einen dünnen, etwas schickeren Pulli dabei, mit dem ich auch ausgehen konnte.
Die Wanderschuhe waren aufgrund meiner zahlreichen, langen Wanderungen untentbehrlich. Einerseits konnte ich sie durch das Lederfutter bei jedem Wetter anziehen, andererseits war es auch kein Problem sie im Rucksack unterzubringen. Da war der Rucksack groß genug bzw. hatte ich durch deine Packliste das Wissen, was ausreichend zum reisen ist.
Zur Frage Backpack/Daypack hielt ich es so wie du es beschrieben hast, Daypack als Zusatz. Und bei den allermeisten Touren hatte ich den Daypack dabei und den großen in der Gepäckaufbewahrung.

Mir wurde während eines nächtlichen Clubbing-Wochenendes meine Geldbörse gestohlen (war nur Geld und ne abgelaufene Kreditkarte drin). Allerdings hatte ich sie auch in meiner hinteren Hosentasche, die keinen Knopf o.ä. hatte. Eine sicherheitsrelevante "Einrichtung" baute ich mir mit Hilfe einer Sicherheitsnadel. Ich verschloss die Tasche mit der Nadel, so dass gerade noch so die neue Geldbörse hineinpasste - rausholen und reinstecken war also mit ein wenig Gefummel verbunden. Naja, mir wurde sie nicht nochmal geklaut. Auf jeden Fall hatte es einen angenehmen psychologischen Effekt für mich, ich fühlte mich sicherer :-)
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