Hallo zusammen,
seit kurzem sind wir von einem kleineren Urlaub in Andalusien zurück, und da wir dort zum ersten Mal etwas mehr "High-Tech" gereist sind, gebe ich einen kleinen Erfahrungsbericht dazu.
Verwendetes Equipment:- Nokia E65 Smartphone. Hat Bluetooth, UMTS und WLAN-Anbindung, aber keine Qwertz-Tastatur oder GPS.
- Externer GPS-Empfänger (GPS-Maus) NaviLock BT-338 mit Bluetooth.
- Software: Nokia Maps (Karten und Navigation - Freeware, aber die "echte" Routenführung über GPS ist kostenpflichtig).
- KFZ-Ladekabel für das E65.
Einsatzzwecke:Das Handy kam in den unterschiedlichsten Situationen zum Einsatz. So langsam wird mir klar, warum Nokia seine neueren Geräte nicht mehr Telefon nennt, sondern Computer.
- Telefonieren/SMS.
- Wecker.
- Schnappschüsse, wenn ich gerade meine große Kamera nicht dabei hatte.
- Surfen im Internet, wenn im Hotel ein offenes WLAN war (kam nur einmal vor).
- E-Mails lesen und senden.
- Orientierung. Zum einen, um zu wissen, wo man gerade ist (zusammen mit dem GPS wird die tatsächliche Position auf der Karte bzw. im Stadtplan dargestellt) zum anderen um die Umgebung zu sehen.
- Wiederfinden des Mietwagens, wenn wir ihn nach wilder Parkplatzsuche irgendwo abgestellt hatten.
- Finden von Orten, z.B. Parkhäuser oder Hotels, von denen wir nur die Adressen hatten.
- last not least: Navigation beim Autofahren.
Wie hat's funktioniert?Erstaunlich gut. Ich behandle schwerpunktmäßig mal die Kartenfunktion, denn die anderen Anwendungen sind ja nicht so speziell.
Technisch: Die GPS-Maus versteht sich hervorragend mit dem Handy, es fühlt sich fast an wie ein einziges Gerät. Nachdem erst mal die Satelliten angepeilt waren, konnte ich die Maus aufs Amaturenbrett legen oder (als Fußgänger) ins Daypack stecken und vergessen. Der Vorteil eines externen GPS gegenüber einem integrierten ist die bessere Akkuleistung und Empfangsqualität sowie die Möglichkeit, den Empfänger dorthin zu legen, wo der beste Empfang ist. Der Akku des Handys wurde fast täglich beim Autofahren geladen. Anderenfalls hätten wir bei dieser intensiven Nutzung regelmäßig das Netzteil gebraucht; für längere Phasen abseits der Zivilisation also eher ungeeignet.
Funktionen: Bei Fahrten mit dem Auto haben wir eine Hassliebe zu unserem Navi entwickelt. Wir haben alle üblichen Licht- und Schattenseiten von Navigationssystemen gesehen. Insgesamt sind wir komplett ohne Straßenkarten ausgekommen und haben auch schlecht ausgeschilderte, kreative Abkürzungen gefunden. Es ist aber andererseits oft vorgekommen, dass wir ohne Vorwarnung plötzlich im engen Gassengewirr der Altstädte steckten ("in 150m bitte Seitenspiegel einklappen"), oder dass die rege Bautätigkeit (sowohl was Straßen als auch Straßenschilder betrifft) in Spanien eine Diskrepanz zwischen Kartenmaterial und Wirklichkeit erzeugt hatte. Teilweise waren die Straßen auch noch gar nicht gebaut, über die wir fahren sollten.
Sehr hilfreich war die Möglichkeit, über Adresse/Namen/Kategorie nach Orten zu suchen und sie sich auf dem Handy anzeigen zu lassen, statt z.B. den ganzen Stadtplan von Granada nach der Straße abzusuchen, wo ein bestimmtes Hotel ist.
Bei Stadtbesichtigungen haben wir zu schätzen gelernt, dass man sich nicht mehr hoffnungslos verlaufen kann. Irgendwie kam ich mir auch weniger als Tourist vor, wenn ich auf mein Handy geschaut habe statt auf den Papierstadtplan der Tourist Information.
Weitere Anwendungen:Was wir (diesmal noch) nicht genutzt haben, ist die Möglichkeit, weitere Informationen auf das Handy zu laden wie z.B. Reiseführer. Bei der Alhambra hätte es z.B. einen kompletten Guide zum kostenlosen Bluetooth-Download gegeben, leider hat das aber nicht funktioniert.
Mein Eindruck:Ein mobiles Gerät, das wesentlich mehr kann als Telefonieren, kann für den Reisenden ein echter Segen sein. Wir stehen da erst am Anfang einer Entwicklung, aber meiner Meinung nach geht der Trend eindeutig weg von den Reiseführern in Buchform. Es gibt eigentlich nichts darin, was man auf dem Handy nicht besser machen könnte. Und da die Kosten für die Gräte weiter fallen, müssen sich die Reisebuchverlage warm anziehen. Sie werden von den Geräteherstellern und von den Reisecommunities im Internet in die Zange genommen. Wer braucht noch Hotelinformationen im Reiseführer, wenn er z.B. Hostelworld.com online aufrufen kann? Infos zu Sehenswürdigkeiten kann man sich auch kostenlos aus dem Internet laden. Und die Möglichkeit, interaktive oder tagesaktuelle Inhalte einzubinden, gibt es ja theoretisch auch noch.
Im Moment gibt es ein paar Hindernisse, die eine weite Verbreitung erschweren:
- Die Geräte sind (noch) relativ teuer.
- Die Infrastruktur steckt in den Kinderschuhen, vieles ist noch unausgereift.
- Man ist abhängig von einer sehr regelmäßigen Stromversorgung. (Ein eigenes Fahrzeug reicht aber.)
- Es ist u.U. teuer, im Ausland online zu gehen. (Das meiste geht aber offline.)
Ich erwarte, dass alle diese Probleme nach und nach gelöst werden. Der Angriff der mobilen Endgeräte auf den klassischen Reiseführer wird von den entwickelten Ländern ausgehen, und dort wiederum von den Städtereisen (City Guides in elektronischer Form gibt es heute schon) und irgendwann auch die abgelegensten Regionen erreichen. Ich schätze mal, im Laufe der nächsten Jahre steht uns da eine echte Revolution bevor.
LG, Karoshi